Hallo Orakel,
nachdem die Ratschläge hier durcheinander gehen und z.T. auch Falsches behauptet wird, habe ich mich entschlossen, doch noch etwas zu schreiben. Die Frage wäre übrigens im Brett ‚Religionswissenschaft‘ besser aufgehoben gewesen.
Zunächst - wie schon hier gesagt, ist die Offenbarung des Johannes Bestandteil jeder Übersetzung des NT bzw. der Bibel. Sodann ist der Begriff ‚Apokryphen‘ keineswegs eindeutig. Im Zusammenhang mit Bibelübersetzungen wird hier meist auf die Lutherübersetzung bzw. davon abgeleitete Übersetzungen Bezug genommen. Dann sind jedoch mit ‚Apokryphen‘ lediglich die von Luther übersetzten alttestamentarischen Apokryphen gemeint. Das sind nicht alle, aber sie sind Bestandteil der Lutherbibel. Die katholische Kirche versteht unter Apokryphen wiederum hauptsächlich andere Texte, die Luther-Apokryphen gelten hingegen vorwiegend als ‚deuterokanonisch‘. Ich will da jetzt nicht tiefer einsteigen - Du siehst wohl auch so, dass die Sache komplexer ist, als Du Dir das wohl vorgestellt hast.
Jedenfalls - eine Bibelübersetzung mit sämtlichen Apokryphen bzw. deuterokanonischen Texten gibt es nicht. Für die altestamentlichen Apokryphen gibt es jedoch die deutsche Übersetzung von Emil Kautzsch u.a. (ISBN 3487055872 Buch anschauen), für die neutestamentlichen die von Wilhelm Schneemelcher (ISBN 3161472527 Buch anschauen). Es gibt natürlich noch mehr - aber dies sind dann zumeist Auswahlübersetzungen. Die hier erwähnten Nag-Hammadi-Texte (die nach Verständnis der Kirchen weder apokryph noch deuterokanonisch, sondern heterodox sind) stehen auf Deutsch in der Übesetzung von Gerd Lüdemann und Martina Janßen zur Verfügung, ISBN 3871731285 Buch anschauen.
Was nun die eigentliche Bibelübersetzung angeht, so sollte die Frage nach der Qualität bzw. Intention der Übersetzung die entscheidende sein, nicht die, ob und wenn in welchem Umfang sie auch apokryphe Texte enthält. Grundsätzlich gibt es hier drei Ansätze - den strukturtreuen (der sich möglichst eng am Ausgangstext orientiert), den wirkungstreuen (der schon ein gutes Stück Auslegung beinhaltet und daher konfessionsabhängig ist) sowie den sinntreuen, der zwischen den beiden anderen Ansätzen vermittelt. Bei den strukturtreuen Übersetzungen spielt noch die Frage der Konkordanz eine Rolle - wie weit also der gleiche Begriff im Urtext auch immer mit demselben Begriff in der Übersetzung wiedergegeben wird. Strukturtreue, streng konkordante Übersetzungen sind am nähesten am Urtext, aber auch am schwersten verständlich. Da empfiehlt sich für ernsthaftes Studium ggf. zusätzlich die parallele Verwendung einer sinntreuen Übersetzung.
Meine persönliche Empfehlung wäre beim AT die Buber-Rosenzweig-Übersetzung ISBN 3438014912 Buch anschauen sowie für das NT das Konkordante Neue Testament ISBN 3884750003 Buch anschauen. Dazu bei Verständnisproblemen das Internet nutzen, das den Vergleich in verschiedenen Übersetzungen unmittelbar ermöglicht: http://www.die-bibel.de/online-bibeln/ueber-die-onli…
Freundliche Grüße,
Ralf