Terrain-Verteidigung des Hundes

Hallo,

mein Welsh-Terrier und ich ziehen demnächst in eine neue Wohnung. Terrasse eigen, angrenzender Garten für alle 3 Mieter im Haus.
Ein Mieter hat einen Labrador (Rüde, unkastriert), am Wochenende kommt seine Lebensgefährtin mit 2 kleinen Hunden (ich weiß nicht, ob Rüden oder Weibchen). Aber - ein bestehendes Rudel.

Der ganze Garten gehörte bis jetzt diesen Hunden.
Sie müssen Ihr Territorium jetzt teilen.
Bei der Besichtigung war der andere Mieter skeptisch. „Er versteht sich nicht mit anderen Rüden, wenn er kastriert ist, geht es vielleicht“.
Mein Welsh ist kastriert, aber einer, der seitdem andere Rüden anknurrt.

Meine Idee war: Zuerst soll der Labrador auf freiem Spaziergang meinen Hund kennenlernen. Heute sagte mir jemand: Das kann gut funktionieren, im eigenen Garten sieht es aber anders aus.
Meine Idee war: Meine Terrasse erstmal mit einem Zaun abgrenzen, damit die anderen ihr Terrotorium haben und sich an meinen Hund gewöhnen. Wobei ich durch den freien Garten zur Eingangstür muß.

Wie bringe ich meinen Hund in dieses Rudel?
Funktioniert das?

Grüße
Karin

Hallo,

die Idee, gemeinsam spazieren zu gehen, ist grundsätzlich gut. Allerdings werdet ihr in keinem Fall drum rum kommen, eure Hunde eine Rangordnung untereinander auskaspern zu lassen, wenn ihr den Garten gemeinsam nutzen wollt.

Falls die anderen beiden Hunde Weibsen sind, würde ich die erstmal außen vor lassen. Der Labrador wird mehr Dominanzgebaren zeigen, wenn „seine“ Mädels mit von der Partie sind. Bei dem Spaziergang könnt ihr checken, wie gut oder schlecht die beiden Rüden miteinander klarkommen. Wichtig ist, nicht stehenzubleiben, sondern möglichst zügig vorwärts zu gehen, damit die Hunde auch noch auf andere Dinge achten müssen als auf sich selbst. Achtet darauf, dass ihr aus der unmittelbaren Umgebung eurer Autos weg seid, damit keine Besitzklärungen das Ganze erschweren.

Das mit dem Zaun ist eine Sache, die gut gehen kann, aber nicht muss. Im Idealfall gewöhnen sich die Hunde einfach aneinander. Für wahrscheinlicher halte ich aber, dass sie sich durch den Zaun angiften und - weil sie nichts wirklich klären können - sich immer mehr hochschaukeln. Hier gilt vielleicht (ich selbst würde es nicht machen): Versuch macht kluch.

Ich persönlich würde Folgendes tun: Ausgehend von der Notwendigkeit, dass die Hunde sich vertragen, würde ich beide Hunde an das Tragen eines Maulkorbs gewöhnen und sie dann einfach zusammen lassen. Der Maulkorb hat den Vorteil, dass die Hunde sich im Falle eines Falles nicht ernsthaft verletzen, aber dennoch ihre Kräfte messen können. In dem Wissen, dass nichts passieren kann, seid auch ihr Besitzer entspannter, was sich wiederum auf die Hunde auswirken wird.

Ihr könnt natürlich auch ohne Maulkorb arbeiten und zur Not mit dem Wsserschlauch in Bereitschaft stehen, wenn es ans Eingemachte gehen sollte. Dazu ist es aber wichtig, dass zumindest einer von euch beiden erkennt, wann das der Fall ist. Dann - und NUR dann - macht es Sinn, den Schlauch einzusetzen und die Hunde zu trennen.

Wenn es aber keine Beschädigungsbeißerei ist, wäre ein Trennen des Hunde fatal. Sie könnten nicht klären, wer der Stärkere ist, was dazu führen würde, dass sie bei der nächsten Begegnung mit hoher Wahrscheinlichkeit schneller und heftiger aufeinander losgehen würden, um eine Entscheidung herbeizuführen.

Rangordnungskämpfe sind in aller Regel laut. Je mehr Gebrüll die Hunde machen, desto mehr Schau ist dabei. Auch großes körperliches Getue, wie sich groß machen, umeinander rumschleichen, auf den Hinterbeinen ringen, ist typischer Bestandteil von Komment- (also Schau-)Kämpfen. Beschädigungskämpfe sind fast immer leise und gehen blitzschnell. Die Hunde haben sich in Sekundenschnelle ineinander verbissen. Hier geht es nicht mehr um die Hierarchie, sondern meist um Sein oder Nichtsein. Und hier wird meist auch keine Unterwerfungsgeste mehr akzeptiert.

Rangordnungskämpfe dauern. Oftmals lassen die Hunde voneinander ab, nur um bei nächster Gelegenheit wieder aufeinander loszugehen. Das muss man zulassen und aushalten können, wenn eine Klärung erfolgen soll. Zudem ist das Ganze ein Prozess, der normalerweise nicht in einer einmaligen Auseinandersetzung gegessen ist, sondern Tage und Wochen (auch abhängig von der Häufigkeit des Aufeinandertreffens) anhalten kann.

Vielleicht habt ihr auch einfach Glück, und das Ganze funktioniert relativ stressfrei. Was nicht klappen wird ist, wenn ihr als Menschen ständig eingreift und Auseinandersetzungen unterbindet. Dann darf eure Kontrolle niemals nachlassen, denn die Hunde werden bei erstbester Gelegenheit aufeinander losgehen und dann vermutlich richtig zulangen.

Welchen Weg ihr letztlich wählt, müsst ihr entscheiden. Vielleicht ist es ja auch das beste Arrangement, sich bei der Gartennutzung abzusprechen :smile:.

Schöne Grüße,
Jule