Tariflöhne Ost

Hallo,

mit welcher Berechtigung sind die Tariflöhne Ost eigentlich mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch niedriger als die Tariflöhne West?

Für den Fall, dass jemand antworten sollte, „die Mieten sind da niedriger“ möchte ich schon vorab dagegen halten, dass die Tariflöhne West flächendeckend gelten, obwohl die Mieten in einer abgelegenen Kleinstadt auch niedriger sind als in München oder Hamburg.

Grüße
Carsten

Hiho,

Marktpreise kommen unter dem Einfluss von Angebot und Nachfrage zustande. Auch Flächentarife sind von den Marktpreisen beeinflusst.

Wenn man mal von dem Schema Neue/Gebrauchte Bundesländer ein bissel abstrahiert, kann man sich die Chose an einem einzelnen, aber (nicht nur in dieser Hinsicht) wohl repräsentativen Exempel vor Augen führen:

Der Hersteller von Schwarzdeckenfertigern Joseph Vögele AG ist kürzlich von Mannheim in einen Vorort von Ludwigshafen umgezogen, die Distanz macht etwa zehn Kilometer aus. Er hat dabei mit dem Rhein auch die Grenze zwischen zwei Bundesländern überschritten, mit der Folge, dass für Neueinstellungen im Durchschnitt über alle Tätigkeiten um 17 (in Worten siebzehn) Prozent niedrigere Löhne und Gehälter bezahlt werden müssen.

Es grüßt

Dä Blumepeder

Hallo,

mit welcher Berechtigung sind die Tariflöhne Ost eigentlich mehr als 20 Jahre nach der Wiedervereinigung immer noch niedriger als die Tariflöhne West?
Für den Fall, dass jemand antworten sollte, „die Mieten sind da niedriger“ möchte ich schon vorab dagegen halten, dass die Tariflöhne West flächendeckend gelten, obwohl die Mieten in einer abgelegenen Kleinstadt auch niedriger sind als in München oder Hamburg.

Also die Frage gehört, so wie sie gestellt ist, wohl eher in ein Politkbrett.
Schließlich gibt es Branchen in denen es schon länger keinen Unterschied mehr gibt. Das sind vor allem die, die keine Konkurrenz haben und/oder hochproduktiv sind. Desweiteren gibt es Branchen, wo sich Tarifentgelte nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Bundesländern unterscheiden.
Und natürlich haben Tarifentgelte nichts mit der Miete oder anderen Lebenshaltungskosten zu tun. Ich behaupte einfach mal, dass die Mieten dem Lohnniveau folgen und nicht andersrum. Die Mieten in Hamburg und München sind deswegen so hoch, weil dort sehr viel Menschen wohnen und zuziehen. Und das hat seine Ursache wiederum in den hohen Löhnen, die dort gezahlt werden. Denn das zieht die Leute erst an. Da kann man schön beobachten, wie ein Markt auf Angebot und Nachfrage reagiert.
Ansonsten war und ist die Produktivität in den neuen Ländern nicht überall so hoch, wie im Westen. Das sind dann eben die Branchen, wo es noch keine 100% West gibt. Das hat nichts mit der Arbeitsleistung des Einzelnen zu tun, sondern in einem hochentwickelten Land wie unserem auch mit der Kapitalausstattung.
Nebenbei wäre durchaus die Frage berechtigt, warum das Westniveau der Vergleichsmaßstab sein müßte, und wenn ja, welches.
Den Leuten würden die 100% auch nicht viel nutzen, wenn sie hinterher arbeitslos würden. In dieser Beziehung besteht bei den Gewerkschaften ein großes Insider-Outsider-Problem. Die interessieren nämlich diejenigen, die nicht drin sind und reinkommen wollen, überhaupt nicht.
Und dann gibt es noch die vielen Betriebe, die nicht an Tarifverträge gebunden sind. Das sind im Osten immerhin mehr als im Westen.

Am Ende läuft es wieder auf Angebot und Nachfrage zurück. Das funktioniert sogar ohne Tarifverträge.

Grüße