Funktionen, die im „falschen“ Tongeschlecht auftreten, nennt
man Varianten; Du hast es hier also mit der
Subdominantvariante zu tun.
Danke für die zwei Vokabeln
Ich habe jetzt keine Zeit, meinen Beethoven zu durchsuchen,
aber ich bin mir ziemlich sicher, dass spätestens in der
Wiener Klassik insbesondere die Subdominantvariante eingesetzt
Ich werde weiter recherchieren bis ich passende Beispiele gefunden habe.
wurde. Diese ist wunderbar dazu geeignet, zur Tonika
hinzuführen, und zwar hauptsächlich aus zwei Gründen:
- Der von Dir bereits erkannte chromatische Lauf:
Tonleiterfremde Töne sind immer Strebetöne. Tiefalterierte
streben nach unten, hochalterierte nach oben.
Das erhellt noch mal einiges
Wenn Du also in C-Dur ein As bringst, will sich dies
unweigerlich zum G auflösen, und da gibt es im Großen und
Ganzen zwei Möglichkeiten: die Tonika und die Dominante (die
ihrerseits ja wieder unweigerlich in die Tonika führt).
die Progression C F Fm G7 - C ist mir so noch nicht untergekommen, aber sie klingt interessant. Aber ich brauchte ein paar Versuche, bis ich die richtige Umkehrungen hatte, dass es passte.
- Geh einmal von einer Molltonleiter aus und betrachte die
Subdominante als Quintsextakkord (Sixte ajoutée - oder wie
sich das schreibt): Da hast Du z.B. in c-Moll den Akkord
f-as-c-d. Durch das as und das d wird die Tonart (im
abendländischen Raum) eindeutig auf drei b festgelegt, also
Es-Dur oder c-Moll.
Ich spule gerade den Quintenzirkel ab G-C-F-Bb-Es-Ab-Db-Gb und spiele die Möglichkeiten durch.
Da das As in beiden Tonleitern ein
abwärtsführender Gleitton ist, also zum g strebt, muss danach
nun Es-Dur, c-Moll oder G-Dur kommen. Die Akkordfolge
f-Moll-Quintsext -> Es-Dur klingt aber nicht sonderlich gut,
also führt dieser Sixte-Ajoutée-Akkord wieder unweigerlich
nach c-Moll.
Nun machen wir das Ganze in C-Dur und erzielen (durch
geschulte Hörerwartungen) denselben Effekt: Auf
f-Moll-Quintsext muss einfach ein C-Akkord folgen, und
da wir nicht plötzlich Moll erwarten, kommt halt C-Dur.
Funktioniert prima.
Ich werde versuchen, das alles mal auf Gitarre in eine brauchbare Akkord-Progression umzusetzen.
(Als Beispiel hör Dir Rachmaninoffs berühmtes Cis-Moll-Prélude
[url]http://www.youtube.com/watch?v=D2EFPZkqA0k[/url]
an: Auf die Kadenz a5/6 - Gis7 - cis [zweimal] folgt c5/6 [und
hier merkt man schon: es wird nach E-Dur moduliert!] - H7 -
E.)
Und jetzt will man ja nicht so theatralisch sein, lässt also
die Sexte doch lieber weg (mitunter auch die Quinte) - aber
weil man so sehr an diese Sixte-Ajoutée-Einleitung gewöhnt
ist, genügt das schon, um uns auf die folgende Tonart
einzustimmen.
Liebe Grüße
Immo
Danke für die tolle Erklärung. Der letzte Abschnitt wird noch etwas brauchen, bis ich ihn in eine Akkordfolge für Gitarre übersetzt habe, aber ich habe schon ein wähnendes Erahnen.
Diese Akkordfolge von Rachmaninoff mit einer Ragtime-Progression in Verbindung zu bringen, darauf wäre ich alleine nie gekommen. Klassik höre ich lieber, als sie zu analysieren. (Es liegt aber wohl eher an meinen dilettantischen Fähigkeiten, was klassische Kompositionstechniken angeht.)
Bei einer Akkordfolge
C - E - Am - C7
F - Fm - C Am Dm7 G7
C
Wäre ich ebenfalls nicht auf die Idee gekommen, dass man (sehr vereinfacht erklärt) mit dem Fm einen kurzen Schlenker in die melodische (od. harm) Cm-Tonleiter Tonleiter gemacht hat und das G7 hier sowohl als die Subdominante einer Molltonart, als auch die Subdominante einer Dur-Tonart gedeutet werden kann.
C E Am C7
F Fm G7 C (statt Cm)
Ich hoffe ich habe jetzt die Hintergründe so halbwegs richtig verstanden, wenn ich jetzt von einer kurzen Modulation in die Cm-Tonleiter und wieder zurück ausgehe.
Herzlichen Dank für deine ausführliche Erklärung! Sie wird mich noch einiges beschäftigen.
Jetzt bleibt nur noch die Frage, ob es eine Art triviale Bezeichnung gibt.
vgl. [url]http://en.wikipedia.org/wiki/Chord_progression[/url] (unten am Fußende der Seite)
Gruß Mjchael