Servus Anna,
das war wohl eine Läsion des Nervus lingualis. Eine mögliche Folge der ‚Leitungsanästhesie‘ im Unterkiefer. Ein bekanntes fachliches Dilemma:
Die Häufigkeit wird mit 1:90.000 bis 1:750.000 angegeben
Als Zahnarzt steht man vor der Frage: Soll ich meine Patienten umfänglich darüber aufklären, dass in einem von 90 000 bzw. 750 000 Fällen einer Spritze für den seitlichen Bereich des Unterkiefers mit (teil irreversiblen) Nervenschäden zu rechnen ist?
„Warum nicht?“, sagst Du jetzt wahrscheinlich. Und was ist mit all den Patienten, die es als segensreich empfinden, wenn sie keinen Bohr-, Schleif, Extraktions- Operationsschmerz spüren müssen? Ein Teil davon wird dann die Spritze ablehnen - zuerst einmal. In einem guten Teil der Fälle wird der Zahnarzt - der es ja wissen muss - dann die Behandlung verweigern müssen, weil der Typus der Behandlung erwarten lässt, dass ein 'Normal’patient den Schmerz nicht ertragen kann.
Den armen Kerlen, die da auf dem Behandlungsstuhl immer kleiner werden, den schwarzen Peter zuzuschieben, ist für den Zahnarzt die einfachste Lösung - nur, hilft man den Menschen damit? Es werden dann notwendige Behandlungen erst einmal hinausgeschoben. Wie lange das gutgeht, kann man im zahnärztlichen Notdienst erleben.
Rechtlich steht man mit einem Bein im Knast, wenn man die statistische Wahrscheinlichkeit für einen Nervschaden nicht schonungslos auf den Tisch legt. Mich würde interessieren, was Patienten zu dem Thema denken, auch, wenn es ein längerer Thread wird.
Für Dich, Anna, habe ich hier einen Link, der (gruselig aber gründlich) auf Lingualisläsionen eingeht. Soll man sowas den Patienten in die Hand geben, wenn sie einfach nur ‚ihre Spritze‘ haben wollen?
Gruß
Kai Müller
http://www.drdrfoernzler.de/resources/Nervschaedigun…