in der Rede vom 15. Juli 1847 verwendet Bismarck den Terminus „Kommunist“ ("Wie man in solchen Staaten den Ideen, z.B. der Kommunisten, über die Immoralität des Eigenthums,…[…])
Das Kommunistische Manifest wurde 1847 verfasst und ist 1848 in London erschienen.
Der Bund der Kommunisten wurde im Juni 1847 ebenfalls in London gegründet.
Frage: war der Begriff „Kommunist/Kommunismus“ so schnell allgemein geläufig, dass Bismarck ihn in einer Rede vor dem Preußischen Landtag als bekannt voraussetzen konnte, oder gab es diesen Terminus im Marx’/Engel’schen Sinne schon früher?
Frage: war der Begriff „Kommunist/Kommunismus“ so schnell
allgemein geläufig, dass Bismarck ihn in einer Rede vor dem
Preußischen Landtag als bekannt voraussetzen konnte, oder gab
es diesen Terminus im Marx’/Engel’schen Sinne schon früher?
"_Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Czar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.
Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrieen worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl, wie ihren reaktionären Gegnern den brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte?
Zweierlei geht aus dieser Thatsache hervor.
Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht anerkannt._
"
Allein schon aus diesen ersten des Sätzen des kommunistischen Manifestes geht hervor, dass der 'Begriff ‚Kommunismus‘ 1847 durchaus geläufig war und als politischer Kampfbegriff üblich. Bismarcks Rede illustriert gerade dies aufs Anschaulichste.
Dass die Idee des Kommunismus’ nicht erst mit Marx und Engels in die Welt kam, ist mir durchaus bekannt.
Mir geht es ausschließlich um die Verwendung des Wortes . Wann, bzw. wer verwendete „Kommunismus“ zuerst im Sinne einer politischen Gesellschaftsordnung?
Thomas Morus jedenfalls kannte den Begriff nicht:smile: und auch Mitglieder des sozialistischen Pariser Gemeinderats von 1771 werden heute im politischen Kontext Kommunarden genannt, und nicht Kommunisten – obwohl die durchaus dabei waren.
Mir ist auch keine andere Gruppierung bekannt, die sich explizit „Kommunisten“ (oder adäquat in einer anderen Sprache) nannte.
Von wo aus, bzw. von wem ging die Verbreitung des Wortes aus, sodass
es offensichtlich zeitgleich mit dem Erscheinen des K.M. in aller Munde war?
Ich suche jetzt schon einige Zeit, aber finde keinen Beleg für das Wort vor 1847.
„Um 1840 tauchte in Frankreich erstmals das Wort Kommunismus auf und fand sofort allgemeine Verbreitung“
Dann werden die Namen ETIENNE CABET, FOURIER, OWEN und der von dir erwähnte WEITLING genannt.
Offenbar bist du also schon fast an der Quelle!
Hoffe, dir geholfen zu haben!
Gruß!
Karl
in der Rede vom 15. Juli 1847 verwendet Bismarck den Terminus
„Kommunist“ ("Wie man in solchen Staaten den Ideen, z.B.
der Kommunisten, über die Immoralität des
Eigenthums,…[…] )
Das Kommunistische Manifest wurde 1847 verfasst und ist 1848
in London erschienen.
Der Bund der Kommunisten wurde im Juni 1847 ebenfalls in
London gegründet.
Frage: war der Begriff „Kommunist/Kommunismus“ so schnell
allgemein geläufig, dass Bismarck ihn in einer Rede vor dem
Preußischen Landtag als bekannt voraussetzen konnte, oder gab
es diesen Terminus im Marx’/Engel’schen Sinne schon früher?
der Begriff „Kommunismus“ taucht spätestens 1854 in einem deutschen Wörterbuch auf. Das bedeutet doch wohl, dass er bereits recht bekannt ist:
„Antisocial, was gegen die bürgerliche Gesellschaft gerichtet ist, z.B. Kommunismus und Socialismus.“ http://www.zeno.org/Herder-1854/A/Antisocial?hl=komm…
(ganz schön tendenziös, gell?)
Vielleicht findest Du in der zeno-Bibliothek noch weitere Belege; diese gibt es allerdings massenhaft: http://www.zeno.org/Zeno/0/Suche?q=Kommunis*&k=Bibli…
Die Volltextsuche im Grimm findet eine Textstelle von Heinrich Heine:
„H. HEINE 9, 65; aus hasz gegen die verfechter des nationalismus könnte ich fast liebe zu den kommunisten fassen. 9, 18;“ http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbu…
Vielleicht hilft’s Dir; wenn nicht, dann habe zumindest ich
mein dilettantisches Recherche-Vergnügen gehabt
auch dir ein herzliches Dankeschön!
Zeno hatte ich auch schon (Cabet, Owen, etc), neu und interessant ist für mich der Heine und schlussendlich habe ich mich für mich mal auf den Cabet und sein Umfeld geeinigt:smile:)
Interessanterweise habe ich das Wort beim Weitling, der ja mit der Schrift „Die Menschheit, wie sie ist und wie sie sein sollte“ als Verfasser des „ersten kommunistischen Manifestes“ in Deutschland gilt (ca. 10 Jahre vor Marx/Engels) bis jetzt nicht gefunden.
Vielleicht hilft’s Dir; wenn nicht, dann habe zumindest ich
mein dilettantisches Recherche-Vergnügen gehabt
Es hat! Und ich hab’ wieder dazugelernt.
Wohin so Bismarckreden führen!)
aus Deinen bisherigen Sub-Kommentaren lese ich, dass Du französischen Quellen gegenüber nicht abgeneigt bist.
Schau mal hier:
"COMMUNISME, subst. masc.
Étymol. et Hist. 1840 « socialisme préconisant la suppression de la propriété privée » (Sainte-Beuve, Corr. gén., 3, 332 ds Quem.). Dér. de commun*; suff. -isme*. " http://www.cnrtl.fr/etymologie/communisme
"COMMUNISTE, adj. et subst.
Étymol. et Hist. 1840 (Proudhon, supra ex. 8.) Dér. de commun*; suff. -iste*; déjà attesté une fois en 1769 au sens de « personnes qui possèdent en commun un droit » (Mirabeau ds Brunot t. 6, p. 281). " http://www.cnrtl.fr/etymologie/communiste
Nun bin ich - via Frankreich - in Irland und bei William Thompson gelandet. In einem Brief von 1827 an das „The Cooperative Magazine“ werden die Ausdrücke „socialist or communionist“ verwendet, um sich vom Owenism abzugrenzen.
Der Ausdruck scheint also in England (Thompson) spätestens 1827, in Frankreich mit Etienne Cabet (der ab '34(?) im englischen Exil war)
allgemein bekannt gewesen zu sein.
Die von dir verlinkten Quellen stammen, soweit ich beim Überfliegen gesehen habe, alle nach der Zeit von Cabets „Douze lettres d’un communiste“ ('41)
Es ist doch immer wieder fantastisch, wie weit man sich vom eigenen Ursprungsthema (Bismarck vor dem Preußischen Landtag) entfernen kann! Viele würde das „sich verzetteln“ nennen.
Ich danke dir nochmals für die „Verzettelhilfe“) und schicke dir einen freundlichen Gruß,
Ja ja, das Sich-Verzetteln …
… das kenne ich nur allzu gut.
Man gerät vom Hölzchen aufs Stöckchen, sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, schlägt wider besseres Wissen blindlings einen offensichtlichen Holzweg nach dem anderen ein, sägt sich den eigenen Ast ab, aus dessen Holz man Papier für neue Zettel herstellt.
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass durch solche Irrwege schon manche Erkenntnis gefunden wurde, die der Menschheit und ihrem Fortschritt irgendwann dienlich war.
Wenn Du wegen Deines Ursprungsthemas (Bismarck vor dem Preußischen Landtag) einen schmackhaften Bismarck-Hering gekauft hättest, das wäre dann sättigend gewesen.
Aber geistig nahrhafter ist es allemal, sich mit Wörtern und ihrer Geschichte herumzuschlagen.
Man gerät vom Hölzchen aufs Stöckchen, sieht vor lauter Bäumen
den Wald nicht mehr, schlägt wider besseres Wissen blindlings
einen offensichtlichen Holzweg nach dem anderen ein, sägt sich
den eigenen Ast ab, aus dessen Holz man Papier für neue Zettel
herstellt.
mit dieser Beschreibung darf ich dich hoffentlich zitieren:smile:)
Ob ich allerdings mit meiner Etymologiemanie der Menschheit diene, wage ich zu bezweifeln - ein wenig bleibt aber doch immer hängen und dann ist man um ein Winziges weiser:smile:
P.S.: Kennst Du unseren deutschen Oberzettelmeister Arno Schmidt…
Aber ja doch!
Kennst du die Hörbücher von Joachim Kersten, Jan Philipp Reemtsma und Bernd Rauschenbach?