Tore und Wächter - the real difficult problem
(Für die 17 Rätselfreunde, die mein Posting von gestern abend gelesen haben: Der Artikel enthielt einen schweren sachlichen Fehler, weshalb ich mich dazu entschieden habe, ihn zu löschen und nach der Überarbeitung neu zu posten.)
Da war hier mal irgendwann so ein Rätsel in der Art 2 Tore und
2 Wächter(1 Lügner, 1 Wahrheitsager)nur mit
3 Wächtern (einer lügt immer, einer sagt immer die Wahrheit,
einer sagt entweder die Wahrheit oder lügt)
und ich will jetzt wissen:
1., wieviele Tore?
2., wieviele Fragen
3., Die Lösung 
Hallo GreenBeret,
die weitaus bekannteste Version der Wächter-Rätsel ist das Zwei-Wächter-Rätsel mit einem Lügner und einem Wahrsager (und zwei Toren – die Anzahl der Tore ist immer zwei). Die Standard-Lösungsfrage, die einem der beiden Wächter zu stellen ist, lautet
"Was würde mir Dein Kollege antworten, wenn ich ihm die Frage ‚Ist das rechte Tor das richtige?‘ stellen würde?" (1)
Man kann sich leicht klarmachen, daß jeder der beiden Wächter auf die Frage gleich beantwortet. Das rechte Tor ist das richtige, wenn die Antwort „Nein“ lautet, und es ist das falsche, wenn sie „Ja“ lautet. Der Clou der Frage ist natürlich der darin enthaltene Bezug zum jeweils anderen Wächter.
Dies wirft nun die Frage auf, ob ein Bezug zum jeweils anderen Wächter zwingend notwendig ist, damit das richtige Tor mit nur einer Frage herausgefunden werden kann. Dies ist interessanterweise nicht der Fall! Stellt man dem Wächter seiner Wahl die Frage
"Wenn ich Dich fragen würde, ob das rechte Tor das richtige ist, würdest Du dann mit ‚Ja‘ antworten?" (2)
so antworten sowohl der Wahrsager als auch der Lügner mit „Ja“, wenn das rechte Tor das richtige ist, sonst „Nein“ (die Antworten sind also hier im Gegensatz zu (1) sogar „positiv“).
Wieso beantwortet auch der Lügner die Frage mit „Ja“? Wenn das rechte Tor das richtige wäre, und der Lügner bekäme die Frage
„Ist das rechte Tor das richtige?“ gestellt, dann würde er „Nein“ lügen. Beim Beantworten der ihm gestellten Frage (2) muß er über diese seine Lüge nochmals – „in zweiter Ordnung“ sozusagen – lügen und deshalb wie sein Kollege mit „Ja“ antworten.
Die Tatsache, daß ein Bezug zum jeweils anderen Wächter nicht zwingend notwendig ist, hat die Konsequenz, daß der ungefragte Wächter gar keine Rolle mehr spielt: Er wird weder gefragt noch kommt er in der Frage an seinen Kollegen vor. Was wäre also, wenn man die beiden Wächter einfach pensionieren und durch einen einzigen vom Typ „unentschlossen“ (ist billiger
) ersetzen würde? Wir hätten dann das Ein-Wächter-Rätsel
"Zwei Tore, ein „richtiges“ und ein „falsches“, werden von einem Wächter bewacht, der entweder die Wahrheit sagt oder lügt, gerade wie er will. Kann man mit einer Frage herausfinden, welches Tor das richtige ist?
zu lösen. Nach dem oben Gesagten ist aber bereits klar, daß man mit einer leicht erweiterten Version von Frage (2) auch aus dem Unentschlossenen mühelos rauskriegen kann, ob das rechte Tor das richtige ist:
Wenn ich Dir die Frage ‚Ist das rechte Tor das richtige?‘ stellen würde, und Du würdest beschließen, die soeben genannte Frage mit demselben Wahrheitsgrad zu beantworten wie die Frage, die ich Dir gerade stelle, würdest Du dann mit ‚Ja‘ antworten?" (3)
Auf die Frage (3) antworten sowohl der Lügner als auch der Wahrheitsager als auch der Unentschlossene mit „Ja“, wenn das rechte Tor das richtige ist, sonst „Nein“.
Würde man alle drei Wächter zusammen vor die Tore stellen, hätte man ein ebenso leichtes Spiel wie mit einem unentschlossenen Wächter: Man brauchte sich nur vor einem aus dem Trio aufzubauen und ihm die Frage (3) stellen. Fazit: Das Drei-Wächter-Rätsel in der Form „Wahrsager plus Lügner plus Unentschlossener“ ist äquivalent zum Ein-unentschlossener-Wächter-Rätsel.
Dies erklärt, warum beim „echten“ 3-Wächter-Rätsel kein unentschlossener Wächter Dienst tut, sondern ein „Zufallsantworter“. Ein Zufallsantworter beantwortet jede Frage nach Lust und Laune mit „Ja“ oder mit „Nein“. Man könnte meinen, damit tut er kaum etwas anderes als sein unentschlossener Kollege, aber das stimmt nicht – im Gegenteil. Wie oben gezeigt, ist die Antwort des Unentschlossenen nämlich sehr wohl informativ, die des Zufallsantworters ist es jedoch nicht – sie ist tatsächlich absolut nutzlos. Es ist also sinnlos, dem Zufallsantworter überhaupt eine Frage zu stellen, und deshalb versagt auch Frage (3).
Damit steht fest, daß sich das Drei-Wächter-Problem in der Form „Wahrsager plus Lügner plus Zufallsantworter“ nicht mehr mit nur einer Frage lösen lassen kann, weil der Adressat der ersten Frage der Zufallsantworter sein kann, dessen Antwort keine Information enthält. Läßt sich das Problem überhaupt lösen? Ja! Man kann tatsächlich mit nur zwei Fragen herausbekommen, ob das rechte Tor das richtige ist, und die zweite der beiden Fragen ist Frage (2).
Und noch etwas sei verraten. Wenn man die Fragen gestellt hat, weiß man, ob das rechte Tor das richtige ist, aber man weiß von keinem der drei Wächter, welchem Typ er angehört! Wer das Problem zweischrittig lösen will, indem er erst den Zufallsantworter „entlarvt“ und dann einem seiner Kollegen die Frage (1) stellt, kommt mit zwei Fragen nicht aus, weil er am Ende mehr Informationen erhalten hat als nötig (es geht nur darum, ob das rechte Tor das richtige ist!). Das Ziel der ersten Frage ist also nicht das „Entlarven“ des Zufallsantworters – der Zufallsantworter bleibt ebenso wie der Wahrheitsager und der Lügner unentdeckt.
Wie lautet die erste Frage, und welchem Wächter muß je nach ihrer Bejahung oder Verneinung die zweite gestellt werden?
Viel Spaß beim Tüfteln!
Martin