Temperatur im Bereich Kolbenbolzen Pleulbuchse?

Hallo Leute!

Leider wurde ich wieder bei meiner Motorinstandsetung unterbrochen. Bei einem Pleul ist die Lagebuchse für den Kolbenbolzen locker bzw. lässt sich in der Bohrung drehen.

Dies darf eigentlich nicht sein, jetzt ist die Frage mit was für einem Temperaturbereich kann ich in diesem Gebiet rechnen? Ich weis Aussagen sind hier sehr spekulativ mir geht es rein um eine Indikation sind es 150°C, 250°C oder 500°C??

Motor 4 Zylinder Diesel Direkteinspritzer ohne Aufladung Verdichtung 15,5:1 (Perkins 4.248)

Der Grund für meine Anfrage, ob ich hier einen Wellen/Lagerklebstoff (Loctite 620 Hochtemp.beständig bis 230°C) einsetzten kann?

Danke!
Grüße
Thomas

Hallo!

Bei einem Pleul ist die Lagebuchse für den
Kolbenbolzen locker bzw. lässt sich in der Bohrung drehen.
Dies darf eigentlich nicht sein …

Wenn sich die Buchse im Pleu e l bewegt, gibt’s an der Stelle über kurz oder lang Kleinholz.

jetzt ist die Frage mit was
für einem Temperaturbereich kann ich in diesem Gebiet rechnen?
Ich weis Aussagen sind hier sehr spekulativ …

Keineswegs. Soetwas wird bei Motorenherstellern während der Entwicklung mit Telemetriesystemen gemessen.

mir geht es rein um eine Indikation sind es 150°C, 250°C oder 500°C?

500°C können kurzzeitig in der Mulde an der Oberfläche des Kolbens zum Brennraum auftreten - eine vom Motoröl nicht geschmierte Stelle, an der von daher hohe Temperatur nicht schadet (solange das Kolbenmaterial mitspielt). Aber bis zum Lagerbolzen für die Pleuelstange gibt es innerhalb des Kolbens große Temperaturdifferenzen. Dabei ist der Lagerbolzen im Pleuellager das wärmste Teil, das aber an seiner Oberfläche nicht wärmer werden darf, als es das Motorenöl verträgt. Viel wärmer als 150°C darf Motorelöl nicht werden, um seine Schmierfähigkeit zu behalten. Die Pleuelstange wird im Normalbetrieb etwa Öltemperatur haben.

Der Grund für meine Anfrage, ob ich hier einen
Wellen/Lagerklebstoff (Loctite 620 Hochtemp.beständig bis
230°C) einsetzten kann?

Hinsichtlich Temperaturfestigkeit des Lagerklebstoffs hätte ich keine Bedenken. Sitzt die Lagerbuchse aber mit spürbarem Spiel im Pleuelauge, müsste der schlecht wärmeleitende Klebstoff einen größeren Spalt überbrücken. Dabei könnten neben den mechanischen Kräften größere Temperaturdifferenzen innerhalb der Klebestelle und des ganzen Lagers auftreten, so dass ich der Verbindung keine lange Lebensdauer zutrauen würde. Kurz: Ist die Bohrung im Pleuel, in der die Lagerbuchse sitzt, noch nicht spürbar ausgeschlagen, würde ich die Buchse mit Loctite festsetzen. Andernfalls ist wohl eine neue Pleuelstange fällig.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang!

Vielen Dank für deine schnell und äusserst informative Antwort!!

Zum Spiel zwischen Buchse und Bohrung… meiner Ansicht nach kann man hier von Spiel nicht wirklich reden… ich denke hier sprechen wir von ein paar Hundertstel, die Buchse lässt sich relativ schwergängig in der Bohrung drehen.

Max. 150°C… gibt es hier Unterschiede zwischen Saugmotoren und jenen die Aufgeladen sind in Hinsicht Temperaturentwicklung?

Wäre demnach auch ein Klebstoff bis 175°C verwendbar (Loctite 640)… delta von 25K sollte doch ausreichend sein? dieser Loctite 620 ist in unseren breiten nur in 50ml (~50€) zu bekommen… für ein paar Tropfen deutlich zu viel.

Hallo!

Max. 150°C… gibt es hier Unterschiede zwischen Saugmotoren
und jenen die Aufgeladen sind in Hinsicht
Temperaturentwicklung?

Das Lager darf nicht trocken laufen, muss also vom Motoröl geschmiert werden. Die Schmierung ist gleichzeitig Kühlung auf einen Wert, bei dem das Kühlmittel Öl noch keinen Schaden nimmt. Von daher kann man davon ausgehen, dass die Stelle unabhängig vom Motorentyp nicht wärmer als etwa 150°C wird, eher etwas weniger.

Wäre demnach auch ein Klebstoff bis 175°C verwendbar (Loctite
640)… delta von 25K sollte doch ausreichend sein?

Hätte ich keine Bedenken.

Gruß
Wolfgang

Danke!

Hallo!

Beachte, ob die Ölversorgung des Pleullagers durch das Pleul erfolgt,
kann sein, dass da eine Bohrung drin ist.
Dann ist schlecht mit kleben,
weil Du dann das Loch zukleisterst.

Das ganze mit der Kleberei gefällt mir eh nicht so recht.

Grüße, E !

Hallo!

Ja da ist ne Bohrung, diese geht von der Bohrung raus an die Oberfläche des Pleuls, also nicht runter zum KW Pleullager!

Is klar, in dem Bereich hätte ich sowieso nichts eingekleistert.

Habe gestern nochmal Bohrung und Büchse mit einer Schiebelehre (#0,01mm) nachgemessen, hier stellte sich heraus das die Bohrung den im Werkstatthandbuch gegebenen Maßen entspricht, die Büchse jedoch nicht.
Ich habe heute das Pleul samt Buchse zum Mechaniker gebracht, dieser wird versuchen eine neue Büchse einzupressen… wenns das nichts wird, müssen halt noch mal ~60€ (Aftermarket) für eine neues Pleul locker gemacht werden.

Hallo!

Habe gestern nochmal Bohrung und Büchse mit einer Schiebelehre
(#0,01mm) nachgemessen, hier stellte sich heraus das die
Bohrung den im Werkstatthandbuch gegebenen Maßen entspricht,
die Büchse jedoch nicht.
Ich habe heute das Pleul samt Buchse zum Mechaniker gebracht,
dieser wird versuchen eine neue Büchse einzupressen…

Das wird er merken, ob die straff reingeht, oder nicht.
Ein Versuch ist das auf jeden Fall wert.

wenns
das nichts wird, müssen halt noch mal ~60€ (Aftermarket) für
eine neues Pleul locker gemacht werden.

Das geht ja auch noch…

Grüße, und viel Erfolg,
E !

Hallo!

Habe gestern nochmal Bohrung und Büchse mit einer Schiebelehre
(#0,01mm) nachgemessen …

Die Anzeige der Schieblehre löst 0,01 mm auf, aber die letzte Nachkommastelle ist unsicher. Selbst um 0,1 mm mit der Schieblehre sicher zu messen, muss man gerade bei kleinen Innendurchmessern mit einiger Übung und Fingerspitzengefühl an die Sache heran gehen. Sonst misst man Mist.

Für kleine Bohrungsdurchmesser empfiehlt sich die Verwendung eines Prüfdorns, für größere Innendurchmesser (z. B. Zylinderlaufbuchse) nimmt man ein Innenmikrometer und für Außendurchmesser Rachenlehre oder Mikrometerschraube. Wer immer wieder an ähnlichen Motorentypen herumschraubt, sollte sich die Messmittel beschaffen. Die Schieblehre ist ein vergleichsweise grobes Schätzdingens und das auch nur in zartfühlenden Händen (man kann sich das Messergebnis „zurechtdrücken“). Die Präzision vorgaukelnde Digitalanzeige ändert daran nichts.

Gruß
Wolfgang

Hallo!

ja da hast du nicht unrecht mit dem zurechtdrücken. ich hab halt versucht es eben nicht all zu fest zu drücken sondern die Büche innerhalb der Messschenkel zu drehen somit übe ich selbst keinen Druck über das Messgerät aus Werkstück aus… aufgefallen ist mir dabei, dass die Buchse eine leichte Ovalität besitzt. Beim Innendurchmesser ist dies natürlich wesentlich schwieriger zu messen und sehr fehlerbehaftet.

Ein Innenfeinmessgerät = Innenmikrometer habe ich daheim doch leider nur von 50 bis 150mm … dies habe ich mir im Zuge dieser Motorinstandsetzung zugelegt damit ich eine Aussage über den Zustand der Laufbüchsen treffen kann.

mal sehen was der Mech am Montag zu dem Pleul sagt…

Buchse konnte eingepresst werden! Somit hat sich das mit dem Kleben erledigt!

Danke für eure Unterstützung