Thema für Examensarbeit in Geschichte?

Hallo Zusammen,

ich versuche gerade ein Thema für meine Examensarbeit zu finden, die ich in 1 Monat anmelden muss.
Gerne möchte ich über die NS-Zeit schreiben.
Ich hatte mir überlegt, über die Darstellung der Volksgemeinschaft in der NS-Propaganda zu schreiben, leider fällt mir keine spezielle Fragestellung ein.
Mein größtes Problem ist, dass ich das Gefühl habe, dass alles schonmal geschrieben wurde.
Muss ich in der Examensarbeit wirklich das Rad neu erfinden?
Bisher habe ich schon einige Monate investiert um über meine Region im Dritten Reich zu forschen, doch leider weiss ich nicht genau, wie ich die vielen, scheinbar nicht zusammenhängenden Einzelinfos zu einem Ganzen formen soll.
Für jede noch so kleine Hilfestellung wäre ich mehr als dankbar, da ich zur Zeit das Gefühl habe auf der Stelle zu treten.

Vielen Dank im Voraus

Jacqueline

Hallo Jacky,

um was für eine Examensarbeit handelt es sich denn? Ist es deine Bachelor-Arbeit? Oder dein Staatsexamen?

Du solltest auf jeden Fall über was schreiben, was dich interessiert, schließlich ist es deine Abschlussarbeit, die sollte dann nicht über irgendwas wie „Die Rolle Marc Antons in der Schlacht von Actium sein“ sondern wirklich was, woran du interessiert bist und wo es dir Spaß macht zu recherchieren und dich weiterzubilden.

Wenn du beim Dritten Reich bleiben willst, da gibt es tatsächlich einige Themen, die interessant sind, zum Beispiel die Sturmabteilung unter Röhm, die sogar einen menschlicheren Nationalsozialismus wollten, davor eine der wichtigsten Organisationen, danach eine unbedeutende Kampforganisation. (Also vergleichbar mit Widerstandskämpfern, man hat Macht, setzt sich für etwas ein, verliert, verliert seine hohen Köpfe, wird unbedeutend)

Auch ein interessantes Thema fände ich, wieso die Deutschen Hitler denn wirklich gut gefunden haben, also zum Beispiel die Sozialpolitik Deutschlands. Da würden dann Aspekte wie die Steuerreform von '34, bei der die Armen weniger zahlen mussten und die Reichen richtig am Beutel gegriffen wurden (das fand aber natürlich die Mehrheit, das einfache Volk klasse, wir müssen weniger zahlen und diese Bonzen da oben, die mir sowieso was abgeben könnten müssen zahlen).

Oder man könnte auch einiges über KdF, Urlaub usw schreiben, schließlich begann damals die Zeit, in der die Deutschen in den Urlaub z.B. nach Italien fuhren, was ja heute noch aktuell ist :wink:

Oder ein interessanter Aspekt, der zu Volk und Propaganda passen würde wäre die Kultur im Dritten Reich. Schließlich war Kunst und Kultur damals Politik, die Abweichung von christlichen Motiven und das Auftauchen von „germanischen“ Motiven wie den nordischen Göttern (Thor, Odin usw). Oder in der Architektur die Wiederbelebung des Klassizismus, die monumentalen Bauten waren also nach der Antike, dem 18./19. Jh wieder einmal „modern“.

Ich hoffe, dass ich dir einige Themenvorschläge geben konnte, die dich interessieren, aber denk dran, mach das, was dir Spaß macht und woran du Interesse hast und nicht das, was deine Freundin macht oder was ich dir hier vorgeschlagen hab :wink:

Sonthofer

Moin!
Volksgemeinschaft scheint in der Tat abgegrast. Wie wäre es mit einem Vergleich der Berichterstattung der Zeitungen Deiner Region während des Dritten Reiches, der Besatzungszeit und der ersten Jahre der Bundesrepublik? Schreiben bei derselben Zeitung dieselben Journalisten und haben sie ihre Ansichten oder ihren Sprachduktus geändert?

Grüße

Nico

Hallo Jacqueline,

ein regionaler Ansatz ist da fürs erste gar nicht so schlecht. Ich habe mal über eine Schriftstellerin aus dem Eutiner Dichterkreis geschrieben und in jeder Region gibt es immer noch genug Punkte, die nicht genug erforscht sind, weil gerade in den letzten 10 Jahren viele Leute gestorben sind, die noch auf Unterlagen saßen - und die sind nun erst zugänglich. Mit regionalem Einschlag liesse sich schreiben über:

Weiter gäbe es die Möglichkeit, z.B. zu schreiben über:

  • NSDAP-Mitglieder nach 1945 (in welchen Parteien sie z.B. landeten
  • Schulgeschichte: Wieweit wurde und wird die NS-Zeit in einzelnen Schulen aufgearbeitet?
  • Firmen und NS-Zeit
  • Zwangsarbeiter in der näheren Umgebung
  • KZs in der näheren Umgebung
  • die Berichterstattung der Regionalzeitung über die NS-Zeit in der Zeit von, sagen wir, 1945-1963 (oder andere Zeiträume)

Es ist schwer, einfach so Vorschläge zu machen, wenn man deine eigenen Vorstellungen nicht kennt.

Hoffentlich kannst du damit ein wenig anfangen…

Schönen Gruß

Wolfgang

Nicht-Deutsche Alliierte - darunter Joseph Stalin, der Millionen Menschen seines EIGENEN Landes in den Orkus schickte - ohne Urteil - haben vor über 50 Jahren festgelegt, was als Meinung zu gelten hat. Das plappern heutige Medien und heutige Generationen eifrig nach. - Ausgenommen allenfalls hier und da ein Oxford-Professor (Goodrich-Clarke) oder einer in USA. Wer in Deutschland dazu eine eigene Meinung hat, kann von Glück sagen, daß er in Nürnberg nicht gehängt wurde - weil er da halt noch nicht geboren war z.B. oder weil er eh’ keine Cochones hat.

(1) Literatur zum Thema ist dem Normalbürger ohne Nachweis eines entsprechenden Forschungsauftrages nicht zugänglich.

(2) Alleine schon die Schreibung eines bestimmten mit ‚A‘ beginnenden Vornamens hat NACHWEISLICH die Nichtveröffentlichung eines Gedankens in div. Foren des Internet zur Folge, jedenfalls allen, zu denen ich jemals Zugang gesucht habe. Ich habe die SCHRIFTLICHE Mitteilung eines sysop bei msn, daß GEDANKEN zwar FREI sind, aber nicht schriftlich in seinem Forum geäußert werden dürfen.

(3) Es besteht eine Hysterie auch in anderen Bereichen, die mich schon erwägen ließ, einen offiziellen ‚Befragungsbesuch‘ durch zwei Kripo-Beamte bei mir - ausgerechnet an einem 23. Dezember - vor den europäischen Gerichtshof zu bringen. Anlaß: Die hirnrissigen Fantasien eines Arbeitsgebers, was verhindert, daß ich ihn wegen Beleidigung vor Gericht bringe. Satisfaktionsfähig ist er aus VERSCHIEDENEN Gründen eh’ nicht !

(4) Meine Weste ist ebenso blütenweiß, wie die alle meiner Vorfahren und auch die meiner Verwandten auf gleicher Altersebene.

(5) Ich habe noch kein Internetforum gefunden, indem ÜBERHAUPT ein originärer Gedanke geäußert werden kann, ohne daß gleich von mehreren TeilnehmerInnen Bedrohungen ausgesprochen werden; in jedem Fall herrscht ein Nach-Atomares Schweigen, als sei niemand mehr sonst auf der Welt - soweit es meine Meinungsäußerungen betrifft

(6) Statt Beschäftigung mit unseren Ursprüngen im Germanentum bin ich nicht nur umgeschwenkt auf das mit dem Christentum - wobei ich wohl nur knapp den Totschlagaktionen durch CONSTANTIN [& Bonifatius ?] entgangen bin, sondern beschäftige mich wohl nur noch mit Eintauchen in bestens belegtes Judentum, wo ich einen bisher unübertroffenen rabbiähnlichen Lehr-MEISTER gefunden habe, der mich sicher noch bis zum Lebensende beschäftigen wird. Diese Literatur ist nicht nur hinreichend verfügbar (wenngleich sehr teuer - weil sehr geschätzt) bringt mich aber nicht WENIGER in die Isolation, denn soooo intensiv MUSS es nun auch wieder nicht sein.

Resumée: Ich halte die erfolgte Themenwahl für verfehlt, weil Sie (die nächsten 15 Jahre auch noch) nur nachplappern können, was ANDERE schon vor-formuliert haben. mfG: AS

Hallo Jacqueline,

ich habe als Lehramtsstudent für Geschichte und Sozialwissenschaften meine Examensarbeit im Jahr 1985 geschrieben…als letzten Akt in einer Reihe von schriftlichen und mündlichen Prüfungen, die damals nötig waren.
Müde und ausgelaugt marschierte ich in die Sprechstunde meiner charismatischen Lieblingsprofessorin, die einen Hang zu „Orchideenthemen“ hatte und verließ sie überwältigt von ihrem Enthusismus für die Endphase der Weimarer Republik und ideologische Grenzgänger dieser Zeit mit dem Thema „Karl Otto Paetel und der deutsche Nationalbolschewismus 1929 - 1933“.

Im Nachhinein erwies sich das als wahrer Glücksgriff.
Während die meisten meiner Kommilitonen auf längst beackertem Gebiet unterwegs waren, musste ich echte Forschungsarbeit leisten, verbrachte eine der schönsten Wochen meines Lebens im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf der Burg Ludwigstein allein mit Paetels Nachlass und einem wunderschönen Blick über die Landschaft rings um die Burg und gehörte am Ende der Examensarbeitszeit vermutlich zu den 10 Leuten auf der Erde, die (damals) am meisten über den „Nationalbolschewismus“ wussten.
Für den späteren Beruf als Lehrer nutzte mir das unmittelbar zwar gar nichts, aber die Erfahrung, wieviel Freude es machen kann sich über Monate hinweg mit einem Thema auseinandersetzen zu können und Neues herauszufinden - das trägt eigentlich bis heute und führt periodisch immer noch zu (feurigen?) Vorträgen vor Oberstufenschülern.

Das war eine lange Vorrede.
Konkret würde ich Dir raten
> natürlich dein Thema aus einem Gebiet zu wählen, über das Du schon Vorwissen hast. Das erleichtert enorm die Einordnung dessen, was Du dann beim Examensthema herausfindest.

>Ein möglichst enges Thema zu wählen. Für uns alle war damals das Problem sich in der Unmenge des Materials nicht zu verlieren - das wird heute in Zeiten des Internet noch problematischer sein. Für mich war es damals eine große Hilfe mich nicht mit der gesamten nationalrevolutionären Bewegung, sondern nur mit einer Untergruppe, den N.bolschewisten, beschäftigen zu müssen und unter denen dann schwerpunktmäßig auch nur mit einem.
Wenn Du also z.B. zum Thema Volksgemeinschaft/Propaganda arbeiten solltest, dann such Dir EINE gesellschaftliche Gruppe aus und untersuche, wie sie propagandistisch bearbeitet wurde. Ich persönlich fände bei diesem Thema auch „Ausschluss aus der Volksgemeinschaft“ interessant und wie genau die Nazis den Ausschluss von bestimmten Gruppen begründeten (und dann suchst Du Dir am besten nicht „Juden“ aus, denn ich vermute, darüber gibt es schon wieder Literatur en masse, sondern eine andere Gruppe - etwa Behinderte oder Homosexuelle oder…

>Die größte Steilvorlage für dein Thema gibst Du allerdings selbst mit dem Hinweis, dass Du schon lokalgeschichtlich gearbeitet hast. Hier hast Du eine Begrenzung durch den Lokalbezug ja schon eingebaut und hast die Chance nicht schon Geschriebenes noch einmal zu schreiben, sondern was neues rauszufinden.
Leider schreibst Du nicht, zu was Du gearbeitet hast und wo Du wohnst.
Ich hab vor drei Wochen beim Aufräumen einen Reader gefunden, den wir mit einer Studentengruppe zum Thema „Machtergreifung in Duisburg 1933/34 am Beispiel der Schulen“ erstellt haben. Ich selber hab damals untersucht, wie das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in Duisburg umgesetzt wurde - das war interessant, weil eine Reihe von Entlassungen aus dem Schuldienst durch Denunziationen von Kollegen provoziert wurden und uns damals aus Datenschutzgründen der Einblick in die Lehrerpersonalakten der Denunzianten verweigert wurden.
Andere aus unserem Forscherteam haben recherchiert, wie sich die Abiturthemen in den Jahren 1932 - 1934 geändert haben u.s.w…

Soweit meine Tipps.

Ich hab damals natürlich auch Phasen gehabt, wo ich mich unsicher fühlte und mir Orientierung fehlte.
Insgesamt aber war es eine erfüllte Zeit, die ich nicht missen möchte.
Lass Dich ganz darauf ein (sofern es die materiellen und sonstigen Umstände erlauben) und sei einige Monate ganz Wissenschaftlerin!

Gruß - Jürgen

Hallo Jacqueline,

wirklich genau kann ich dir leider nicht helfen. Natürlich gab es schon zig Examensarbeiten und Ausführungen über das dritte Reich. Das Thema ist aber auch sehr umfassend. Welche Bestimmungen es zur Originalität gibt kann ich dir leider nicht sagen…
Aber wenn deine Regionalinformationen relativ umfangreich sind, wäre es dann nicht interessant als Fragestellung zu formulieren. Wie diese „scheinbar“ unaghängigen Regionalinformationen zusammenhängen?!
Den eins ist sicher. Einen Bezug zueinander haben sie definitiv. Die Philosophie des dritten Reiches.
Durch den Regionalbezug könntest du gleichzeig auch ein Stück weit ausschließen das es eine derartige Arbeit schoneinmal gab.

Viele Grüße

Peter

Thema für Examensarbeit in Geschichte?
Hallo Jacky!

Bei einer Examensarbeit (ähnlich Diplomarbeit) geht es eher darum vorhandene Literatur strukturiert und gut auszuwerten! Anders ist es bei einer Promotion, wo es eher darum geht wissenschaftlich zu arbeiten und eigene Forschungsergebnisse darzustellen. Aber im Bereich Geschichte ist das eh schwierig.

Bei der Propaganda und dem Zusammenzimmern der traumhaften Volksgemeinschaft spielen natürlich viele Aspekte eine Rolle. Angefangen von der NS-Früherziehung bis zum imposanten Lichtdom von Speer auf dem Märzfeld in Nürnberg!

Ich würde vom Aufbau her die lückenlose Gleichschaltung und das Netz der Propaganda, das über die Menschen gespannt wurde in seinen einzelnen Versatzstücken darstellen und zu den einzelnen Maßnahmen Beispiele, z. B. aus deiner Gegend anfügen und die näher erläutern. Das sind dann die Dinge, die du auschmücken und gut ausformulieren musst, weil da dein eigener Forschergeist und die „Aktualität“ deiner Untersuchung zum Ausdruck kommt!

Gruß und viel Glück

Bernd

Hallo,

ich möchte versuchen, mich in Deine Situation hineinzuversetzen und auch das Thema „Nationalsozialismus“ nocheinmal global an mich heranlassen.

Du schreibst: " „die“ Darstellung der „Volksgemeinschaft“ in der NS-Propaganda", sollte ursprünglich Dein Thema sein.
Du hast weder „die“ fett geschrieben, noch hast Du
„Volksgemeinschaft“ in Anführungszeichen gesetzt.

Ein Thema, das mich interessiert und garantiert noch nicht überstrapaziert ist, ist das Thema „klassische Missverständnisse in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“, mit seinen ganz perfiden Zerrbildern von Moral und Solidarität.

Ich habe mich nur durch Deine Anfrage schon an diese Thematik erinnert gefühlt. Geht es Dir vielleicht nicht auch so, wenn Du darüber nachdenkst?

Hör Dir nur noch mal Roland Freisler nach dem 20.Juli 1944 an und Du merkst, dass Thema kann nicht nur noch vertieft werden, es ist sogar eine fast schon notwenige Herausforderung noch mal Bekanntes und scheinbar Selbverständliches zu hinterfragen.

Darüberhinaus finde ich das Wesen des Führerkultes bei weitem noch nicht ausreichend auf seine Akzeptanz hin untersucht. Ich sehe da Parallelen, die zu benennen viele Menschen sich auch heute nicht trauen, weil sie (unter psychologischen Gesichtspunkten gesehen ihre eigenen Ansprüchsgrundlagen)gefährdet sehen müßten, würden sie sich denn ehrlich darauf einlassen.

Aber dass ich so weit gehe, wolltest Du warscheinlich gar nicht. Es ist nur eine Reaktion darauf, dass Dir nichts einfällt oder vielleicht nur eine begrenzte Bereitschaft Deinerseits besteht sich darauf einzulassen.

Ich hoffe Du kannst mit meiner Antwort etwas anfangen.

Alles Gute

Biala
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Hallo Jaqueline,

ich denke, „das Rad neu erfinden“ musst du für eine Examensarbeit nicht, das wird selbst in Dissertationen selten geleistet. Ich kenne es so, dass man zum Beispiel auf ein bekanntes Thema - meinetwegen Darstellung der Volksgemeinschaft in der NS-Propaganda - eine bisher nicht verwendete (ev. auch ungewöhnliche) Methode als Analyserahmen anwendet.

Eine regionale Analyse finde ich gut, aber wie gut das machbar ist, hängt von der Quellenlage ab - was habt ihr da an Archiven, alten Zeitungen usw. Und es kostete Zeit, sich durch olle Akten zu wühlen! Gut, bei Zeitungen geht es noch.

„Die Darstellung der NSDAP/Volksgemeinschaft/Juden/Hitlers (o.ä.) in der Dorfzeitung XY vor und nach 1933“ wäre ja beispielsweise interessant. Auch spannend - was fand 1933-45 statt und wie wurde es nach 45 dargestellt?

Ich hoffe, ich konnte dir helfen!

Viele Grüße
RZ

Hallo, hier mein Vorschlag - in Unkenntnis Ihrer bereits betriebenen Studien -: Eine Darstellung der Volksgemeinschaft und ihre Propagierung in der Lokalpresse, anhand eines begrenzten Zeitraumes. Z.B. der Olympischen Spiele 1936.
Viel Erfolg!