Symbolik von Reiterstatuen

Hallo zusammen,

als ich neulich mit einem Kollegen an zwei Reiterstatuen vorbeifuhr, meinte er sich an folgende Symbolik erinnern zu können:

Mit wievielen Beinen das Pferd auf dem Sockel steht, sagt etwas über den Tod seines Reiters aus. Steht es mit allen Vieren auf dem Sockel, starb er z.B. eines natürlichen Todes; hat das Pferd hingegen ein Bein (in der Regel wohl einen Vorderhuf) angehoben - und steht damit nur noch mit drei Beinen auf dem Sockel - fiel sein Reiter in einer Schlacht.

Ich suche schon eine Weile nach Quellen, die dies bestätigen, wurde aber bisher nicht fündig…

Meine Frage also: Weiß jemand, ob an dieser Deutung etwas dran ist? Und gibt es insbesondere bei Statuen oder Gemälden noch vergleichbare, versteckte Hinweise?

Vielen Dank schonmal,

Sören

Hallo Sören,

Mit wievielen Beinen das Pferd auf dem Sockel steht, sagt
etwas über den Tod seines Reiters aus. Steht es mit allen
Vieren auf dem Sockel, starb er z.B. eines natürlichen Todes;
hat das Pferd hingegen ein Bein (in der Regel wohl einen
Vorderhuf) angehoben - und steht damit nur noch mit drei
Beinen auf dem Sockel - fiel sein Reiter in einer Schlacht.

Ich kenne diese „Gründe“ in etwas anderer Form.

Ich suche schon eine Weile nach Quellen, die dies bestätigen,
wurde aber bisher nicht fündig…

Irgendwo (keine Ahnung mehr wo) hab ich von einigen Jahren mal gelesen, dass das so nicht stimmt. In diesem Buch waren auch jede Menge Gegenbeispiele angeführt. Leider hab ich die Quelle nicht mehr im Gedächtnis.

Aber es gibt drei prominente (Gegen-)Beispiele:
Der „goldene Reiter“ in Dresden, der August den Starken darstellt.
Der „eherne Reiter“ in Sankt Petersburg, der Peter den Grossen darstellt.
Das Reiterstandbild von Freidrich dem Grossen Unter den Linden in Berlin.

Bilder und Fakten kannst Du dir sicher zusammengoogeln.

Gruß
Jörg Zabel

Also…

während ich mir so ein paar Fakten zusammengoogelte (Die drei starben jeweils eines natürlichen Todes, ihre Pferde hatten aber 2, 2 und 3 Beine auf dem Podest), stolperte ich über den Wikipedia-Artikel „Reiterstandbild“… Darin heißt es:

"Es wird häufig behauptet, dass an der Beinstellung des Pferdes eines Reiterstandbildes zu erkennen sei, wie der Reiter ums Leben kam. Befinden sich die beiden Vorderbeine in der Luft so sei der Reiter im Kampf gestorben. Ist nur eines der Vorderbeine in der Luft so starb er an den im Kampf erlittenen Verletzungen. Steht das Pferd jedoch mit allen Beinen am Boden, so starb der Reiter nicht an den Folgen des Gefechts.

Obwohl manche Statuen in Anlehnung an die Schlacht von Gettysburg dieser Norm folgen, ist dies nicht generell bei allen Reiterstatuen so."

Damit wäre die Frage denn soweit wohl geklärt, schade eigentlich, hätte das eine interessante Sache gefunden…

Sören

Servus

In Wien gibt es auf dem Heldenplatz auch 2 bekannte Reiterstatuen. Die eine ist von Erzherzog Karl (Held von Aspern) und die andere von Prinz Eugen. Bei Pferde stehen auf den Hinterbeinen aber beide (also die Reiter) starben im hohen Alter.

Mfg
Christoph

In Wien gibt es auf dem Heldenplatz auch 2 bekannte
Reiterstatuen. Die eine ist von Erzherzog Karl (Held von
Aspern) und die andere von Prinz Eugen. Bei Pferde stehen auf
den Hinterbeinen aber beide (also die Reiter) starben im hohen
Alter.

Ja,

Christoph,

das ist genau die Symbolik aus dem Absolutismus und Ancien Régime: das galoppierende Pferd und auf ihm der Reiter (meist der Monarch) in Feldherrnpose mit nach vorn weisendem Szepter oder Marschallstab.
Über die Todesart des Reiters sagt das gar nichts aus.
Gruß!
Hannes

Hallo Sören,

Mit wievielen Beinen das Pferd auf dem Sockel steht, sagt
etwas über den Tod seines Reiters aus. Steht es mit allen
Vieren auf dem Sockel, starb er z.B. eines natürlichen Todes;
hat das Pferd hingegen ein Bein (in der Regel wohl einen
Vorderhuf) angehoben - und steht damit nur noch mit drei
Beinen auf dem Sockel - fiel sein Reiter in einer Schlacht.
Ich suche schon eine Weile nach Quellen, die dies bestätigen,
wurde aber bisher nicht fündig…

diese Frage wurde bereits einmal in der Rubrik „Stimmt’s?“ der Zeitschrift „Die Zeit“ gestellt. Der Autor der Rubrik kam nach eigenen Recherchen zu dem Ergebnis, dass es keine außer zufälligen Übereinstimmungen gab, es also keine gültige Ikonographie gibt. Die Rubrik ist auf der Homepage der „Zeit“ archiviert, dort kannst Du es dann genau nachlesen.

Grüße, Thomas

Nein
Marc Aurel’s Pferd hat auch das Vorderbein erhoben, er ist aber nicht im Kampf gefallen. Ergo, urban legend. Im ubrigen gehoren solche denen eine Statue gesetzt oft zu denen die nicht grade Anfallig fuer Tot auf’m Schlachtfeld sind.

"Es wird häufig behauptet, dass an der Beinstellung des
Pferdes eines Reiterstandbildes zu erkennen sei, wie der
Reiter ums Leben kam. Befinden sich die beiden Vorderbeine in
der Luft so sei der Reiter im Kampf gestorben. Ist nur eines
der Vorderbeine in der Luft so starb er an den im Kampf
erlittenen Verletzungen. Steht das Pferd jedoch mit allen
Beinen am Boden, so starb der Reiter nicht an den Folgen des
Gefechts.

Obwohl manche Statuen in Anlehnung an die Schlacht von
Gettysburg dieser Norm folgen, ist dies nicht generell bei
allen Reiterstatuen so."

Damit wäre die Frage denn soweit wohl geklärt, schade
eigentlich, hätte das eine interessante Sache gefunden…

Sören

Nun, von Sam Houston hab ich Statuen gesehen wo das Pferd beide Vorderbeine als auch nur eines erhoben hat, und der Mann ist zu Haus gestorben.

Hallo,

die Frage ist ja nun soweit geklärt.
Dazu würde mich noch folgendes interessieren: Wurden Reiterstandbilder überhaupt prinzipiell erst nach dem Tod des Verkörperten aufgestellt?

Grüße,

RH

Hallo,

das ist genau die Symbolik aus dem Absolutismus und Ancien
Régime: das galoppierende Pferd und auf ihm der Reiter (meist
der Monarch) in Feldherrnpose mit nach vorn weisendem Szepter
oder Marschallstab.

naja, das ist eine mögliche Symbolik. Die Bourbonen beispielsweise hatten im Ancien Régime soweit ich weiß ihre Reiterstatuen alle in der klassischen Position aufgestellt, wo der Reiter auf dem stehenden oder langsam gehenden Pferd sitzt (zb Place Vendome, damals Place Louis-le-Grand oder auch Place des Vosges, damals Place Royale). Die Revolution hatte all diese Statuen, nicht nur in Paris, sondern im ganzen Land zerstört. Darunter war auch das Standbild Louis XIV auf der Place des Victoires. Im Zuge der Restauration sollten diese Statuen natürlich alle wieder hergestellt werden. An dieser Place ließ Louis XVIII 1822 für Louis XIV ebenso eine neue Statue errichten, jedoch in ganz anderer Form. Sie sollte die Handschrift des wieder erstarkten Königtums zum Ausdruck bringen: Der König thronte nun auf einem sich aufbäumendem Pferd.

Was ich damit sagen möchte: Man wird wohl nicht darum herumkommen, jede Statue für sich in ihrem Kontext zu betrachten.

Viele Grüße

Jerry