Hallo !
Die halb geschälten Zitronen könnten sich auf den Vanitas-Gedanken beziehen. Das heißt (Vanitas: Eitelkeit, hier Eitelkeit des Daseins), es könnte sich dabei um eine Anspielung auf die Vergänglichkeit des Daseins handeln. Halb geschält - also das Beabsichtigte nicht zu Ende gebracht. Die pralle Zitrone, noch nicht verfault, ist Teil der lebendigen Gegenwart. Aber weiß man, ob man sie auch essen wird können ?
Man könnte sich fragen, weshalb eine Zitrone und nicht etwa ein Apfel dargestellt wurde. Eine abgesicherte Antwort darauf habe ich nicht. Die Zitrone wurde im Hochmittelalter im Mittelmeerraum angesiedelt. Die gesehenen Bilder aber sind viel jünger. Wenn also die Zitrone bekannt war, dann doch im Norden vielleicht noch nicht so verbreitet. Sie wäre damit als abzubildendes Obst interessanter als ein Apfel.
Ob die Zitrone für sich genommen noch einen Symbolgehalt besitzt, weiß ich nicht. So etwas kann sehr unterschiedlich ausfallen (man müsste mehr über die flämische Malerei und die Zeit wissen). Vermutlich erschöpft sich die Bedeutung aber im oben Genannten.
Ein Gedanke noch: In der Form der Anna-selbdritt-Darstellungen (Mutter Anna, Tochter Maria, Sohn Jesus) gibt es Bezüge (ich glaube auch bei den sogenannten „Schwarzen Madonnen“) zu vorchristlichen Fruchtbarkeitskulten. Die Mutterfiguren wurden häufig mit Früchten dargestellt, als eine Art Erntedank an die Urmutter, aber auch eben als Symbol der Fruchtbarkeit selbst. Es gibt da ein Obststillleben, von dem man fälschlicherweise annahm, es sei die Darstellung einer Anna-selbdritt (die menschlichen Figuren als Früchte dargestellt). Der Zusammenhang der Fehldeutung dürfte klar sein. Zurück zum Thema:
Man könnte auch aufgrund naheliegender Assoziationen noch den Gedanken fassen, dass die Zitrone (als damals „modernes“ Obst) in den Gemälden als Fruchtbarkeitssymbol fungiert. Geschält und nicht gegessen … Mit dem Tod ist auch die Fruchtbarkeit dahin.
Der letzte Absatz ist aber hypothetischer Natur.
Ich hoffe, die vielen Zeilen helfen ein wenig !
Gruß
Markus