Hallo,
darf man auch auf der Außenalster bei Nacht segeln?
Wie muss da das Segelboot ausgeleuchtet sein?
Gibt es Gesetze in Hamburg, die das regeln?
Haben wir auch ein Wasserrecht für Kanäle?
Ebenfalls hallo
Soweit ich weiß, gelten auf der Alster die Regeln für Binnenwasserstraßen. Wie genau die aussehen, weiß ich nicht, aber sie lassen sich sicher per Suchmaschine finden. Einmal bin ich in meinem Kajak mit einem Kumpel nachts über die Außenalster vom Interconti-Casino aus in den Isebekkanal zum Holi-Kino an der Hoheluftbrücke gefahren. Im Hellen hin, im Dunklen zurück. War kein Problem, da wir die einzigen Boote waren und die Ufer hell erleuchtet. Über die Gesetzeslage haben wir uns selbstverständlich überhaupt keine Gedanken gemacht.
Darf ich mit dem Paddelboot überall hin - wenn keine
Verbotschilder sind? (OK, auf der Elbe im Hafen wäre Quatsch -
obwohl mich Willkommhöfft einmal quer rüber ziemlich reizt)
Habe nichts gefunden.
Ich bin quasi mit dem Kajak auf der Unterelbe aufgewachsen. Also, Du darfst erstmal auf der Elbe überall hin, sofern keine Verbote (d.h. Schilder und das, was ich im Folgenden noch beschreibe) existieren. Problematisch ist der Freihafen, da kannst Du Probleme mit dem Zoll (Schmuggel) bekommen. Wenn meine Eltern und ich mit dem Motorboot mal durch den Hafen mussten, haben wir deshalb immer den Zoll(umgehungs)kanal benutzt. Mit dem Kajak durch den Hafen zu fahren ist Stress hoch drei: 1. kommen von allen Seiten Fähren, Schlepper und Barkassen (Berufsschifffahrt) denen Du als Sportboot ausweichen musst, 2. bilden sich aufgrund der vielen Schiffe eklige Kreuzseen (Kabbelwasser), die an den senkrechten Ufern (Spundwände) gut reflektiert werden und mehrmals über den Fluss laufen.
Auf der Elbe gibt es das durch Tonnen markierte Fahrwasser. Das darfst Du jederzeit kreuzen, aber nicht darin parallel zum Ufer fahren. Mir ist es ein paarmal passiert, dass mich die Wasserschutzpolizei per Megafon aus dem Fahrwasser verscheucht hat, wenn ich darin parallel zum Ufer fuhr.
Bereiche um Kraftwerke und Großindustriebetriebe sind tabu. Ich bin mal aus dem Hafen der DOW-Chemie bei Stadersand verscheucht worden.
Hafen und Unterelbe sind Seeschifffahrtsstraßen mit den dafür geltenden Regeln. Alle Sportboote (auch Paddler) brauchen Licht, ich glaube mindestens Steuer- und Backbord- und Hecklicht. Wir haben sehr oft gesehen, wie die Wasserschutzpolizei sich unmittelbar nach Sonnenuntergang (als es noch fast taghell war) Sportboote geschnappt hat, die ohne Licht fuhren. Dafür werden Geldstrafen verhängt. Die Wasserschutzbullerei war schon darauf eingerichtet, die machten jeden Abend um Sonnenuntergang herum eine Patrouillenfahrt um Ausschau nach Sportbooten ohne Licht zu halten.
Ich selbst bin nie nach Sonnenuntergang gepaddelt, weil ich die Gewohnheiten der Wasserschutzpolizei kannte und weil ich im Dunklen die Entfernung der Dampfer anhand ihrer Positionslichter nicht abschätzen konnte. Das Queren des Fahrwassers ist nämlich selbst bei Tage mit einem vergleichsweise langsamen Boot wie es ein Kajak ist, sehr oft schwierig. Die großen Schiffe haben keinerlei Möglichkeit auszuweichen und haben Geschwindigkeiten bis zu 15 Knoten. Das bedeutet: Ein Schiff, das beim Beginn einer Fahrwasserquerung nur ein grauer Fleck am Horizont ist, ist plötzlich ganz nah, wenn man die Fahrwassermitte erreicht hat. Und das ist dann gar keine angenehme Situation. Wer es nicht selbst erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen. Ich musste manchmal warten wie an einer stark befahrenen Straße, um das Fahrwasser queren zu können. Es passiert häufig, dass die großen Pötte wie Perlen auf einer Kette im Abstand von 4 km aufeinander folgen, was so dicht ist, dass man als Paddler gerade nicht hinüber kommt.
Die Fragen kamen auf, als wir im Dunkeln vom Dom Richtung
Heimat an der Außenalster vorbeifuhren.
Wäre toll, wenn mich jemand da aufklären könnte.
So, ich glaube, ich habe die wesentlichen Fragen beantwortet. Heute wohne ich nicht mehr in Hamburg, aber ich habe 25 Jahre Paddelpraxis auf der Unterelbe hinter mir. Weitere Fragen beantworte ich gern.
Gruß Roland