Hallo Gandalf,
auch ich habe die Casals-Aufnahme, höre sie mir aber wegen der bescheidenen Klangqualität nur selten an. ‚Meine‘ Aufnahme ist die von Paul Tortelier. Tortelier ist mE mit seiner Auffassung sehr nahe an Casals, dem er ja auch persönlich und als Schüler eng verbunden war; er spielt die Suiten nicht als technische Bravourstückchen (wenn er auch selbstredend über eine stupende Technik verfügt) oder als intellektuelle Glasperlenspiele sondern ganz im Geist von Casals - eben als Tanzsuiten. Tänzerischer Duktus, elegant und doch mit lyrischer Tiefe.
Hinzu kommt, dass es auch eine klangtechnisch beachtenswerte Dokumentation eines der ganz Großen auf diesem Instrument ist. Und „groß“ meine ich hier vor allem im Sinne Goethes: „Man muss etwas sein, um etwas zu machen.“
Jedenfalls ist es eine ‚klassische‘ Aufnahme dieser Suiten - wie die von Casals. Leider hat wiederum Torteliers größte Schülerin Jacqueline du Pré nur die ersten beiden Suiten aufgenommen, noch als Teenager. Natürlich ist das vergleichsweise noch unausgereift, trotzdem - das hat ‚Seele‘, man hört die Verwandtschaft.
Rostropowitsch oder auch Yo Yo Ma sagt mir da verhältnismäßig wenig - ist mir persönlich zu ‚technisch‘ und kalt um nicht zu sagen ohne emotionale Tiefe (speziell Yo Yo Ma) oder effekthascherisch (speziell Rostropowitsch). Eher schon Maisky - aber das ist für mich (noch) nicht dieselbe Liga wie Tortelier.
Vorsorgliche Anmerkung - das ist natürlich nur eine ganz private Einschätzung eines Liebhabers ohne Anspruch auf objektive Gültigkeit …
Freundliche Grüße,
Ralf