Hallo!
Die Aussage verniedlicht und verfälscht die Verhältnisse. Es gibt in Syrien keine gemäßigten Aufständischen, keine Guten und Bösen. Es gibt einerseits die Regierung und Regierungstruppen und es gibt sich auch gegenseitig gewaltsam bekämpfende Leute, die an die Regierung wollen. Assads Verbündeter ist Russland und wer Russland als Verbündeten hat, ist Feind der USA. Derart holzschnittartig läuft amerikanisches Agieren. Die vorhersehbare Folge ist irgendwann ein den USA genehm erscheinendes Regime, aber kein Frieden innerhalb Syriens. Die übrigen Gruppen werden weiterhin gewaltsam versuchen, an die Macht zu kommen und die Assad-Anhänger werden versuchen, wieder an Macht und Pfründe zu gelangen. Das amerikanische Handeln ist vorhersehbar geeignet, Syrien dauerhaft zu destabilisieren. Ohne übersehen zu können, was danach folgt, soll das Assad-Regime einfach nur weg, was auch im Interesse Israels liegt. Es kann aber schlimmer kommen. Anarchie ist schlimmer und IS ist auch nicht wirklich angenehm, zudem militärisch nicht wirksam zu bekämpfen.
Es stellt sich überhaupt die Frage, warum man den IS bekämpfen sollte. Kehlen durchschneiden vor laufender Kamera ist sicher nicht die feine Art, aber ausnahmslos keine irgendwo gewaltsam an die Macht strebende Gruppe - westliche Soldateska inbegriffen - geht mit Gegnern rücksichtsvoller um. Die Weltkriege, Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak, Guantanamo - um nur wenige Stichworte zu nennen und zu zeigen, dass zum Töten losgeschickte Menschen/Soldaten gleich welcher Nationalität zu widerwärtigen Mördern werden.
Die Rezepte von Militärs versagen, sobald es gegen irreguläre Kämpfer geht, die Unterstützung wenigstens aus Teilen der Bevölkerung erfahren und sobald es gegen Leute geht, bei denen man nicht mit dem Selbsterhaltungstrieb rechnen kann. Dann geht man zum Terror mit Drohnen über, treibt Bodycount und schafft mit jedem Umgebrachten viele neue Gegner.
Der IS kann nur im Machtvakuum Fuß fassen. Wo es nur Anarchie und Korruption gibt, aber keine funktionierenden staatlichen Strukturen, ist der IS für viele Menschen das kleinere Übel. Bomben werfende Amis haben dem nichts entgegen zu setzen. Auch Leute, die mit ihren Waffen vermeintlich Demokratie bringen wollen, dabei Ethnien, Glaubensrichtungen, Clanzusammenhänge und lokale Machthaber in Ermangelung jeglicher Ahnung ignorieren, von fehlenden Sprachkenntnissen ganz zu schweigen, sind von vornherein auf verlorenem Posten. Wer die alten Machtstrukturen wegbombt, darf sich nicht wundern, wenn der IS oder ähnlich gestrickte Gruppen das entstandene Vakuum füllen. Hat man erst einmal aus schierer Unkenntnis solche Situation geschaffen, folgt nicht etwa Einsicht, sondern die nächste Idiotie. Noch mehr Bomben. Amis (und leider auch ihre Verbündeten bis zu den Abgeordneten des Bundestags) zeigten bisher regelmäßig, dass sie einfach nur ignorant, erkenntnisresistent und bescheuert sind. Sie halten Sunniten, Schiiten und Alawiten für Früchte aus dem Asia-Shop. Anders ist das dämliche Verhalten der USA und ihrer Verbündeten in einem riesigen Gebiet zwischen Mittelmeer und Pakistan kaum zu erklären.
Der IS ist Resultat des Treibens von Dummköpfen in westlichen Hauptstädten und militärisch nicht zu beseitigen. Der IS kann sich nur selbst totlaufen. Das passiert, sobald diesen Leuten das Feindbild abhanden kommt, wenn das Schwingen von Schießprügeln nur noch albern wirkt, sobald Alltag mit alltäglicher Arbeit nötig wird. Sobald solche Leute in geordneten Gemeinwesen auftauchen, sind sie Fälle für Polizei, Justiz und JVA. Sollten die religiös-militanten Eiferer etwa in Teilen des Irak die Rolle der zuvor von Amerikanern kaputt gemachten Ordnungsmacht einnehmen, sollen sie es tun. Die Menschen vor Ort und regionalen Machthaber müssen und werden wissen, wie sie damit umgehen. Es gibt keine Ausnahme von der Regel, dass jedes Regime nur mit der Unterstützung großer Teile der Bevölkerung überlebt.
Während das Spiel um Macht und strategische Interessen läuft, blutet Syrien aus. Viele der zukünftig gebrauchten Menschen wurden zu Flüchtlingen und haben ihr Land verlassen. Es wird wie im Irak laufen. Die alten Machtstrukturen werden zerschlagen und die neuen Strukturen sind kein bisschen besser, nur instabiler. Und wir dürfen zusehen, wie wir mit den Flüchtlingsströmen fertig werden, wobei die meisten syrischen Flüchtlinge nirgends in Europa auf einen grünen Zweig kommen und von den Sozialkassen bezahlte Subkulturen bilden werden.
Was Amis und Türken derzeit in Syrien und dem Irak militärisch treiben, ist intelligenzbefreit. Jeder Eingriff anderen Militärs wäre ebenso zu bewerten.
Gruß
Wolfgang