Hallo Kate,
Danke für den Link, aber leider habe ich auch mit meinem Uni
Zugang keine Berechtigung auf den Artikel zuzugreifen (wtf).
dann würde ich empfehlen, die Bibliothek zu bemühen:
Roberts, Adam: Buddhism and Politics in South Vietnam
The World Today Vol.21 No.6 (June 1965), pp. 240-250
Royal Institute of International Affairs / Chatham House
Die Sache ist: WIE wurden die Buddhisten zuvor diskriminiert,
von der Regierung meine ich.
In erster Linie durch Klientelpolitik. Dies betraf nicht nur die offensichtliche Bevorzugung von Katholiken in allen Bereichen des Militärs und der staatlichen Verwaltung, auch großzügige Förderung katholischer Bildungs- und Sozialeinrichtungen, noch mehr von Kirchenbauten.
Wichtigste gesetzliche Grundlage war eine noch aus Bao Dais Zeiten stammende Bestimmung, wonach die katholische Kirche als einzige den gesetzlich (und natürlich auch steuerlich) privilegierten Status einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft, einer Kirche, hatte - alle anderen religiösen Gemeinschaften waren bloße ‚Vereinigungen‘. De facto war die katholische Kirche, der ca. 10% der Bevölkerung angehörten, damit Staatskirche.
Gezielt gestärkt hatte die sog. Diem-Clique (außer Präsident Ngo Dinh Diem vor allem dessen Bruder und Chef der Geheimpolizei Ngo Dinh Nhu und seine Frau sowie der andere Bruder Ngo Dinh Thuc, Erzbischof von Hue und ranghöchster vietnamesischer Prälat) ihre Klientel vor allem durch die Operation ‚Passage to Freedom‘ - die im Norden Vietnams sehr viel stärker als im Süden vertretenen Katholiken wurden (mit Unterstützung von CIA und Vatikan) massiv zur Migration aufgefordert und im Süden angesiedelt. Natürlich auf Kosten der dort ansässigen buddhistischen Bevölkerung. Sie verstärkten die Bevölkerungsgruppe, auf die sich das Diem-Regime in Südvietnam vor allem stützte, und boten einen Vorwand für die Bekämpfung und Entwaffnung der Hoa-Hao- und Cao-Dai-Sekten, die aus der Zeit des Kolonialkriegs gegen die Franzosen noch bewaffnete Milizen unterhielten.
Denn es herrschte Religionsfreiheit,
de jure, aber nicht de facto. Was nutzt die schönste „Religionsfreiheit“, wenn Angehörige einer bestimmten Religion vom Staat systematisch bevorzugt, alle anderen ebenso systematisch benachteiligt werden. Wenn Du in einer Diktatur lebst und keine unabhängigen Gerichte anrufen kannst, um Dich dagegen zu wehren …
Allerdings gab es keine Gesetzgebung gegen die Buddhisten und
für Missionsoffensive konnte die Regierung wiederum nichts.
Letzteres stimmt nicht - die wurde wie schon gesagt massiv gefördert und unterstützt, zumindest durch das Privileg der Steuerbefreiung.
Dass die Buddhisten ihre Fahne nicht aufhängen durfte war ja
vor allem organisatorischer Blödheit zuzuschreiben - es
existierten nämlich schon seit 1956 Gesetzgebungen die das
tragen religiöser Symbole verbot, die auch immer wieder
erneuert wurde und Bischöfe wiesen ihre Gemeinden immer wieder
an, sich daran zu halten - tatsächlich tat das aber niemand.
Und so kam es dass am Geburtstag des Bischofs von Hue/Bruder
Diems noch die Flagge aufgezogen wurde, während man zwei Tage
später unter dem neuaufgelegten Gesetz stand und die dusselige
Idee hatte es nun endlich mal durchzusetzen, als die
Buddhisten feiern wollten.
Nein, das Gesetz (genauer: die Verordnung Nr. 10) war nicht „neu aufgelegt worden“, sie wurde eben nur bei Katholiken nicht angewandt. Der Fahnenschmuck für den höchsten buddhistischen Feiertag des Jahres wurde untersagt, die Fahnen von bereits geschmückten Pagoden und Privathäusern durch Militär eingesammelt - während die große Brücke von Hué immer noch mit Fahnen des Vatikans(!) geschmückt war. Nicht wegen eines kirchlichen Feiertages, sondern aus Anlass des Geburtstages des Erzbischofs - zufällig Bruder des Präsidenten.
Das war aber erst in den 60ern.
Das war Anlass dafür, dass sich die Buddhisten nun gegen ihre Diskriminierung wehrten, die sie jahrelang ohne Gegenwehr hingenommen hatten. U.a. wegen innerer Zerstrittenheit.
Es gab mehrere Abkommen die auch von der Mehrheit der
Buddhisten angenommen wurden,
Welche Abkommen sollen das gewesen sein?
nur von der Gruppierung um Tri
Quang nicht, hinter die sich dann noch weitere anti-Regierungs
Gruppen stellten. Diese Gruppe war mit keinem der Angebote
zufrieden und organisierte weiter Proteste.
Dieser Gruppe hatten sich bis 1964 immerhin 11(!) der 14 buddhistischen Sekten Vietnams angeschlossen - sie gründeten die Église Bouddhique Unifiée du Viêt-Nam (EBUV). Heute eine buddhistische Untergrund-Kirche. Ihre Führer stehen unter Hausarrest - Thich Tri Quang übrigens auch, seit 1975. So wie schon unter General Nguyen Cao Ky, der anderen amerikanischen Marionette.
Und soweit ich das sehe waren die offiziellen
Schritte der Regierung sehr um die Buddhisten bemüht - um den
gesellschaftlichen Frieden heißt das natürlich.
Dann schau Dir mal genau an, was nach den ‚Phat Dan shootings‘ passiert ist. Die einzigen Schritte, die Diem überhaupt um des „gesellschaftlichen Friedens“ willen unternahm, geschahen auf massiven Druck der USA, die ihn dann folgerichtig fallen ließen, weil er sich dabei zu unwillig und starrsinnig zeigte: http://academic.brooklyn.cuny.edu/history/johnson/ru…
Money Quote: „we are not asking Americans to be killed to support Madame Nhu’s desire to barbecue bonzes“ - Bezug nehmend auf Madame Nhus (Frau von Diems Bruder und wichtigstem Bluthund Nhu) öffentlichen Kommentar zur Selbstverbrennung des Mönchs Thich Quang Duc aus Protest gegen die religiöse Verfolgung. „I would clap hands at seeing another monk barbecue show“. http://www.youtube.com/watch?v=d_PWM9gWR5E
Es sollten dann bis zum Oktober noch fünf weitere Selbstverbrennungen folgen. Ihre Ankündigung, zum nächsten barbecue Senf mitzubringen, hat sie dann doch nicht wahr gemacht. Die Dame ist im April diesen Jahres gestorben - im komfortablen Exil, wohin sich auch ihr Schwager, Erzbischof Thuc, zurückgezogen hatte. In Rom natürlich, der heiligen Stadt, wo sonst …
Freundliche Grüße,
Ralf