Symbolik % Einbildungskraft bei KANT ?

Wie steht es um den Begriff der „Symbolik“
in der „Kritik der reinen Vernunft“ von KANT?

Insbesondere interessiert mich i.d.Z. Kants
„Idee ueber die Einbildungskraft“.

Wer weiss mehr darüber, und wie „Symbolik“ und „Eimbildungskraft“ zusammenhängen (bei Kant)?
Ich habe Sartres „Imagination“ gelesen und mal ein Seminar dazu besucht, weiß aber nicht ganz genau, inwiefern sich hier Kant und Sartre treffen.

Ein gemeinsamer Ansatz Sartres u n d Kants könnte das „Ding an sich“ sein, dass man ja -nach Kant- nie ganz und vollständig erfassen kann:

Bei Sartre: Bewusstsein von Welt und Imagination. Da geht er davon aus, dass die als Welt gefasste „Totalität“ ihr Pendant in der Vorstellung (!) findet… wobei es nicht zufällig ist, was die Vorstellung sein wird,
da sie sich nur auf dem Hintergrund der Realität konstituieren und von ihm her ihren Sinn erfahren kann.

Wahrnehmung und Vorstellung (Abwesend-gegeben-sein):

In einer beliebigen Wahrnehmung richten sich leere Intentionen - im Sinne Husserls `Horizonte′ - auf andere Seiten und andere Elemente des Objektes, die selbst nicht anschaulich gegeben sind. Dennoch erfasse ich das verdeckt Gegebene als gegenwärtig existierend und keineswegs als abwesend. Das Verdeckte wird nicht für sich selbst erfasst, indem ich es durch ein Analogon versuche zu vergegenwärtigen, sondern als jenes, das mir in seiner Fortsetzung gegeben ist. ,Ich setze also in der Art, in der ich das Gegebene erfasse, das Nichtgegebene als real. Real im selben Sinne wie das Gegebene, wie das, was ihm seine Bedeutung und seine Natur selbst verleiht"

Das Objekt der Wahrnehmung, das sich in einer Serie von Profilen und Projektionen bildet, entsteht erst aus der Synthese all dieser Ansichten von Gegebenen und Nichtgegebenen, wobei das Phänomen eines Objektes in der unendlichen Zahl seiner Seiten besteht.

Danach steht jedes wahrnehmbare Objekt auch in einer unendlichen Anzahl von Beziehungen zu anderen Dingen.

Im Bereich der Dinge besteht also ein ,Überfluß", bei dem man in jedem Augenblick mehr zu ′sehen′ vermag, als uns eigentlich wahrnehmbar gegeben ist. >>> Hier widerspricht Sartre vielleicht I.KANT, der ja das „Ding an sich“ grundsätzlich als (und für) nicht erfassbar hält.

Oder aber - da biete ich eine andere Interpretation:Sartre ergänzt Kant!

Weil er ja auch nicht explizit davon ausgeht, dass das „Ding an sich“ (die REALITÄT also) zu erfassen ist - ABER man kann "darüber hinaus gehen und weitere, das Ding umgebende (konstituierende) Begebenheiten erkennen. Interessant wäre i.d.Z., ob „Gott“ nicht so gesehen eine Realität sein könnte, die an sich nicht zu erkennen ist (auch nicht offenbart), aber die man herleiten kann aus den Dingen der Welt (sprich Natur). Das ist eine Art von „Emanation“ und ist konstitutiv für die Natur des Objektes… d.h. physikalisch: Ausstrahlung (Radiation?), z.B. von radioaktiven Gasen durch feste Körper.(In Newtons Theorie vom Licht ist Emanation das Ausströmen der Lichtteilchen von den leuchtenden Körpern: Emanationstheorie bzw. Korpuskeltheorie)…Und Religiös / Philosophisch / Schwärmerisch / Romantisch > ist dies auch eine Ansicht vom Kosmos/Universum, wonach der Kosmos (alles Sein, Natur etc.) ein > „Ausfluss aus Gott“ sei. Dieses Emanationssystem (Emanatismus) stammt aus dem Orient und ist in die neuplatonische Philosophie übergegangen.

Aber nochmal:

Wie steht es um den Begriff der „Symbolik“
in der „Kritik der reinen Vernunft“ von KANT?

Insbesondere interessiert mich i.d.Z. Kants
„Idee ueber die Einbildungskraft“.

Wer weiss mehr darüber, und wie „Symbolik“ und „Eimbildungskraft“ zusammenhängen (bei Kant)?

Gruss
Multi 2007

Hi.

Wie steht es um den Begriff der „Symbolik“
in der „Kritik der reinen Vernunft“ von KANT? …
Wer weiss mehr darüber, und wie „Symbolik“ und
„Einbildungskraft“ zusammenhängen (bei Kant)?

Einbildungskraft ist für Kant das Vermögen, die (für Kant) angeborenen kognitiven Schemata auf angeschaute Objekte anzuwenden. Sie vermittelt die leeren Begriffe mit der leeren Anschauung und hat auch die Funktion, die Einheit des erkennenden Subjekts sowie die Einheit des erkannten Objekts zu konstituieren („Einheit der Apperzeption“ durch die „Synthesis der Einbildungskraft“). Die REINE Einbildungskraft ist das unmittelbare Erfassen der Objekte gemäß dieser Schemata, die REPRODUKTIVE bezieht sich auf bereits schematisch erfaßte Objekten (in der Vorstellung).

Symbolik ist im Unterschied zum schematischen Erkennen eine analoges Erkennen. Hier werden vergleichbare Merkmale eines symbolischen Objekts (z.B. Löwe) auf ein anderes Objekt übertragen (z.B. tapferer Krieger). Schematisches Erkennen richtet sich also vermittels der Einbildungskraft auf ´echte´ Objekte, symbolisches Erkennen verfährt mittelbar und in der Vorstellung (`Phantasie´).

Ein gemeinsamer Anatz Sartres u n d Kants könnte das „Ding
an sich“ sein, dass man ja -nach Kant- nie ganz und
vollständig erfassen kan …´

Nach Kant kann man dieses Ding-an-sich überhaupt nicht erfassen. In diesem Punkt sehe ich einen Abgrund zwischen Königsberg und Paris: denn Sartre behauptet ja ein zumindest graduell mögliches Erkennen des Dings, je nach der Zahl der Aspekte, die das Subjekt vom Ding erfaßt. Irgendein Wesen-an-sich des Dings leugnet Sartre. Die Dinge erscheinen nur ´für uns´, und je öfter und vielfältiger sie erscheinen, desto mehr enthüllen sie sich uns.
Für meinen Geschmack ein wenig banal.

Ich setze
also in der Art, in der ich das Gegebene erfasse, das
Nichtgegebene als real. Real im selben Sinne wie das Gegebene,
wie das, was ihm seine Bedeutung und seine Natur selbst
verleiht"

Letzteres ist mir unklar. Bedeutung im semantischen Sinne? Natur im Sinne eines ´Wesens` des Dings?

Das Objekt der Wahrnehmung, das sich in einer Serie von
Profilen und Projektionen bildet, entsteht erst aus der
Synthese all dieser Ansichten von Gegebenen und
Nichtgegebenen, wobei das Phänomen eines Objektes in der
unendlichen Zahl seiner Seiten besteht.

Ja gut. Nur welchen Wert über das Pragmatische hinaus hat diese Einsicht? Phänomen ist immer Erscheinung, also unwesentlich. Das Objekt bleibt eines ´für uns´. Gleich ob 10fach oder 1000.000fach betrachtet.

Im Bereich der Dinge besteht also ein ,Überfluß", bei dem man
in jedem Augenblick mehr zu ′sehen′ vermag, als
uns eigentlich wahrnehmbar gegeben ist.

Ja, aber dieser Überfluß ist kein Garant für wirkliches Erkennen. Ich erinnere an die Potemkinschen Dörfer, die nur aus flachen Fassaden bestanden. Ich denke eher, man sieht (normalerweise) sehr viel weniger, als uns „eigentlich“ wahrnehmbar ist.

man kann
darüber hinaus gehen und weitere, das Ding umgebende
(konstituierende) Begebenheiten erkennen. Interessant wäre
i.d.Z., ob „Gott“ nicht so gesehen eine Realität sein könnte,
die an sich nicht zu erkennen ist (auch nicht offenbart), aber
die man herleiten kann aus den Dingen der Welt (sprich Natur).

Historisch gesehen liegen die Dinge aber etwas anders. Das Deduzieren eines Mono-Gottes aus der Mannigfaltigkeit war nie Faktum. Monotheismus ging auf den Größenwahn Echnatons (E. als Sonnengott) zurück, von dem sich Moses inspirieren ließ, der mit dieser Grundidee eine monotheistische Religion schuf.

Das ist eine Art von „Emanation“ und ist konstitutiv für die
Natur des Objektes… Philosophisch / Schwärmerisch /
Romantisch ist dies auch
eine Ansicht vom Kosmos/Universum, wonach der Kosmos
(alles
Sein, Natur etc.) ein > „Ausfluss aus Gott“ sei.
Dieses
Emanationssystem (Emanatismus) stammt aus dem Orient
und ist
in die neuplatonische Philosophie übergegangen.

Und genau da sehe ich sehr konstruktive Perspektiven. Vergleichbares dachten die Hinduisten und Buddhisten, wenn sie die ´Dinge´ als Nicht-Dinge bezeichneten, die nur für uns als Objekt erscheinen, in Wahrheit aber Ausdruck eines grenzenlos schöpferischen Weltgeistes sind.

Gruß

Danke für Deine Gedanken.

Zu:
„Ich setze also in der Art, in der ich das Gegebene erfasse, das Nichtgegebene als real.
Real im selben Sinne wie das Gegebene,
wie das,was ihm seine Bedeutung und seine Natur selbst
verleiht“

Ich habe das so gedacht:
„Gott“ zum mBsp. ist „nur“ so real, als der Gedanke (Einbildung/Symbol etc) real taugt - was diesem eine Bedeutung verleiht, eine Interpretation, ein Phantom gar, dass aber nützlich sein kann, die Welt zu ertragen und zu bewältigen.Die Natur dieses „Phänomenes Gott“ liegt also in der menschlichen, die diese Idee natürlich braucht um alle „Unbekannten“ (Variablen) mit Platzhaltern berechnen zu können. Ohne dies Platzhalter (analog den Imaginäre Zahlen) geht die Gleichung „Welt“ nicht auf - und viele verzweifeln dann…

Gruss
Multi

P.S.

Um vielleicht es noch ganz kurz auf einen anderen Nenner
zu bringen: Symbole,Einbildungen u.s.w. - sind,
wie Märchen, Literatur und Kunst, dazu da,
das „reale“ und „absurde“ Sein besser verarbeiten
zu können. Siehe meine Beiträge gestern hier:
http://www.philtalk.de/msg/1003617230-30.htm

Hi.

Ich habe das so gedacht:
„Gott“ zum mBsp. ist „nur“ so real, als der Gedanke
(Einbildung/Symbol etc) real taugt - was diesem eine Bedeutung
verleiht, eine Interpretation, ein Phantom gar, dass aber
nützlich sein kann, die Welt zu ertragen und zu bewältigen.

Zunächst einmal taucht dieses Konzept ja im Prinzip auch bei Kant auf (Gott = eine in die menschliche Vernunft a priori eingebaute Idee).

Aber warum braucht der Mensch diese Idee? Immerhin teilen ja längst nicht alle diese Idee. Sie ist historisch entstanden und wird vielleicht auch einmal wieder vergehen (wie heute weitgehend der Glaube an Naturgeister).

Du sprichst mit deiner Interpretation - vielleicht unbeabsichtigt - eine These der neueren Soziologie aus: die Idee von Gott ist nur ein Funktionsträger innerhalb von sozialen Systemen, der diese psychologisch zusammenhält (ein kosmisch übersteigertes „Vaterland“).

Die
Natur dieses „Phänomenes Gott“ liegt also in der menschlichen,
die diese Idee natürlich braucht um alle „Unbekannten“
(Variablen) mit Platzhaltern berechnen zu können. Ohne dies
Platzhalter (analog den Imaginäre Zahlen) geht die Gleichung
„Welt“ nicht auf - und viele verzweifeln dann…

Hinter dem Bedürfnis, alles Unbekannte mit Göttern oder einem Gott erklären zu wollen, stecken aber alte und - meiner Ansicht nach - heutzutage überholte Vorstellungen von einer Determiniertheit des Irdischen durch Überirdisches. Unebenheiten in der Gleichung lassen sich auch anders lösen - -

Gruß