Studium: Praktikas im Labor gefährlich?

Hallo zusammen,

nach langer Zeit schreib ich hier auch mal wieder einen Artikel :smile:

Und zwar geht´s um eine Frage die ich überhaupt nicht beantworten kann die aber meine Freundin sehr beschäfftigt und zumindest beunruhigend find ich´s auch. Zur Situation: Meine Freundin studiert Pharmazie an einer großen deutschen Uni und steht gerade im Labor wegen einem Praktikum Organische Chemie (genauer gesagt besteht anscheinend das gesamte Grundstudium hauptsächlich aus einer Aneinanderreihung von Laborübungen).

In diesem Praktikum hantieren sie momentan laufend mit irgendwelchen krebserregenden Stoffen. Ich kenn mich nicht so genau aus welche das sind, aber laut meiner Freundin ist der Großteil davon giftig, canzerogen etc. Dazu kommt das das Labor „etwas“ überfüllt ist und die Arbeitsbedingungen dadurch recht schlecht sind(mehrere Leute arbeiten gleichzeitig in einem Abzug, es ist zu eng, großer Zeitdruck…)
Es ist also davon auszugehen, dass nicht alle soooo vorsichtig mit dem Zeug hantieren wie es sinnvoll wäre…

Zur eigentlichen Frage: Ist das wirklich so gefährlich? Also reicht da die kurze Zeit im Labor (ca. 4 Monate lang 16-20h in der Woche) das diese gefährlichen Stoffe ihre „Wirkung“ (krebserregend) voll entfalten können? Oder wie wahrscheinlich ist es, dass man später mal an Krebs erkrankt wenn man da gelegentlich mal ne Nase voll von irgendnem Zeug einschnauft?

Meine Freundin macht sich diesbezüglich große Sorgen und ich finde es auch beunruhigend, wobei ich mich dann Frage wie ging das bisher? Demnach müssten ja alle Pharmazeuten, Chemiker und wo man noch so mit Chemie im Studium rumwerkelt hochgradig Krebs gefährdet sein. Insbesondere die Älteren, die wahrscheinlich genauso im Labor experimentiert haben, nur dass damals wohl teilweise die Gefährlichkeit der Stoffe noch nicht bekannt war oder sie einfach die technischen Möglichekeiten wie einen Abzug nicht hatten (ich kann mich da an Geschichten von meinem alten Chemie-Lehrer erinnern…)

Kann mir da irgendwer nähere Infos zu geben, oder Tips wo man sich informieren kann?

Vielen Dank schon mal (auch für´s lesen ist ja ein langer Text :wink:)
Gruß Tobi.

PS: ich hab kein besseres Brett gefunden, wenn´s woanders besser ist als in Chemie --> bitte verschieben

Ja
… und deswegen sollte man sich in den Sicherheitsregeln unterweisen lassen und sie auch gründlich nutzen! Genau wie auch den Abzug für alles was „ganz toll riecht“.

Wenn es eine Sicherheitsschulung nicht gibt, so finden sich bestimmt im Semester ausgebildete Laboranten, die man mal um Unterlagen aus ihrer Berufsausbildung anhauen kann.

Ach ja, bei der Elektronik kann man sich auch die Finger am Lötkolben verbrennen.

Gruß

Stefan

Hi Tobi.

Beim Umgang mit cancerogenen Stoffen ist natürlich besondere Vorsicht geboten.
Es muß gewährleistet sein, dass entsprechende Vorsichtsmaßnahmen, über die die Praktikanten aufgeklärt sein müssen, eingehalten werden (können).
Das Problem ist, dass sich nicht bestimmen läßt, wiewenig von einem krebserregenden Stoff man maximal abbekommen darf, damit eine Gefährdung ausgeschlossen ist.

Praktika sind allerdings auch dazu da, den Umgang mit Gefahrstoffen zu lernen, daher vermute ich mal, dass sie da keine richtig fiesen Sachen benutzen, ich weiss es aber natürlich nicht.

Zugegebenermaßen klingt „krebserregend“ immer sehr bedrohlich.
An der Tankstelle machen sich die wenigsten Leute Gedanken darüber, dass sie ihre Nase beim Tanken nicht über die Benzinwolke halten sollten, auch wenn’s so gut riecht, da in Benzin u.a. krebserregendes Benzol enthalten ist…
Von Rauchern mal ganz abgesehen :wink:))

Deine Freundin sollte sich erstens gründlich über die Cancerogenität der im Praktikum verwendeten Chemikalien informieren und den/die Assistenten auf die Arbeitsbedingungen ansprechen, bzw. den „Ferkeln“ unter den Praktikanten in den Arsch treten, wenn sie bemerkt, dass die das HMPT zum Abzugsscheiben putzen nehmen und Methyliodidpfützen auf den Laborbänken hinterlassen…

Grüße,
Grünblatt

Wenn es eine Sicherheitsschulung nicht gibt…

Eine kurze Anmerkung: Das wäre gesetzlich nicht zulässig. Demnach gehe ich davon aus, dass es eine Sicherheitsbelehrung gab und alle Studierenden ein Formular unterschrieben haben, dass sie daran teilgenommen haben usw.

Hallo!

Ich halte das Organik-Praktikum (so wie ich es absolviert habe) tatsächlich für massiv gesundheitsgefährlich. Nur glaube ich dass Krebserkrankungen die kleinste Gefahr sind. Ich weiß nicht, wie das an der Uni Deiner Freundin gehandhabt wird, aber im allgemeinen werden Stoffe, die stark cancerogen sind so wenig wie möglich im Praktikum verwendet (So wurde z. B. das Benzol weitestgehend durch Toluol ersetzt).

Viel gefährlicher im Praktikum sind meiner Meinung nach Explosionen, Implosionen, Siedeverzug, Verätzungen, Verbrennungen, Verbrühungen, Vergiftungen, Reizung der Augen, Glasbruch, …

Deswegen war es an meiner Uni fürs Organik-Praktikum Eingangsvoraussetzung, eine Sicherheitsbelehrung besucht zu haben und durch eine Klausur zu bestätigen, dass man kapiert hat worauf es ankommt. „Sicherheitsbelehrung“ heißt in diesem Falle nicht: „Ich zeige Dir, wo der Feuerlöscher steht, und Du unterschreibst hier!“ sondern eine Vorlesung über ein komplettes Semester. Also wird eigentlich alles getan, um Unfälle zu vermeiden.

Und trotzdem gibt es im Chemie-Praktikum immer wieder kleine oder größere Unfälle. Aber das gilt auch für jede Lehrlingswerkstatt in einem handwerklichen Ausbildungsberuf.

Michael

Huhu!

Natürlich ist das gefährlich, wenn man nicht aufpasst.

Also, genau schauen, was auf den Flaschen steht, und die Dozenten/Hiwis fragen, wenn man nicht sicher ist.

Wenn man allerdings ein bischen drauf achtet, und sich nicht all zu blöd anstellt, ist es nicht gefährlicher als Tanken.

Nur um das was meine Vorschreiber geschrieben haben, ein bischen zu relativieren:
Benzin ist ein carzinogen, ein wirklich böses, es ist giftig und umweltschädigend, und wenn man im Labor damit arbeitet, benutzt man laut Vorschrift Handschuhe, Atemschutz, Schutzbrille und Abzug.
Für Mengen von einigen ml.

An der Tanke geht man mit mehreren Decalitern um - und benutzt nix.

Ist gefährlicher als OC, und wir sterben nicht alle an Krebs.

Zigaretten sind zumindest bei Hefe auch ungefähr so mutagen wie die klassischen mutagene, die man zum mutieren von Hefe verwendet - rauchen ist also auch gefährlicher als das OC-Praktikum.

Also, nicht so nen Kopf machen - man überlebt es ohne Krebs.

Viele Grüße!
Ph.

Hallo Toaster,

ich arbeite seit mehreren Jahrzehnten regelmäßig mit erheblichen Mengen krebserzeugender Chemikalien. Andere Kollegen machen das deutlich länger.
Hält man die einschlägigen Sicherheitsrichtlinien ein, passiert üblicherweise nichts.

Wenn man Chemie studiert, oder ein Fach, das chemienah ist, sollte man üben, mit gefährlichen Substanzen zu arbeiten, denn sonst gefährdet man sich ungemein, wenn man ungeübt im späteren Arbeitsleben damit konfrontiert wird.
In der Pharmazie wird regelmäßig mit hochpotenten Substanzen gearbeitet. Daher ist es unabdingbar, die Gefahren solcher Substanzen zu kennen und man muß Erfahrungen im Umgang mit ihenen haben.

Sie soll sich vor dem Praktikum mit diesen Gefahren auseinandersetzen und entsprechend handeln.

Wenn sie ein Problem damit hat, sollte sie ernsthaft darüber nachdenken, etwas anderes zu studieren.

Gandalf

Hallo,

erstmal vielen Dank für die Antworten.
Etwas beruhigend sind dabei zumindest die Anworten von Grünblatt und Scrabz, da ihr das nicht ganz so schwarz/weiß seht.

Ansonsten hätte ich vielleicht deutlicher herausstellen müssen, dass alle die da im Labor stehen schon in irgendeiner Form die Sicherheitsunterweisung bekommen haben (keine ganze Vorlesung aber sie sollten die wichtigsten Sachen wissen) Das Problem ist, dass da zuviele Leute im Labor stehen und und deshalb sowie durch enormen Zeitdruck eben nicht alle Sicherheitsmaßnahmen beachtet werden.
Dazu kommt, das der/die zuständige Assistent der das ganze beaufsichtigen soll nicht sooo kooperativ ist. Insbesondere im Vergleich zu den anderen Gruppen (es sind mehrere Gruppen die jeweils die gleichen Übungen machen) scheint das teilweise ein bisschen an Schikane zu grenzen. Mir ist klar das sowas im Studium mal vorkommt, war bei mir auch so, aber ich finde es halt ungünstig wenn das dann so endet, dass die Studenten bei solchen potentiell gefährlichen Sachen keine Lust bzw. Angst haben nachzufragen. (Nach allem was mir meine Freundin erzählt hat muss ich annehmen, dass das wirklich objektiv so ist und nicht nur ihr subjektives Empfinden)

Zu den Stoffen die die da verwenden und wie gefährlich die sind kann ich wenig sagen, nachdem das was die da mittlweile machen doch deutlich über meinen chemischen Horizont geht… Am Anfang als sie angefangen hat zu studieren hab ich mir das auch ein bischen mit angeschaut und konnte mit meinem Schulchemie noch ein bisschen mithalten, aber mittlerweile seh ich da kein Land mehr :-/
Ich weiß aber zumindest, dass die da z.B. auch einiges mit Benzol arbeiten und das nicht durch Toluol ersetzen wie Michael vermutet hat… Allerdings hast du recht mit Verbrennungen und ähnlichem Zeug, da scheint´s auch ziemlich zur Sache zu gehen. Meine Freundin hat gerade Brandblasen auf den Fingern. Aber das sind Sachen die man einschätzen kann und die man auch sofort mitkriegt, da ist nicht so ein Unsicherheitsfaktor dabei wie bei den krebserregenden Sachen.

Ich zieh jetzt mal als Fazit daraus, dass die Studenten da irgendwie mehr Druck machen müssen, dass sich die Arbeitsbedingungen im Labor verbessern. Die Hoffnung der Betreuer ist scheinbar dass da nach der Zwischenklausur eh soviele rausgefallen sind, dass sich das von alleine regelt… Mal sehen wie´s wird.

Gruß
Tobi

und Danke für die Antworten :smile:

Hallo Gandalf,

Sie soll sich vor dem Praktikum mit diesen Gefahren
auseinandersetzen und entsprechend handeln.

Das ist sicherlich und uneingeschränkt richtig. Es hängt aber IMHO davon ab, in welchem Semester diese Substanzen gehandhabt werden. In den ersten beiden sollte nämlich der sauberes und gefahrfreies Handhaben gelernt werden und zwar mit nicht gefährlichen Verbindungen. Wir haben z.B. gerne unsere Biochemiestudenten (die vom Kochem keine Ahnung haben), ungefährliche Farbstoffe synthetisieren lassen. Man sieht dann nämlich sehr schön, wo das Zeug dann überall rumhängt.

Wenn sie ein Problem damit hat, sollte sie ernsthaft darüber
nachdenken, etwas anderes zu studieren.

Ralph