Hallo Experten,
ich habe das laienhafte (!) Differenzierungs"problem" zwischen definiertem Vibrato und Beben in einer Tenorstimme. Bei meiner Netzsuche bin ich weder bei den o. g. speziellen Begriffen noch in Verbindung mit Musiktheorie dazu wirklich befriedigend fündig geworden.
Mir geht es dabei auch darum, damit abzugrenzen, wofür einerseits solche unterschiedlichen Stimmführungen bewußt zum Einsatz gebracht werden sollten und andererseits, ab wann man Vibrato/Beben als eine (nur) ungünstige Stimmführung bis hin zur minderen Qualität des Gesanges anzusehen hat. Ich denke, dass das wahrscheinlich ein recht komplexe Frage ist und u. U. sehr vom subjektiven Empfinden Sänger/Hörer abhängt.
Hier erstmal meine Ergebnisse/Eindrücke:
I) In der Wikipedia wird Vibrato als leichtes Zittern des Tones bzw. der Tonhöhe beschrieben, was insoweit auch ganz natürlich in der Stimme gegeben ist. Weiterhin wird beim Vibrato angesprochen, daß es durchaus erwünscht ist, weil zu glattes Singen auf Dauer schädlich sei. Soweit so gut.
I a) Bei dem Tenor Fritz Wunderlich z. B. ist mein subjektives Empfinden aber genauso, dass ich seine Tönströme eben recht glatt, mit sehr wenig Vibrato und damit sehr angenehm empfinde und das dürfte doch wohl auch einen wesentlichen Teil des allgemeinen Lobes seiner Stimme bzw. Gesanges ausmachen. Insoweit würde ich ihn in eine vergleichbare Basis-Kategorie, die ich „natürlich-ideales“ Vibrato nennen würde, einordnen. Kann man dem grundsätzlich zustimmen?
I b) In CD-Kritiken liest man mitunter, Sänger x habe zu viel Vibrato gezeigt. Ab wann aber ist „zuviel“ wirklich zuviel? Wo liegt die Grenze zwischen wie natürlich wirkender (wie bei Wunderlich) und schlechter Stimmführung? Kann man das irgendwie definitionsmäßig abgrenzen, z. B. hinsichtlich Stimmtechnik - wie muss man die sich dann vergleichsweise vorstellen?
II) Eine Definition zu Beben gibt es laut Wikipedia nicht; hierzu heißt es nur, dass die Grenzen zwischen Vibrato und Beben fließend wären.
Anderswo habe ich das gefunden - Zitat: Die Wurzel der hörbaren Bebung ist das Beugen des Tones. Was soll das heißen?
Hat jemand etwas anderes hierzu parat?
II a) Könnte man zur Abgrenzung sagen,
aa) Tremolo („meckerndes Vibrato“) ist ein „verdichtetes“ Vibrato, das dementsprechend über eine hohe Frequenz mit gleichzeitig hohen Amplitudenausschlägen verfügt;
ab) normal = Vibrato ist dagegen eher "mittel"wellig, also etwas langsamer in der Frequenz und flacher in der Amplitude;
ac) Beben ist wiederum aber intensiver als Vibrato, indessen nicht „spitzer“, sondern deutlich breiter und in langen, hohen Wellenbögen verlaufend?
II b) Verbindet sich Beben („automatisch“) mit schlechter Gesangsqualität?
Wäre tremoli-beben damit die qualitativ schlechteste Variante?
Gibt es ggf. Gesangbereiche, in denen das bewußt gefordert wird?
III) Ich habe versucht, Gesangsbeispiele für Vibrato und Beben bei verschiedenen Tenören zu finden. Mir würde es helfen, wenn Ihr zu meinen Eindrücken Eure vermerkt und vorallem - soweit möglich - begründet, warum das so und so ist und ob/wie es ggf. änderbar wäre.
Bitte versucht, die einzelnen Proben o h n e Berücksichtigung von „Rang und Name“ des Sängers zu beurteilen !!!
1)http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/632156…
bei Nr.1
forcierte Passage mit zuviel Vibrato - aus zu starker Pressung?
2)http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/236304…
bei Nr.2
ruhige Passage mit etwas zuviel Vibrato - nicht kontrolliert genug, laufen gelassen?
3)http://www.jpc.de/jpcng/home/detail/-/hnum/1666900/i…
bei Nr.2
zu viel Vibrato - etwas schlaff „flatternd“ (ermüdet?), unkontrolliert laufen gelassen?
4)http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/912725…
bei Nr.3 bzw. Trailerbeginn
zuviel Vibrato, zudem knödelig
5)http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/255592…
Nr, eigentlich egal - nahezu Dauerbeben - zu angestrengt, gegen gegebene Naturbegrenzungen arbeitend?
Möglicherweise hat auch jemand bessere, deutlichere Hörbeispiele zu bieten oder singt einfach mal via Link/Mail die Unterschiede vor.
Danke!
Gruß Calypso