Studium: Physik oder Luft- und Raumfahrttechnik?

Hi@all,
ich mache nun dieses Jahr Abi und stehe nun vor der schwierigen, was man studieren soll.
Da ist schonmal klar, dass ich etwas naturwissenschaftliches-mathematisches machen will. Insbesondere Mathe und Physik liegen mir.
Nun liegen meine Interessen bei der Luftfahrt, aber auch bei Astronomie. So habe ich nun die Wahl bis auf Physik und LRT eingegrenzt, weil mir das Mathestudium als doch etwas trocken erscheint (so habe ich es bisher gelesen und gehört, lasse mich aber gern eines besseren belehren).
Was meint ihr dazu? Ihr könnt mir natürlich nicht die Entscheidung abnehmen. Aber ihr könnt einfach alles sagen, was ihr darüber wisst.
Was macht man danach? Wo sind die Jobchancen besser? Wie praktisch/theoretisch sind die beiden Studiengänge? Welches sind die besten Unis?
MfG
Niklas

Was macht man danach? Wo sind die Jobchancen besser?
Wie
praktisch/theoretisch sind die beiden Studiengänge?

ich denke, als physiker bist du weniger spezialisiert, bist vielleicht universeller einsetzbar, aber ein absoluter theoretiker.

lrt: da machst du ingenieur auf raumfahrt, strömungstechnik, thermodynamik, mechanik, materialwissenschaft,hydraulik, elektrotechnik, steuer-/regelungstechnik usw.

du weißt im grunde schon vorher, wo du mal landen wirst(nicht auf dem mond, sondern in einem luft- oder raumfahrtunternehmen)
als physikstudent weißt du es nicht, dir steht aber so ziemlich alles offen.

was dir lieber ist, musst du selbst entscheiden…

das gilt aber alles für das studium und die anfangszeit der arbeit…auf arbeit kommt dann sowieso die praxis auf dich zu und angelernt werden musst du überall .

Huhu.

Bei den zwei Fächern sollte Dir klar sein, daß sie recht verschieden sind. LRT ist eine Ingenieurwissenschaft, während Physik eine Naturwissenschaft ist.

Das Physikstudium aus Sicht des Etechnikers läuft heutzutage folgendermaßen ab: sehr überschaubares, jedoch schwierigkeitsmäßig anspruchsvolles Grundstudium mit den Fächern Mathematik, Physik und einem ebenfach (i.d.R. Chemie oder Informatik). Die Mathematik wird auf hohem Niveau betrieben und übersteigt insgesamt selbst die Stoffülle der Elektrotechnikermathematik.
(Und wir keulen schon, was das Zeug hält.)

Im Hauptstudium trennt sich die Physikerwelt dann beinahe philosophisch auf: Entweder man vertieft die Theoretische Physik in Richtung Astronomie oder in Richtung der Quantentheorien.
In diesen zwei großen Feldern folgt dann auch die gesamte Spezialisierung nach dem ziemlich einheitlichen Grundstudium.

Gibt dabei sicherlich wie überall Mischformen und allerhand Ableger.

Zwar haftet dem Physikstudium immer wieder die Theorielastigkeit an, doch ich urteile darüber nicht, weil ich zuwenig Einblick darin habe.
Bekanntermaßen bringt Theoretisierung für sich recht wenig, so daß der Aspekt der Experimentalphysik ein weiteres Kriterium wäre: Also die eine Richtung zur Theorie hin, die andere zur Experimentalphysik hin (ohne „Meßleute“ gehts nicht).

So universell ist das also schon beim ersten Blick auf die Materie nicht mehr, denn je nachdem, in welcher Weise man sich durch das Studium getrunken hat, ist man später nicht in jedem Feld einsetzbar.

Einprägsames Fernsehbild: das Albert-Einstein-Jahr. Einer der teilnehmenden Physiker meinte, es wäre toll, Kollegen aus den anderen Fachgebieten so geballt antreffen zu können; heuer sei man höchstens noch auf seinem ureigenen Gebiet jemand, der wirklich Durchblick hätte, doch beim Rest könne man allerhöchstens nur noch die Grundlagen ins Feld führen, bei den aktuellen Entwicklungen verstünde man weitestgehend Bahnhof.

Ein bißchen ungeschickt war es da schon von der Berichterstattung, bei einigen Vorträgen einen Hörsaal im Bild zu zeigen, wo man die Hälfte der „Experten auf einem anderen Gebiet“ hat schlafen sehen. :wink:

Über die Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es sicherlich einiges zu sagen: Grundlagenforschung, Nanotechnologie von A bis Z, Feldtheorie/ Elektrodynamik, jedoch auch Modellbildung/ informatische Umsetzung.
Besonders letzteres beobachte ich als rasch wachsendes Aufgabengebiet, was sehr viele Physiker betreiben. Wie gesagt: Experimentalphysik, Hochenergiephysik, Meßexperimente - ein großes und wichtiges Gebiet.

Luft- und Raumfahrttechnik ist nun eben nicht Naturwissenschaft, sondern, wie bereis erwähnt, Ingenieurwissenschaft.
Wie der Name sagt, stecken zwei Dinge drin: Luftfahrttechnik und Raumfahrttechnik.

Luftfahrttechnik: selbstredend. „Konzeption, Realisierung und Betrieb von Flugkörpern“ würde ich hier als Etechniker vermuten. Speziell natürlich dieser Tage das Flugzeug oder den Hubschrauber.

Folgerichtig schließt das auch Kenntnisse gewisser Funktionsgruppen mit ein: Triebwerkstechnik, Avionik, Aerodynamik und weiß der Geier was.

Bei der Raumfahrttechnik schätze ich das ganze vergleichbar ein:
Entwicklung und Umsetzung (Konstruktion, Inbetriebnahme) von Fluggeräten, die bis ins All vordringen können. Sprich: Raketen, Satelliten und Raumtransporter.
Hier sticht dann natürlich die ingenieurwissenschaftliche Seite voll ins Auge. Man denke nur an die gewaltigen Temperaturunterschiede, die auf einem „stinknormalen“ Weltraumflug auftauchen. Oder die kosmische Strahlung außerhalb der Atmosphäre. Technisch ebenfalls nicht ohne: das Vakuum dort oben. Und zuletzt: Wirtschaftlichkeit. Je mehr Gewicht bzw. sperriges Volumen man bei jedem Raumflug mitführen kann, desto günstiger wird der Spaß. Je leichter das Gesamtsystem bleibt, je weniger kraftvoll dürfen auch die Aggregate der Raketen werden.
Gewichtsreduktion und möglichst große Nutzlasten werden daher sicherlich eine wichtige Rolle spielen.

Zumindest würde ich so von außen hineindeuten.

Wo man damit arbeiten kann? Klassische ingenieurwissenschaftliche Betätigungsfelder! Trivial: Flugzeugbau, Triebwerksbau. Ebenso die Triebwerksforschung (bspw. Staustrahltriebwerke für hypersonische Geschwindigkeiten), Aerodynamik. Natürlich auch alle damit verbundenen Hilfsindustrien, die die Rolle eines Zulieferes spielen. Also Elektrotechnik, (Angewandte) Werkstoffwissenschaften, Schwerindustrie (Stahlbau, Leichtmetallbau).

Ich schätze, darüber hinaus läßt sich zweifelsohne auch an den weiten Bereich der Qualitätssicherung denken. Oder an Flughäfen, Fluglinien/Fluggesellschaften.

Englisch solltest Du sicherlich mehr als gut beherrschen, da es mir außer Frage scheint, daß sich in der Luft- und Raumfahrtbranche viel auf der internationalen Bühne abspielt.

Wie gesagt: So drängt sich mir das logisch als Außenstehender auf.
WO man Physik bzw. LRT nun am besten studiert, müßtest Du selbst recherchieren. Hast Du Dich einmal kundig gemacht, kannst Du dann auch konkret vor Ort die Studienberater Löcher in den Bauch fragen. :smile:

Für eine Ingenieurwissenschaft sei aber von meiner Seite her immer Kontakt mit der Technik schon vor dem Studienbeginn geraten.
Bei uns sitzen mehrheitlich auch Leute in der Etechnik, die nicht im entfernstesten wußten, was auf sie zukommt. Die dachten sich auch „Ach, Mathe und Physik als LK, wird schon reichen.“. Eine alte Scheiße war’s dann. Manche hatten noch nie einen Lötkolben in der Hand, oder hatten jemals technisches Zeichnen oder, oder, oder. Das Grundstudium war die blanke Quälerei für die Leute, weil sie alles von Null auf ohne jegliches Gefühl für die Sache erlernen mußten.
Ganz anders bei Leuten die als Profilrichtung schon jahrelang Technik in der Schule genießen konnten oder sogar vom technischen Gym kamen.

Schaffbar ist es natürlich trotzdem - doch sollte man diese fixe Idee mit den Nullachtfünfzehnleistungskursen Physik/Mathe nicht überbewerten.

Erwähnt sei noch, daß LRT oft den Charakter eines Maschinenbaustudiums hat - mancherorts wird es deshalb auch so gehandhabt, daß man LRT als echtes Fach nicht belegen kann, sondern es wird als Vertiefungsrichtung eines Maschbaustudiums angeboten.

MfG :smile:

Hallo,
ein recht allgemeiner Tip, der aber schon einigen Leuten geholfen hat: Such dir mal die Prüfungsordnung und/oder Vorlesungsverzeichnisse an, die findest du ganz einfach im Internet. Da bekommst du einen sehr guten Einblick wie das Studium in etwa ablaufen könnte.
LG Backs

Hallo!

Canding hat schon vieles geschrieben, was ich auch sagen wollte. Als Schüler kannst Du Dir wahrscheinlich weder Physik noch Luft- und Raumfahrttechnik ausmalen. Und egal was Du studieren solltest: In beiden Fachgebieten stehen Dir am Ende noch die unterschiedlichsten Berufsfelder offen. Die Vorstellung, dass Luft- und Raumfahrt-Ingenieure nur in der Luftfahrtbranche eingestellt werden, ist ziemlich falsch.

Und Physiker sind ohnehin eierlegende Wollmilchsäue. Das Physikstudium hat überhaupt nicht den Anspruch, jemanden auf eine spätere Karriere hin auszubilden. Der größte Nutzen des Physik-Studiums ist, dass es nicht dumm macht. Es hat sich inzwischen herumgesprochen, dass Physiker denken können. Sie verfügen daher über eine ziemlich selten gewordene Fähigkeit und und werden gerne für die unterschiedlichsten Aufgaben (die nur selten direkt mit Physik zu tun haben) eingesetzt.

Letztendlich solltest Du Dich einfach fragen, ob Du die Welt verstehen oder Probleme lösen willst. Im ersteren Falle: Studier Physik. Im zweiteren Falle: Studier eine Ingenieurwissenschaft.

Und vor allem: Studier das, was Dir Spaß macht. Nur jemand der gerne studiert, ist ein guter Student.

Michael

Letztendlich solltest Du Dich einfach fragen, ob Du
die Welt
verstehen oder Probleme lösen willst. Im ersteren
Falle:
Studier Physik. Im zweiteren Falle: Studier eine
Ingenieurwissenschaft.

ich bin nicht sicher, ob man das so einfach sagen kann…

der ingenieur löst meines erachtens nur praxisorientierter probleme, während der physiker sie auf theoretischerer ebene löst.

Hallo!

ich bin nicht sicher, ob man das so einfach sagen kann…

der ingenieur löst meines erachtens nur praxisorientierter
probleme, während der physiker sie auf theoretischerer ebene
löst.

Zur Klarstellung: Mit „Problem lösen“ meinte ich „ein gesetztes Ziel erreichen“. Naturwissenschaft arbeitet ergebnisoffen (denn sie will ja ein noch nicht verstandenes Phänomen beschreiben können). Ingenieurwissenschaft arbeitet problemorientiert. Ein Konstrukt erfüllt die vorher festgelegten Bedingunngen. Dann ist es gut. Oder eben nicht. Dann ist es schlecht.

Das sind zwei grundverschiedene Denkweisen.

Michael

Hallo Niklas,

Du hast ja schon einige Aspekte genannt bekommen.

Aufgrund eigener Bewerbungen habe ich den Eindruck bekommen, dass auch in Stellenanzeigen, die ausdrücklich auch Dipl.-Physiker einschließen, „nur“ Ingenieure gesucht werden.

Anders ist es in der Forschung, da musst Du aber (fast immer) direkt von der Uni kommen, oder geraden Deinen Dr. „gebalstelt“ haben.

Der Arbeitsmarkt kann natürlich in ca. 7 Jahren (14 Semester) wieder völlig anders aussehnen.

Viel Erfolg!"

Volker