Tee aufbrühen

Meine Frage richtet sich and die Tee-Experten unter Euch.

Obwohl bekennender Kaffeetrinker (bin ich jetzt untendurch? :wink:) genieße ich auch gerne mal eine Tasse Tee. - Wenn es die Zeit erlaubt einen feinen Earl Grey, wenns schnell gehen soll darfs es auch mal n Beutelchen sein.

Bitte fangt jetzt keine Diskussion Kaffee vs. Tee oder Pro und Contra Teebeutel an. - Das geht am Thema vorbei und erlaubt ist was schmeckt, oder?

Ich bin kein besonderer Teekenner, wie ich eingestehen muß. Weiß aber das es neben den Teebeuteln auch ‚losen Tee‘ (mein Earl Grey kommt in Dosen) und natürlich Früchtetee (getrocknete Früchte) gibt; die ersten beiden Formen auch aromatisiert.

Welcher Tee muß wie lange ziehen um:

  • anzuregen
  • zu beruhigen
  • ‚richtig gut zu schmecken‘ (soweit überhaupt qualifizierbar)

Zu den ersten beiden Punkten habe ich was von „unter drei Minuten“ und „drei bis 6 Minuten“ im Kopf, weiß aber nicht mehr die Zuordnung.

Achja:
Wenn meine grobe Kategorisierung der Teesorten ergänzt werden kann/darf/soll/muss… Nur keinen Zwang! Ich lerne gerne was dazu!

Ich freue mich schon auf Eure Antworten.

Schönen Tag,
Michael

Hallo Michael,

Obwohl bekennender Kaffeetrinker (bin ich jetzt untendurch?
:wink:)

Nö - durchaus nicht. Man soll auch aus Kaffebohnen angeblich ein genießbares Getränk herstellen können … :wink:. Spass beiseite - ich glaube, hier gibt’s einige Kaffefetischisten, deren Geschmackskompetenz ich nicht anzweifeln würde.

Zeit erlaubt einen feinen Earl Grey, wenns schnell gehen soll
darfs es auch mal n Beutelchen sein.

Da allerdings laufen mir schon leichte Gruselschauer über den Rücken - und das nicht erst beim Beuteltee. Bei einem als ‚feine Auslese‘ angepriesenen Earl Grey sehe ich automatisch vor meinem inneren Auge die CTC-Maschine die Teeblätter zerbröseln, so dass dann anschließend ein automatisches Rüttelsieb ‚fein auslesen‘ kann. Aber Du wolltest ja keine Qualitätsdiskussion - schon okay. Nix für ungut :wink:

Ich bin kein besonderer Teekenner, wie ich eingestehen muß.
Weiß aber das es neben den Teebeuteln auch ‚losen Tee‘ (mein
Earl Grey kommt in Dosen) und natürlich Früchtetee
(getrocknete Früchte) gibt; die ersten beiden Formen auch
aromatisiert.

Üblicherweise versteht man unter Früchtetee eine Mischung aus Fruchtbestandteilen für Aufgüsse. Die Bezeichnung ‚Tee‘ ist eigentlich irreführend. In der Regel sind das Abfallprodukte aus Fabriken für Fruchtsäfte oder Obstkonserven, denen ein paar Trockenfrüchtebrocken und ein Aromaträger wie Hagebutten oder Malvenblüten zugefügt wird. Das ganze wird dann meist noch mit Aromazusätzen aufgepeppt.

Zeitkritisch ist nur der echte Tee - reine Früchtetees kann man durchaus 10 Minuten ziehen lassen, dadurch spart man der Menge. Einer Geschmackskritik enthalte ich mich, wie gewünscht.

Welcher Tee muß wie lange ziehen um:

Die Faustregel hast Du da schon richtig im Kopf:

Zu den ersten beiden Punkten habe ich was von „unter drei
Minuten“ und „drei bis 6 Minuten“ im Kopf, weiß aber nicht
mehr die Zuordnung.

Der dritte Punkt (Wohlgeschmach) ist mehr was für die Oberstufe :wink: - Da spielt außer der Ziehzeit und der Menge des Tees vor allem die Qualität und die Temperatur des Wassers eine große Rolle. Von der Qualität des Tees wollten wir ja hier nicht reden … :wink:

Ansonsten gilt - die Aromen und das Teein sind verhältnismäßig leicht löslich. Gerbstoffe sind schwerer löslich und brauchen daher länger.

Das Teein ist also auf jeden Fall im Aufguss - Gerbstoffe wirken allerdings der Aufnahme des Teeins durch den Körper entgegen. Der Nachteil ist, dass sie den Tee bitter machen. Für Schwarztee mit seinem recht hohen Gerbsäuregehalt würde ich eine Ziehzeit unter drei Minuten empfehlen. Lässt man langer ziehen, kann man die Bitterkeit durch Zugaben etwas kaschieren. IdR geschieht dies mit Rübenzucker, auch Milch oder Sahne ist hervorragend dazu geeignet.

Einen guten Grüntee oder halbfermentierten Oolong zuzubereiten, ist allerdings etwas ganz anderes - eine Kunst für sich. Da kommt es auf Ausgewogenheit von Aromen und Gerbstoffen an und selbstverständlich hat Zucker oder sonstige Fremdkörper in solchen Tees nichts verloren. Das gilt natürlich auch für hochwertige Schwarztees. Hochwertige Tees werden fast immer aus der Varietät Camellia sinensis oder Camellia japonica gefertigt, während die marktüblichen Massentees idR aus der ertragreicheren aber qualitativ minderwertigen Camellia assamica gefertigt werden. Letztere zeichnet sich vor allem durch hohen Gerbsäuregehalt aus. Die hochgerühmten Darjeelings werden häufig aus Sinensis/Assamica-Hybriden gefertigt.

Ein wenig mehr über die Alchemie des Tees kannst Du bei Bedarf noch hier erfahren:
http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo Michael!

Also im Prinzip gibt es nur drei Teesorten:

Weiss, Schwarz und Grün.

Alles andere ist kein Tee (z.B. Früchtetee, so wie bei „Saft“ vs. „Fruchtsaftgetränk“).

Alle drei Sorten werden unterschiedlich zubereitet - dabei gilt, wie bei so vielem im Leben - man muss es selbst ausprobieren was passt.

Dennoch gibt es natürlich einige Faustregeln. Da Du Schwarzteetrinke bist, also zum Schwarztee:

Das Wasser muss beim Aufguss kochen. Man lässt den Tee zwischen 2 und 5 Minuten ziehen, danach wird er bitter. Im Prinzip ist Tee eignetlich immer anregend, da er über Koffein enthält. Das Koffein in einem 5-Minuten-Tee ist aber zu einem höheren Prozentsatz gebunden und so nicht vom menschl. Organismus zu verwerten. Daher ist der 2-Minuten-Tee anregender als der 5-Minuten-Tee, aber nicht zwangsläufig „beruhigend“.

Mit der Teemenge sollte man experimentieren, wenn man die entsprechende Dauer ausgemacht hat.

Da meine Familie friesische Wurzeln hat, gab es bei uns natürlich immer viel Tee. Dabei waren noch einige weitere Rituale durchaus von allergrößter Bedeutung: Wir Kinder hatten sorgsam darauf zu achten, dass die Teekanne unter keinen Umständen mit Spülmittel oder einer Spülmaschine in Kontakt kam. Nun - seitdem ich alleine lebe, mach ich das zwar immer - aber es schien damals sehr wichtig zu sein. Dann musste die Kanne auch vor jedem Aufguss angewärmt (am Stöfchen) werden und der Tee schon leicht vorgeröstet werden (in der warmen Kanne).

Aber das war alles etwas für Teetrinker, die sowieso einen sehr „kräftigen“ Tee bevorzugt haben.

Eine Bekannte von mir ist das genaue Gegenteil: sie bevorzugt einen sehr milden Tee. Hier kann man auch - wieder nach Geschmack - die Teeblätter mit aufgekochtem und wieder abgekühltem Wasser einmal kurz übergiessen und das Wasser sofort wieder abschütten, anschliessend mit neuem Wasser auffüllen. Dann wird der Tee nicht ganz so „kräftig“ sondern ist insgesamt etwas „milder“.

Aber wie gesagt - am besten knobelt man alles selber aus, schliesslich spüle ich meine Kanne ja auch trotz (oder gerade wegen) elterlicher Ermahnung stets vor dem Brühen auch in der Spülmaschine…

Lieben Gruß
Patrick

Hallo Patrick,

Also im Prinzip gibt es nur drei Teesorten:

Weiss, Schwarz und Grün.

die Frage, wieviel Teesorten es gibt, ist ähnlich schwer zu beantworten wie die, wieviel Weinsorten es gibt. Was Du hier ‚Sorten‘ nennst, sind - wie Du selbst sagst - verschiedene Methoden der Verarbeitung/Aufbereitung.

Tee kann fermentiert werden (schwarzer oder nach chinesischer Bezeichnung roter Tee), er kann unfermentiert sein (grüner Tee) oder ‚halbfermentiert‘, d.h. der Fermentierungsvorgang wird gestopt. Dies kann bei unterschiedlichen Fermentationsgraden geschehen; es gibt ganz leicht anfermentierte Tees (weisse und gelbe Tees), leichtfermentierte (sog. ‚Wasserlilien‘-)Ooolongs mit grüner Tasse und dann die normalen Oolongs (braune Tees).

Grüner Tee kann zu (zeremoniellem) Pulvertee (Matcha) weiterverarbeitet werden oder zu Ziegeltee. Eine japanische Spezialität ist die Verarbeitung von Blattrippen zu Kukicha. Außerdem gibt es gepresste und mehrfachfermentierte Tees (Tuo-cha und Pu-erh) sowie spezielle medizinische Tees wie den Ein-Blatt-Tee oder den teeinarmen Wildtee Ke Ke Cha.

Dann können Tees aromatisiert werden. Die klassische Methode ist dabei, dass man Grüntee Blütendämpfen aussetzt (vor allem Jasmin und Osmanthus, die sparsam dem Tee beigemengten Blütenblätter sind eher ein optischer Gag). Findige westliche Teehändler sind auf Idee gekommen, auch Schwarztees mit den unterschiedlichsten natürlichen und künstlichen Essenzen zu aromatisieren. Hier ist der Bergamotte-Tee ‚Earl Grey‘ das klassische Vorbild. Bei Zusätzen sind der Fantasie im Gegensatz zum guten Geschmack kaum Grenzen gesetzt; altbewährt ist bei Nordafrikanern marokkanische Minze als Zusatz und bei Japanern Puffreis. Damit verdirbt man verständlicherweise idR keine guten und teuren Tees - die haben solche Beimengungen nicht nötig.

Außerdem wäre noch zu unterscheiden nach Blattgraden. Neben vollem Blatt gibt es verschieden Grade ‚gebrochener‘ (zerkleinerter) Teeblätter (Broken) bis hinunter zu Fannings und Dust, die für Beuteltee Verwendung finden. Bei unbeschädigtem Blatt wird bei den besten Qualitäten lediglich eine Knospe zusammen mit den zwei jüngsten Blättern gepflückt, wobei in China bei der sog. ‚kaiserlichen Pflückung‘ das etwas ältere zweite Blatt auch noch weggelassen wird.

Neben der Pflanzenrasse (die wichtigsten sind die Thea sinensis und die Thea assamica mit jeweils etlichen verschiedenen Varietäten, hinzu kommen Hybriden und die auf Japan beschränkte Thea japonica) ist natürlich auch das Anbaugebiet (Boden und Klima, Höhenlage) sowie die Anbauweise (große Teeplantagen oder kleine Teegärten, teilweise oder vollständige Beschattung, evt. Durchmischung mit Obstbäumen …) von Bedeutung. Und last not least natürlich auch der Zeitpunkt der Pflückung nach der Winterruhe.

Spätestens bei den Mischungen (englische, ostfriesische …) wird’s dann vollends unüberschaubar. Dies sind dann ausgesprochene Handelssorten, bei denen ein über Jahre hinweg gleichbleibender Geschmack erreicht werden soll - ein wenig vergleichbar dem Verschneiden bei manchen Weinen oder Spirituosen. Versteht sich, dass dabei schon aus Preisgründen bestenfalls durchschnittliche Massentees Verwendung finden.

Um auch über den Preis ein paar Worte zu verlieren - auch hier ist es ähnlich wie beim Wein. Zunehmende Qualität steht in einem logarithmischen Verhältnis zum Preis. Grundsätzlich ist die Preisskala nach oben offen, wobei es natürlich äußerst schwer ist, in Europa an wirkliche Spitzentees zu kommen. Selbst für meinen mutigen und engagierten Teehändler sind 50 Euronen für 100g im Endverkauf die oberste Schmerzgrenze - und diese Tees werden (selten genug) eher wegen des Prestiges als wegen des Profits angeboten, d.h. die Verdienstspanne ist gering. Teurere Tees sind bei uns praktisch unverkäuflich bzw. ein Verlustgeschäft. Unter fünf Kilo kriegt man so etwas im Großhandel nicht und Tee ist eine verderbliche Ware. Was nach einem Jahr nicht verkauft ist, kann man dem Kunden eigentlich nur noch in betrügerischer Absicht andrehen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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