Studium und kredit

hallo,

wenn ich das richtig mitbekommen habe ist es z.b. in den usa ganz normal sich für sein studium in unkosten zu stürzen. sprich, man startet mit erheblichen schulden in sein berufsleben.
wie gängig ist dieses modell im deutschsprachigen raum ??
macht es sinn, einen kredit aufzunehmen nur um dann nach dem studium doch nicht mehr geld zur verfügung zu haben da man monatlich der bank was abgeben muss ??

bin gespannt auf antworten oder alternativen

gruß…michael

Hallo Michael,

zuerst einmal kommt es auf das Studienfach an, ob es sich „lohnt“, einen Kredit aufzunehmen, sprich: ob du später vermutlich genug verdienen wirst, um jenen zu vereinbarten Konditionen zurückzuzahlen. Allerdings gibt es auch Kredite mit Bürgschaften von staatlicher Seite.

Vom einem Kredit ausgegangen, zahlt sich das Studieren in den ersten Jahren kaum aus, sofern man mit dem Ziel studiert, später mehr als in einem betrieblichen Ausbildungsberuf zu verdienen.

Ich bezweifle, dass sich ein Studium für Amerikaner mehr lohnt, nur ist die Akzeptanz eben viel höher.

Es ist aber nicht so, dass dich die Rückzahlung ein Leben lang begleiten wird.
Wenn man bedenkt: durch Abitur und Studium büßen Akademiker etliche Jahresgehälter ein. Sie verdienen erstmals Geld, wenn andere längst 10 Jahre gearbeitet haben. Aber diese Kosten zieht kaum ein Student in Betracht, was absolut falsch ist. Nach dem Studium verdient man einiges mehr, was den Rückstand von 10 Jahren aber erst nach Jahrzehnten im Beruf wett macht. Genau auf diese Weise sind auch Studiengebühren zu kalkulieren.
Letztendlich hängt die Effizienz eines Kredites stark vom Fach und dem eigenen Engagement ab.

punkt

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Hallo!

Wenn man bedenkt: durch Abitur und Studium büßen Akademiker etliche Jahresgehälter ein. Sie verdienen :erstmals Geld, wenn andere längst 10 Jahre gearbeitet haben. Aber diese Kosten zieht kaum ein Student in Betracht, :was absolut falsch ist.

Dabei hoffte ich schon, solche Krämerrechnungen sterben endlich aus. Wenn Du das Lebenseinkommen durchschnittlicher Hochschulabsolventen mit dem von z. B. Facharbeitern vergleichst, wäre die Diskussion mit eindeutigem Ergebnis beendet. Ungeachtet dessen lassen sich Schul- und Berufsausbildung nicht nur unter finanziellen Aspekten betrachten. Bildung und Berufstätigkeit prägen das gesamte Leben, einschließlich des privaten Bereichs. Lebensqualität hat nur in engen Grenzen etwas mit Geld zu tun. Sobald elementare Grundbedürfnisse gedeckt sind, bestimmen immer stärker immaterielle Werte die Lebensqualität. Verstehen von Zusammenhängen und Grad der Unterordnung und Fremdbestimmung bei der Arbeit sind Beispiele dafür, was Lebensqualität entscheidend bestimmen kann.

Wo ist denn das Vermögen eines durchschnittlichen Facharbeiters nach 10 Jahren, die sein Altersgenosse für Abitur und Studium nutzte? Du kannst nicht allen Ernstes glauben, ein Student lebt schlechter und mit weniger Lebensfreude als ein Facharbeiter, weil er keine Pauschalreisen macht und nicht das neueste Fotohandy benutzt. Unabhängig von Sinn und Unsinn von Studiengebühren, über welche Belastung unterhalten wir uns, wenn ein Hochschulabsolvent mit z. B. 30 T€ Verbindlichkeiten in die Berufstätigkeit startet? Es ist ein Anfänger-Jahresgehalt, der Gegenwert eines Autos. Von solchem Kleinkram macht hoffentlich niemand einen ganzen Lebensentwurf abhängig.

Schon die Frage Abitur oder nicht beeinflußt die Möglichkeiten und Grenzen eines Menschen lebenslang, sogar ganz unabhängig vom zunächst eingeschlagenen Berufsweg. So halte ich es für kurzsichtig, wenn ein junger Mensch bei vorhandenen geistigen Gaben kein Abitur macht, weil der ins Auge gefaßte Beruf dies nicht erfordert. Dabei wird Bildung als notwendiges Übel angesehen, aber nicht als Wert an sich.

Gruß
Wolfgang

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Hallo Wolfgang

Dabei hoffte ich schon, solche Krämerrechnungen sterben
endlich aus. Wenn Du das Lebenseinkommen durchschnittlicher
Hochschulabsolventen mit dem von z. B. Facharbeitern
vergleichst, wäre die Diskussion mit eindeutigem Ergebnis
beendet.

Jemand hat aber danach gefragt. Er wollte wissen, ob er einen Kredit zurückzahlen können wird und ich habe geantwortet. Wie du oben sicher gelesen hast, habe ich erwähnt, dass die „verlorenen“ Jahresgehälter plus Kredit nach Jahzehnten wieder drin sind, sagen wir mal zwei.

Ungeachtet dessen lassen sich Schul- und
Berufsausbildung nicht nur unter finanziellen Aspekten
betrachten. Bildung und Berufstätigkeit prägen das gesamte
Leben, einschließlich des privaten Bereichs. Lebensqualität
hat nur in engen Grenzen etwas mit Geld zu tun. Sobald
elementare Grundbedürfnisse gedeckt sind, bestimmen immer
stärker immaterielle Werte die Lebensqualität. Verstehen von
Zusammenhängen und Grad der Unterordnung und Fremdbestimmung
bei der Arbeit sind Beispiele dafür, was Lebensqualität
entscheidend bestimmen kann.

Das habe ich auch nicht bezweifelt.

Wo ist denn das Vermögen eines durchschnittlichen
Facharbeiters nach 10 Jahren, die sein Altersgenosse für
Abitur und Studium nutzte? Du kannst nicht allen Ernstes
glauben, ein Student lebt schlechter und mit weniger
Lebensfreude als ein Facharbeiter, weil er keine
Pauschalreisen macht und nicht das neueste Fotohandy benutzt.

Glaube ich das? Habe ich das irgendwie erwähnt? Ich weiß leider nicht, wie du darauf kommst. Aber wenn wir einmal dabei sind: neben Facharbeitern gibt es auch nette Angestelltenberufe, wo man mit Mitte 20 (also dem Berufseinstieg eines Studenten) schon einige zusätzliche Qualifikationen erworben haben kann und nicht weniger verdient, als der Hochschulabsolvent.

Unabhängig von Sinn und Unsinn von Studiengebühren, über
welche Belastung unterhalten wir uns, wenn ein
Hochschulabsolvent mit z. B. 30 T€ Verbindlichkeiten in
die Berufstätigkeit startet? Es ist ein Anfänger-Jahresgehalt,
der Gegenwert eines Autos. Von solchem Kleinkram macht
hoffentlich niemand einen ganzen Lebensentwurf abhängig.

Du irrst. Es gibt ungefähr genauso viele Akademiker, die weit weniger als 30k als Einstiegsgehalt erhalten wie jene, die es bekommen. Man kann tatsächlich eine brotlose Kunst studieren und wenn das jemand vor hat, wird er das Danach (also die Situtation nach dem Studium) kalkulieren.

Schon die Frage Abitur oder nicht beeinflußt die Möglichkeiten
und Grenzen eines Menschen lebenslang, sogar ganz unabhängig
vom zunächst eingeschlagenen Berufsweg. So halte ich es für
kurzsichtig, wenn ein junger Mensch bei vorhandenen geistigen
Gaben kein Abitur macht, weil der ins Auge gefaßte Beruf dies
nicht erfordert. Dabei wird Bildung als notwendiges Übel
angesehen, aber nicht als Wert an sich.

Kein Zweifel.

Wie dem auch sei. Wie würdest du denn nun die Frage des Threadstellers beantworten?

Hallo Michael!

Mit dem Blick hauptsächlich auf den Verdienst wird man zu keiner tragfähigen Berufsentscheidung kommen. Entscheidend sind Neigungen und Begabungen. Dabei führt die Ausübung etlicher Berufe nur über ein Studium. Ohne das Studium kannst Du zwar trotzdem einschlägig tätig sein, aber nur in Hilfs- und Assistenzfunktionen. So stellt sich die Frage, ob Du mit einer Tätigkeit ein Leben lang zufrieden bist, in der Altersgenossen Deine Vorgesetzten sind und Dir der Weg in deren Position von vornherein verbaut ist. Es stellt sich die Frage, ob Du zufrieden bist, nach Anweisung auszuführen oder ob Du das Grundlagenwissen erwerben möchtest, um selbst zu gestalten. Praktisch alle leitenden Funktionen in der Industrie und im ÖD erfordern ein Hochschulstudium.

Es gibt Studiengänge, die nur schwer einen Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen. Für einige Studiengänge gibt es nur einen einzigen Arbeitgeber, z. B. den Staat oder eine Kirche. Des damit verbundenen Risikos muß man sich bewußt sein. In den weitaus meisten Studiengängen gibt es solches Risiko zwar nicht, aber es gibt eben grundsätzlich keine Sicherheit, nach einer wie auch immer gearteten Ausbildung tatsächlich eine adäquate Tätigkeit zu finden. Hochschulabsolventen sind aber die am wenigsten von Arbeitslosigkeit bedrohte Gruppe.

Daß ein Studium Geld kostet, ist nichts Neues. Schon seit Jahrzehnten wird ein Teil des Bafögs als Darlehen gezahlt und ist nach dem Studium zurück zu zahlen. Die neuerdings vielerorts eingeführten Studiengebühren von z. B. 500 € pro Semester summieren sich im Laufe eines Studiums auf wenige T€ und machen den Kohl nicht mehr fett. Im übrigen war es schon immer usus, daß Studenten während ihres Studiums nebenher jobben. Üblicherweise ist die Studienzeit mit materiellen Einschränkungen verbunden, aber dennoch eine Zeit mit hoher Lebensqualität, sofern man Lebensqualität nicht mit materiellem Lebensstandard verwechselt.

Gruß
Wolfgang