Talkshows

Hallo allerseits,

neeeeein, ich habe mich nicht im Brett geirrt; es geht in der Tat um den psychologischen Aspekt… *ggg*

Als ich mich letztens mitten in der Nacht quer durch die Kanäle zappte, blieb es natürlich nicht aus, daß ich bei zwei, drei Talkshows hängengeblieben bin. Und wieder einmal stellte sich mir die Frage: Was zum Teufel bringt die Leute dazu, sich in ein Fernsehstudio zu setzen und ihr Leben vor Millionen wildfremder Menschen auszubreiten?! Ob nun ‚Wasch Dich endlich, Du Schwein‘, ‚Hilfe! Mein Schniedelwutz ist zu klein‘ oder ‚Meine Schwiegertochter ist eine Schlampe‘ - kein Thema scheint zu dämlich zu sein. Wen um Himmels Willen interessiert’s, ob das Gör von Heike (23, Hausfrau, aus Pusemuckel) nun von Klaus oder von Peter ist? Wen interessiert’s, daß Günther (35, arbeitssuchend, aus Buxtehude) seit 20 Jahren nicht mehr beim Zahnarzt war (freilich werden dem Zuschauer auch die live geschossenen Bilder dieser Katastrophe nicht erspart)?

Soll das Unterhaltung sein? Wer braucht so etwas? Halten die TV-Macher die Nation für soooo verblödet? Fragen über Fragen…

Viele Grüße

Tessa

Hallo Tessa,

rein statistisch gesehen sind wir dermaßen dämlich (neugierig - sensationslüstern - mitleidend - mitfühlend - …), dass es sich lohnt, diesen Schwachsinn zu senden - damit werden Kunden gekrallt, die dann die Werbung genießen. Nichts anderes zählt.

Gruß
Ralf (manchmal auch bekloppt, aber nie länger als 3 Minuten)

Huhu Tessa!

Soll das Unterhaltung sein? Wer braucht so etwas?
Halten die TV-Macher die Nation für soooo verblödet? Fragen
über Fragen…

Muss ja schon so sein, oder? :wink:

Ich weiss ja nicht, wie es euch geht, wenn ich beim Zappen über dieses Talkshows stolpere, dann muss ich immer ganz fix weiterschalten, weil ich mich einfach schäme! Ist vielleicht unlogisch, aber mir ist da irgendwie peinlich, dass sich da Menschen wie ich auch einer bin, so dermassen blamieren! Und es noch nichtmal merken! Nein, das kann ich mir einfach nicht ansehen. Meinem Fruend geht es aber genauso.

Bye, Vanessa

o mei Tessa, des kapierst net! Wenn ausgezogene Damen beineschwenkend über die Bühne hopsen, dann kostet das Geld. Wenn sich ein(e) bedeutend blickende® Moderator(in) ins Studio stellen, ein paar Deppen den Seelenstriptease ermöglichen, von den Zuschauern zudem noch Klatschen und Geld verlangen, dann ist das ein Geschäft für den Sender. Woher glaubst Du, woher die Gewinne kommen? Zudem, zum 50sten Mal Fury nachmittags abzunudeln, ist langweilig. Wie bekommt der Sender sonst die tote Zeit voll? Recycling nachts bringt zudem auch noch ein paar Werbeeinnahmen. Du weißt schon, heißer Sex unter 0190-8 für 3,63 DM/Min… Mehr sag ich nicht zu meinem Lieblingsthema!

Außerdem hast Du auch noch was davon! Der zoologische Garten „Menschheit“ ist so abgründig, seltsam und unterhaltsam. Du lernst die Niederungen, die Dir sonst verborgen bleiben, allumfassend kennen.

Ich habe dazu einen wissenschaftlichen Versuch gemacht. Wenn Du einem männlichen Zweibeiner ein schlecht gezeichnetes, aber ausdruckstarkes Bild einer nackten Schönheit vor die Nase hältst, dann regt sich oft was. Was ist aber, wenn ich meiner Hündin ein Foto eines heißen Rüden vor die Schnauze halte? Nix is los! Auch meine Rüden haben nur mit dem Schwanz gewedelt, wenn ich ihnen ein Leckerli als Belohnung in Aussicht stellte.

Was lernen wir daraus. Nachts zappen bringt nichts, ein Glas Wein oder Bier für die notwendige Bettschwere und dann ab in die Falle ist gesünder. Ich halte mich - fast immer - an diese Anweisung. Ansonsten solange zappen, bis die Augen zufallen.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

…ist dies hier nicht auch eine mehr oder weniger gute Talk-
show??? Wenn natürlich auch mit Wissensgewinn, und verdammt lehrreich; aber siehe doch die Bretter: Lust und Liebe, Psychologie, Plauderei, Storys etc.?
Nur mal so gefragt?

Hd

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Hallo,

ich meine, dass Talkshows für die Sender einfach sehr günstig zu produzieren sind: winziges Studio, keine aufwendige Film- und Bühnentechnik, „Billigkandidaten“, die sich en masse melden, kaum Vorbereitungsarbeit im Gegensatz zu einer Nachrichtenredaktion z.B. - Weiterhin liegt der Sendeplatz ja zumeist im sog. „frühen Nachmittagsloch“, d.h. es wird unterstellt, dass hier höchstens die Damen des Hauses während der Hausarbeit einen Blick riskieren, und da halten die Programmchefs wohl anspruchsvolle Spielfilme oder Magazine nicht für erforderlich - diese bleiben dann dem werten zahlenmäßig angewachsenen Abendpublikum vorbehalten, wenn sich auch die Herren der Schöpfung mit vor’s Gerät setzen.
Zu den Talkshow-Kandidaten stellt sich immer noch die Frage, ob es erstens teils nicht Inszenierungen sind („unechte“ Geschichten), und zweitens, ob nicht immer dieselben Gäste durch die verschiedenen Talkshows wandern. Ich gebe nämlich zu manchmal auch reinzuzappen, und selbst bei meinem unregelmäßigen Reinschauen erkenne ich etliche der Studiogäste schon aus Konkurrenz-Talkshows wieder. Eine exhibitionistische Anlage und die Unfähigkeit, Probleme im privaten Gespräch zu lösen, würde ich übrigens so gut wie jedem Talkshow-Gast bescheinigen.

Fernseh-Grüße von Allie.

Hallo Tessa,

ich selber war noch nie in einer Talkshow oder ähnlichem, obwohl ich wegen der Story mit meinem Ex-Mann bereits gebeten wurde, darüber öffentlich zu sprechen - nein, das ist meine Story, mein Leben … meine Intimsphäre möchte ich gewahrt wissen, auch wenn ich sicher ganz gerne mal einiges Preis gebe von mir, hat das doch auch alles Grenzen.
Ich habe schlicht keinen Bock, als Clown für die Einschaltquoten einiger Macher zu sorgen - und Punkt :wink:

Aber es gibt da jemanden, der dir vielleicht aus ureigener Erfahrung ein wenig dazu erzählen könnte - […] - nicht Talkshow, aber SAT 1 Blitz oder so…vorgestern Abend - hast du es gesehen ?
Da habe ich mich allen Ernstes gefragt, was bewegt […] und seine Freundin, sich da für knappe 2 Min. zu präsentieren und von seiner Vasektomie zu berichten ?
Schade, dass […] nicht mehr hier ist - er könnte sicher einige sehr interessante Aspekte in diese Diskussion einbringen.

Ich kann es jedenfalls nicht - ich kann inzwischen nur noch den Kopf schütteln über diese ganzen Talkshows und deren Inhalte.
Inhalte ?

Soll das Unterhaltung sein? Wer braucht so etwas?
Halten die TV-Macher die Nation für soooo verblödet? Fragen
über Fragen…

Nun, offensichtlich halten sie „uns“ nicht nur für verblödet…
wir sind es ja scheinbar, oder woher kommen die Einschaltquoten ?
Mit uns und wir meine ich überigens das gesamte Volk…ich spreche also alle und niemanden an :wink:

Ernsthaft Tessa, diese Talkshows halten sich seit Jahren - es kommen immer mehr dazu. Also muß es ein Bombengeschäft sein - ungefähr so wie mit der Bild …keiner liest sie aber sie ist das meistverkaufteste Blatt in Germany.

Lieben Gruß,
Vanessa

[Team: Name entfernt]

Hallo Vanessa,

mit Interesse habe ich deinen Standpunkt gelesen. Ich kenne diesen Menschen von SAT1 nicht, den du ansprichst, aber wenn er prominent ist, dann bringt es ihm einfach etwas im öffentlichen Gespräch zu bleiben.

Nun, offensichtlich halten sie „uns“ nicht nur für
verblödet…
wir sind es ja scheinbar, oder woher kommen die
Einschaltquoten ?
Ernsthaft Tessa, diese Talkshows halten sich seit Jahren - es
kommen immer mehr dazu. Also muß es ein Bombengeschäft sein -
ungefähr so wie mit der Bild …keiner liest sie aber sie ist
das meistverkaufteste Blatt in Germany.

IMHO nehmen die Einschaltquoten dieser Talkshows aber seit Jahren ab, weshalb einige schon sang- und klanglos aus dem Programm verschwanden und nicht durch „neue“ Sendungen/ Moderatoren ersetzt wurden. Statt dessen bringt man nun Uraltwiederholungen amerikanischer Serien, gestellte Gerichtsfilmchen und eine Quizshow. Alles auch nicht aufwendiger als besagte Talkshows und weiterhin genau dieses Billigprogramm.

Liebe Grüße, Alle.

fyi: […] war moderator hier bei w-w-w k.t.

mit Interesse habe ich deinen Standpunkt gelesen. Ich kenne
diesen Menschen von SAT1 nicht, den du ansprichst, aber wenn
er prominent ist, dann bringt es ihm einfach etwas im
öffentlichen Gespräch zu bleiben.

wie gesagt: […] war moderator hier.

gruß
diana

[Team: Name entfernt]

Nun, offensichtlich halten sie „uns“ nicht nur für
verblödet…
wir sind es ja scheinbar, oder woher kommen die
Einschaltquoten ?
Mit uns und wir meine ich überigens das gesamte Volk…ich
spreche also alle und niemanden an :wink:

Was nun der psychologische Hintergrund ist, weiß ich nicht, aber eine latente Form von Sensationsgier oder Voyeurismus auch im kleinen privaten Rahmen gab es doch schon immer unter den Menschen. Ich denke immer, diese Talkshows übernehmen heute die Rolle von Klatsch und Tratsch, den in früheren Zeiten die Hausfrauen auf der Straße oder im Treppenhaus und die Männer in der Kneipe pflegten. Die privaten Abgründe der Nachbarn, die wir ja heute i.d.R. nicht mehr so mitbekommen, sehen wir uns stellvertretend im Fernsehen an. Ähnlich könnte auch die Beliebtheit dieser unsinnigen Serien zu erklären sein.

Vielleicht sind am Ende selbst manche Märchen und Mythen nur dadurch entstanden, daß man sich an den Unzulänglichkeiten anderer ergötzen wollte??

Gruß Heike

Hallo Tessa,

ich versteh’s auch nicht. Ich nehme aber mal an, dass die Leute, die dort auftreten erstens Geld kriegen und zweitens vermeintlich der „Philosophie“ von Andy Warhol (ich glaub, der war’s) folgen: „Everybody can be a Star for one day!“

Auch hier im Forum kannst du das doch beobachten, dass manche ihr Innerstes nach außen kehren und die intimsten Geheimnisse preisgeben.

Dazu hab ich schon einmal was geschrieben:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Gruß
Uschi

Absolute Zustimmung
Hallo, Vanessa!

Ich dachte ja immer, mit diesem Empfinden allein auf weiter Flur zu sein. Aber auch wenn es Dir und Deinem Freund genauso geht, scheinen wir leider zu einer selten gewordenen Spezies zu gehören. Mir ist es nämlich auch viiiiel zu peinlich, Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich ungewollt vor dem Fernsehpublikum bloßstellen.

Entschuldigt bitte, liebe Talkshow-Produzenten, aber ich bin für eure Sendungen einfach nicht voyeuristisch und sensationsgeil genug *fg*.

Gruß!
Chris

Huhu Tessa!

Ich weiss ja nicht, wie es euch geht, wenn ich beim Zappen
über dieses Talkshows stolpere, dann muss ich immer ganz fix
weiterschalten, weil ich mich einfach schäme! Ist vielleicht
unlogisch, aber mir ist da irgendwie peinlich, dass sich da
Menschen wie ich auch einer bin, so dermassen blamieren! Und
es noch nichtmal merken! Nein, das kann ich mir einfach nicht
ansehen. Meinem Fruend geht es aber genauso.

Bye, Vanessa

Hi Allie

ich meine, dass Talkshows für die Sender einfach sehr günstig
zu produzieren sind: winziges Studio, keine aufwendige Film-
und Bühnentechnik, „Billigkandidaten“, die sich en masse
melden, kaum Vorbereitungsarbeit im Gegensatz zu einer
Nachrichtenredaktion z.B. -

Das ist sicher richtig aber die lassen sich das schon was kosten.
Ich habe mal einen Blick hinter die Kulissen werfen dürfen.
Die Hamburger Band „Bronx Boys“ wurde eingeladen zum Thema
„würg- Du hast ja überhaupt keinen Geschmack“ (Alleine der
Titel!).
Die Band ist eine provokante Punk-Cross-over-Truppe,
die durch ziemlich verrückte Bühnenkleidung auffällt.
Die haben sich zu Werbezwecken darauf eingelassen und
durften auch nach Vollplayback einen Song zum besten geben.
Das sind 4 „Boys“ und sie durften noch 2 weitere Leute
als Begleitung mitnehmen. Das waren dann die Freundin vom
Gitarristen und ich, da wir das Management und das
Minilabel für die Band machen.
Das kostete den Sender immerhin 6 x die Bahnfahrt von HH
nach Köln und zurück plus Hotelübernachtung für 6 Leute.
Wie hoch die „Gage“ war weiß ich nicht mehr (insgesamt
600-800 DM)
Von einer Frau, die als Talkgast sich manchmal den Spass
gemacht hat, weiß ich, dass sie bis zu 450 DM hat rausschlagen
können (Fahrt und evtl. Übernachtung dazu).
Sie hat das als amüsanten Nebenverdienst angesehen.
(Hat sich aber nicht „bloßgestellt“)

Zu den Talkshow-Kandidaten stellt sich immer noch die Frage,
ob es erstens teils nicht Inszenierungen sind („unechte“
Geschichten), und zweitens, ob nicht immer dieselben Gäste
durch die verschiedenen Talkshows wandern.

Das ist durchaus der Fall, ist aber nicht gerne gesehen.
In Hamburg - und sicher nicht nur da - gibt es einen
Typen, der Leute für solche Talkshows
sucht und „bucht“. Er fungiert quasi als Agent.
Ein Telefonat mit ihm läuft folgendermassen ab
(Ich muss dazu sagen, dass ich dabei auch nur im Hinterkopf
hatte, subversive Werbung zu machen für unser underground-label,
und bislang noch nicht in so einer Show als Talkgast war):

Er: Du hast noch immer Interesse an sowas teilzunehmen?
Ich: Ja, schon.
Er: Also am soundsovielten läuft eine Show zu Thema:
„So wie Du Dich anziehst würde ich ja nie rumlaufen.“
Also wenn Du da „halloweenig“ gekleidet auftauchst,
wäre das natürlich am besten, wenn Du wirklich eine
Freundin hast, die das total Scheisse findet, damit das dann
auch glaubwürdig wirkt."

Also es wird schon versucht, Leute zu finden, die sich tatsächlich
kennen und sich vor der kamera dann streiten sollen.
Aber da wird trotzdem schon im Vorfeld gedreht und
gewendet und manipuliert - der Agent will ja
schließlich auch verdienen und versucht einen
zu überreden - und ich wollte ja wirklich nur
was machen wo ich die Chance habe, mit der Web-Adresse
unseres Labels auf dem T-Shirt und irgendwelchem Unfug :wink:
auf uns aufmerksam zu machen.

Von wegen Inszenierung: Es waren mal Leute von der APPD
(Anarchistische Pogo-Partei Deutschland) in Sendungen
zu dem Thema „Kein Bock auf Arbeit“ (Der Sozialschmarotzer-Streit)
Einer von den Clowns (sind ja welche, zum Schiessen die Leute!)
gab sich da als arbeitsloser Faulpelz aus, ist aber in Wirklichkeit
Kunstdozent und Wing Tsun-Lehrer.
Die machten das, um Werbung für ihre Scherzpartei zu machen.

Die politik hinter den Kulissen:
Die „Gegenparteien“ werden kriegen einander vorher
nicht zu Gesicht sondern werden in getrennte Aufenthaltsräume
„gesperrt“.
Die Bronx Boys tragen ja nun nur auf der Bühne ihre verrückten
Klamotten und sehen ansonsten aus, wie ganz normale
sympatische junge Männer.
Das sollten die „braven Angepassten“ natürlich nicht mitkriegen
und sie wohlmöglich vorher kennenlernen und ganz nett finden
(und wohlmöglich noch selber Spass am Verkleiden kriegen
und zur anderen Seite überlaufen…:wink:)

Dann kommt der Redaktionsleiter - oder wie immer er heißt - in den
jeweiligen Aufenthaltsraum und redet mit den Leuten und sagt:
„Ja, also wir machen ja hier eine Show, das soll Unterhaltung sein
und ein bißchen Spass und Spannung, und deswegen seid so gut und
verteidigt Eure Meinung, streitet Euch, denn wenn das jetzt so
abläuft, dass einer sagt: „Na gut, wenn Du so rumlaufen magst,
tue es, es ist mir egal“, dann ist die Luft raus und das Thema durch.
So wird mit psychologischen Tricks geschafft, dass sich jeder
einzelne für die Sendung mitverantwortlich
fühlt und demnach mitmacht, was von ihm erwartet wird.
Und da dann jeder ein „guter“ Kandidat sein will, versucht er, das
ihm „Aufgetragene“ zu erfüllen, und das führt oft dazu, dass sich
die Leute in Widersprüche verwickeln (weil sie eben nicht wirklich
ihre eigene Meinung vertreten, sondern versuchen - wie erwünscht -
zu polemisieren.)

Als die Sendung dann aufgezeichnet war, stiessen alle
hinter der Bühne mit Sekt an und hatten sich wieder lieb.

Auch das Publikum wird „manipuliert“. Als ich mit in der Talkshow
mit den Bronx Boys war, sassen wir Mädels natürlich nur im Publikum.
Dann kommt da ein sogenannter „Warm-upper“ bevor die eigentliche
Show losgeht und animiert das Publikum.
Da wird dann erstmal tosender Applaus geübt und dem Publikum
suggeriert, dass auch sie wichtig sind für das Gelingen der Show,
und es sei ja alles schließlich Showbiz, und damit alles klargeht
ist jeder einzelne gefordert - und da man das Ganze dann als Spiel
ansieht macht man auch mit.
Es ist total eigenartig.
Bei dieser talkshow habe ich mich ja noch relativ zurückgehalten.

Es gibt natürlich auch die sogenannte „Clapper“, die im Publikum
verteilt sind, und immer an den Stellen anfangen zu klatschen,
wo nach Meinung der Showmacher geklatscht werden soll,
und daraufhin stimmt der Rest des Publikum brav und
unreflektiert mit ein.
Man ist da fremd, es ist neu, es ist FERNSEHEN - was „besonderes“

  • man will nett und cooperativ sein. Jedenfalls gegenüber den Fernsehmachern
    Und vielleicht wird man ja doch noch mal entdeckt von
    irgendeinem Filmemacher der nun ausgerechnet genau so
    einen Typ wie DICH verzweifelt gesucht hat :wink:))
  • da kommt also viel zusammen.

Interessant fand ich das ja auch bei der Harald Schmidt-Show,
der ich mal in 2. Reihe beiwohnen durfte.
Auch da gibt es einen Warm-upper - Schmitti tauchte dann
sogar selber mit auf und machte das warm-upping an Seite
seines warm-uppers mit („oh sieh mal, der Star ist sich nicht
zu schade, er stellt sich auf eine Stufe mit dem Animierclown!
Wie sympathisch!“), und alles zielt auf die Solidarität des
Publikums, das natürlich ja auch Schmidtfan ist.
„Juchu, Schmitti selbst beim warm-upping und verarscht sich
und das Ganze auch noch selber, dass das alles eine Show
ist die ja unglaublich „lustig“ ist - und dann wird das Jubeln
geübt, das dann einsetzen soll, wenn der Star OFFIZIELL
die Bühne betritt.
Das klappt ja auch immer vorzüglich wie man täglich in
diversen Shows und Talkshows sehen kann.

Ein bißchen off-topic:
Schmidt ist bei der Schmidtshow für den Fernsehzuschauer
viel interessanter als für das Publikum.
Denn er guckt ja die ganze Zeit in die Kamera und nicht
in das Publikum.

Das wirkt total eigenartig weil man ja bei Kabarett etc.
gewöhnt ist dass die jeweilige Person ins Publikum spricht,
mit dem Publikum arbeitet. Das tut sie in solchen Fällen
aber nicht. Sie guckt das Publikum nicht an sondern
ignoriert es fast völlig.
Bei den vielen Einspielungen bei Schmidt wird das
Live-Publikum über Monitore bedient, die an der Decke
Hängen, was dazu führt, dass die Leute ständig nach oben
links oder rechts schauen. Man klatscht auch hier an Stellen,
an denen man normalerweise nicht klatschen würde
weil die Clapper auch hier im Hintergrund den Ton angeben.
Und dann laufen vorne und zwischen den Reihe diverse
Kameramänner herum, die einzelne Zuschauer im Porträt
aufnehmen. Sobald das von der Regie reingeschnitten wird,
sieht man das in den Monitoren. Da funktioniert auch wieder
das Phänomen „braver Fan“. Man will alles richtig machen,
gut dastehen. Vor allem wenn man dabei in Großaufnahme
ins Bild kommt. Und dabei dann nicht lacht. (Witz wohl
nicht verstanden, was?) Und wohlmöglich mit einem
Kommentar von Schmidt bedacht wird, der ja auch einen
Monitor vor sich hat und auf diese Weise das Publikum
ja nun doch ein wenig miteinbezieht.

Ich schließe hierbei nun völlig von „mich auf andere“.
Aber ich glaube schon, dass ich da nicht die einzige bin,
die das so empfindet. Sicher merken das viele aber auch gar nicht,
wie sehr sie da manipuliert werden.
Ist sicher auch eine Typfrage. ich bin vom Typ her
durchaus eitel und stand jahrelang als Sängerin auf der Bühne.
Habe also keine Kamerascheu.

Es gab mal eine Show, in der die Kandidaten ein Thema und eine
Rolle zugeteilt bekamen und schauspielern sollten.
Am Schluss wurde ausgewertet, wer seine Rolle am besten gespielt
hat. (meist gewann derjenige, der die Rolle des bösen Buben hatte.
Wie im Theater auch die fiesen Rollen beliebter sind als die
des langweiligen Liebhabers. Da kann man eben besser brillieren,
mehr aus sich rausholen.:wink:)
Das fand ich noch am ehrlichsten, denn ich denke
in diesen „normalen“ Talkshows läuft es letzten Endes
oft auf dasselbe hinaus.

Vielleicht beruhigt Dich das ja ein wenig? :wink:

Und ich kriege jetzt wahrscheinlich wegen dem Verrat
von Betriebsgeheimnissen Klagen von Sat1, RTL, Pro 7
und den Medienverbänden an den Hals. *ggg*

Liebe Grüsse
Pamela

Hi Pamela,

was Du von von den Fernsehsendern eventuell bekommst, weiß ich nicht, was Du von mir bekommst: ein Sternchen.

Danke, daß Du Dir a, die Mühe des Schreibens gemacht hast und das was ich las, liest sich authentich.

Was Du schreibst, dachte ich mir bzw. ist naheliegend, wobei es nun noch klarer ist. Ich witzle immer rum, ich würde noch auf mein Talkshow-Thema warten: „Hilfe, ich war noch nie in einer Talkshow“. :smile:

Die Frage ist, daß unabhängig von den manipulierenden Sendern die Leute das wollen?! So darstellungsgeil? Ist der Hintergrund, auch mal wichtig sein zu wollen, mal im Lampenlicht stehen zu wollen, auch mal von Bedeutung zu sein? So scheint es mir. Mag sein, daß der eine oder andere geschickt das noch als Werbemedium für sich nutzen mag (huhu, will Sängerin oder Schauspielerin werden bzw. ich habe eine Firma …)

Medien haben sehr viel Macht, doch ich finde es schade, daß sie diese Macht nicht sinnvoll(er) nutzen. Bei mir rufen gelegentlich Leute vom Fernsehen an, und dann wollen sie sofort oder wenigstens in wenigen Stunden, bestenfalls noch in 1 - 3 Tagen einen Therapeuten zu einem bestimmten Thema. Nun, ich bemühe mich zu vermitteln. Dennoch… teils geht es um spezielle Themen und ich möchte auch gerne, daß gute Leute vermittelt werden und was sagen. Doch ein z.B. guter Therapeut sitzt nicht zu Hause wartend auf einen Anruf von einem Fernseh- oder Radiosender oder wenigstens von einer Zeitung, der arbeitet. Sogesehen muß man Glück haben, der Therapeut muß eventuell umterminieren, (wobei ich das schon nicht okay finde) oder man nimmt halt jemanden der noch nicht so bekannt ist und noch nicht so ausgebucht.

Keine Ahnung wie es bei den Medien so abläuft, aber wird wirklich erst immer von jetzt auf gleich entschieden, daß es eine Sendung zu diesem oder jenem Thema gibt? Ich empfinde das wenigstens so, wir sind das Fernsehen und wir tun Dir einen Gefallen, wenn Du bei uns sein darfst, also spring’ gefälligst, wenn wir das sagen. Wenn nicht bzw. wenn Du nicht kannst, selbst schuld.

Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einer Redakteurin von einem der Privaten etwas länger und äußerte meine Kritik und konstruktiveren Vorschläge, wie ich meine. Sie konterte, daß es dahinginge, bei Franklin angeblich mehr lösungsorientiert die Shows aufzuziehen. Also, sprich, daß zum Schluß den Leuten Hilfe angeboten werden würde. Ich habe da mal, weil ich erwähnt worden bin, da mal eine Sendung angesehen, doch lösungsortientiert? Naja.

Insgesamt habe ich auch den Eindruck, daß teils sehr schlampig recherchiert wird. Bei mir rufen teils Medienleute an und ich bin immer erstaunt was die Leute angeblich über mich lesen oder gehört haben, da kann es im Grunde gar nicht viel geben, und das Wenige sogar wird falsch interpretiert. Da wird irgendwelches partielles Wissen, also ein paar Puzzle-Teile nach Gusto zusammengebaut und einem ein Beruf oder eine Haltung oder was auch immer übergestülpt. Es muß ja nicht richtig sein, sollte sich nur gut anhören. Hat FERNsehen etwas mit entFERNen zu tun? Ja! Wohl auch mit fernnSEHNEN.

Es wird die Zeit kommen, wo auch mit Talkshows keiner mehr hinter dem Ofen hervorgeholt werden kann. Ich habe so das vage Gefühl, daß so Doku-Soaps ala „Schnulleralarm“ am Kommen sein werden, wo dann Menschen bei ihrer Hochzeit, beim Kinderkriegen, in der Arbeit, in der Freizeit,…und irgendwann auch beim Sterben gefilmt werden. Alles wird gezeigt, keinerlei Tabugrenzen mehr. Der transparente und gläserne Mensch wird auch auf diese Weise geschaffen.

Ciao,
Romana
b

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Hi Uschi,

ich verstehe Dich, wobei sich auch die Frage stellt, es sind ja nicht nur die Leute die in die Show gehen, weshalb schauen sich dann, wenn auch Tendenz sinkend, so viele Millionen Menschen diese Talkshows an?

Es gibt sicherlich hier auch positive Elemente oder wenigstens Ansätze.

Ich glaube schon, daß Menschen in Talkshows gehen oder mit ihren Problemen in die Öffentlichkeit gehen, siehe auch dieses Forum, weil sie z.B. im privaten Kreise niemanden haben. Die Menschen vereinsamen teils immer mehr bzw. leben mehr und mehr oberflächliche und unverbindliche Kontakte. Das trifft nicht auf jeden zu, doch ich meine diese Tendenzen wahrzunehmen.

Die Leute die sie haben, mögen sie möglicherweise teils nicht fragen, weil sie sich ihrer Probleme schämen. (Und wer schaut schon Talkshows :smile:) Teils mögen sie ihre privaten Kontakte nicht fragen, weil diese ein Thema eventuell schon gar nicht mehr hören können. Diese Kontakte mögen sie möglicherweise auch nicht fragen, weil diese auch keine Antwort, keinen Lösungsansatz wissen.

Ich glaube, der Drang in die Öffentlichkeit hat auch ein Element von Verbundenheit in sich. Das heißt, wenn jemand sieht, nicht nur er ist dick, nicht nur er wurde gemobbt, nicht nur er wird abgewiesen, so kann das auch ein verbindendes Gefühl darstellen bzw. möglicherweise ist die Sehnsucht da, nicht allein zu sein.

Weshalb Menschen noch mit ihren Problemen in die Öffentlichkeit gehen, ist möglicherweise eine Mischung aus Leidensdruck, nicht entsprechende private Kontakte zu haben und / oder der Wunsch sich mit der Öffentlichkeit verbunden zu fühlen, die Menschen als Freunde sehen zu wollen, im Sinne einer großen Menschenfamilie.

Es ist nur eine Theorie, doch ich kann mir gut vorstellen, daß diese Sehnsucht (unbewußt) in manchen Menschen schlummert, neben Drang zur Selbstdarstellung und Geldverdienen, wenn sie in eine Talkshow gehen bzw. diese auch ansehen.

Ciao,
Romana

PS:

Die Menschen, die hier öffentlich ihre „Probleme“ posten, tun dies doch in der Regel unter einem Nickname. Das heißt, wenn es ihnen gefährlich werden sollte, können sie jederzeit wieder abtauchen.

Was mich erschreckt ist z.B. das was tagtäglich scheinbar schon in puncto sexueller Mißbrauch und Kindstötungen abläuft. Das war doch früher nicht so. Wurde das teils nur nicht so publik? Die Griechen waren ja schon in der Antike für ihre Knabenliebe bekannt. Oder werden durch die Berichterstattungen der Medien teils die Menschen erst darauf gebracht, z.B. wie sie mal - wenn auch negativ - im Rampenlicht stehen können??? Kommen manche Leute durch die Medien erst auf die Idee sexuell zu mißbrauchen?

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Hallo Romana,

was Du von von den Fernsehsendern eventuell bekommst, weiß ich
nicht, was Du von mir bekommst: ein Sternchen.

Oops, Danke schön!

Was Du schreibst, dachte ich mir bzw. ist naheliegend, wobei
es nun noch klarer ist. Ich witzle immer rum, ich würde noch
auf mein Talkshow-Thema warten: „Hilfe, ich war noch nie in
einer Talkshow“. :smile:

Auch ein schönes Thema von „Margarete Schreinemakers ihre Schwester“ damals bei RTLs Samstag Nacht:
Hilfe, mein Nachbar wohnt nebenan! *g*

Die Frage ist, daß unabhängig von den manipulierenden Sendern
die Leute das wollen?! So darstellungsgeil? Ist der
Hintergrund, auch mal wichtig sein zu wollen, mal im
Lampenlicht stehen zu wollen, auch mal von Bedeutung zu sein?
So scheint es mir.

Ingolf Lück hat da ja eine Figur in der Wochenshow erschaffen, die diesen Schluss nahelegt (Kommich jetz’ ins Fernsehen?)
Stellt sich die Frage, was die Medien für den „einfachen“ Menschen überhaupt darstellen. Du sagst ja selbst: sie haben Macht. Sind für viele Menschen sicher auch eine Autorität.
„Was im Fernsehen gesagt wird ist wahr“
Und „dabei sein ist alles“ ist sicher auch ein Motiv.
Es ist sicher auch Neugier und Abenteuerlust. Mal was anderes, raus aus dem Alltag, mal hinter die Kulissen schnuppern. Berühmte Menschen, die man aus dem Fernsehen kennt halt so ein Moderator - mal persönlich sehen („den gibt es wirklich! Und er kann sprechen!“)

Allerdings kann ich selber da auch so Vieles nicht nachvollziehen. Zum Beispiel wenn jemand jetzt meinetwegen irgendein lange vor Familie und Freunden und Arbeitgebern gehütetes Geheimnis in einer talkshow preisgibt. Und dabei auch noch so redet, als ob er glaubt, dass sie es nach dieser Sendung immer noch nicht wissen… .
Oder dass da Familienfehden vor der kamera ausgetragen werden. Anprangern einer Person, während diese im schalltoten Raum sitzt und davon nix hört.
Ich kann mir aber auch vorstellen, dass einige ihre privaten Konflikte an die öffentlichkeit zerren und sich sowas wie seelischen anwaltlichen Beistand von dem Moderator und dem Publikum erhoffen. „Also wenn DER/DIE jetzt auf meiner Seite ist, dann bin ich im Recht. Siehst Du wohl!“

Medien haben sehr viel Macht, doch ich finde es schade, daß
sie diese Macht nicht sinnvoll(er) nutzen.

Letztenendes geht es bei den Privaten doch nur um die Kohle und die Einschaltquoten. Die schielen dann rüber nach USA, was dort gut läuft und Quoten bringt, und das wird dann hier nachgemacht. Eine Freundin von mir erzählte, sie habe in den USA Talkshows gesehen, bei denen die leute mit körperlicher gewalt aufeinander losgehen. Da sagt dann eine Frau zur anderen: „Ätsch, ich schlafe seit einem halben Jahr mit Deinem Mann“. Sowas auf so eine Art zu erfahren ist schon richtig pervers. Oder es ist Schauspielerei…

Sender wie Arte und 3sat und die 3. Programme, die wohl eher Sachen senden, die Dich und mich interessieren, haben halt weniger Macht. Weil sie geringere Quoten haben. Denke ich jetzt mal.

Bei mir rufen

gelegentlich Leute vom Fernsehen an, und dann wollen sie
sofort oder wenigstens in wenigen Stunden, bestenfalls noch in
1 - 3 Tagen einen Therapeuten zu einem bestimmten Thema.

Oops - SOFORT? nach dem Motto: Wir kommen in 10 Minuten vorbei mit unserem Team? Oder ging es da um ein Telefoninterview?

Keine Ahnung wie es bei den Medien so abläuft, aber wird
wirklich erst immer von jetzt auf gleich entschieden, daß es
eine Sendung zu diesem oder jenem Thema gibt?

Diese Talkshows-Drehs laufen jedenfalls recht kurzfristig.
Wenn ich von dem „Head-Hunter“ angerufen wurde, ging es auch oft um einen Termin in 3 Tagen.
Ich kann Dir höchstens sagen, wie das in Lokalredaktionen und Lokalsendern abläuft (vor Jahren mal Praktika beim Hamburger Abendblatt und bei der NDR Hamburgwelle gemacht):
Morgens um 10 ist Redaktionskonferenz, da werden die aktuellen Ereignissse und Themen abgekakelt, dann sagt der eine freie Mitarbeiter: „okay, ich mache einen Beitrag darüber“ - z.B. wenn, wie in der letzten Zeit, ein bericht über die fundamentalistischen „Schläfer“ in Hamburg gemacht werden soll.
Dann: „Ja, da müsste man auch mal einen Psychologen dazu befragen. Was denn einen solchen unauffälligen Mann zu so einer tat bringen kann. Was ist das für eine Persönlichkeitsstruktur?"
Ja und wen fragt man da? Natürlich jemanden der einen „Namen“ hat. Das wertet den Beitrag auf und bringt Punkte beim Chefredakteur (oder sternchen:wink:)

Ich empfinde das

wenigstens so, wir sind das Fernsehen und wir tun Dir einen
Gefallen, wenn Du bei uns sein darfst, also spring’
gefälligst, wenn wir das sagen.

Das empfinde ich genauso. ich hole mal ein bißchen aus und erzähle mal meine Erfahrungen.

Aaaaaaalso: das Minilabel der Bronx Boys brachte einen Sampler heraus, der sich „Halloween Screams“ nennt, und aus dem Indie-Bereich einige Bands dazu bewegt hat, exklusiv für den Sampler einen Titel über Halloween aufzunehmen.
Der Gitarrist der Boys war in den USA begeistert über die Halloween-paraden und-Feten, und hatte im Gefühl, dass das nun auch zu uns rüberschwappt. Womit er ja nicht ganz unrecht hatte.
Um das zu promoten kam so eins zum anderen und es endete damit dass wir eine Volksinitiative gründeten mit dem Namen „Halloween for Holiday!!!“ und anfingen dafür unterschriften zu sammeln. Die Forderung der Initiative war/ist, dass der 1. November in Hamburg zum Feiertag erklärt werden soll (in einigen Bundesländern Allerheiligen). Die Norddeutschen seien schon vom Wetter her benachteiligt und diese Feiertagsungerechtigkeit in Deutschland solle ein Ende haben. *ggg*. Das schlug 1999 voll ins Sommerloch ein und wir kamen damit auf die 1. Seite vom Hamburger Abendblatt.

Schön, dann nahte der 31. Oktober und irgendwie war Halloween - durch den „Trend“ (vielleicht auch durch uns…?) im Gespräch und es klingelte immer wieder das Telefon und irgendwelche Medienfuzzies (Bei uns auch „Wichtigwurstel“ genannt *g*. sorry, ich will hier niemandem auf den Schlips treten, mein Vater ist Journalist (Printmedien)und ich habe ihn ganz doll lieb und finde, dann darf ich das sagen *g*)

  • also Medienleute riefen an und wollten wissen „wie man denn Halloween feiert“. Meistens reichte eine Pressemitteilung per Fax aus, aber dann kamen 2 privatsender auf uns zu.

Erst später erfuhr ich, dass das bei dem einen Sender eine Praktikantin war, die uns aquirierte.
Sie wollte wissen, wie wir denn Halloween feiern, und ob wir für sie mal so spontan „Halloween feiern“ könnten, so dass sie das filmen. Dass wir denen mal vorführen wie man Halloween feiert. So, als ob wir eh permanent Halloween feiern und nix anderes zu tun haben…

Wir fragten sie, was wir denn davon hätten, also wir müssten ja nun mal auch arbeiten, und uns einfach so mal einen Tag für das Fernsehen zur verfügung zu stellen - da müsste auch was für uns bei rum kommen.
Sie ging ganz selbstverständlich davon aus, dass wir uns nur so darum reissen, alles mitzumachen, nur um ins Fernsehen zu kommen.
Wir meinten dann, dass wir für solche Flausen zu „alt“ seien, und eh einige von uns in den Medien tätig seien oder als Schauspieler arbeiten, es dann doch aber okay für uns wäre, wenn wir den Sampler mal in die kamera halten könnten, und wenn im Background Musik von eben diesem liefe.
Ja, klar, das sei sicher kein problem.
Die Örtlichkeit musste noch besprochen werden.

Das mit Halloween kam ja nicht von ungefähr, sondern in unsrem Dunstkreis befand sich auch das House of Horror (HOH) - ein Laden nach amerikanischem Vorbild, in dem eben halt Grusel- und Halloweenkram verkauft wurde, und die auch Filmemacher mit Requisiten und Spezialeffekten ausstatten. (Den Laden gibt es inzwischen nicht mehr, den Rest schon).
Die waren aber auch schon abgenervt durch die ganzen Medienleute, die bei ihnen anklingelten, weil der Chefredakteur gesagt hat:“ Da ist jetzt Halloween im Gespräch. Mach da mal was drüber.“
Der Laden bot sich natürlich als Kulisse an. Termin und so war abgeklärt und dann kam das Filmteam und die Teamleiterin war sowas von ätzend. Sie war gestresst - okay, ihr Kind war krank - okay, die praktikantin hat ihr gesagt, da würden Leute halloween feiern, sie müsse da nur hingehen und filmen - okay.
Ich habe keine Ahnung was die erwartet hat, aber nicht das, was sie vorfand: Leute in Halloween-Kostümen in einem Laden mit schicker Kulisse und Kundschaft, die Kürbiskerzen kaufen will. Und Lotto King Karl, der sich bereit erklärt hatte die „Schirmherrschaft“ über unsere Initiative zu übernehmen.
Sie war anscheinend der Überzeugung, dass wir da sowas wie ein Theaterstück aufführen!?!? Wir warteten aber auf Regieanweisungen!?!?
Sie war pampig und unverschämt. Machte uns Vorwürfe, was denn das jetzt hier eigentlich sei und wer dafür verantwortlich ist.
Irgendwas wurde dann auch gedreht, Lotto machte in seiner typischen „Barmbeker“ Art eine Führung durchs Museum, wir taten so als ob wir zu einer Musik tanzten die nicht existierte - auf einmal hieß es, nee keine Musik, das wird später unterlegt. Gesendet wurde dann ein bißchen Lotto und 1 Sekunde Menschen im Horrorladen und das wars.
Grmpf

Wir haben dann eine Rechnung geschrieben über die Vermietung von einem Drehort und dem zur-Verfügung-stellen von Komparsen. Sie wollten dann getrennte Rechnungen weil HOH und das Label verschiedene Firmen sind. HOH waren zu „weicheiig“ um da mitzuziehen *gg* ausgerechnet!
Aber nach einer Mahnung unsererseits haben die tatsächlich für die Komparsen gezahlt.

Ähnlich war das Resultat mit dem anderen Privatsender. Da war das Team aber supernett und hat sich alle erdenkliche Mühe gegeben. Da sind auch nur 5 Sekunden blabla im Endeffekt von der ganzen Arbeit gesendet worden (Zusammenschnitt aus verschiedenen teams in ganz Deutschland) wobei mir das team selber auch leid tat, weil die viel Liebesmüh und Ideenreichtum da eingebracht hatten.
Wir waren selber so frustrtiert von dem ganzen sinnlosen Aufwand, dass wir alle an Halloween im Bett geblieben sind… .
Soviel dazu.

Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einer Redakteurin von
einem der Privaten etwas länger und äußerte meine Kritik und
konstruktiveren Vorschläge, wie ich meine. Sie konterte, daß
es dahinginge, bei Franklin angeblich mehr lösungsorientiert
die Shows aufzuziehen. Also, sprich, daß zum Schluß den Leuten
Hilfe angeboten werden würde. Ich habe da mal, weil ich
erwähnt worden bin, da mal eine Sendung angesehen, doch
lösungsortientiert? Naja.

Da kommt es mir auch fast so vor, als ob das bewusst verhindert wird. Für mich sind solche Sendungen immer so: Wenns interessant wird - wenn zun Kern der Sache vorgedrungen wird- dann wird abgebrochen. Nur polemik zählt. Kann ich mir auch schenken. Franklin kenne ich im Übrigen bislang nicht.

Insgesamt habe ich auch den Eindruck, daß teils sehr schlampig
recherchiert wird. Bei mir rufen teils Medienleute an und ich
bin immer erstaunt was die Leute angeblich über mich lesen
oder gehört haben, da kann es im Grunde gar nicht viel geben,
und das Wenige sogar wird falsch interpretiert. Da wird
irgendwelches partielles Wissen, also ein paar Puzzle-Teile
nach Gusto zusammengebaut und einem ein Beruf oder eine
Haltung oder was auch immer übergestülpt. Es muß ja nicht
richtig sein, sollte sich nur gut anhören.

Dein Eindruck ist da sicher nicht falsch. Du musst Dir vorstellen, dass das Leute sind, die sich jeden Tag mit einem anderen Thema beschäftigen, das alles unter Zeitdruck, und oft sind sie auch noch sehr jung - können es sich also leisten, für wenig bis gar kein Geld in den Job hineinzuschnuppern. Da besteht zum Teil gar nicht die Chance, gründlicher zu recherchieren, Das ist wohl so beim Sensationsjournalismus.
Ein alter Journalistenspruch ist: „Nichts ist so alt wie die Nachricht von gestern“. Quote Quote, hektik hektik, Sensation. Nix gründliche Recherche.
Ich hatte ja mal selber überlegt, ob ich in Richtung Journalismus gehe (Fußstapfen des Vaters), aber nach den Praktika wusste ich: NEIN!
Wissenschaft - immer tiefer einsteigen in die Materie, Forschen, Einzelheiten analysieren, Fakten gegeneinander abwägen -
und Tagesjournalismus - wie kriege ich ein umfangreiches Thema als Meldung in 4 Zeilen unter? Was kann ich weglassen, ohne die Meldung zu verfälschen? - erschienen mir als Widerspruch. Sicher - es gibt Medien in denen das anders ist - von DIE ZEIT über den SPIEGEL bis zu DIE WOCHE. Aber was massenmedien angeht…

Hat FERNsehen etwas

mit entFERNen zu tun? Ja! Wohl auch mit fernnSEHNEN.

*g*
NAHsehen ist sicher gesünder…

Es wird die Zeit kommen, wo auch mit Talkshows keiner mehr
hinter dem Ofen hervorgeholt werden kann. Ich habe so das vage
Gefühl, daß so Doku-Soaps ala „Schnulleralarm“ am Kommen sein
werden, wo dann Menschen bei ihrer Hochzeit, beim
Kinderkriegen, in der Arbeit, in der Freizeit,…und
irgendwann auch beim Sterben gefilmt werden. Alles wird
gezeigt, keinerlei Tabugrenzen mehr. Der transparente und
gläserne Mensch wird auch auf diese Weise geschaffen.

Schnulleralarm habe ich noch nicht gesehen. Aber Big Brother ist ja sowas wie eine „Scheinrealität“. Wo sich die Leute eben NICHT so geben wie im normalen leben, sondern sich ständig bewusst sind, dass sie gefilmt werden und dass es darum geht, zu gewinnen (auch wenn sie so tun als sei ihnen das nicht wichtig - es beeinflusst ihr verhalten) - und gewinnen kann man nur, wenn man beliebt ist. (ich habe nur die erste Staffel ein wenig genauer verfolgt, aber bei der letzten (?) Staffel war das Hausschweinchen mein Favorit. Süüüüüß!)
In dem Moment wo eine Kamera auf mich gerichtet ist, bin ich nicht mehr „privat“ und das weiß meines Erachtens jeder. Da gibt es vielleicht Exibitionismus aber der gläserne mensch wird wohl (hoffentlich) nur durch den absoluten Wegfall des Datenschutzes geschaffen werden können. Und selbst dann gibt es subversive Elemente, die das umgehen werden. :wink:

Voller Hoffnung
Liebe Grüsse
Pamela

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Interessant
Hallo zusammen,

Hallo allerseits,

neeeeein, ich habe mich nicht im Brett geirrt; es geht in der
Tat um den psychologischen Aspekt… *ggg*

Hallo Tessa,

Was Du fragst, ist der psychologische Aspekt der DARSTERLLER.
Für mich ist interessanter, der psychologische Aspekt der ZUSCHAUER.

Denn es ist doch KLAR!!!
Wenn keiner mehr hinsieht, werden solche Sendungen nicht mehr gebracht. :- )))
JEDER schreit, ICH schau mir das nicht an. :- )))
WO kommen dann die Einschaltquoten her??? :- ))
KLAR, ist es BILLIG produziert - aber wenn keiner einschaltet, nützt das auch nichts.

Es ist also die Frage, was ist der durchschnittliche Geisteszustand unseres Volkes, das sich solche Sendungen ansieht?

Eintagsfliege??? Schildkröte??? Schimpanse???

Soll das Unterhaltung sein? Wer braucht so etwas?
Halten die TV-Macher die Nation für soooo verblödet?

NEIN!!! Sie WISSEN, daß das Volk so blöde ist!!!
Weil sie 3 Zentimeter ÜBER dem Durchschnitsniveau sind.

MfG,

Demetrius

Fragen

über Fragen…

Viele Grüße

Tessa

Ursprung
Nochmal Hallo,

interessant ist auch, daß hier noch keiner nach dem Ursprung gefragt hat, WODURCH diese Sendungen überhaupt am „Leben“ bleiben?

Wie meistens im Leben, wird nur die OBERFLÄCHE kritisiert, aber an die Wurzel traut sich keiner ran.

NEIN, sie wird nichtmal gesehen.

Es gibt wohl doch - nicht nur körperliche Blindheit - sondern auch geistige Blindheit.

MfG,

Demetrius

Hi Pamela,

kurze Texte liegen Dir auch nicht. :smile:

Hallo Romana,

was Du von von den Fernsehsendern eventuell bekommst, weiß ich
nicht, was Du von mir bekommst: ein Sternchen.

Oops, Danke schön!

Was Du schreibst, dachte ich mir bzw. ist naheliegend, wobei
es nun noch klarer ist. Ich witzle immer rum, ich würde noch
auf mein Talkshow-Thema warten: „Hilfe, ich war noch nie in
einer Talkshow“. :smile:

Auch ein schönes Thema von „Margarete Schreinemakers ihre
Schwester“ damals bei RTLs Samstag Nacht:
Hilfe, mein Nachbar wohnt nebenan! *g*

:smile:) Soviel Geist, da werde ich ganz ehrfürchtig. :smile:)

Die Frage ist, daß unabhängig von den manipulierenden Sendern
die Leute das wollen?! So darstellungsgeil? Ist der
Hintergrund, auch mal wichtig sein zu wollen, mal im
Lampenlicht stehen zu wollen, auch mal von Bedeutung zu sein?
So scheint es mir.

Ingolf Lück hat da ja eine Figur in der Wochenshow erschaffen,

Schaue den nicht so an.

die diesen Schluss nahelegt (Kommich jetz’ ins Fernsehen?)
Stellt sich die Frage, was die Medien für den „einfachen“
Menschen überhaupt darstellen. Du sagst ja selbst: sie haben
Macht. Sind für viele Menschen sicher auch eine Autorität.
„Was im Fernsehen gesagt wird ist wahr“
Und „dabei sein ist alles“ ist sicher auch ein Motiv.
Es ist sicher auch Neugier und Abenteuerlust. Mal was anderes,
raus aus dem Alltag, mal hinter die Kulissen schnuppern.
Berühmte Menschen, die man aus dem Fernsehen kennt halt so
ein Moderator - mal persönlich sehen („den gibt es wirklich!
Und er kann sprechen!“)

Stimmt. Grins. Daran habe ich gar nicht gedacht, ja, so mögen auch einige Leute denken.

Allerdings kann ich selber da auch so Vieles nicht
nachvollziehen. Zum Beispiel wenn jemand jetzt meinetwegen
irgendein lange vor Familie und Freunden und Arbeitgebern
gehütetes Geheimnis in einer talkshow preisgibt.

Wieso, es schaut doch fast niemand Talkshows, angblich. :smile:

Und dabei

auch noch so redet, als ob er glaubt, dass sie es nach dieser
Sendung immer noch nicht wissen… .

Tja, mir sagte mal eine Frau, die hier auch bei einem Lokalsender arbeitet, in der Redaktion habe ein Mann angerufen und wollte dem Mörder aus einem Spielfilm gratulieren zu dessen Morden, die dieser so genial gut gemacht habe. Sie meinte, zu ihrem Entsetzen, der Mann war davon überzeugt und auch nicht davon abzubringen, daß das echt sei. Mir fällt das zwar etwas schwer nachzuvollziehen, gleichwohl sie für mich glaubwürdig ist. Umso mulmiger wird es mir dann bei Spaß-Sendungen (mir fällt gerade kein Name ein) die auf einer Art Nachrichtenshow aufgebaut sind. Da mag sich bei dem einen oder anderen Realtität und Verarschung durchaus vermischen.

Vielleicht gehen manche davon aus, daß um die Sendezeit noch niemand von den Betroffenen gucken würde oder es ihnen niemand zutragen würde, da ja lieber über als mit Menschen geredet wird. Mag sein, es ist eine heimliche Rache, endlich mal etwas aufdecken zu können. Es gibt vielerlei Spekulationen.

Oder dass da Familienfehden vor der kamera ausgetragen werden.
Anprangern einer Person, während diese im schalltoten Raum
sitzt und davon nix hört.

Vor allem, da niemand einen Videorekorder zu Hause hat und so eine Sendung nie jemand aufzeichnen würde, wenn er schon dabei ist. :smile:

Ich kann mir aber auch vorstellen, dass einige ihre privaten
Konflikte an die öffentlichkeit zerren und sich sowas wie
seelischen anwaltlichen Beistand von dem Moderator und dem
Publikum erhoffen. „Also wenn DER/DIE jetzt auf meiner Seite
ist, dann bin ich im Recht. Siehst Du wohl!“

Ja, und der kostet nicht mal was und man steht auch noch selbst im Lampenlicht.

Medien haben sehr viel Macht, doch ich finde es schade, daß
sie diese Macht nicht sinnvoll(er) nutzen.

Letztenendes geht es bei den Privaten doch nur um die Kohle
und die Einschaltquoten. Die schielen dann rüber nach USA, was
dort gut läuft und Quoten bringt, und das wird dann hier
nachgemacht. Eine Freundin von mir erzählte, sie habe in den
USA Talkshows gesehen, bei denen die leute mit körperlicher
gewalt aufeinander losgehen. Da sagt dann eine Frau zur
anderen: „Ätsch, ich schlafe seit einem halben Jahr mit Deinem
Mann“. Sowas auf so eine Art zu erfahren ist schon richtig
pervers. Oder es ist Schauspielerei…

Je mehr die Menschen sich von sich selbst entfernen (immer weiter, immer höher, immer schneller) desto mehr suchen sie den Kick in Sensationsgier, Extremsportarten, Schnellebigkeit… Das ist auch beängstigend, was da noch auf uns zukommen wird. Fernsehkanal mit Abtreibungen? Fernsehsender (nicht nur Programm) Beim Zahnarzt. :smile:

Sender wie Arte und 3sat und die 3. Programme, die wohl eher
Sachen senden, die Dich und mich interessieren, haben halt
weniger Macht. Weil sie geringere Quoten haben. Denke ich
jetzt mal.

Hilfreich finde ich für mich, der Tipp kam aus werweisswas.de,
http://www.iwz.de/ Ich habe gewisse Themen die mich interessieren und hier werde ich dann benachrichtigt, kommt was aus z.B. aus Psychologie… Allerdings gibt es auch manche Irrungen, gab mal den Film „Hair“ an und erhielt dann eine Benachrichtigung zu einem Bericht über Friseure. :smile: Mein Fernsehprogramm habe ich abbestellt. Ich kann mit diesem Dienst für mich einfach gezielter schauen bzw. schaue teils einfach auch weniger.

Bei mir rufen

gelegentlich Leute vom Fernsehen an, und dann wollen sie
sofort oder wenigstens in wenigen Stunden, bestenfalls noch in
1 - 3 Tagen einen Therapeuten zu einem bestimmten Thema.

Oops - SOFORT? nach dem Motto: Wir kommen in 10 Minuten vorbei
mit unserem Team? Oder ging es da um ein Telefoninterview?

Kommt drauf an, wo der Sender ist, wenn in Mittel- oder Norddeutschland, die lassen sich dann schon zwei bis drei Tage Zeit, bis die Aufzeichnung ist.

Bei regionalen Sendern, auch Radiosendern soll es teils binnen einiger Stunden sein.

Ich habe gerade seit Tagen an meiner Steuererklärung 99 gebastelt, nachdem ich doch nun schon vor zwei Monaten 98 abgegeben habe, als mich freudig ein Redakteur (weiß nicht von wo) anrief, ich hatte nicht geschlafen und war fertig, und wollte sofort ein Telefoninterview zu Stefanie Graf’s Hochzeit und Baby. Ich sagte nur kurz angebunden, daß ich gerade andere Prioritäten habe und gab ihm die Telefonnummer eines Astrologen.

Was mir daran stinkt, ist dieses sofort auf gleich, als würde man nichts anderes zu tun haben als auf Medien zu warten. Was mich jedoch am meisten ärgert, ich möchte meine Sache gut machen, möchte den bestmöglichen Mann bzw. die bestmögliche Frau dafür aussuchen, doch das geht nicht bei sofort auf gleich. Da hat nicht jeder der gut ist Zeit, bzw. da kommt das Gefühl auf, bloß weil man bei den Medien ist, erwarten die, daß man für sie alles fallen und stehen läßt. Das klingt für mich etwas arrogant bzw. oberflächlich. Es geht auch gar nicht bei diesen Sendern um Tiefe.

Keine Ahnung wie es bei den Medien so abläuft, aber wird
wirklich erst immer von jetzt auf gleich entschieden, daß es
eine Sendung zu diesem oder jenem Thema gibt?

Diese Talkshows-Drehs laufen jedenfalls recht kurzfristig.

Weshalb? Andere Sender recherchieren doch für manche Sendungen teils auch länger? Können, müssen die ihre Themen, die sich einander ja sogar nicht gleichen und auch nie wiederholen, tagesaktuell immer wieder neu er-finden?

Wenn ich von dem „Head-Hunter“ angerufen wurde, ging es auch
oft um einen Termin in 3 Tagen.
Ich kann Dir höchstens sagen, wie das in Lokalredaktionen und
Lokalsendern abläuft (vor Jahren mal Praktika beim Hamburger
Abendblatt und bei der NDR Hamburgwelle gemacht):
Morgens um 10 ist Redaktionskonferenz, da werden die aktuellen
Ereignissse und Themen abgekakelt, dann sagt der eine freie
Mitarbeiter: „okay, ich mache einen Beitrag darüber“ - z.B.
wenn, wie in der letzten Zeit, ein bericht über die
fundamentalistischen „Schläfer“ in Hamburg gemacht werden
soll.
Dann: „Ja, da müsste man auch mal einen Psychologen dazu
befragen. Was denn einen solchen unauffälligen Mann zu so
einer tat bringen kann. Was ist das für eine
Persönlichkeitsstruktur?"
Ja und wen fragt man da? Natürlich jemanden der einen „Namen“
hat. Das wertet den Beitrag auf und bringt Punkte beim
Chefredakteur (oder sternchen:wink:)

Nur, einer der einen Namen hat, hat nicht immer Zeit bzw. ich habe zwar keinen Namen, doch für so ein hoppla hoppla Geschäft, würde ich mich (wenigstens zumeist) nicht hergeben wollen. Da wäre ich zu stolz zu.

Ich empfinde das

wenigstens so, wir sind das Fernsehen und wir tun Dir einen
Gefallen, wenn Du bei uns sein darfst, also spring’
gefälligst, wenn wir das sagen.

Das empfinde ich genauso. ich hole mal ein bißchen aus und
erzähle mal meine Erfahrungen.

Aaaaaaalso: das Minilabel der Bronx Boys brachte einen Sampler
heraus, der sich „Halloween Screams“ nennt, und aus dem
Indie-Bereich einige Bands dazu bewegt hat, exklusiv für den
Sampler einen Titel über Halloween aufzunehmen.
Der Gitarrist der Boys war in den USA begeistert über die
Halloween-paraden und-Feten, und hatte im Gefühl, dass das nun
auch zu uns rüberschwappt. Womit er ja nicht ganz unrecht
hatte.
Um das zu promoten kam so eins zum anderen und es endete damit
dass wir eine Volksinitiative gründeten mit dem Namen
„Halloween for Holiday!!!“ und anfingen dafür unterschriften
zu sammeln. Die Forderung der Initiative war/ist, dass der 1.
November in Hamburg zum Feiertag erklärt werden soll (in
einigen Bundesländern Allerheiligen). Die Norddeutschen seien
schon vom Wetter her benachteiligt und diese
Feiertagsungerechtigkeit in Deutschland solle ein Ende haben.
*ggg*.

Ich schicke Dir sonnige Grüße. :smile:

Das schlug 1999 voll ins Sommerloch ein und wir kamen

damit auf die 1. Seite vom Hamburger Abendblatt.

Schön, dann nahte der 31. Oktober und irgendwie war Halloween

  • durch den „Trend“ (vielleicht auch durch uns…?) im
    Gespräch und es klingelte immer wieder das Telefon und
    irgendwelche Medienfuzzies (Bei uns auch „Wichtigwurstel“
    genannt *g*. sorry, ich will hier niemandem auf den Schlips
    treten, mein Vater ist Journalist (Printmedien)und ich habe
    ihn ganz doll lieb und finde, dann darf ich das sagen *g*)
  • also Medienleute riefen an und wollten wissen „wie man denn
    Halloween feiert“. Meistens reichte eine Pressemitteilung per
    Fax aus, aber dann kamen 2 privatsender auf uns zu.

Erst später erfuhr ich, dass das bei dem einen Sender eine
Praktikantin war, die uns aquirierte.
Sie wollte wissen, wie wir denn Halloween feiern, und ob wir
für sie mal so spontan „Halloween feiern“ könnten, so dass sie
das filmen. Dass wir denen mal vorführen wie man Halloween
feiert. So, als ob wir eh permanent Halloween feiern und nix
anderes zu tun haben…

Vorführ-Hündchen :smile:

Ganz andere Frage, von dem […] habe ich bewußt nix mitbekommen. Weshalb ist er denn nicht mehr da bei werweisswas? Denn lesen kann man doch überall, schreiben auch? Oder hat er durch die Vasektomie auch seine Finger verloren? :smile:

Wir fragten sie, was wir denn davon hätten, also wir müssten
ja nun mal auch arbeiten, und uns einfach so mal einen Tag für
das Fernsehen zur verfügung zu stellen - da müsste auch was
für uns bei rum kommen.
Sie ging ganz selbstverständlich davon aus, dass wir uns nur
so darum reissen, alles mitzumachen, nur um ins Fernsehen zu
kommen.

Wir meinten dann, dass wir für solche Flausen zu „alt“ seien,
und eh einige von uns in den Medien tätig seien oder als
Schauspieler arbeiten, es dann doch aber okay für uns wäre,
wenn wir den Sampler mal in die kamera halten könnten, und
wenn im Background Musik von eben diesem liefe.
Ja, klar, das sei sicher kein problem.
Die Örtlichkeit musste noch besprochen werden.

Das mit Halloween kam ja nicht von ungefähr, sondern in unsrem
Dunstkreis befand sich auch das House of Horror (HOH) - ein
Laden nach amerikanischem Vorbild, in dem eben halt Grusel-
und Halloweenkram verkauft wurde, und die auch Filmemacher mit
Requisiten und Spezialeffekten ausstatten. (Den Laden gibt es
inzwischen nicht mehr, den Rest schon).
Die waren aber auch schon abgenervt durch die ganzen
Medienleute, die bei ihnen anklingelten, weil der
Chefredakteur gesagt hat:“ Da ist jetzt Halloween im Gespräch.
Mach da mal was drüber.“
Der Laden bot sich natürlich als Kulisse an. Termin und so war
abgeklärt und dann kam das Filmteam und die Teamleiterin war
sowas von ätzend. Sie war gestresst - okay, ihr Kind war krank

  • okay, die praktikantin hat ihr gesagt, da würden Leute
    halloween feiern, sie müsse da nur hingehen und filmen - okay.
    Ich habe keine Ahnung was die erwartet hat, aber nicht das,
    was sie vorfand: Leute in Halloween-Kostümen in einem Laden
    mit schicker Kulisse und Kundschaft, die Kürbiskerzen kaufen
    will. Und Lotto King Karl, der sich bereit erklärt hatte die
    „Schirmherrschaft“ über unsere Initiative zu übernehmen.
    Sie war anscheinend der Überzeugung, dass wir da sowas wie ein
    Theaterstück aufführen!?!? Wir warteten aber auf
    Regieanweisungen!?!?
    Sie war pampig und unverschämt. Machte uns Vorwürfe, was denn
    das jetzt hier eigentlich sei und wer dafür verantwortlich
    ist.
    Irgendwas wurde dann auch gedreht, Lotto machte in seiner
    typischen „Barmbeker“ Art eine Führung durchs Museum, wir
    taten so als ob wir zu einer Musik tanzten die nicht
    existierte - auf einmal hieß es, nee keine Musik, das wird
    später unterlegt. Gesendet wurde dann ein bißchen Lotto und 1
    Sekunde Menschen im Horrorladen und das wars.
    Grmpf

Wir haben dann eine Rechnung geschrieben über die Vermietung
von einem Drehort und dem zur-Verfügung-stellen von Komparsen.
Sie wollten dann getrennte Rechnungen weil HOH und das Label
verschiedene Firmen sind. HOH waren zu „weicheiig“ um da
mitzuziehen *gg* ausgerechnet!
Aber nach einer Mahnung unsererseits haben die tatsächlich für
die Komparsen gezahlt.

Ähnlich war das Resultat mit dem anderen Privatsender. Da war
das Team aber supernett und hat sich alle erdenkliche Mühe
gegeben. Da sind auch nur 5 Sekunden blabla im Endeffekt von
der ganzen Arbeit gesendet worden (Zusammenschnitt aus
verschiedenen teams in ganz Deutschland) wobei mir das team
selber auch leid tat, weil die viel Liebesmüh und
Ideenreichtum da eingebracht hatten.
Wir waren selber so frustrtiert von dem ganzen sinnlosen
Aufwand, dass wir alle an Halloween im Bett geblieben sind…
.
Soviel dazu.

Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit einer Redakteurin von
einem der Privaten etwas länger und äußerte meine Kritik und
konstruktiveren Vorschläge, wie ich meine. Sie konterte, daß
es dahinginge, bei Franklin angeblich mehr lösungsorientiert
die Shows aufzuziehen. Also, sprich, daß zum Schluß den Leuten
Hilfe angeboten werden würde. Ich habe da mal, weil ich
erwähnt worden bin, da mal eine Sendung angesehen, doch
lösungsortientiert? Naja.

Da kommt es mir auch fast so vor, als ob das bewusst
verhindert wird. Für mich sind solche Sendungen immer so:
Wenns interessant wird - wenn zun Kern der Sache vorgedrungen
wird- dann wird abgebrochen. Nur polemik zählt. Kann ich mir
auch schenken. Franklin kenne ich im Übrigen bislang nicht.

Insgesamt habe ich auch den Eindruck, daß teils sehr schlampig
recherchiert wird. Bei mir rufen teils Medienleute an und ich
bin immer erstaunt was die Leute angeblich über mich lesen
oder gehört haben, da kann es im Grunde gar nicht viel geben,
und das Wenige sogar wird falsch interpretiert. Da wird
irgendwelches partielles Wissen, also ein paar Puzzle-Teile
nach Gusto zusammengebaut und einem ein Beruf oder eine
Haltung oder was auch immer übergestülpt. Es muß ja nicht
richtig sein, sollte sich nur gut anhören.

Dein Eindruck ist da sicher nicht falsch. Du musst Dir
vorstellen, dass das Leute sind, die sich jeden Tag mit einem
anderen Thema beschäftigen, das alles unter Zeitdruck, und oft
sind sie auch noch sehr jung - können es sich also leisten,
für wenig bis gar kein Geld in den Job hineinzuschnuppern. Da
besteht zum Teil gar nicht die Chance, gründlicher zu
recherchieren, Das ist wohl so beim Sensationsjournalismus.
Ein alter Journalistenspruch ist: „Nichts ist so alt wie die
Nachricht von gestern“. Quote Quote, hektik hektik, Sensation.
Nix gründliche Recherche.
Ich hatte ja mal selber überlegt, ob ich in Richtung
Journalismus gehe (Fußstapfen des Vaters), aber nach den
Praktika wusste ich: NEIN!
Wissenschaft - immer tiefer einsteigen in die Materie,
Forschen, Einzelheiten analysieren, Fakten gegeneinander
abwägen -

Ja, das spricht mich eher an :smile:

und Tagesjournalismus - wie kriege ich ein umfangreiches Thema
als Meldung in 4 Zeilen unter? Was kann ich weglassen, ohne
die Meldung zu verfälschen? - erschienen mir als Widerspruch.
Sicher - es gibt Medien in denen das anders ist - von DIE ZEIT
über den SPIEGEL bis zu DIE WOCHE. Aber was massenmedien
angeht…

Hat FERNsehen etwas

mit entFERNen zu tun? Ja! Wohl auch mit fernnSEHNEN.

*g*
NAHsehen ist sicher gesünder…

Es wird die Zeit kommen, wo auch mit Talkshows keiner mehr
hinter dem Ofen hervorgeholt werden kann. Ich habe so das vage
Gefühl, daß so Doku-Soaps ala „Schnulleralarm“ am Kommen sein
werden, wo dann Menschen bei ihrer Hochzeit, beim
Kinderkriegen, in der Arbeit, in der Freizeit,…und
irgendwann auch beim Sterben gefilmt werden. Alles wird
gezeigt, keinerlei Tabugrenzen mehr. Der transparente und
gläserne Mensch wird auch auf diese Weise geschaffen.

Schnulleralarm habe ich noch nicht gesehen. Aber Big Brother
ist ja sowas wie eine „Scheinrealität“. Wo sich die Leute eben
NICHT so geben wie im normalen leben, sondern sich ständig
bewusst sind, dass sie gefilmt werden und dass es darum geht,
zu gewinnen (auch wenn sie so tun als sei ihnen das nicht
wichtig - es beeinflusst ihr verhalten) - und gewinnen kann
man nur, wenn man beliebt ist. (ich habe nur die erste Staffel
ein wenig genauer verfolgt, aber bei der letzten (?) Staffel
war das Hausschweinchen mein Favorit. Süüüüüß!)
In dem Moment wo eine Kamera auf mich gerichtet ist, bin ich
nicht mehr „privat“ und das weiß meines Erachtens jeder. Da
gibt es vielleicht Exibitionismus aber der gläserne mensch
wird wohl (hoffentlich) nur durch den absoluten Wegfall des
Datenschutzes geschaffen werden können. Und selbst dann gibt
es subversive Elemente, die das umgehen werden. :wink:

Sicherlich geben sich Menschen in einem Container nicht wirklich privat. Doch wenn Du über Wochen oder gar Monate eingesperrt ist, Du kannst Dir nicht immer vergegenwärtigen, daß Kameras auf Dich gerichtet sind, man kann sich nicht immer verstellen. Der Privatmensch scheint durch. Und dann hängt es ja auch von den Medien ab, was sie von Dir zeigen und wie sie damit die Massen manipulieren.

Ich kann mir schon vorstellen, daß der Mensch durch die Medien auch gläsern wird, angesichts dessen, daß hier seine Schwächen, Sehnsüchte breitgetreten werden. Menschen können hier geködert werden. Oder es wird ja auch mit Ängsten versucht Geld zu machen. Ich weiß nicht mehr, was vor einiger Zeit war, jedenfalls hieß es, die Luft würde dünne werden und ich bekam ein Fax mit dem Angebot, Sauerstoff zu kaufen. :smile:

Ein schönes Wochenende und eine gute Vorfreude auf Halloween. :smile:

Ciao,
Romana

Voller Hoffnung
Liebe Grüsse
Pamela

[Team: Name entfernt]

Hallo Uschi

Auch hier im Forum kannst du das doch beobachten, dass manche
ihr Innerstes nach außen kehren und die intimsten Geheimnisse
preisgeben.

Und du siehst den Unterschied wirklich nicht ?
Den Unterschied zwischen Talkshows und diesem Forum ?

Gruß,
Vanessa