Stumme Mutation mit Auswirkung ?

Hallo,

ich habe eine Genetik-Aufgabe gefunden, mit der ich - muss ich gestehen - nicht das Geringste anfangen kann und wollte fragen, ob von Euche jemand da eine Idee hat…
Ich zitiere mal die besagte Aufgabe:

„Sie finden in einem Gen eine Punktmutation, die nicht den Leserahmen unterbricht und auch keine Änderung der Aminosäuresequenz zur Folge hat, dennoch finden Sie einen starken Phänotyp in der homozygoten Mutante. Welche (molekularen) Gründe kann es hierfür geben? (Es gibt viele, wir werten aber nur maximal 4).“

-> Der Beschreibung nach muss es sich meiner Meinung nach in jedem Fall um eine stumme Mutation handeln, so dass, aufgrund der Redundanz des genetischen Codes, ein verändertes Basentriplett für die gleiche Aminosäure wie vorher codiert.
Mehr fällt mir dazu nicht ein - aber so einfach kann es ja wohl nicht sein … ich konnte leider auch noch nicht heraus finden, was der Ausdruck „starker Phänotyp“ bedeutet - dachte erst, vielleicht sei ein jetzt hypermorphes Allel gemeint - aber das passt ja nicht zur gleich gebliebenen AS-Sequenz.
Wenn „starker Phänotyp“ gleichbedeutend wäre mit „genau so wie der Wildtyp“ - dann würde die Sache mit der stummen Mutation ja zutreffen. Aber das wären immer noch nicht mehrere Gründe.

Hat jemand von Euch da mehr Inspiration als ich ?

Grüße, Bettina

Hallo!

„Sie finden in einem Gen eine Punktmutation, die nicht den
Leserahmen unterbricht und auch keine Änderung der
Aminosäuresequenz zur Folge hat, dennoch finden Sie einen
starken Phänotyp in der homozygoten Mutante. Welche
(molekularen) Gründe kann es hierfür geben? (Es gibt viele,
wir werten aber nur maximal 4).“

Was mir dazu einfällt:

  • Das Stop-Codon ist mutiert. Dadurch wird das Polypeptid länger. (Streng genommen müsste man das aber auch als eine Änderung der AS-Sequenz ansehen…)
  • Die Mutation erfolgte in einem nicht codierenden, evtl. regulatorischen Bereich. Dazu gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Der Promotor funktioniert nicht mehr (RNA-Polymerase kann nicht mehr binden), ein Enhancer fällt aus oder ein Repressor fällt aus.
  • Die mRNA könnte aufgrund der Mutation anders gespleißt werden. (Aber auch das würde die AS-Sequenz verändern.

Gibt es noch weitere Ideen?

Michael

Hat jemand von Euch da mehr Inspiration als ich ?

Hi

Ich hab mich zwar mit dem Thema noch nicht genauer befasst, aber kann es etwas mit der Methylierung zu tun haben?

(wenn der Ansatz falsch ist, entschuldigt… meine Idee war halt, dass wenn sich an der Sequenz an sich nichts großartiges tut, muss ein anderer Faktor zutreffen? Vll ist Epigenetik auch ein Stichwort?)

Grüße

Laralinda

Hallo Michael,

danke für die Ideen ! Regulatorischer Bereich in nicht codierender Sequenz wäre wirklich das, was für mich am logischsten klingt ! Aber - gibt es regulatorische Bereiche für ein Gen, die sich INNERHALB eines Introns dieses Gens befinden ? Denn es wurde ja voraus gesetzt, dass die Mutation innerhalb dieses Gens stattfindet …

Hast Du eventuell eine Ahnung, was mit „starker Phänotyp“ gemeint sein könnte ? Leider konnte ich nirgends eine Definition dafür finden.

Danke und Gruß, Bettina

Hi Bettina,

such doch mal unter den Stichworten „silent mutation“ oder „synonymous mutation“.

Interessante Ansätze solltest du hier finden:
http://en.wikipedia.org/wiki/Silent_mutation
http://www.sciencedaily.com/releases/2009/04/0904091…

Viele Grüße
Eva

es gibt zu dem Thema interessante Artikel von Anton A. Komar. Einfach mal bei Google scholar oder Pubmed suchen.
Stille Mutationen verändern ja nicht die Aminosäuresequenz. Es gibt allerdings mehrere Triplets die eine Aminosäure codieren. Einige von ihnen kommen häufiger vor, andere seltener. Es kann zb sein, dass es durch die Punktmutation dazu kommt, dass ein selteneres Triplet von Ribosom eingebaut wird. Und dadurch wird die Geschwindigkeit, mit der das protein gebaut wird, beeinflusst. Wenn das Ribosom langsamer oder schneller translatiert dann kann das dazu führen, dass sich das Protein anders faltet als normal. und dann kann es zu einer Veränderung der Funktion des Proteins führen, was dann einen anderen Phänotyp zur Folge hat als den Wildtyp.
Es gibt dazu einen Artikel von Kimchy-Sarfaty et al. http://www.sciencemag.org/cgi/content/abstract/315/5…

falls der link nicht geht einfach bei google scholar „silent SNP“ suchen. Da findest du auch die Artikel von Komar. Ist echt interessant alles…

achso, ausserdem glaube ich das mit starker Phänotyp einfach ein auffälliger oder ausgeprägter phänotyp gemeint ist…

Hallo Eva,

der Tipp mit „ScienceDaily“ war super - habe mir für diese Seite gleich mal ein Lesezeichen eingefügt.

Gruß, Bettina

Hallo Anika,

auch Dir vielen Dank für die Antwort ! Das ist wirklich interessant, was ich mit Hilfe Eurer Antworten in den letzten zehn Minuten heraus gefunden habe - das übersteigt so ziemlich mein bisheriges Wissens-Level in diesem Bereich !

Gruß, Bettina