Hallo Christian,
von der Sorte kenne ich auch einige. Daß es da Risiken gibt
und sich die Goldgräberstimmung Anfang/Mitte der 90er nicht in
allen Fällen ausgezahlt hat, bestreite ich nicht. Auch nicht,
daß es in Osteuropa gewisse „spezielle“ Umstände gibt, die den
Markteinstieg von außen schwierig machen.
Das blöde ist dabei, dass man mittlerweile sehr schnell dort drüben ist, um dann festzustellen, dass die Uhren einen Tick anders laufen:wink:
Alles andere zu versuchen, ist
nonsens (was ja schließlich übertragen schon der reaktionäre
Ford wußte).
Ich könnte ihn für diesen Spruch erschlagen, wenn er nicht
schon tot wäre. Den Spruch auf unsere Zeit zu übertragen,
grenzt schon an Geschichtsfälschung.
Warum: Es ist nunmal wahr, dass Du nur dort längerfristig Geschäfte machen kannst, wo auch Geld vorhanden ist. Wenn ich mir in Deutschland z.B. den Fuhrpark anschaue, dann weiß ich, dass die deutsche Autoindustrie sehr gute Geschäfte in D mit ihren hochpreisigen Produkten macht. Aber Autos über 30TEUR reihenweise absetzen zu wollen und gleichzeitig über die hohen Löhne (und eben nicht nur über die hohen Lohnnebenkosten) zu klagen, ist kurzfristig vielleicht eine Strategie, langfristig sägen die Unternehmen am eigenen Ast. Denn so manches große deutsche Unternehmen ist ein sehr(!) kleines internationales Unternehmen…
Ich denke, ich kann nahezu an allen Standorten Gewinn
erwirtschaften mit einem Marktfähigen Produkt. Aber ich muss
eben ein angepasstes System dort installieren. Ich glaube aber
nicht, dass ich zwangsläufig davon ausgehen kann, dass ein
Standort mit niedrigeren Arbeitskosten und steuerlichen
Vorteilen einen höheren(!) Gewinn erzeugt. Das ist naiv.
Die Rechnung ist einfach: Die Absatzpreise sind vorgegeben,
die Lohnkosten sind ein Zehntel so hoch wie hier und auf das
eh schon erfreuliche Betriebsergebnis werden auch noch weniger
Steuern gezahlt. Deutschland ist bei einigen Gütern nun
wirklich gar nicht mehr konkurrenzfähig. Google mal mit
Automobilindustrie und Timisoara (bzw. ein Link dazu steht
auch in o.g. Thread).
Und hier zeigst Du die Naivität der Rechnung. Wie gesagt, ich war bereits mehrfach als für dortige Verhältnisse sündhaft teurer Berater in ach so preiswerten Standorten im Osten und habe den Erfolg der Rechnung gesehen:wink:
Es geht nicht darum, daß man einfach da zusätzlich ein Werk
aufmacht und dann verdient man einfach mal, sondern darum, daß
Porduktionsstandorte verlagert werden. Der Trek der
Automobilzulieferer nach Osten läuft seit rd. zehn Jahren und
zwar immer weiter nach Osten und in immer größeren Ausmaßen.
Da hast Du recht, aber dort wurden bisher auch von einer ganzen Menge Unternehmen Millionen und Abermillionen verbrannt… (Denn genau von diesen Unternehmen rede ich die ganze Zeit)
Ich will aber nicht bestreiten, dass es a) auch erfolgreiche Unternehmensverlagerungen gibt und b) die soften Standortvorteile, die wir derzeit noch genießen wohl nicht von Dauer sein werden.
Keine Ahnung, wer macht so einen Blödsinn?
Tja, dieselben Manager, die plump von Mitarbeitern in Deutschland über die Presse den Verzicht auf 13% Gehalt fordern…
Wie es richtig
geht, macht uns die Automobilindustrie vor: Der VW-Konzern
baute kürzlich zwei Werke. Das eine mit viel Subventionen in
Ostdeutschland und schafft damit ein paar hundert
Arbeitsplätze in der automatisierten Endmontage und ein
anderes jenseits der Grenzen mit mehreren tausend für die
Handarbeit.
Na ja, wer jemals in der Automobilbranche war, weiß, dass die Endmontage das Handarbeitsaufwendigste am Autobau ist (so nebenbei:wink:) Alle Prozesse vorher haben schon vor 15 Jahren kaum mehr Menschen gesehen…
Wir werden aber nicht verhindern können, daß es andere Staaten
mit diesen Ausprägungen gibt. Für uns ist das von unserem
Niveau her ein Abstieg sein, für die anderen ist es sehr viel
besser als alle Alternativen. Damit müssen wir umgehen und
darauf müssen wir reagieren. Aber auch hier wieder ein Verweis
auf den thread in Inlandspolitik.
Ich sehe keinen zwangsläufigen Abstieg für Deutschland. Ich sehe vielmehr, dass wir derzeit in einem Umnruch größten Ausmaßes sind, vergleichbar mit dem Übergang von der Landwirtschaft zur Industrie in der Zeit der Industrialisierung.
Das betrifft die Industrie, aber auch euch Banker, eben ganz Deutschland.
Und ich sehe hier für Deutschland weiterhin sehr gute Chancen, wenn auch nicht für alle Deutschen, wohl war. Und mit diesem Problem werden wir wohl in den nächsten 20 Jahren fertig werden müssen.
Es fehlt eindeutig: Eine Besinnung darauf, was wir können. Das
Eingeständnis, dass wir eben nicht mit aller Welt überall
konkurrieren können (wollen und müssen).
Mein Reden. Nur derzeit haben wir wenig zu bieten, ganz im
Gegensatz zu früher.
Sehe ich nicht so negativ. Es gibt viel Handlungsbedarf, aber durchaus noch den einen oder anderen Vorteil:wink:
Paß auf, daß Du nicht mit Schröder verwechselt wirst
Der
macht Kritik auch gerne mit dem Schlagwort „Schlechtrederei“
nieder. Ich bin jedenfalls der Ansicht, daß die Lage
bescheiden ist.
Sie ist bescheiden, und das nicht erst seit vorgestern:wink:
Viel schlimmer ist aber, daß nichts dagegen
getan wird. Wir brauchen langfristige Initiativen und nicht
das Gerede um ein paar Zehntelprozente hier und ein paar
Stunden Arbeitszeit weniger da.
Da hast Du sicher recht, das haben wir hier schon ausreichend und erfolglos diskutiert. Was aber Deutschland in keinem fall braucht, ist Pessimismus und Selbstmitleid und das zeigen auf den anderen als den bösen.
Auch wenn Du mich mit Schröder verwechselst: Unser momentanes Hauptproblem ist für mich die miese Grundstimmung trotz guter Erfolge. Wir Deutschen wollen einfach nicht glücklich und erfolgreich sein:wink:
Beispiel: Als der Euro absackte, heulte jeder über den Wertverfall, jetzt wo der Euro über jedes Maß ansteigt, heulen wieder alle über unsere Exportverluste.
Das ist für mich typisch Deutsch.
Andere Länder hätten zunächst ihre verbesserten Exportchancen gefeiert, um jetzt die Stärke gegen den Dollar zu betonen.
Du verstehst, was ich meine? Und das geht mir mittlerweile wirklich auf den S*** hier!
Grüße
Jürgen