Texte und Gedichte zu Thema gesucht

Hallo Zusammen.
Ich bin schon kurz vorm verzweifeln, und probiere jetzt hier mal mein Glück.
Für eine Lesung soll ich Texte oder Gedichte zum Thema „Fenster“ finden. Fenster, Ausblick, Glas, Transparenz, Farbe, drinnen und draußen, sind einige Schlagworte die mir einfallen.
Hat jemand von Euch hier einige Vorschläge, oder Tipps wie ich am besten Recherchiere?
Viele Grüße, Uwe-Peter

E.T.A. Hoffmann, „Des Vetters Eckfenster“ http://gutenberg.spiegel.de/etahoff/eckfenst/eckfens…

Barthold Heinrich Brockes, „Die gefrornen Fenster“

In Häusern findet man, zur Winters-Zeit,
Solch’ eine wunderbar formirte Zierlichkeit,
Die keiner tüchtig zu beschreiben,
Wenn die gefrornen Fenster-Scheiben,
Von tausend zierlich und schönen Creaturen,
Uns tausend zierliche Figuren,
In solcher zarten Nettigkeit,
In solcher lieblichen Vollkommenheit,
Die doch in dunckler Nacht gezeugt, früh uns zeigen.

Man siehet in den kalten Zimmern
Oft Thäler, Felsen-Brüch’, erhab’ne Berge, Felder,
Nebst ungezählten krausen Zweigen,
Als wenn sie in Krystall geschnitten wären, schimmern.
Man siehet Wolcken, Buschwerck, Wälder,
So Tannen bald, Palm- und Eichen,
An Baum-Schlag, Zweig- und Stämmen, gleichen:
Von Bluhmen, Sternchen, Vögeln, Thieren,
Von Feder-Büschen, Fliegen, Mücken,
Sich mancherley Gestalt formiren,
Ja sich zuweilen gar mit rechten Schlössern schmücken.

Heinrich Heine, „Die Fensterschau“ http://gutenberg.spiegel.de/heine/buchlied/rom-12.htm

Philip Larkin „High Windows“ http://plagiarist.com/poetry/390/

Ich bin schon kurz vorm verzweifeln, und probiere jetzt hier
mal mein Glück.
Für eine Lesung soll ich Texte oder Gedichte zum Thema
„Fenster“ finden.

Hallo, Uwe-Peter,

spontan fällt mir dazu das „Fenstertheater“ von Ilse Aichinger ein …

Gruß
Kreszenz

… da gibt es hunderte, jeder Lyriker hat sicherlich irgendwann mal, dann wenn ihm nichts einfiel, über das geschrieben, was er vor seinem Fenster sah. Versuchs doch mal bei „lyrikline.org“. Die haben unter „Dialog“ eine Suchfunktion durch all ihre Texte. Oder, ein Text aus einer anderen Ecke ist von der Band Element of Crime: Draussen hinterm Fenster. Gruss Uwe

Hi,

Ich bin schon kurz vorm verzweifeln, und probiere jetzt hier
mal mein Glück.
Für eine Lesung soll ich Texte oder Gedichte zum Thema
„Fenster“ finden.

die ersten drei Seiten von Zoe Jennys „Blütenstaubzimmer“

drinnen und draußen,

Rilke „Der Panther“

Hat jemand von Euch hier einige Vorschläge, oder Tipps wie ich
am besten Recherchiere?

bei http://gutenberg.spiegel.de/ suchen

Gruss Jan

Fenster - Gedichte
Hallo Uwe-Peter,

Da gibt es ein Goethe-Gedicht:

Gedichte sind gemalte Fensterscheiben
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so siehts auch der Herr Philister.
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.

Kommt aber nur einmal herein!
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ists auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein,
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergetzt die Augen!

Oder, wenn Du es gern moderner hättest:

Nikolai Kowaljow,
Fenstergedicht
Vor dem Fenster steht ein Berg

Farbe
Aus dem Fenster fällt der Blick
Auf den Berg.ich seh‘ ihn halb,
seinen silbernen Skalp
über dem Granitgenick.

Aus mir selber fällt der Blick
auf mein Leben. Taumeln, Tanzen
suchen nach den großen Ganzen,
Fäden spinnen, Knick um Knick.

Recht besehen, reihen sich
Zahllose Gefahrenzonen
Epizentren, Kollisione …
Blanke Mühsal. Kümmerlich!

Eingebettet, sehr kommod –
Frühling, Sommer, Herbst und Winter –
Klafft ein Spalt mit was dahinter …
Dort, vermut‘ ich, hockt der Tod.

Schönheit traf mich wie ein Schwall – da
Ließ der Herrgott sich nicht lumpen …
Liebe erst! Ein großer Klumpen,
fast ein kleiner Sonnenball.

In der Höhle sitzt der Zwerg
Über seinem Lieblingsspiel
Leben fliegt – ein Projektil.
Vor dem Fenster steht der Berg.

Oder von Louise Otto, ein wenig pathetisch:
Zwei Fenster

I.

Ein Fenster hinter blendenden Gardinen,
Das hoch und groß den Blick hinein verstattet;
Vom hellen Sonnenglanze ist’s beschienen,
Der an den blanken Scheiben nicht ermattet.

Umzogen ist’s von grünen Epheuranken,
Lorber und Myrte miteinander streiten,
Jasmin und Rosen wollen blühend danken
Für treue Pflege selbst in Winterszeiten.

Ein Vöglein singt aus offenem Gebauer
Und holt sich Zucker von der Jungfrau Lippen,
Die an dem Fenster näht, wie leiser Schauer
Durchrieselt sie’s bei ihres Vögleins Nippen.

»Gefangen Du, wie Er«, so spricht sie leise,
»Doch hast Du nie gekannt ein freies Leben
Und singst es täglich mir in froher Weise,
Daß ich Dir all, was Du begehrst, gegeben!«

Und zu den Blumen ihre Blicke irrten:
»Der Lorber wächst - ihn hat er längst erworben
Und Trieb und Blüten sprießen an den Myrten
Kein einzig Rosenknöspchen ist verdorben! -

»O dürft ich diesen holden Zeichen trauen!
Dürft ich die Blumen an sein Gitter senden -
Wann wird er endlich Lenz und Blüten schauen?
Wann darf die Trennung, wann sein Kerker enden?«

Ein Seufzer, eine Thräne - dann aufs neue
Greift sie zur Arbeit, die sie ihn bereitet -
Singt dazu leis ein Lied von Lieb’ und Treue,
Von Gottes Hand, die ihn wie sie geleitet. -

II.

Ein Fenster hinter dichten Eisenstäben,
Das klein und schmal kaum einen Blick verstattet
Das nur ein wenig aufwärts zu erheben,
Geringelt Glas, darin das Licht ermattet.

Ein enger Raum wie eine Klosterzelle,
Der Wände Grau, die Farbe der Bedrängnis.
Verscheucht schon früh des kurzen Tages Helle,
Verdunkelt noch das einsame Gefängnis.

Ein bleicher Mann, versunken in Gedanken,
Lehnt an dem Fenster sucht des Himmels Bläue,
Denn auch in seines Kerkers enge Schranken
Schaut noch dies Blau! - die Farbe ewger Treue!

Und seines Mädchens, seiner Trauten Farbe!
Er denkt an sie, die ihm die einzig Eine,
Und wie er leide, wie er duld und darbe,
Er fühlt sich reich, denn sie bleibt doch die Seine!

Sie denkt wie er, sie weiß warum er leidet -
Vor einer Welt hat stolz sie’s ausgesprochen:
Wer für den Glauben seiner Seele streitet
Hat nichts vor Gott, noch vor sich selbst verbrochen.

Ein Brieflein hält er zwischen seinen Händen,
Denn nicht verbannt ist solches Liebeszeichen,
Sie dürfen sich einander Grüße senden,
Wenn strenge Fristen auch dazwischen streichen.

Was kann sie andres ihm als Liebe schreiben,
Der keinen Trost bedarf um nicht zu wanken?
Sie meldet ihm, daß Myrt, und Lorber treiben
Und frisches Grün der Hoffnung Epheuranken!

Ein Seufzer, dann ein Lächeln - und aufs neue
Küßt er den Brief, der Wonne ihn bereitet,
Singt dazu leis’ ein Lied von Lieb und Treue,
Von Gottes Hand, die sie, wie ihn geleitet.

Und dann noch Erich Kästner, nicht sooo sehr fensterich, aber es kommt ein Fenster vor, und es ist ein tolles Gedicht:

Kleines Solo
Einsam bist du sehr alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Träumst von Liebe. Glaubst an keine.
Kennst das Leben. Weisst Bescheid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Wünsche gehen auf die Freite.
Glück ist ein verhexter Ort.
Kommt dir nahe. Weicht zur Seite.
Sucht vor Suchenden das Weite.

Ist nie hier. Ist immer dort.
Stehst am Fenster. Starrst auf Steine.
Sehnsucht krallt sich in dein Kleid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Schenkst dich hin. Mit Haut und Haaren.
Magst nicht bleiben, wer du bist.
Liebe treibt die Welt zu Paaren.
Wirst getrieben. Musst erfahren,
dass es nicht die Liebe ist …
Bist sogar im Kuss alleine.
Aus der Wanduhr tropft die Zeit.
Gehst ans Fenster. Starrst auf Steine.
Brauchtest Liebe. Findest keine.
Träumst vom Glück. Und lebst im Leid.
Einsam bist du sehr alleine -
und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit.

Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.
Liebe Grüße,
Nike

102 Gespensterchen von James Krüss (seehr schön) !
o.w.T.

Tausend Dank!!!
Hallo, ich bin platt!
Ihr seid echt eine tolle Hilfe!
Tausend Dank für die Tipps und Vorschläge.
Wem noch mehr einfällt, bitteschön :smile:

Viele Grüße, Uwe-Peter

Von der Gruppe City als Lied bekannt gemacht das Gedicht von Hildegard Maria Rauchfuß (Leipziger Lyrikerin)

Am Fenster

Einmal wissen dieses bleibt für immer
Ist nicht Rausch der schon die Nach verklagt
Ist nicht Farbenschmelz noch Kerzenschimmer
Von dem Grau des Morgens längst verjagt

Einmal fassen tief im Blute fühlen
Dies ist mein und es ist nur durch dich
Nicht die Stirne mehr am Fenster kühlen
Dran ein Nebel schwer vorüber strich

Einmal wirklich fassen und nie wieder
alles geben müssen, was man hält
Klagt ein Vogel? Ach, auch mein Gefieder
Näßt der Regen flieg ich durch die Welt

Einmal fassen tief im Blute fühlen
Dies ist mein und es ist nur durch dich
Klagt ein Vogel? Ach, auch mein Gefieder
Näßt der Regen flieg ich durch die Welt.