Thanatophobie - Angst, irgendwann Weg zu sein

Hallo liebe leserinnen & leser,
mein Problem ist oben bereits angemerkt aber zuerst was zu meiner Person. Ich bin 25 Jahre alt und leide seit meiner frühen Kindheit an dieser Phobie. Es fing im Alter von 6-7 Jahren an. Da lag ich in meinem Bett und weinte fürchterlich, weil ich mir vorstellen musste irgendwann nichts mehr zu haben und auch selbst nicht mehr zu existieren. Das legte sich allerdings dann ein paar Jahre lang wieder bis ich 15 wurde und mein Leben sich zunehmend aber auch schlagartig änderte. Meine Eltern trennten sich und ich kapselte mich immer mehr von Ihnen ab… auch wurde ich ihrerseits nach deren Trennung abgestoßen und behandelt, als waere ich nicht ihr eigenes Kind… Mit 17 habe ich mich meiner „Familie“ dann entrissen und stehe seit dem auf eigenen Beinen… „Aus dir wird nie was“ sagte meine Erzeugerin immer. Nun habe ich meinen Fuehrerschein, mache meine 2. Ausbildung (1. sehr erfolgreich abgeschlossen) und habe eine Tolle kleine Familie. Meine Familie interessiert sich seit dem auch nicht fuer mich. Auf der einen Seite bin ich sehr froh, diese „Familie“ los zu sein aber auf der anderen habe ich mir immer eine andere Familie gewuenscht,. eine die in Takt ist und wo wenigstens ein Familienmitglied (und sei es nur eine Tante oder ein Cousin) hinter einem steht. Natuerlich ist das nicht normal, aber es macht einen schon traurig, wenn man sieht wie gut sich die Freundin oder auch Freunde mit Ihren Eltern verstehen… Aber das ist nicht der ausschlaggebende Punkt… Ich bekam zuerst nur leichte Angstattacken und Anfälle. Hab Nachts lange vor dem Computer gesessen um mich vor dieser Angst abzulenken und ihr zu entkommen, oftmals auch sehr erfolgreich. Doch dann wurde es noch schlimmer im Alter von 18/19 Jahren… Das schlimmste Erlebnis war auf dem Weg zur Arbeit. Ich habe in der Bahn gesessen, da habe ich immer besonders viel Zeit nachzudenken. Ich denke über alles nach. Wielange das Schienennetz, Autobahnen und Gebaeude gebaut wurden, wieviele Menschen seit dem gestorben sind, und so war es auch an diesem Tag. Als ich dann ein sehr altes Ehepaar vor mir sah, habe ich mich so sehr hineingesteigert, dass ich fuer einen Moment in der Haut des alten Mannes steckte und quasi nur noch auf den Tot gewartet habe. Das hat mir so einen Anfall verschafft das ich Ohnmächtig in den Gang der Bahn geknallt bin… Das Problem ist noch nicht einmal das Sterben an sich, wie es sein wird oder wodurch. Es ist vielmehr das Problem irgendwann einfach nicht mehr zu existieren… Ich habe mir auch schon hunderte von anderen Beiträgen durchgelesen aber konnte daraus nicht wirklich Hilfe erlangen… Ich versuche mich ja schon immer selbst abzulenken aber meist bringt das nicht wirklich viel bzw. hält nur sehr kurz an. Seit dem Vorfall zieht sich die Angst, die Attacken und die Anfälle bis heute hin. Ich bin seit fast 3 Jahren mit meiner Frau zusammen. Wir haben auch eine gemeinsame Tochter, sie ist ein Goldstueck. Und ich schlafe nun seit knapp einem Jahr bereits auf dem Sofa. Aber auch nur aus dem Grund, da ich ohne einen Fernseher nicht einschlafen kann… und das wiederum hat den Grund, dass ich mir, wenn alles dunkel und ruhig ist, soviele Gedanken mache, das ich direkt wieder einen Anfall bekomme… Teilweise ist es so schlimm, dass ich schreiend vor Angst eingeschäumt und nackt aus der Dusche nach draußen in den Flur renne und mich nach einer Zeit dann erst wieder langsam beruhige… Oder mit meiner Freundin dann an einem der wenigen Tage in einem Bett schlafe und dann rausrenne, mitten in der Nacht und einfach am ganzen Körper zittere vor Angst und kein Wort rausbekomme,… Unsere Beziehung leidet wirklich sehr darunter und das tut mir unheimlich weh, da SIE wirklich die Liebe meines Lebens ist. Und ich moechte Sie wirklich ungern damit belasten… Sie hat selbst Sorgen und Dinge um die Sie sich kuemmern muss… sie kuemmert sich schon sehr gut um mich und unterstuetzt mich in allem, da will ich ihr damit eigentlich nicht auch noch zur last fallen. Ein anderer Punkt ist, dass ich nun trotz Beruf und Familie Nachts bis in den Morgengrauen am PC sitze einfach um mich abzulenken und zu hoffen das ich schnell muede werde, aber das wiederum löst bei meiner Frau eifersucht aus, weil Sie einfach nicht versteht warum ich solange vor dem PC sitze. Ich kann es ehrlich gesagt auch nachvolziehen. Denn Sie weiß nicht wie es ist, ewig Angst vor dem NICHTS zu haben, und fragt sich dann: Warum schläft er nicht einfach? Diese Phobie macht einiges Kaputt und es geht noch weiter… Oftmals ist es auch so schlimm, dass ich garkeine Luft mehr bekomme weil meine Gedanken sich dann so in eine Situation hineinsteigern, als wuerde ich jeden Moment sterben muessen… Mir laeuft sprichwoertlich das gesamte Leben vor den Augen herab, und das kam schon oefters vor… Dazu kommt das ich ueberhaupt nicht glaeubig bin und mir damit auch nicht weiterhelfen kann. Ich rede mir auch oft ein bzw. versuche mir klar zu machen, wie gut es mir geht. Ich habe eine tolle Frau, eine bezaubernde Tochter & Ja, das ist wirklich so und das gibt mir wirklich sehr viel halt. Aber die Angst lindern tut dies leider auch nicht… Dies ist wohl wirklich ein Fall fuer eine Psychotherapie, allerdings ist mein Verstand mir da auch wieder einen Schritt voraus. Denn was soll der Therapeut mir erzaehlen? Das ich nicht sterben werde und alles gut ist? Nein, denn dem ist nicht so. Und mich zu beruhigen? Ich bin mir wirklich fast klar darueber, dass es verschwendete Zeit waere… und Zeit ist fuer jemanden mit solcher Angst wirklich sehr Kostbar… einreden bringt nichts, mir die guten Dinge im Leben vorzuhalten ebenso wenig… was ich sehr bewundere sind die Leute, die einfach akzeptiert haben, dass der Tod einfach zum Leben dazu gehoert… aber das schaffe ich einfach nicht… Ich brauche Hilfe, dringen… allderings habe ich selbst keine Ahnung in welcher Form mir dabei geholfen werden kann… Ich selbst kann von mir sagen das ich ein kluger und Intelligentes Kerlchen bin, aber oft habe ich auch Angst, dass die Phobie schon soweit fortgeschritten ist, dass man mich wegsperren muss oder ähnliches… ich brauche wirklich dringend Hilfe denn dieses Problem begleitet mich jetzt schon fast mein ganzes Leben und ich wünschte mir nichts lieber als das dieses eine von vielen Problemen einfach verschwinden würde…

Hallo, ich habe mir Ihre Situation gut durchgelesen und ich bin der Meinung dass Sie dringend Hilfe brauchen. Ich weiß nicht woher dass Sie kommen, aber Sie sollten sich dringend einen guten Therapeuten suchen. Wie Sie selber schon festgestellt haben, im Kopf kann man diese Probleme nicht lösen und alleine kocht man immer wieder nur in seiner eigenen Suppe. Ich könnte mir vorstellen, dass man hier einiges mit systemischer Arbeit erreichen kann. Hierbei geht es sehr stark um die Arbeit mit dem Unbewussten. Also per Internet sehe ich hier keine Möglichkeit Ihnen zu helfen, sie brauchen wirklich jemanden in Ihrer Nähe. Und Ratschläge oder Tipps bringen in dem Falle auch nichts, weil die Rationalen Ebene in dem Falle nicht ausreicht.

Ganz liebe Grüße

Brigitta Egly
Heilpraktikerin (Psych.)&
Master Coach DVNLP

Hallo Mr. Unknown,
danke für Deine Anfrage und Deine Entscheidung, mich als Expertin auszuwählen.
Aus den Zeilen, die Du von Dir schreibst lese ich heraus, dass Du eine Reihe von Erlebnissen hattest, die Dir sehr negative Botschaften über Dich selbst vermittelt haben und Du wenig „nährendes und schützendes“ auf dem Weg ins Leben mitbekommen hast. Diese Negativ-Botschaften und die dazugehörenden schwierigen Emotionen anständig zu verarbeiten und dabei noch „lebensfähig“ zu bleiben, ist eine grosse Leistung Deiner Seele und Deines Gehirns. Gratulation, dass Du trotz der schwierigen Startbedingungen offensichtlich ein aktives Leben lebst, eine Partnerschaft aufgebaut hast und ein „Goldstück von Kind“ hast. Denn selten machen wir uns bewusst, was wir schon Grosses geschafft haben im Angesicht der Schwierigkeiten, die uns begegnet sind.

Eine vollständige Analyse Deiner Schwierigkeiten oder gar eine Diagnose inklusive Behandlungsplan aus den wenigen Zeilen zu stellen würde Dir nicht gerecht werden und wäre unprofessionell. Jedoch möchte ich Dir ein paar Tipps geben, die vielleicht hilfreich sein können: Das „Umkippen“ in der Bahn klingt mir nach einer Panikattacke, was auch durch Deine Beschreibung der Ängste untermauert wird. Dies ist eine häufige Reaktion auf traumatisierende Erlebnisse = Erlebnisse, die Dein Gehirn im Moment des Erlebens überfordert haben, die es nicht sinvoll integrieren konnte und die Dich als Kind schlichtweg emotional überfordert haben. Das Grübeln, die Problemspiralen und die Schlaflosigkeit aus „Angst vor der Angst“ sind ebenfalls eine recht klassische Entwicklung: Dein Gehirn versucht quasi durch die Dauerrotation zu verhindern, dass eine Menge schmerzhafter, unverdauerter Gefühle aufsteigen deren Bewältigung Du als Kind nicht ausreichend gelernt hast. Also eigentlich ein schlaues Manöver des Geistes, aber das Ergebnis ist natürlich alles andere als angenehm.

Deine Frage „was kann mir da ein Therapeut helfen“ kann ich einerseits verstehen. Wenn man an klassische Psychoanalyse oder andere eher sprachlich / kognitiv ausgerichtete Therapien denkt kann man Zweifel haben, ob „drüber reden“ hier hilft. Aber es gibt andere Therapiemethoden, die sich als sehr hilfreich erwiesen haben. Schau Dir bei Interesse mal die diese Seite an www.emdr.de Dort wird eine Therapiemethode beschrieben, die eigentlich zur Behandlung von schwer traumatisierten Kriegsveteranen oder Gewaltopfer entwickelt wurde. Ich habe in meiner therapeutischen Tätigkeit die Erfahrung gemacht, dass häufig auch kleinere, von aussen als Erwachsener betrachtet nicht unbedingt traumatisierende Erlebnisse für ein Kind den selben chaotischen Zustand im Hirn auslösen wie ein Gewaltverbrechen für einen Erwachsenen. Bei Phobien, egal welcher Ausprägung oder Richtung, liegt sehr häufig ein Kindheitstrauma an der Wurzel.
Ich könnte mir vorstellen, dass Dir ein guter humanistischer Therapeut mit einer Mischung aus übenden Verfahren (Entspannung erlernen, Achtsamkeitsbasierte Übungen, Gedankenstopp, positive Gedanken stärken etc.) und danach einigen Sitzungen EMDR-Behandlung sehr weiterhelfen könnte. Häufig passieren bereits nach wenigen Monaten dramatisch positive Veränderungen. Auch können einige Stunden klassische Gesprächstherapie im Anschluß helfen, um eine Art „inneres Software-Update“ zu bekommen, in dem positivere Bilder Deines Selbstswerts erarbeitet werden. Adressen von ausgebildeten EMDR-Therapeuten findest Du entweder auch unter www.emdr.de oder über www.therapie.de und dem Suchbegriff EMDR.

Soweit so gut. Ich hoffe, dass Dir meine Zeilen ein paar Hinweise geben, die vielleicht das Samenkorn für ein erfülltes und glückliches Leben für Dich und Deine Familie beinhalten.

Ich wünsche Dir von Herzen Alles Gute!
Die Zukunftsberaterin