Hallo Leuts
Dass Terroristen gemeinhin grenzenlos dumm sind, dürfte ja hinlänglich bekannt sein, aber die neue Dimension, die durch die Abschlachtung der Kinder entstand und jetzt -wie auch der Naivste sehen kann- blitzartig Putins Machtbereich ausweitet, zwingt doch zu der Frage: Ist ein dummer Gegner der gefährlichere?
Viele Leute, die zuvor erbitterte Gegner Putins waren, solidarisieren sich jetzt ein Stück weit mit ihm (Cholera ist eben doch nicht ganz Pest) und begrüßen die größeren Initiativen zur weltweiten Terror-Bekämpfung.
Also, meine Frage nochmals präziser: Wäre der organisierte Terrorismus ein leichterer Gegner, wenn er von Intellekt und Ratio getragen wäre?
Gruß, Branden
die neue Dimension, die durch
die Abschlachtung der Kinder entstand und jetzt -wie auch der
Naivste sehen kann- blitzartig Putins Machtbereich ausweitet
Dasselbe hatten wir doch schon nach dem 11.9. Nun bleibt nur noch abzuwarten, ob Putin diesen Vorteil besser zu nutzen weiß als Bush.
Also, meine Frage nochmals präziser: Wäre der organisierte
Terrorismus ein leichterer Gegner, wenn er von Intellekt und
Ratio getragen wäre?
Gegenfrage: Gäbe es ihn dann überhaupt?
Gegenfrage: Gäbe es ihn dann überhaupt?
Um ganz konkret zu werden: Wenn die tschetschenischen Terroristen ein Regierungsgebäude besetzt hätten statt einer Schule, hätten sie weltweit eher Sympathisanten gehabt und eher etwas erreichen können.
Gruß, Branden
Aloha.
Um ganz konkret zu werden: Wenn die tschetschenischen
Terroristen ein Regierungsgebäude besetzt hätten statt einer
Schule, hätten sie weltweit eher Sympathisanten gehabt und
eher etwas erreichen können.
Es kommt alles auf die Zielsetzung - so denn eine vorhanden ist - an : Der Terrorist, der sich selbst als solchen definiert („Guerilla“ oder „Partisan“ werden sie sich wohl selbst nennen), gibt einen *PIEP* auf Sympathie oder Antipathie - sein öffentliches Image ist ihm mehr oder weniger egal. Sieht sich derjenige als Revolutionär im Dienste der unterdrückten Massen (RAF war so ein Verein), gehört Agitation und mithin die Anwerbung aktiver und passiver Unterstützer mit zum Programm.
Aus dieser Unterscheidung resultieren dann auch unterschiedliche „Philosophien“ in der Ausübung physischer Gewalt : Der „Guerilla“ / „Partisan“ wird den Feind schlagen, wo er ihn treffen kann, während im zweiten Falle gezielte Aktionen gegen Einzelpersonen, Institutionen oder definierte Gruppen das Mittel der Wahl sind. Mithin braucht der Terrorist der Kategorie Eins (Zerstörung ohne eine Vorstellung dessen, was auf die Beseitigung der existierenden Strukturen folgen soll) meist zu seinem theoretischen, ideologischen Unterbau noch einen spirituellen, während Kategorie Zwei das nicht notwendig braucht, um den „Kampf“ zu rechtfertigen —
was nun kranker ist, lässt sich kaum abschließend beurteilen,
meint kw, wo grüßt
Unterstützt die Volksfront zur Wiedervereinigung der Spalttablette!
Gegenfrage: Gäbe es ihn dann überhaupt?
Richtig: Der intelligente Terrorist schlägt nach gründlicher Vorbereitung und Agitation den „dümmeren“ Machthaber und nennt sich dann „Volksbefreier“ oder auch „Revolutionär“ oder mit 'nem religösen Touch „Erlöser“. Die Geschichtsbücher werden danach verbrannt und neu geschrieben.
Richard
Is was dran!
Richtig: Der intelligente Terrorist schlägt nach gründlicher
Vorbereitung und Agitation den „dümmeren“ Machthaber und nennt
sich dann „Volksbefreier“ oder auch „Revolutionär“ oder mit
'nem religösen Touch „Erlöser“. Die Geschichtsbücher werden
danach verbrannt und neu geschrieben.
Im großen und ganzen ist da was dran (auch wenn Du es möglicherweise ironisch meintest).
Je intelligenter der Terrorist, dest höher die Wahrscheinlichkeit, dass er auch intellektuell ist und somit Intelligenz sich bei ihm mit Ethik verbindet. Er wird dann auch in der Wahl seiner Mittel ehtischer sein und es läuft dann eher auf „sinnviolle Revolutionen“ heraus.
Gruß, Branden
hallo Richard
in der Karibik gibt´s so einen: Castro.
Karriere: Aufständischer, Terrorist, Volksbfreier, fast göttlichen Status.
Er hat es richtig gemacht.
Che Guevara falsch.
Und Hamas und El Kaida werden diesen Status auch nie erreichen.
Grüße
Raimund
Widerspruch
hallo
nichts ist frustrierender, als wenn meine vermeintliche Heldentat von meiner Gruppe nicht anerkannt wird.
Bei den Tschetschenen wären das die moslemischen Ureinwohner (nicht die serbischen Einwanderer), bei der Hamas die Palästinenser.
Grüüe
Raimund
Er wird dann
auch in der Wahl seiner Mittel ehtischer sein
nach islamischer ethik machen sie doch nichts falsch. oder? man hört jedenfalls recht wenig über die ethische falschheit dieser „aktionen“ aus islamischer sicht.
datafox
Hi!
Dass Terroristen gemeinhin grenzenlos dumm sind, dürfte ja
hinlänglich bekannt sein, aber die neue Dimension, die durch
die Abschlachtung der Kinder entstand und jetzt -wie auch der
Naivste sehen kann- blitzartig Putins Machtbereich ausweitet,
zwingt doch zu der Frage: Ist ein dummer Gegner der
gefährlichere?
Woher kommt eigentlich die Meinung, Terroristen sind dumm? Weil sie Leute finden, die sich selbst in die Luft sprengen?
Ich habe viel mehr den Eindruck, Terroristen - zumindest was die Führungsebene angeht - sind sehr intelligent oder auch clever (Intelligenz und Cleverness sind bekanntlich zwei unterschiedliche Dinge). So (be-)nutzen Terrororganisationen sehr geschickt die Medien, um ihre Aktionen und Ziele breiten Ebenen bekannt zu machen. Außerdem wickeln Organisationen ihre Finanzgeschäfte weltweit über alle möglichen Kanäle ab und nutzen dabei ziemlich clever das westliche Bankensystem. Trainingsvorgaben, Zielabsprachen und Einsatzkoordination laufen über das Internet. Dumm würde ich das nicht nennen.
Und was die Ausübung von bewußte geführten Schlägen gegen die Zivilbevölkerung, seien es Erwachsene oder Kinder, spricht auch _für_ die strategische Intelligenz der Terrorführung. Madrid hat gezeigt, wie schnell und einfach die Meinung in der Bevölkerung sich durch Attentate manipulieren lässt. Beslan wird definitiv zu Gegenschlägen seitens der russischen Regierung führen, im Kaukasus und anderswo. Genau das braucht die Terrorführung, um die Motivation der eigenen Kämpfer anzutreiben und neue Selbstmordattentäter anzuheuern. Gleiches gilt für die bevorstehende Wahl in den USA. El Kaida braucht George Bush als Feindbild, also wird El Kaida alles tun, um Bush im Amt zu halten. Notfalls mit einem schweren Anschlag in den USA kurz vor Wahltermin. Dumm würde ich das nicht nennen.
Das Schlimmste (und Dümmste), was den Terroristen passieren könnte, wäre der Versuch des Westens, in den islamisch geprägten Ländern die Lebensqualität deutlich anzuheben (etwa Abzug der Truppen aus dem Irak und massive Aufbauhilfe). Andere Länder wie etwa Saudi-Arabien oder Ägypten haben bereits Probleme mit der Lebensqualität. Exakt diese Länder sind primäre Ziele für Anschläge - um den Unmut in der Bevölkerung zu steigern und die Stimmung zu radikalisieren. Länder mit konstant hohem Lebensstandard wie etwa die kleineren arabischen Staaten am Golf von Persien (Katar, Bahrain usw.) sind bislang von Anschlägen verschont geblieben - wohl auch gutem Grund. Also werden die Terrororganisationen alles tun, um die Anhebung des Lebensstandards - vor allem durch den Westen - zu verhindern. Dumm würde ich das nicht nennen.
Kurzum: die Terroristen brauchen erzkonservative, militaristische Gegenspieler, um ihr eigenes Tun zu begründen. Daher ist die genannte Stärkung Putins im Amt das beste Ergebnis, das sie erreichen konnten.
Grüße
Heinrich
nach islamischer ethik machen sie doch nichts falsch. oder?
man hört jedenfalls recht wenig über die ethische falschheit
dieser „aktionen“ aus islamischer sicht.
Das stimmt so nicht. Die interessanten „Auslegungen“ des Koran, mit denen zu Anschlägen motiviert wird, sind - hier zumindest - allgemein bekannt, da sie ausführlich öffentlich diskutiert und erklärt wurden.
Madrid hat gezeigt, wie schnell und einfach die Meinung in der
Bevölkerung sich durch Attentate manipulieren lässt.
Daher ist die genannte Stärkung Putins im Amt das beste
Ergebnis, das sie erreichen konnten.
Ich habe den Eindruck, Heinrich, Du wiedersprichst Dir hier selber mit diesen beiden Beispielen von Madrid und Putin, denn es gab ja bei beiden total unterschiedliche Reaktionen. Oder Du drehst Dir das gerade so, wie es Dir passt. Eine Logik kann ich hier nicht erkennen.
Gruß, Branden
Hallo Branden,
ich finde nicht, dass er Unrecht hat.
Es ist doch ganz einfach.
In einem Krieg in dem man nicht gewinnen kann wird Terror eingesetzt um die Bevölkerung so zu schocken, dass sie irgendwann - und das muss nicht über Nacht passieren - Ihrer Regierung die Unterstützung entzieht.
Noch führt das dazu das Putin weit härter in Tschetschenien vorgehen wird.
Dies hat allerdings ebenfalls positive Auswirkungen, denn es wird natürlich auch wieder mehr Unschuldige treffen, die zwischen die Fronten geraten.
Dies läßt sich wiederum propagandistisch vom „Widerstand“ sprich Terrororganisation ausschlachten, was Ihnen weiteren Zulauf an Kämpfern beschert.
Gruß Ivo
Hallo Ivo
Mit anderen Worten: Es ist wurscht, ob (in Madrid) eine Regierung nach einem Terroranschlag gewählt wird, die „weich“ gegenüber Terrorismus ist oder ob eine (wie Putin) „hart“ drauf reagiert!?!
Es kömmt aufs selbe raus?? Seltsam…
findet
Branden
Es kömmt aufs selbe raus?? Seltsam…
findet
Branden
Nicht wirklich seltsam. Daher ja auch die Hilflosikeit im Umgang damit.
Das einzige was nicht wirklich fruchtet ist ein misslungener Anschlag.
Gruß Ivo
Hollahi.
nichts ist frustrierender, als wenn meine vermeintliche
Heldentat von meiner Gruppe nicht anerkannt wird.
Bei den Tschetschenen wären das die moslemischen Ureinwohner
(nicht die serbischen Einwanderer), bei der Hamas die
Palästinenser.
Natürlich - ich hätte vielleicht geschroben haben sollen, dass es sich dabei um Unterstützung „von außerhalb“ dreht. Sprich : Ist es mir egal, was der Rest der Welt über meine Aktivitäten denkt? Dann denke ich, passt meine Kategorisierung von oben schon.
Gruß kw
Hi!
Finde ich (logisch!
) nicht unbedingt.
Madrid hat gezeigt, daß die Stimmung im Volk nicht zur Haltung der Regierung korrespondiert. Die Anschläge in Spanien führten zu einem Nachgeben im Volk: Weg mit der aktuellen Regierung, her mit einer verhandlungsbereiten Regierung. Primär gesehen fällt damit der Grund für weitere Attentate weg. Denkt das Volk. Seitens der Terroristen hat der Anschlag von Madrid aber gezeigt, was erreichbar ist. Sollte sich ein neues Problem in Spanien ergeben, das den Islam betrifft, so kann die Terrororganisation relativ sicher sein, mit einem neuen Anschlag das Problem zu eigenen Gunsten zu regeln. Die Bevölkerung hat bereits gezeigt, daß sie nachgibt.
In Rußland stehen keine Wahlen an, von daher ist das Volk nicht in der Lage, jemanden an die Macht zu wählen, der sich gegenüber dem Terror verhandlungsbereit zeigt. Putin selbst zieht die Zügel deutlich an, was die Terroristen als willkommenen Grund ansehen, militant dagegen vorzugehen. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, wann die nächsten Bomben explodieren.
Beide Fälle - harte Hand oder nachgeben - spielen den Terroristen in die Karten. Sie sind die Sieger. Es gilt abzuwägen, ob man sich als erpreßbar zeigt (Spanien ist diesen Weg gegangen und hat sich damit Frieden auf Zeit erkauft, ohne wirklich Frieden zu haben) oder ob man den (m.E. nicht zu gewinnenden) Kampf annimmt und hohe Opferzahlen auf beiden Seiten riskiert. Man hat die Wahl zwischen Cholera und Pest.
Die einzige Lösung wäre, den Terroristen das Fundament zu entziehen. Das bedeutet, den arabischen Ländern vom Atlantik bis nach Südostasien einen höheren Lebensstandard zu verschaffen. Nur werden die Terroristen bestens wissen, genau dies zu verhindern. Denn je größer das Elend, desto mehr Zulauf haben Terrororganisationen.
Grüße
Heinrich
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Madrid hat gezeigt, wie schnell und einfach die Meinung in der
Bevölkerung sich durch Attentate manipulieren lässt.
Das stimmt so nicht: Hätte Aznar nicht die Bevölkerung über die geknebelten Medien mit der ETA-Story veräppelt, wäre er wiedergewählt worden.
Der primäre Grund war also nicht das Weichwerden vor den Terroristen, sondern das rechtzeitige Entdecken, wie Aznar bis zum Wahltermin versucht hat, die Spanier an den ETA-Terrorismus glauben zu lassen, um seine Vasallentreue zu den USA zu kaschieren. Spanier sind bekanntermaßen ein stolzes Volk, die gerne ihren Mut auf die Fahnen schreiben. Bloß vergackeiern lassen sie sich nicht gerne, wenn eine Sache stinkt.
Beslan lässt sich ganz so einfach nicht mit Madrid vergleichen.
Gruß Richard