Theologie

Liebe/-r Experte/-in,
Am letzten Sonntag wurde in der hl. Messe der Prolog des Johannesevangeliums vorgetragen: " Im Anfang war das Wort…durch es ist alles geschaffen… usw." Was ist mit diesem Wort eigentlich gemeint. Als katholischer, theologisch interessierter Laie habe ich über diese Worte schon oft nachgedacht und manche Predigt dazu gehört. Bis jetzt habe ich noch keine zufriedenstellende Antwort für mich gefunden. Für eine kurze, treffende und konkret verständliche Begriffsausdeutung wäre ich Dir / Ihnen , liebes Mitglied der Wer-weiß-was-Gemeinde, sehr dankbar.

Mit freundlichem Gruß

Rolf

Ja, dieses Evangelium ist eines der wichtigsten überhaupt, weil es die Weihnacht so theologisch ausdrückt. In der außerordentlichen Form des Römischen Ritus wird daher fast immer diese Stelle als das Schlußevangelium zur Bekräftigung des Schlußsegens der Messe vom Priester gelesen. Ich möchte mich kurz halten:

Das WORT meint den ewigen Sohn Gottes, d. h. der Vater spricht das WORT von Ewigkeit her aus: gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater. Die Allerheiligste Dreifaltigkeit des Vaters und des Sohnes und des Geistes sind von Ewigkeit her existent und eins, es gab nie eine Zeit, und es wird nie eine Zeit geben, in der es diesen wahren und einigen Gott, die Dreifaltigkeit, nicht gegeben hätte oder geben würde. Der Evangelist Johannes kündet hier inspiriert vom Heiligen Geist, daß der Sohn Gottes (das WORT), der aus Maria Fleisch annahm, schon immer existierte: im Anfang war das WORT. Und zwar vor allem Geschaffenen existierte es, nicht geschaffen. Die Weihnacht wird dann in der höchsten Form ausgedrückt: und das WORT ist Fleisch geworden. Dieses ewige Wort, der Sohn Gottes, hat in Übereinstimmung mit dem Vater und dem Geist im Moment des Ja-Wortes Mariens sich aus Maria eine Menschennatur (Fleisch) erschaffen, und seit damals ist er der Gott-Mensch, Gott und Mensch in einer Person, unvermischt und ungetrennt. Die Person des Wortes ist unser Erlöser Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.

In der Hoffnung, Ihnen damit ein wenig weitergeholfen zu haben, verbleibe ich mit herzlichen Weihnachtsgrüßen und den besten Wünschen für 2010! Alexander Pytlik

Lieber Rolf,
in diesen Tagen muss ich mich intensiv um einen Trauerfall kümmern und habe keine Zeit für eine ausführliche schnelle Antwort. Die ersten zehn Tage im Januar habe ich Urlaub. Meine Antwort, die ich jetzt schnell geben könnte, würde Ihren Anforderungen kaum genügen. Wenn ich es trotzdem Versuche, weil ich Sie nicht so lange warten lassen will, und nach meiner sehr verkürzten Antwort können Sie dann entscheiden, ob Sie später mehr hören wollen oder sich an einen anderen wenden wollen. Zunächst: ich bin ev.-luth. Theologe. Ich gehe einmal vom hebräischen Wort dür Wort „dabar“ aus, im Griechischen „logos“ schwingen aus der Philosophie andere Bedeutungen mit, dennoch: in den biblischen Texten wurzelt meiner Auffassung das Wortverständnis im hebräischen „dabar“, und dieses Wort „Dabar“ heißt „Wort, Sache, Ereignis“. Es gibt nicht die Aufspaltung in nur Wort und dann Tat oder auch keine Tat. Gottes Wort geschieht, es ist einfach keine Frage, dass das von Gott Verkündete auch passiert. Das Wort ist „wirkmächtig“. Beim menschlichen Wort ist das oft anders. Dennoch gibt es z.B. das Verbot in der Bibel, einen Gehörlosen zu verfluchen, nicht weil fluchen an sich an der Stelle so übel ist, sondern weil das Fluch-Wort wirkt, der Gehörlose aber nichts von dieser Wirkung mit bekommt und auf diese für ihn negative Wirkung nicht schützend reagieren kann.

liebe Grüße

Hartmut Hoidis

Lieber Rolf,

vielen Dank für Deine Anfrage.
Mit dem „Wort“ ist Jesus in seiner Präexistenz gemeint.
Aber, und dies ist ein weiterer Aspekt, da Gott ein dreieiniger Gott ist,
Vater,Sohn und Heiliger Geist, ist auch Gott selber gemeint.

Johannes führt hier eine theologische Beweisfühtung, dass Jesus Christus mehr als nur ein Mensch ist, sondern
er ist Gott, das Wort, und war schon immer - ewig.
Sicher ist dies ein Geheimnis und der menschliche Verstand kann dies nicht voll auschöpfen, aber wir können staunen
und den HERRN anbeten.
MIt hat es immer gholfen, solche Stellen betend zu lesen, auf den Knieen.
Ich wünsche IHnen noch ein gesegnetes Neues Jahr.

topakoor

Herzlichen Dank für Ihre schnelle Antwort.Die Dreifaltigkeitslehre bleibt für mich ein unergründliches Konstrukt menschlichen Geistes. Ist Gott auf diese Weise zu erkennen ? Ich denke: Alles über ihn Gesagte ist ein unzulänglicher Versuch, seiner habhaft zu werden. Gott ist der ganz andere.
Danke nochmals für Ihre Mühe und Gottes Segen zum neuen Jahr.

Rolfedi

Lieber Hartmut,
vielen Dank dafür, dass Sie mir trotz Ihrer Belastung
geantwortet haben. Mit Ihren Ausführungen kann ich etwas anfangen. Der für mich unklare Begriff WORT ist also eher mein Übersetzungsproblem. Wenn Dabar gleichzeitig WORT, SACHE, EREIGNIS bedeutet, wird mir der Sinnzusammenhang klarer. LOGOS wird oft mit Geist übersetzt, auch das ist schon eindeutiger. Abschließend ist es meine Meinung, dass all unsere Versuche, sich Gott mit menschlichen Begriffen und Denkkonstrukten zu nähern, sehr vorläufige Hilfsmittel sind, mit denen wir uns dem ewigen Geheimnis GOTT nähern. Er ist und bleibt der ganz andere. Wir können uns nur im Glauben ihm anvertrauen.

Herzlichen Dank nochmals und viel Erfolg bei Ihrer Seelsorge. Liebe Grüße und Gottes Segen für das kommende Jahr !

Rolf

Hallo, Pater Alex,
wie ich sehe, haben Sie eine reich frequentierte
Homepage. Aber zunächst möchte ich Ihnen herzlich danken für Ihre superschnelle Antwort auf meine Frage nach dem Begriff WORT im Prolog des Johannesevangeliums. Mit der Dreifaltigkeitslehre habe ich so mein Problem. Es scheint mir ein durchaus intelligentes Konstrukt menschlichen Denkens, um die Quadratur des Kreises zu erzielen. Doch ist meines Erachtens dies nur ein unzulängliches Bemühen, sich dem Geheimnis Gottes zu nähern. Natürlich sind wir Menschen auf das angewiesen, was unserem geistigen Bemühen möglich ist. Doch Gott ist und bleibt der ganz andere. All unser Bemühen ist nur Stückwerk und wird seinem wahren Wesen nicht gerecht. Uns bleibt nur ein gläubiges Vertrauen, um seine Nähe zu erfahren.
Liebe Grüße und Gottes Segen für das neue Jahr !
Ihr Rolfedi

Liebe/-r Experte/-in,
Am letzten Sonntag wurde in der hl. Messe der Prolog des
Johannesevangeliums vorgetragen: " Im Anfang war das
Wort…durch es ist alles geschaffen… usw." Was ist mit
diesem Wort eigentlich gemeint. Als katholischer, theologisch
interessierter Laie habe ich über diese Worte schon oft
nachgedacht und manche Predigt dazu gehört. Bis jetzt habe ich
noch keine zufriedenstellende Antwort für mich gefunden. Für
eine kurze, treffende und konkret verständliche
Begriffsausdeutung wäre ich Dir /

Es war von Anfang an in der Christenheit umstritten, wie die menschliche Natur Christi und seine Göttlichkeit ins Verhältnis zueinander zu setzen sind. Ferner bestand das logische Problem, wie die Gottheit Gottes gewahrt werden kann, wenn dieser Gott – der doch etwas ganz anderes ist als alles Geschaffene – in Jesus von Nazareth Mensch werden und doch Gott bleiben kann. Eine sehr frühe Überlegung war dabei die so genannte Logoschristologie: Wenn in Jesus etwas Göttliches war, dann muss dieses Göttliche a) vor aller Schöpfung schon bei Gott gewesen sein und es muss b) die Möglichkeit haben, aus der göttlichen Sphäre in die geschaffene Welt einzugehen und doch Gott zu bleiben, denn zum Göttlichen gehört es, dass es unwandelbar ist. Dabei konnte man auf die jüdische Philosophie (z.B. Philo von Alexandria) zurückgreifen: Der Logos – also das Wort, das Reden oder Denken Gottes – geht von Gott aus und geht in die Welt ein, die durch eben diesen Logos (Gott sprach: es werde …) geschaffen wurde. Die jüdische Philosophie konnte sich dabei auf zwei Quellen stützen: zum einen gibt es im AT Stellen, die ähnlich von der Weisheit berichten (Prov 8) und zum anderen auf die hellenistisch-stoische Philosophie: Der Logos ist das Vernunftprinzip, das aller Kausalität zugrunde liegt, und jedem vernunftbegabten Wesen innewohnt. Johannes hat eine gewisse Nähe zu diesen philosophischen Denkrichtungen, ihm ging es darum, im Gegensatz zu den anderen Evangelien nicht das Menschsein Jesu zu beschreiben, sondern seine Göttlichkeit zu betonen. Daher greift er zu Beginn seines Evangeliums zu der Begrifflichkeit des Logos, um damit auszudrücken, dass Jesus schon vor der Schöpfung Gott war, und als Logos dieser Gott in die Welt kommen kann. So weit als erste Einführung …

Hallo, Frank Zeeb,

für Ihre umfassende und tiefgreifende Erläuterung meiner Fragestellung danke ich Ihnen ganz herzlich.
Ich habe nun einiges mehr verstanden, auch wenn man letzten Endes die Wirklichkeit Gottes mit menschlichen Gedankenkonstrukten nicht wirklich begreifen kann.
Da bleibt uns nur der Glaube.
Liebe Grüße und Gottes Segen zum neuen Jahr !
Rolfedi

hallo Rolf,

was mit den Worten des Johannes-Prologes gemeint ist fragen sich die Theologen seit langem. Da du schon einiges dazu gehört hast, wäre meine Meinung nur eine weitere Meinung. Es gibt auf der Verstandesebene keine „richtige“ Erklärung. Sätze wie dieser erschließen sich weniger im Nachdenken als in der Meditation.
Kann sein, dass du eine andere Antwort suchst, wollte aber wenigsten eine Rückmeldung geben.

mit herzlichem Gruß

interessierter Laie habe ich über diese Worte schon oft
nachgedacht und manche Predigt dazu gehört. Bis jetzt habe ich
noch keine zufriedenstellende Antwort für mich gefunden.