Techniker ?

Hallo!
Folgendes Problem:
In paar Jahren will ich die KFZ-Werkstatt unserer Familie übernehmen,
die z. Zt. überwiegend mein Vater führt.
Ich selbst helfe nur mit, da ich noch eine „richtige“ Arbeit habe und auch behalten will.

Normalerweise macht man in dem Fall den Handwerksmeister, das ist mir durch meine komischen Arbeitszeiten aber nicht möglich.
Unbedingt brauche ich den Meistertitel auch nicht, da die Handwerksordnung schon etwas aufgeweicht ist, und ich höchstwarscheinlich eine Ausnahmegenehmigung bekomme.

Trotzdem habe ich noch einige Defizite bei der modernen Autotechnik,
da ich den KFZ-Schlosser-Facharbeiter noch in der DDR gemacht habe.

Die Frage ist nun:
Was ist von der Technikerausbildung zu halten, die als Fernstudium z.B. von ILS und SGD immer in Zeitungsanoncen angeboten wird?
Was bringt mir das in meiner Situation?

Grüße, Steffen!

Hallo Steffen!

Es geht um die Führung eines Handwerksbetriebs, damit um fachliche Dinge, aber auch um Betriebsorganisation, kaufmännische Abwicklung und evtl. Lehrlingsausbildung. Dafür ist kaum etwas besser geeignet als ein Meisterkurs, ganz unabhängig davon, was die Handwerksordnung vorschreibt. Von kaufmännischen Dingen kannst Du während Deiner früheren Lehre nichts gehört haben und auch in der Technikerausbildung kommen die Sachen, die man als Inhaber zur Betriebsführung braucht, wenn überhaupt nur am Rande vor.

Wenn Du die Chance hast, den bestehenden Familienbetrieb zu übernehmen, dann mußt Du es möglich machen, die Meisterschule zu besuchen. An der sachkundigen Führung des zu übernehmenden Betriebs hängt Deine gesamte Existenz. Deshalb muß Dein Job für den Besuch der Meisterschule passen oder passend gemacht werden. Du mußt Prioritäten setzen.

Du wurdest in der DDR ausgebildet, ich nehme an, auch die zu übernehmende Werkstatt befindet sich in Ostdeutschland und in Deiner Vika schreibst Du, Kfz-Mechanik als Hobby zu betreiben. Daraus entnehme ich, daß Du z. Zt. einer berufsfremden Tätigkeit nachgehst. Aus meiner Sicht ist das keine gute Voraussetzung für die Betriebsübernahme. Du brauchst Berufspraxis.

Das alles sage ich, weil ich selbst im Osten lebe und hier etliche Werkstätten kenne. Überwiegend werden diese Werkstätten von Leuten betrieben, die an Trabi und Wartburg ausgebildet wurden. Die Werkstätten kümmern vor sich hin, weil ihnen das Know-how fehlt, sich mit aktueller Kfz-Technik von Grund auf zu beschäftigen, da gibts keine PCs, kaum zeitgemäße Prüftechnik, statt dessen hauptsächlich rein mechanische Möglichkeiten. Damit ist aber kaum noch etwas auszurichten. Ich sehe so viele relativ junge Leute mit einer Lehre auf unbrauchbarem technischen Stand, so daß diese Mechaniker bestenfalls noch bei einem Auspuff- oder Reifendienst unterkommen. Deshalb meine ich, daß Du die Meisterschule brauchst, um eine solide Grundlage für zeitgemäße Kfz-Technik, zeitgemäße Betriebsorganisation und Kaufmännisches zu schaffen. Das erworbene Wissen mußt Du in der Praxis anwenden und deshalb auch als Kfz-Mechaniker die Brötchen verdienen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Steffen,
Ich selbst besuche derzeit die Fachschule für Technik, und muss sagen das Du dort nicht nur Technische sachen vermittelt bekommst sondern auch auf Betriebswirtschaftliche Angelegenheiten wie z.b Betriebswirtschaftslehre, Personalwesen, Arbeitsrecht eingegeangen wird, die vorbereitung später einen Betrieb zu übernehmen schätze ich also als gut ein.
BEi mir ist es zwar eine andere Branche - Elektro.
Aber ich denke das macht keinen grossen unterschied ausser in den Fachbereichen.
so long,

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Hallo!
Folgendes Problem:
In paar Jahren will ich die KFZ-Werkstatt unserer Familie
übernehmen,

Grüße, Steffen!

Hi Seffen,
Zur Änderung der Handwerks-Ordnung, hier liest Du auch, das es für KFZ-Handwerk gilt.

HwO Anlage A Verzeichnis der Gewerbe, die als zulassungspflichtige Handwerke betrieben werden können (§ 1
Abs. 2)
(Fundstelle des Originaltextes: BGBl. I 2003, 2945 - 2946)
Nr.
1 Maurer und Betonbauer
2 Ofen- und Luftheizungsbauer
3 Zimmerer
4 Dachdecker
5 Straßenbauer
6 Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer
7 Brunnenbauer
8 Steinmetzen und Steinbildhauer
9 Stukkateure
10 Maler und Lackierer
11 Gerüstbauer
12 Schornsteinfeger
13 Metallbauer
14 Chirurgiemechaniker
15 Karosserie- und Fahrzeugbauer
16 Feinwerkmechaniker
17 Zweiradmechaniker
18 Kälteanlagenbauer
19 Informationstechniker
20 Kraftfahrzeugtechniker
21 Landmaschinenmechaniker
22 Büchsenmacher
23 Klempner
24 Installateur und Heizungsbauer
25 Elektrotechniker
26 Elektromaschinenbauer
27 Tischler
28 Boots- und Schiffbauer
29 Seiler
30 Bäcker
31 Konditoren
32 Fleischer
33 Augenoptiker
34 Hörgeräteakustiker
35 Orthopädietechniker
36 Orthopädieschuhmacher
37 Zahntechniker
38 Friseure
39 Glaser
40 Glasbläser und Glasapparatebauer
41 Vulkaniseure und Reifenmechaniker
http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/hwo/index.html
http://www.bmwa.bund.de/Navigation/root,did=21962.html

Das bedeutet, für das Betreiben der KFZ-Werkstatt, ist ein KFZ-Meister notwendig.
Du mußt es aber nicht selbst sein.

mfg
W.

Hallo Wolfgang!
Es gibt da auch einige Ausnahmeregelungen.
Für mich würde zutreffen:
Facharbeiter und mindestens 10 Jahre in leitender Funktion oder Geschäftsführer.
Ich habe in paar Wochen die 10 Jahre voll, als Gesellschafrer einer GbR mit meinem Vater zusammen.

Allerdings werde ich mich da nicht blind darauf verlassen, sondern erstmal bei der HWK nachfragen, ob das tatsächlich so ist, und ob mir da noch irgendwelche Vorraussetzungen fehlen, wovon ich ausgehe.

Als Anmerkung:
Mein Vater hat seinen DDR-Industriemeister auch durch eine Ausnahmeregelung für die neuen Länder in einen Handwerksmeister (ohne Ausbildungsberechtigung) umwandeln können.

Grüße, Steffen!

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Hallo!
Ja, das habe ich auch schon in der Beschreibung der Kurse gesehen.
Beim Meister ist das aber sicher noch etwas intensiver.

Soweit ich das mitbekommen habe, gehört zum Techniker aber auch Englisch, Deutsch, Mathematik CAD, usw.

Das ist für mich nicht so interessant, obwohl eine Lektion Deutsch würde mir auch wieder mal guttun.

Grüße, Steffen!

Hallo Wolfgang!
Du hast die Lage völlig richtig erkannt,
wie ich es auch in vielen anderen Beiträgen, die ich im w.w.w. von Dir gelesen habe, gewöhnt bin.
Mal noch etwas ausführlicher zu meiner Situation:
Ich selbst arbeite in Teilzeit bei der dt. Post AG, habe einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Das ist sozusagen meine Lebensversicherung, die normalerweise so sicher ist wie kaum etwas anderes, zumindest in der heutigen Gesellschaft. Es würde mir sehr schwer fallen, das aufzugeben, denn es gibt dann kein Zurück mehr.

Die Werkstatt, welche ich mal weiterführen will, ist sozusagen die kleinstmögliche Art, ich und mein Vater haben das schon zu DDR-Zeiten nach und nach aus einer Scheune gebaut. Allerdings sehr überlegt, aufwändig und liebevoll gebaut. Eigentlich perfekt für 1 bis 2 Arbeiter. Die komplette Einrichtung wurde neu und hochwertig gekauft und ist in einem tadellosen Zustand. Es ist 1A Lage, genügend Stellplatz vorhanden, keine Kredite, also gute Vorraussetzungen.
Eine Erweiterung / Vergrößerung ist allerdings nicht möglich.

Z. Zt. arbeitet mein Vater (Rentner) dort, ich, wie es meine Arbeit bei der Post erlaubt, und eine Stundenkraft. Die Auslastung ist fast immer 100%.

Ich weiß selbst, dass der Handwerksmeister die optimale Vorraussetzung ist, um so etwas mal weiterzuführen.
Allerdings ist es mir durch meine Arbeitszeiten bei der Post derzeit nicht möglich, die Meisterausbildung zu machen. Ich könnte zwar in eine andere Schicht wechseln, aber durch ständige Umstrukturierungen bei der Post kann sich alles jederzeit ändern. Und auf solche „Nebensächlichkeiten“ nimmt dort niemand Rücksicht.

Ich weiß nun auch nicht so richtig, wie es weiter geht…

Die moderne Kfz-Technik könnte ich über ein Fernstudium erlernen,
das mechanische kann ich sehr gut, denke ich zumindest.
Betriebswirtschaft ist für mich ein absolutes Fremdwort, da hilft sicher nur eine umfangreiche Ausbildung bei der IHK oder so. Das ist aber hier in der Region Zwickau kein Problem.

Übrigens bin ich der Meinung, dass eine freie Werkstatt in 10 Jahren leider nur noch mit Reifen, Bremsen, Auspuffen, Stossdämpfern usw. ihre Brötchen verdient. Es zeichnet sich schon der Trend ab, dass die Autos bis zur vorgesehenen Grenznutzungsdauer nahezu wartungsfrei sein sollen. Die Probleme der Elektronik werden den Vertragswerkstätten reserviert bleiben, da die kleinen freien Werkstätten mit der ständigen Softwarebeschaffung sicher ihre Probleme haben.

Grüße, Steffen!