Taufe ohne kirchliche Paten?

Hallo!

Ich möchte meinen Sohn (5 Monate) gerne noch dieses Jahr taufen lassen. Leider habe ich dafür keinen kirchlichen Paten zur Hand und diejenigen, die ich gerne als Taufpaten oder -zeugen hätte, sind eben dieses nicht. Nun habe ich diesbezüglich mit dem Pfarrer gesprochen und der meint, er würde damit keine Probleme haben, wenn mein Kind älter ist. So etwa 6 Jahre.
Ich muß dazu schreiben, ich komme aus dem Osten. Da war alles hinderlich, was mit Kirche zu tun hatte. Also war die Kirche außen vor. Wir sind erst letzten August in diese Gegend hier gezogen. Ich kenne hier niemanden, den ich als Paten haben wollen würde.
Diejenigen, die ich kenne, die kirchlich sind, wohnen mal eben 500 km entfernt. Was nützt mir denn dann ein Pate, der nie zu Besuch kommt? Was bringt der meinem Kind???

Kann mir der Pfarrer überhaupt die Taufe verweigern und an wen kann ich mich wenden, damit es u.U. doch durchzusetzen ist?

Vielen Dank.
Tina

Servus Tina,

auch hier hat die Gemeinde eine wichtige Bedeutung. Eine Gemeinde, die sich immer bloß am Sonntag trifft und dann alsbald den Suppentöpfen zustrebt, hat da allerdings wenig Wert.

Episode am Rande: Zwei Mitkonfirmanden von mir wurden anlässlich der Konfirmation getauft, und auf Anregung des Pfarrers kamen ihre Paten aus den Reihen der Mitkonfirmanden: Auch um greifbar zu zeigen, dass Kirche mindestens so sehr Gemeindekirche wie Familienkirche ist.

Ob das grundsätzlich möglich ist, dass ein Getaufter vor der Konfirmation Pate sein kann, entzieht sich meiner Kenntnis - aber in dieser konkreten Situation gings jedenfalls.

Schöne Grüße

MM

Hallo Tina,
auch ich bin nicht getauft, zahle aber Kirchensteuer. Das allein hat genügt, einen Patenschein bei der Gemeinde zu bekommen und als Taufpate akzeptiert zu werden.

Vielleicht hilft das weiter,

Susanne

Hallo Martin,

Ob das grundsätzlich möglich ist, dass ein Getaufter vor der
Konfirmation Pate sein kann, entzieht sich meiner Kenntnis -
aber in dieser konkreten Situation gings jedenfalls.

In der konkreten Situation ist es vermutlich so gelaufen, daß die beiden Patenkandidaten erst konfirmiert wurden und erst dann als Paten für Eueren Mitkonfirmanden aufgetreten sind. Aus eigener Erfahrung (meine Tante wünschte sich mich als Patin für ihre jüngste Tochter) weiß ich, daß ein Pate die Firmung hinter sich haben muß (die hatte ich damals noch nicht). Ich denke nicht, daß die Kirchengesetze in dieser Hinsicht zwischenzeitlich geändert wurden.

Viele Grüße
Renee

Servus,

In der konkreten Situation ist es vermutlich so gelaufen, daß
die beiden Patenkandidaten erst konfirmiert wurden und erst
dann als Paten für Eueren Mitkonfirmanden aufgetreten sind.

dieses sicherlich nicht, weil sie dann ja ungetauft konfirmiert worden wären: Die Konfirmation fand gemeinsam im Rahmen der gleichen Feier statt. Mir ist auch nicht mehr gewärtig, aus welchem Anlass die beiden mit vierzehn noch nicht getauft waren - es gibt in Biberach nicht bloß eine Simultankirche, sondern auch ein ziemlich enges religiöses Zusammenleben zwischen Freikirchen, Baptisten und der ev. landeskirchlichen Gemeinde - vermutlich ist die Stadt im dreißigjährigen Krieg zu oft wechselseitig eingenommen und geplündert worden, so dass ein gewisser traditioneller Hang zur Ökumene besteht…

Ich denke eher, dass da die Nähe der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zu den Reformierten Kirchen und die dortige zentrale Bedeutung des Bekenntnisses, welches im Zweifelsfall sowohl Berge als auch rituelle Regeln versetzen kann, eine Rolle spielt. Auch, dass die Konfirmation nach evangelischer Auffassung im Gegensatz zur rk Firmung kein Sakrament ist, so dass dafür weniger strikte Regeln gelten mögen: Grundsätzlich kann in den evangelischen Kirchen Taufpate werden, wer getauft und konfirmiert ist, aber es gibt wohl auch Ausnahmen für getaufte Christen aus Kirchen, die keine Konfirmation kennen (für eine Taufe in evangelischen Kirchen genügt es, wenn einer der Taufpaten evangelischer Konfession ist). Jetzt frag mich aber nicht, wer im gegebenen Fall für eine Dispens zuständig ist - mutmaßlich der Landesbischof, möglicherweise bereits der Dekan?

Schöne Grüße

MM

Hallo Martin und Ihr anderen,

jetzt wollen wir mal die Situation in Biberach nicht diskutieren (die kommt, soweit ich weiß, nicht erst aus dem dreißigjährigen Krieg, sondern stammt schon aus dem 16. Jhdt. Mußten da nicht auch die Bürgermeister in ihrer Konfession alternieren?)

Nun schreibst Du nicht, liebe Tina, ob es sich um eine evangelische oder eine katholische Taufe handeln soll; angesichts der konfessionellen Verhältnisse in der DDR setze ich jetzt mal eine evangelische voraus.
Grundsätzlich kann, wenn Du keine evanglischen Paten hast, z.B. ein Presbyter oder Kirchengemeinderat als Pate auftreten. Klar, daß Du auch die nicht kennst, aber dies wäre ein Möglichkeit, die Bedingung zu erfüllen, daß die Hälfte der Paten der evangelischen Kirche angehören muß.

Es gibt in jeder Landeskirche ein Taufordnung; sprich mit Deinem Pfarrer darüber und versuch auszuloten, was möglich ist (Das hängt auch , wir wollen uns da nichts vormachen, von Deinem Auftreten ab. Wenn Du von Anfang an versuchst, die Taufe zu erzwingen und Dich auf die Meinung versteifst, die Taufordnung müsse Dir zuliebe zurechtgebogen werden )

Wenn Dein Wunsch auf irgendeine Weise mit der taufordnung vereinbar ist, wird er es wohl auch möglich machen. Erzwingen freilich kannst Du nichts; da hilft auch ein Besuch beim Dekan oder Superintendenten nicht. Einen anderen Pfarrer wirst Du - hoffentlich - auch nicht dazu bringen, Dein Kind zu taufen, denn dazu braucht er ein Dimissoriale, die Erlaubnis des eigentlich zuständigen Pfarrers. Das Dimissorials darf er nicht verweigern, wenn er selber die Taufe durchführen würde. Da er sie aber nicht durchführen würde, darf er das Dimissoriale auch nicht erteilen.

Aber sag doch mal, Tina, in welcher Landeskirche Du bist. Vielleicht geht über persönliche KIenntnis was.

Gruß - Rolf

Hallo,

Taufe verweigern geht vermutlich nicht. Bei mir war der Fall ähnlich (evangelische Kirche), ohne Paten taufen ging auch nicht, bzw.wollte der Pfarrer nicht. Also hätten den Job zwei Leute aus dem Presbyterium gemacht, was wiederum meine Eltern nicht wollten, und so bin ich dann doch erst „erwachsen“ getauft worden, also mit 14.

Ich fand das gar nicht schlecht.

Das ist allerdings schon über 20 Jahre her, aber damals war es jedenfalls so: Mindestens ein Pate muss einer christlichen Konfession angehören und eigentlich auch konfirmiert/kommunioniert :wink: sein, beim zweiten ist es dann wurst. Im Zweifel gibt es Paten aus der Gemeinde, die man nicht kennt.

Aktuelle Infos würde ich bei der jeweiligen Kirche erfragen.

Grüße
Sonja

Hallo Martin, hallo Tina,

Ob das grundsätzlich möglich ist, dass ein Getaufter vor der
Konfirmation Pate sein kann, entzieht sich meiner Kenntnis -
aber in dieser konkreten Situation gings jedenfalls.

ich habe vor einigen Jahren in der (evangelischen) Kirche erlebt, dass zuerst ein Mädchen (etwa 16 Jahre) getauft wurde; anschließend wurde ein Säugling getauft und das Mädchen wurde dessen Patin.

Gruß
Torsten

Hallo!

Danke, für Eure regen Zuschriften.
Ich habe bereits mit dem Pfarrer gesprochen und er ist der Meinung, daß mein Sohn mit etwa 6 Jahren durchaus ohne kirchliche Paten getauft werden könne. Nur leider möchte ich das dann nicht. Es ist bei uns Familientradition, daß die Kinder im Säuglingsalter getauft werden und die möchte ich fortsetzen. Ich sehe nicht ein, warum das dann möglich sein sollte. Nur weil es dem Pfarrer so gefällt, daß er mit den Kindern dann schon reden kann und er seine auch so spät hat taufen lassen. Ich muß doch nicht machen, was er möchte. Außerdem wären es dann doch sowieso auch nur Taufzeugen.
Und da ich von Natur aus stur bin, wird mein Sohn dann eben gar nicht getauft und ich trete aus. Warum sollte ich weiterhin der Kirche angehören, wenn sie mir noch nicht mal meinen Wunsch erfüllt. Das ist mir einfach zu viel Heuchelei. Dann hat mein Sohn eben eine Freistunde, wenn Religionsunterricht ist. Stört mich auch nicht. Klingt jetzt vielleicht ein wenig kindisch und überzogen, aber wer mich nicht will, braucht mich dann auch nicht, nur wegen der Kirchensteuer. An Gott glauben kann ich auch zu Hause und ohne dieser Kirche anzugehören.

Evangelisch war richtig vorausgesetzt.

Liebe Grüße

Hallo,

Und da ich von Natur aus stur bin, wird mein Sohn dann eben
gar nicht getauft und ich trete aus.

Ob du den Pfarrer damit ärgern kannst? Wie auch immer, ich hätte echt gedacht, dass der gute Mann sich ein bisschen ins Zeug legt um irgendeinen Paten zu finden, so rein pro forma. Oder wolltest du das nicht?

(Ansonsten - wenn dein Sohn demnächst einen Schnupfen hat, könntest du ihn auch selbst taufen und das hinterher ein wenig dramatisieren und als Nottaufe darstellen. Das gilt, auch ohne Paten und Pastor.)

Trotzdem, ich wäre auch stinkig an deiner Stelle. Mit der Taufe wird man ja nicht Mitglied im Gemeindeclub, sondern Christ - das jemandem aus formalen Gründen auf Jahre hinaus zu verweigern ist schon irgendwie komisch, auch wenn es so gesehen keinen Unterschied macht, da du ihn natürlich trotzdem christlich erziehen kannst.

Also, alles Gute und am Reliunterricht würde ich ihn aber trotzdem teilnehmen lassen, wenn du schon christlich erziehen willst. Wieso nicht?

Grüße von
Sonja.