Servus,
in Städten bis ca. 30.000 Einwohner heißt das: „Das dürfen wir Ihnen nicht sagen, aber fragen Sie vielleicht einmal beim Metzger Ehrle, ob der etwas weiß“. Metzger Ehrle ist in diesem Fall mit einiger Wahrscheinlichkeit der Verpächter oder dessen Cousin; eventuell auch der Schwager.
Eines der fünf Szenarien, die ich erwähnte, ist eine Kleinstadt mit 5.000 Einwohnern, in der nach dem letzten Bäcker jetzt auch noch der Schlecker zugemacht hat und die sich auf der Rutschbahn nach unten (= Schlafsiedlung für das dreißig Kilometer entfernte Zentrum) befindet. Die Gaststätte, um die es geht, ist der Goldene Löwen, in Ortsmitte gelegen, der zuletzt ein überdachter Zapfhahn war und schließen musste, weil es den überdachten Zapfhahn im Neubaugebiet unter dem Titel „Saskia’s Pils-Bistro“ schon gibt, und bei Saskia Bundesliga auf einem riesigen Flachbildschirm übertragen wird.
Die einzelnen Ortsfremden, die manchmal an der Haltestelle „Goldener Löwen“ aus dem Bus steigen, blicken als erstes in die leeren, verstaubten Fensterhöhlen der früheren Gaststätte, bevor sie bei dem Anblick des 1982 betonierten „Ortszentrums“ mit einer geschlossenen Bankfiliale, einem geschlossenen Blumenladen und einer geschlossenen Polizeiwache endgültig das kalte Gruseln ereilt.
Wenn es jemand unternehmen will, dieser Gaststätte wieder zum Leben zu verhelfen, wird er jede Unterstützung von der Gemeinde bekommen, die er wünscht (außer Geld, weil das hat sie selber nicht).
Übrigens: Alldieweil heutzutags das grausliche „Erfahrungswissen“ so hoch angesehen ist - die Geschichte ist nicht erfunden und ersponnen, ich hab sie bei einem Mandanten, der viele Jahre lang Nachttaxi gefahren war, bis er endlich den Bosnia Grill eröffnen konnte, von dem er geträumt hatte, ziemlich genau so erlebt. Und keine Angst bei dem Stichwort „Bosnia Grill“ - sein Rumpsteak war unter der Mitwirkung von Metzger Ehrle für eine Wirtschaft dieses Kalibers einsame Klasse.
Der Bürgermeister des Ortes war ziemlich überrascht, dass es in seiner Gemeinde noch eine Schankerlaubnissteuer gab, und hat den Bescheid über deren Erlass aus Billigkeitsgründen persönlich unterzeichnet.
So isches noch au wieder…
Schöne Grüße
Dä Blumepeder