Studium Kath. Theologie

Hallo,

jemand sagte einmal zu mir, dass die Pastorenausbildung in der evangelischen Kirche und in vielen Freikirchen sehr viel länger und aufwändiger wäre, als das Studium der Kath. Theologie. Es würden auch mehr Voraussetzungen bestehen wie z.B. Latinum und Graecum. Stimmt das?
LG

Über die Länge des katholischen Theologiestudiums kann ich nichts sagen; fü die evangelischen Pfarrer ist die Kenntnis der dreialten Sprachen Latein, Griechisch, Hebräisch Pflicht. Das Studium insgesamt dauert wohl an die 12 Semester. Manche schaffens schnelle, senn sie z.B. Griechisch schon im Gymnasium gelernt haben; dann können sie sich die zwei Sprachsemester sparen.

Gruß - Rolf

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Hallo,

Hallo Erich

für die Evangelischen kann ich da nicht so genau sprechen. Eine Kollegin von mir hat zuerst evangelische und dann kath. Theologie studiert, und sie war der Meinung, dass zwar einige Fächer länger besucht würden, der Rest (soweit nicht konfessionell fixiert) aber recht ähnlich ablaufe.

Nicht jede katholische theologische Hochschule stellt im übrigen die gleichen Anforderungen. Nach der Harmonisierung durch „Bologna“ kann man im allgemeinen etwa folgende Anforderungen aufstellen:

Gesamtstudium (Master): fünf Jahre vollzeitlich.
Teilstudium (Bachelor): drei Jahre, aber (wenigstens hier in der Schweiz, wo ich studiere) nicht zur Berufsausübung berechtigend.

Anforderungen: Latein und Griechisch, genau wie bei den Evangelischen, allerdings ist bei uns an der Hochschule die Möglichkeit gegeben, die beiden Sprachen mit vergleichsweise wenig Aufwand nachzuholen und abprüfen zu lassen. „Wenig“ heisst: im Verhältnis zur Mittelschule. Sprich: Am Gymnasium habe ich fünf Jahre à 3-4 Stunden Griechisch und sieben Jahre à 4-5 Stunden Latein gebüffelt, während meine Kollegen hier an der Hochschule, wenn sie kein Latein oder Griechisch mitbringen, die beiden Sprachen in anderthalb Jahren à ca. 4 Wochenstunden nachbüffeln und abschliessen.

Auch die hebräische Sprache ist in kleinerem Masse obligatorisch als bei den Evangelischen; wir haben nur ein Jahr Obligatorium. Allerdings habe ich auch sagen hören, bei einigen Evangelisch-theologischen Fakultäten sei das Obligatorium ebenfalls auf ein Jahr beschränkt, aber einige haben drei Jahre.

Die biblischen Fächer (besonders Auslegung des AT und NT) sind bei uns wesentlich jünger (erst seit etwa 30 Jahren an den Hochschulen Pflichtfach, vorher gab es „biblische Hermeneutik“), und wir haben ein Obligatorium von drei Jahren plus ein halbes Jahr Propädeutikum, ein Jahr „Umwelt“ des jeweiligen biblischen Faches und ein Jahr „Einführung“ in das jeweilige biblische Fach, das gibt also viereinhalb Jahre Exegese, wovon aber nur drei Jahre im engsten Sinn; bei den Evangelischen variiert das meines Wissens, ist aber in der Tendenz eher bis zu fünf Jahren voll obligatorisch (plus Begleit- oder Einführungsveranstaltungen), also auch etwas stärker ausgebaut als bei uns; dafür haben wir einen Schwerpunkt auf den Fächern Liturgiewissenschaft (die bei den Evangelischen meines Wissens manchmal überhaupt nicht obligatorisch ist, wenngleich sie angeboten wird), welche drei Jahre obligatorisch ist, Kirchenmusik/Kunstgeschichte (weiss nicht, wie das bei den Evangelischen ist), Philosophie (bis zum dritten Jahr mehr als die Hälfte des Pensums der Veranstaltungen).
Ethik/Moral haben wir glaube ich etwa gleichviel wie die Evangelischen (weiss nicht genau, wie es bei denen ist - bei uns: ein Jahr Fundamentalvorlesung, drei Jahre Spezialethik), Psychologie haben wir zwei Semester à zwei Stunden, und ökumenische Theologie/Dialogfächer/Religionswissenschaft haben wir jeweils nur als Wahlpflichtfächer, d. h. bei Minimalwahl (wenn man also in anderen Fächern zusätzliche Stunden belegen will und dafür in diesem Bereich nur das Allernötigste tun will) ein Jahr à zwei Stunden, im Normalfall (da die meisten Studierenden diese Fächer mögen) sind es zwei Jahre (die dann dazu führen, dass man nicht in andern Fachbereichen Testate holen muss).

Seminarien und schriftliche Arbeiten sind etwa gleichviele gefordert wie an evangelischen Fakultäten; am Schluss schreibt man eine Master-Arbeit.

Es soll allerdings einige kath.-theol. Fakultäten geben, bei denen ein „Light“-Studium möglich ist, also ein Abschlusszeugnis, welches zum Einsatz in einer ganz bestimmten Diözese (Bistum) berechtigt, und welches ohne Masterarbeit und evtl. auch sonst mit etwas weniger Obligatorien im Stundenplan auskommt.

Insgesamt kommt zum Einsatz als Priester ein Einführungsjahr für Priesteramtskandidaten hinzu und für alle Studierenden (auch Nicht-Priester) vor dem Einsatz ein Praktikums-(„Pastoral“-)jahr, zusätzlich gehören drei mehrwöchige Praktiken in den vorlesungsfreien Zeiten sowie drei bis vier Intensivwochenenden und eine obligatorische interdisziplinäre Studienwoche dazu.

Gruss
Mike

Vielen lieben Dank!

Hallo,
nun ja, Studiengänge werden gerne miteinander verglichen, die mit dem Ziel, die Schwere des Einen unter Hinweis auf die Einfachheit des anderen zu behaupten.
Meiner Erfahrung nach, die sich in D auf mehrere Univsersitäten bezieht, sind die Anforderungen im rk Studium hinsichtlich der Sprachen tatsächlich einfacher. So genügt bei den rk oft Bibelgriechisch bzw. höchstens Josephus, währen bei den Ev. die Abiturergänzungsprüfung (Platon) verlangt wird. Hier kommt natürlich die Tradition sehr zum Ausdruck,
Bei den rk Studiengängen steht oft die Praktische Theologie im Vordergrund sowie ein deutlicher SChwerpunkt der Dogmatik. Während ich für D bei allen Studiengängen, ob ev. oder rk, von einem wissenschaftlichen Studium reden würde, sieht das in anderen LÄndern durchaus anders aus…
Freikirchliche Studiengänge, die mir bekannt sind (Gießen) haben mit Wissenschaftlichkeit kaum etwas gemein - d.h. aber nicht, dass es einfach ist! Wer ist schon nicht alles durch eine Bibelkundeprüfung gefallen:wink:
Wenn es um die Sprachen geht: Im geisteswissenschaftlichen Fächerkanon (mit Ausnahme der Philologien) hat kein anderes Fach derart hohe Voraussetzungen wie die Theologien.
Anders als ein Althistoriker darf der Kirchenhistoriker nicht so einfach über Plotin reden, wenn er die Sprache nicht beherrscht…
Grüße
Taju