Studieren mit 36...Spätzünderin braucht Rat

Ihr Lieben,

Was macht ein Mensch wie ich, dessen Grips und Abi-Zeugnis locker für ein Studium reichen würden, der/die letzten zehn, zwölf Jahre aber dahingehend verpennt hat?
Sprich: mir fällt beruflich mittlerweile die Decke auf den Kopf, mein Hirn verlangt nach Input und ich würde sehr gerne meinen Traum vom Ethnologie-/ Anthropologiestudium wahr machen.

Daher ein paar total dusselige Fragen:

Die wichtigste: wovon lebt mensch eigentlich, wenn er/sie einen Single-Haushalt zu versorgen hat? Sowas wie ein Fernstudium käme mir ja entgegen, dann könnte ich weiter arbeiten, das würde zumindest die Grundversorgung sichern. Gibt es solche Möglichkeiten eigentlich noch?

Ich habe hier (Berlin) drei Unis zur Auswahl, in deren Studienführern ich schon gegraben habe. Nur bin ich völlig unbedarft, was die akademischen Spielregeln angeht. Was ist bei der Fächerauswahl zu beachten? Und wen gilt es anzusprechen?

Wie lassen sich Studienalltag und Lebensunterhalt (von mir aus auch mit Studentenjobs) organisieren, ohne einem Burnout anheimzufallen?

Hat eine/r von Euch Erfahrungen gesammelt, die meinen Ideenwust irgendwie entwirren könnten?

Ich würde mich riesig über ein paar hilfreiche Informationen/ Links freuen…
malochenmüde und lernwütig,
Minx

Hallo Minx,

Was macht ein Mensch wie ich, dessen Grips und Abi-Zeugnis
locker für ein Studium reichen würden, der/die letzten zehn,
zwölf Jahre aber dahingehend verpennt hat?
Sprich: mir fällt beruflich mittlerweile die Decke auf den
Kopf, mein Hirn verlangt nach Input und ich würde sehr gerne
meinen Traum vom Ethnologie-/ Anthropologiestudium wahr
machen.

Sich immer wieder neu weiterbilden find ich gut !

Daher ein paar total dusselige Fragen:

Die wichtigste: wovon lebt mensch eigentlich, wenn er/sie
einen Single-Haushalt zu versorgen hat?

Äh, mir stellt sich da eine andere Frage:
Von was will sich ein Mensch mit abgeschlossenem Ethnologie-/ Anthropologiestudium ernähren ? Wie sehen die Berufschancen nachher aus ? als diplomierte Taxifahrerin ? Oder ist es einfach nur Dein persönliches Interesse ?

Sowas wie ein

Fernstudium käme mir ja entgegen, dann könnte ich weiter
arbeiten, das würde zumindest die Grundversorgung sichern.
Gibt es solche Möglichkeiten eigentlich noch?

Fernstudium gibt es immer mehr, aber ob für diese exotische Studienrichtung ?

Ich habe hier (Berlin) drei Unis zur Auswahl, in deren
Studienführern ich schon gegraben habe. Nur bin ich völlig
unbedarft, was die akademischen Spielregeln angeht. Was ist
bei der Fächerauswahl zu beachten? Und wen gilt es
anzusprechen?

Am Besten wählt man die Fächer unter den beiden Aspekten

  1. „persönliches Interesse“ und
  2. „spätere Berufschancen“
    (beide Aspekte sollten berücksichtigt werden, ohne 1. wirft man das Studium hin, ohne 2. ist man hinterher evtl. Dipl.-Taxifahrer)

Natürlich gibt es noch ein paar Regeln einzuhalten (analog Wahl der Leistungsfächer beim Abi). Evtl. ist sogar die Qualität der Profs nicht uninteressant… (lieber einen guten Abschluss mit einem Fach, das einen nicht so sehr interessiert, als einen schlechten Abschluss im Traumfach - denn hinterher muß man sich die Kenntnisse für jeden Job sowieso neu aneignen und man benötigt nur ca. 10% des Studienwissens).

Wie lassen sich Studienalltag und Lebensunterhalt (von mir aus
auch mit Studentenjobs) organisieren, ohne einem Burnout
anheimzufallen?

Zeitmanagement !!!

  • vorher überlegen, wie man die sonstigen Tägigkeiten einschränken / rationalisieren kann (ich koche z.B. nicht mehr selbst, bringe meine Hemden in die Reinigung und habe eine Putzhilfe).
  • Studiengeschwindigkeit entsprechend anpassen (lieber 1-2 Semester mehr einplanen, ohne allerdings zu trödeln)
  • Nebenjob suchen, der eine relativ flexible Zeiteinteilung ermöglicht (Reduzierung Tätigkeit vor den Prüfungen)

Übrigens finde ich die Kombination Fulltime-Job / Fernstudium fast anstrengender als Fulltime-Studium / Nebenjob.

Hat eine/r von Euch Erfahrungen gesammelt, die meinen
Ideenwust irgendwie entwirren könnten?

In Anbetracht Deiner gewünschten Studienrichtung in Verbindung mit dem Standort Berlin würde ich mir schon überlegen, ob Du hinterher einen Job findest.

Grüsse

Sven

Hallo Minx, ich denke für ein Studium ist es nie zu spät, hab mal deine ViKA nach Anhaltspunkten durchsucht un eine Menge gefunden.
Kannst du evtl. eben dem Stuium weiter als Physitherapeutin arbeiten oder ist das echt zu viel verlangt. Ich denke da an stundenweise Beschäftigung, oder auch bei einem ambulanten Pflegedienst oder als NAchtwache im Krankenhaus…
Nur so um den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Zur Schlosserin fällt mir ein, schau dich doch mal bei den Ur/Vor-und Frühgeschichtlern um, da kannst Du deine Metallkenntnisse mitverwenden und später zB. bei experimentellen Archäologieprojekten mitarbeiten (so LEute die kurzfristig ein Stinzeitdorf auf dem Schulhof errichten, Metallguß für Anfänger in tourigebieten anbieten etc.)
Dazu würde sich dann die ethnologie eher als Nebenfach anbieten.

Schau einfach mal die Fächer an, die dich besonders interessieren und versuche Dir vorzustellen, was man mit der einen Kombi anfangen kann und mit der anderen nicht, zB. Hauptfach Ethn., Nebenfach Sprache, und Historisches Fach, dann kannst Du in den Dschungekl gehen und dort forschen oder ins Museum. Historisches Fach, Nebenfach Ethnol u. Sprache, dann ist auch Archiv drin. Sprache als HAuptfach, Ethn. u. Historisches Fach, dann ist auch auswärtiger Dienst drin, für den du aber zu alt bist, und eigentlich nur was für fAUle, da man genausogutin der Sprache sein muß wie ein Nebenfächler.

Schau auch mal nach den Seminar u. Vorlesungszeiten, manche Profs machen Seminare nur abends, so dass man vormittags arbeiten kann.
Manche Fächer überschneiden sich konstant mit den ZEiten, wenn es unbedingt das eine Fach sein soll, kann es sein, dass du erst im höheren Sem. ZEit für eine bestimmte Vorles. hast (Bei mir war das allgemeine Psychologie 1 im 9. Semester, da vorher 8 Semester Anwesenheitspflicht in HAuptfachvorlesung:einmal durch die Jahrtausende Med.Geschichte.)
In Berlin ist es zudem möglich, einzelne Veranstaltungen bei den anderen Unis auch anerkennen zu lassen. (ist zumindest in Musikwiss. so)Evtl ist es sogar möglich das eine unbedingte Lieblingsfach als Nebenfach an einer anderen Uni zu belegen, liegt ja räumich alles nahe beisammen (war hier bei den Lehrämtern so, dass sie für bestimmte Fächer nach Flensburg tingeln mussten, und den rest in Kiel machten.)
Wenn du so 12 Studen die Woche für feste Zeiten einplanst, und noch mal solange für die NAchbereitung(zB. Wochenende, oder bestimmte Lerntage oder jeden Abend eine Stunde, Rest Wochenende), bist du schon ganz gut davor und kannst sehen, wieviel dir zum arbeiten bleibt.

Ansonsten viel Erfolg Susanne

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo,

sieh einmal unter der Fernuni Hagen nach. Die haben interessante Angebote.

Gruß
Manfred

Hallo Minx,

ich habe mit 30 ein Studium begonnen und inzwischen beendet. Davor hatte ich auch schon zwei Lehrberufe - jeweils in einer anderen Branche.

Leider habe ich mein Studium nach Interesse ausgewählt. Das ist sicherlich gut während des Studiums, wenn du dann aber mit (bei mir Mitte Dreißig) 40 fertig bist und eine „nichtgefragte“ Ausbildung anwenden willst, wird es schwierig. Bei mir war es Architektur - klingt eigentlich nicht exotisch, ist aber arbeitsplatztechnisch schwierig. In dem Alter hast du dann auch keine anderen Chancen mehr - Verbeamtung, wenn gewollt, Trainee… Ich bin inzwischen soweit, nochmal was zu machen, weiß nur nicht was…

Also, was ich sagen will: Studium ja, aber überlege dir gut, welches Fach. Vielleicht kannst du ja dein Interesse für Ethnologie-/ Anthropologie irgendwie mit anderen Fächern koppeln, im Rahmen eines Magister-Studiums?!

Du hast schon soviel gemacht, versuche doch da irgendwo anzuknüpfen. Das kannst du dann bei späteren Bewerbungen auch gleich gut als Aufhänger nehmen.

Würde mich interessieren, wie du dich entscheidest.

Grüße

dgu

Hallo,

…ich würde sehr gerne
meinen Traum vom Ethnologie-/ Anthropologiestudium wahr
machen.
…Die wichtigste: wovon lebt mensch eigentlich, wenn er/sie
einen Single-Haushalt zu versorgen hat?

Wichtiger ist für Dich die Frage, wovon Du nach dem Studium lebst. Da Du finanziell nicht unabhängig bist, ist das die entscheidende Frage für Dich. Wenn Du ein klares Ziel für die Zeit nach dem Studium vor Augen hast, dann ist es gut. Wenn nicht, kann es schwierig werden. Wissenschaft ist ein hartes Brot, die Stellen sind rar, die Konkurrenz ist jung. Die einzigen festen Stellen in der Forschung sind heute Professuren. Hier gibt es aber eine unsichtbare Altersgrenze von 40 Jahren für die Erstberufung.
Alternativ kannst Du später versuchen, Dich mit Drittmittelprojekten über Wasser zu halten (nach einer ziemlich schlecht bis gar nicht bezahlten Promotion). Hier fallen zur Zeit die Altersgrenzen weg, weil man festgestellt hat, dass es auch fähige Köpfe mit ungewöhnlichen Biographien gibt. Das ist aber nur ein Silberstreif am Horizont, mehr nicht. Ich würde keine Karriere darauf aufbauen.

Ciao R.

hallo,

zu em finanz. aspekt: du hast anspruch auf den vollen bafög satz, wenn du ne abgeschlossene ausbildung und 2 jahre min, berufserfahrung hast.
wär doch schonmal ein anhaltspunkt.

Grüße,
Franzi

Hallo LaEspanola,

das was du da schreibst, stimmt nicht so.

Mein letzter Wissensstand ist, unabhängig vom Alter bekommst du Bafög, wenn du gleich nach dem Abitur (bzw. FOS) das Studium beginnst. Bist du älter als 30 Jahre, bekommst du dann nämlich kein Bafög mehr.
So war es zumindest, als ich studiert habe.

Gruß dgu

zu em finanz. aspekt: du hast anspruch auf den vollen bafög
satz, wenn du ne abgeschlossene ausbildung und 2 jahre min,
berufserfahrung hast.
wär doch schonmal ein anhaltspunkt.

Grüße,
Franzi

Spätzünderin sagt danke
Erstmal danke für die Tips - ich sehe wesentlich klarer.
Zum Bafög-Teil (was für ein Hammer!) mache ich mich nochmal genau schlau, nach dem, was ich bislang herausgefunden habe, gilt die Altersbegrenzung seit zwei Jahren (irgendein neues Gesetz) nicht mehr…
Und: danke für die Denkanstöße, vor allem von Susanne :smile:. So langsam kommt System in die Sache. Ich weiß, daß Ethnologen nicht sehr gut bezahlt werden, aber, um ehrlich zu sein: bisher habe ich Geld verdient, um mir wenigstens einmal im Jahr eine Reise zu gönnen und etwas über Menschen zu lernen. Das ist für mich der Inbegriff von Luxus. Ich habe nichts dagegen, dafür auch noch bezahlt zu werden.
Die Sache mit dem Dschungel ist zwar reizvoll (örgs, Spinnen…), allerdings würden es die brandenburgischen Felder auch tun. Auch Museum kann ich mir gut vorstellen.

Mein Beruf ist eigentlich die beste Möglichkeit, nebenbei zu verdienen, mittlerweile kann ich einigermaßen panikfrei über Sachen wie Freiberuflichkeit nachdenken…
Sei´s drum, ihr habt mir die Schwellenangst genommen, ich fahr mal zur Studienberatung der HUB. Mehr als „nee“ können die auch nicht sagen… *lach*

hat angebissen,
Minx