@ Thomas - 'Klarstellungen'

Hallo Thomas,

ich war ein paar Tage nicht hier und da ist’s hier ja heiss
hergegangen: ich finde unsere Diskussion zu obigem Titel schon
grossteils im Archiv.
Jetzt war ich gespannt, was du nach deinem letzten Posting mit
dem erfreulichen Schlussatz

P. S. Ich finde unser Gespräch übrigens sehr erfrischend. :smile:

geschrieben hast, stelle aber fest, dass meine Antwort auf dieses
Posting verschwunden ist: auch nicht ins Archiv gerutscht.
Möglicherweise wartetest du auf meine Antwort so, wie ich jetzt deine
gesucht habe.

Aber das lässt sich ja reparieren.
Also, mein verlorener Text vom 12.12.2004, 21:58 Uhr, lautete:

----------8interpretierst deren
Rede so, als hätten sie Reich „im Hinterkopf“. Auf einer der LSR-
Seiten, ich weiss nicht mehr welche, habe ich aber plausibel
dargelegt gelesen, dass gerade Reich gegen die sog. Neo-
Sexualitäten
(was der aktuellen Übersexualisierung entspricht)
ins Feld zu führen ist. (Falls du nachlesen möchtest: neben Reich
figuriert dort hauptsächlich Volkmar Sigusch. Die beiden Namen
+„Neosexualitäten“ in die Suchmaschine, und der Artikel dürfte
gefunden sein).

In diesen Kreisen (vielfach Künstlertypen) ist auch Weininger (heute
noch!) sehr verbreitet - Hauptsache es weicht von der vermeintlich
herrschenden Norm ab.

Nach meinen über die Jahre hinweg gesammelten Eindrücken bevorzugen
solche Typen andere Sexualtheoretiker - von de Sade über
Herbert Marcuse bis Foucault - und schmähen Reich als Dogmatiker
einer normativen „gesunden Sexualität“.

Du wirst von Leuten beschimpft, die sich auf Reich oder
Stirner berufen? Wo das? Hier im w-w-w habe ich das noch nicht
bemerkt (in diesem Jahr; das Archiv habe ich nicht durchsucht).
Lese gerade: in privaten Emails. Seltsam.

 

Nicht so sehr privat, meistens im Zusammenhang mit meiner
Internetpräsenz…

Muss ich mir direkt mal ansehen. Kann mir gar nicht denken, wo da
Ansatzpunkte für solche Diffamierungen sein könnten.

Nietzsche darf das anmerken, weil er die Situation der
Gelehrten kennt. :smile:

Dürfen darf jeder. Aber war es klug, das hinauszuposaunen?

Ich möchte widersprechen. Es ist nicht so, dass jeder darf.
Wer will, muss sich vorher informieren. Oder er darf sich
nicht wundern, wenn er nicht ernst genommen wird.

Also darf doch jeder, sogar sich wundern, wenn… :wink:
Wer sollte es auch verbieten ?
(In einigen „freien“ Ländern steht allerdings der Terror der
political correctness dagegen).
BTW: ich bin natürlich kein Advokat des „Vulgärpluralismus“; aber du
wirst selbst wissen, wie problematisch es ist, diesen einzugrenzen.

P. S. Ich finde unser Gespräch übrigens sehr erfrischend. :smile:

Ja, es hat eine erkennbare Linie – obwohl, vielleicht durch dieses
Medium bedingt, leider einige interessante Punkte auf der Strecke
blieben.

Grüsse
Nescio

@ Nescio - 2. entschärfte Fassung
Hallo Nescio,

es gibt halt noch viel zu tun. :smile:

Das wäre erst einmal nur Reich. So, wie du’s hier sagst,
berufen sich die Leute gar nicht auf Reich, sondern du
interpretierst deren Rede so, als hätten sie Reich „im
Hinterkopf“.

Nein, die, an die ich konkret denke, haben Reich gelesen (oberflächlich, aber immerhin), beten das aber unkritsch nach.

Auf einer der LSR-Seiten, ich weiss nicht mehr welche, habe ich aber
plausibel dargelegt gelesen, dass gerade Reich gegen die sog. Neo-
Sexualitäten
(was der aktuellen Übersexualisierung
entspricht) ins Feld zu führen ist.
(Falls du nachlesen möchtest: neben Reich figuriert dort
hauptsächlich Volkmar Sigusch. Die beiden Namen +„Neosexualitäten“
in die Suchmaschine, und der Artikel dürfte gefunden sein).

Es ist ja nie zu spät, seine Ansichten zu revidieren bzw. einer Prüfung zu unterziehen. Voraussichtlich werde ich im Dezember aber nicht mehr dazu kommen, mir die Seite noch einmal genauer anzusehen. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Nach meinen über die Jahre hinweg gesammelten Eindrücken
bevorzugen solche Typen andere Sexualtheoretiker - von de Sade über
Herbert Marcuse bis Foucault - und schmähen Reich als
Dogmatiker einer normativen „gesunden Sexualität“.

Nach dem, was ich so erlebe, handelt es sich da entweder um eine spätere Generation oder um Menschen, aus einem anderen politischen Umfeld.

Kann mir gar nicht denken, wo da
Ansatzpunkte für solche Diffamierungen sein könnten.

Was du im Moment siehst, ist ein Torso, dass unter anderem - aber nicht nur - diesen Diffamierungen geschuldet ist. Ich bin im Moment noch auf der Suche nach geeigneten Alternativen. Die ursprüngliche Site war erheblich umfangreicher (etwa 100 Einzelseiten). Ich neige eher dazu, mich zurückzuziehen, wenn ich Menschen störe, aber das ist vermutlich ein Charakterfehler.

obwohl, vielleicht durch dieses Medium bedingt, leider einige
interessante Punkte auf der Strecke blieben.

Du erlaubst mir, auch das zu bestreiten? Meine Erfahrungen mit dem Medium sind jedenfalls nicht nur negativ - und (wie du selbst sagst) Punkte, die unter den Tisch gefallen sind, kann man ja wieder ausgraben. :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

P. S. Ich finde unser Gespräch übrigens sehr erfrischend. :smile:

es kann ja auch nicht alles so schlecht sein, wie das, was
hier gerade wieder abgelaufen ist. Ich schäme mich - ehrlich
gesagt - ein bisschen für so etwas.

Verstehe ich jetzt nicht ganz.
Was ist wieder abgelaufen ?
Schämen wofür ?

Das wäre erst einmal nur Reich. So, wie du’s hier sagst,
berufen sich die Leute gar nicht auf Reich, sondern du
interpretierst deren Rede so, als hätten sie Reich „im
Hinterkopf“.

Nein, die, an die ich konkret denke, haben Reich gelesen
(oberflächlich, aber immerhin), beten das aber unkritsch nach.

Was beten die denn z.B. nach ? Und beziehen sie sich wirklich auf
Reich ? Du sprachst davon, dass sie dich mittels Reich attackierten.
(Andere auch von anderen philosophischen „Extrem-Positionen“ aus).
Kann man denen nicht beikommen, indem man sie mit Reich
schlägt, Ihnen ihre Oberflächlichkeit demonstriert ?
Dasselbe mit den anderen „Extremisten“ ?

Mein Fragen hier mag etwas inquisitorisch klingen. Eigentlich will
ich damit nur zu dem Ausgangspunkt unserer durch Gerts Klage
angeregten Diskussion zurückweisen: dass es sehr auf’s Thema ankommt,
ob eine Anfrage hier sachlich beantwortet und diskutiert wird. Ich
erinnerte mich dabei an eine heisse Diskussion, die ich noch als
Zaungast miterlebt habe: deine - und die Anderer - überraschend
heftigen Reaktionen auf die Anfrage eines Arztes, was die Philosophen
von einer ihn offenbar beeindruckenden website halten, die sich mit
Lamettrie, Stirner und Reich befasst. Was dann hier losbrach (ich
hab’s jetzt dank deiner Archiv-Angabe nochmal nachvollzogen), gab’s
in diesem Brett seither nicht mehr. Ich fand es erneut recht
spannend. Aber es ist vielleicht wirklich kein Thema, das sich hier
wirklich aufrollen lässt. (siehe unten)

Auf einer der LSR-Seiten, ich weiss nicht mehr welche, habe ich
aber plausibel dargelegt gelesen, dass gerade Reich gegen die
sog. Neo-Sexualitäten
(was der aktuellen Übersexualisierung
entspricht) ins Feld zu führen ist.
(Falls du nachlesen möchtest: neben Reich figuriert dort
hauptsächlich Volkmar Sigusch. Die beiden Namen +„Neosexualitäten“
in die Suchmaschine, und der Artikel dürfte gefunden sein).

Es ist ja nie zu spät, seine Ansichten zu revidieren bzw.
einer Prüfung zu unterziehen.

Das wird kaum jemand - für sich - bestreiten. :smile:

Nach meinen über die Jahre hinweg gesammelten Eindrücken
bevorzugen solche Typen andere Sexualtheoretiker - von de Sade über
Herbert Marcuse bis Foucault - und schmähen Reich als
Dogmatiker einer normativen „gesunden Sexualität“.

Nach dem, was ich so erlebe, handelt es sich da entweder um
eine spätere Generation oder um Menschen, aus einem anderen
politischen Umfeld.

Hmmm. Reich wurde eigentlich schon „1968“ eher abgelehnt, aus dem
genannten Grund (vgl. z.B. Helmut Dahmer, Libido und Gesellschaft,
1973, auch Texte des genannten Sigusch u.a.). Und später geriet er
doch ziemlich in Vergessenheit, eben deshalb, weil er für die
Propaganda der „Übersexualisierung“ untauglich ist, ja, schon zu
Lebzeiten, also noch in den 50er Jahren (!), gegen die
„Pornifizierung“ des Sexus schrieb.

Kann mir gar nicht denken, wo da [auf deiner website]
Ansatzpunkte für solche Diffamierungen sein könnten.

Was du im Moment siehst, ist ein Torso, dass unter anderem -
aber nicht nur - diesen Diffamierungen geschuldet ist.

Da müsste ich also mal ins web archive schauen.
Interessiert mich schon, was daran so provokant gewesen ist.

…obwohl, vielleicht durch dieses Medium bedingt, leider einige
interessante Punkte auf der Strecke blieben.

Du erlaubst mir, auch das zu bestreiten?

Die Medienbedingtheit? Klar. Es gab sicher auch andere Gründe.

Meine Erfahrungen mit
dem Medium sind jedenfalls nicht nur negativ

Meine auch nicht (falls du das vermutest oder implizierst)

…Punkte, die unter den Tisch gefallen sind, kann
man ja wieder ausgraben. :smile:

Sicher. Aber nicht alle mit Gewinn. (siehe oben)
Und du hast ja gesehen, wie schnell unser letzter thread schon
aufgrund reger Teilnahme an parallelen Themen ins Archiv wanderte -
und wie mein letzter Beitrag ganz entschwand und fast einen abortiven
Effekt gehabt hätte.

Gruss
Nescio

Hallo Nescio,

Was ist wieder abgelaufen ?

wenn du möchtest, kannst du den Schmarrn ja nachlesen. Ich sage nichts mehr dazu.

Schämen wofür ?

Solche Dinge müsste man eigentlich löschen, aber als Moderator bin ich verpflichtet, nur Formalien zu ahnden. Daher bin ich mitverantwortlich, wenn inhaltlicher Müll stehenbleibt.

Du sprachst davon, dass sie dich mittels Reich attackierten.

Es ist nicht der Rede wert, das sind so Pamphlete wie: „Philosophen müsste man nur mal richtig durchf…“, „Die fehlt die Orgon-Energie“ etc. Ich zitiere diese Dinge ungern, und das Meiste ist auch gelöscht. Man muss Prioritäten setzen, denke ich.

Kann man denen nicht beikommen, indem man sie mit Reich
schlägt, Ihnen ihre Oberflächlichkeit demonstriert ?
Dasselbe mit den anderen „Extremisten“ ?

Das ginge doch nur, wenn diese Menschen sich argumentativ verhalten würden oder zumindest dafür zugänglich wären.

Gerts Klage

Eine wichtige Sache, vermutlich nur zu umfangreich, um sie mal eben auf die Schnelle abzuhandeln. Vielleicht im Januar.

Hmmm. Reich wurde eigentlich schon „1968“ eher abgelehnt

Aus diesem Grund hat Müschenich darüber promoviert, ich habe die Arbeit (nach dem betreffenden Vorfall) gelesen, aber sie hat mich nicht überzeugt.

Da müsste ich also mal ins web archive schauen.
Interessiert mich schon, was daran so provokant gewesen ist.

Da ist auch nichts mehr davon zu finden. Die Vorwürfe kamen von mehreren Seiten, immer aber von Menschen, die sich damit gar nicht beschäftigt hatten und die eine bestimmte Vorstellung im Kopf hatten, von der sie nicht lassen konnten oder wollten. Auch das ist eigentlich nicht der Rede wert. Interessant ist aber, dass unter der Schmähpost auch echte Akademiker mit Professorentitel (in einem Fall) vertreten waren. Da sieht man dann, wie schlecht es um die akademische Philosophie bestellt ist und wie notwendig ein außeruniversitäres Gegenstück (besser: Ergänzungsstück) ist. Als ich selbst noch an der Uni tätig war, hätte ich mir so etwas nicht träumen lassen.

Und du hast ja gesehen, wie schnell unser letzter
thread schon aufgrund reger Teilnahme an parallelen Themen
ins Archiv wanderte - und wie mein letzter Beitrag ganz entschwand
und fast einen abortiven Effekt gehabt hätte.

Daran bin ich ja auch schuld, weil ich auf absurde Beiträge ernsthaft geantwortet habe und damit die Öffnung des Orkus beschleunigt habe. Ich wusste allerdings gar nicht, ob du weiter mitliest oder nicht. Jedenfalls ist mit meiner Beteiligung an Sinnlosthread jetzt ein für alle Mal Schluss. Wie gesagt: Man muss Prioritäten setzen. :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Some like it hot :wink:
Hallo Thomas,

Was ist wieder abgelaufen ?

[…] Ich sage nichts mehr dazu.

Schämen wofür ?

…als Moderator bin ich mitverantwortlich, wenn inhaltlicher Müll
stehenbleibt.

Du sprachst davon, dass sie dich mittels Reich attackierten.

Es ist nicht der Rede wert…

Da müsste ich also mal ins web archive schauen.
Interessiert mich schon, was daran so provokant gewesen ist.

Da ist auch nichts mehr davon zu finden…

OK. Lassen wir’s dabei.

Und du hast ja gesehen, wie schnell unser letzter
thread … ins Archiv wanderte - und wie mein letzter
Beitrag ganz entschwand

Daran bin ich ja auch schuld, weil ich auf absurde Beiträge
ernsthaft geantwortet habe und damit die Öffnung des Orkus
beschleunigt habe.

Das betrifft nur das Rutschen ins Archiv, nicht das Verschwinden.

Ich wusste allerdings gar nicht, ob du weiter mitliest oder nicht.

Ich habe nur ein bisschen desultorisch mitgelesen, aber natürlich
unseren Dialog verfolgt und deshalb das Verschwinden meines Beitrags
bemerkt.

Wie du sahst, habe ich auf deine „scharfe“ Version geantwortet
(off-line, bevor ich wusste, dass du sie entschärfen wirst).
Some like it hot.
In der Regel bin ich für Schärfe - und Klarheit.
Deshalb hat mich seinerzeit auch beeindruckt, wie du (auch Metapher
und andere Leute hier) auf Müschenichs Anfrage reagiert hast. Das hat
mich motiviert, mir die Seiten jenes „LSR-Projekts“ mal genauer
anzusehen, und ich fand sie - im Gegensatz zu dir - im allgemeinen
von hohem Niveau - wenn auch nicht unbedingt im Sinne der
universitären Philosophie - und vor allem thematisch interessant.
Natürlich war der thread längst beendet, als ich mich hier
einloggte und bereit gewesen wäre, etwas dazu zu sagen.

Grüsse
Nescio

Diamants are forever … :smile:
Hallo Nescio,

Da ist auch nichts mehr davon zu finden…

OK. Lassen wir’s dabei.

ich kann dir auch nicht sagen, was daran so provokativ gewesen sein soll. Ich habe eben nur die Seite vom Netz genommen, um Ruhe vor den Pöblern zu haben. Seither sind es nicht mehr so viele, wohl weil die Suchmaschinen meine Seite nicht mehr so häufig katalogisieren. Man findet mich über die Zentralseite und das ist in Ordnung. Andererseits erarbeite ich schon länger ein Alternativkonzept, komme nur eben nicht so häufig dazu, daran zu arbeiten, weil andere Dinge Vorrang haben.

Das betrifft nur das Rutschen ins Archiv, nicht das
Verschwinden.

Ich habe nichts gelöscht, vielleicht musst du nur anders suchen.

Wie du sahst, habe ich auf deine „scharfe“ Version geantwortet
(off-line, bevor ich wusste, dass du sie entschärfen wirst).

Das ist in Ordnung, es war ja nicht so ganz scharf. Ich wollte nur nicht wieder Staub aufwirbeln.

Deshalb hat mich seinerzeit auch beeindruckt, wie du (auch
Metapher und andere Leute hier) auf Müschenichs Anfrage reagiert
hast.

Das interessiert mich genauer: Was genau hat dich beeindruckt und warum? (Lobeshymnen interessieren mich weniger, eher warum was wie wirkt.)

Das hat mich motiviert, mir die Seiten jenes „LSR-Projekts“ mal
genauer anzusehen, und ich fand sie - im Gegensatz zu dir - im
allgemeinen von hohem Niveau - wenn auch nicht unbedingt im Sinne der
universitären Philosophie - und vor allem thematisch interessant.

Aus meiner Sicht ist die Stilisierung einer „universitären Philosophie“ im Gegensatz zu einer nicht-universitären nicht sinnvoll. Allenfalls könnte man - und ich formuliere das auch gerne so - von einer außerakademischen Philosophie sprechen. Diese ist dann aber in Abhängigkeit von der akademischen zu denken bzw. als deren Ergänzung, nicht als deren Gegensatz.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

Deshalb hat mich seinerzeit auch beeindruckt, wie du (auch
Metapher und andere Leute hier) auf Müschenichs Anfrage reagiert
hast.

Das interessiert mich genauer: Was genau hat dich beeindruckt
und warum?

Genau kann ich das nicht mehr sagen, auch nicht, nachdem ich
kürzlich den thread noch einmal gelesen habe.
Lies doch nur noch einmal deinen Beitrag „Kalter Kaffee“.
Da hast du auf die drei Namen Lamettrie, Stirner und Reich spontan
hochallergisch reagiert, alle philosophische Souveränität verloren
und nicht nur die drei mit gängigen Klischees abserviert, sondern
auch noch, ganz gegen deine sonstige Art, den verblüfften Anfrager
recht ruppig beleidigt. Du erschienst mir alarmiert, dein Schreiben
kam mir vor wie Notwehr, Abwehr einer Bedrohung durch „extreme“ und
vielleicht deshalb auch für den gereiften Philosophen doch noch
verführerische (?) Ideen.

Deine Sofort-Reaktion war der Auftakt eines heftigen Streits, bei dem
es dann nicht mehr um die Sache gehen konnte, sondern nur noch um die
Formen des Umgangs. Du hast dich entschuldigt und schienst mir
erleichtert, so um eine seriöse sachliche Stellungnahme herumgekommen
zu sein. Deshalb sprach ich neulich vermutungsweise von einer
unbewusst gesteuerten Sabotage der (dir bedrohlich erscheinenden)
Diskussion, denn Vergleichbares habe ich von dir seither hier nicht
mehr erlebt.

Jetzt schriebst du, dass du dir die Seiten des „LSR-Projekts“, die du
damals ebenfalls mit allerlei schlechten Eigenschaften belegt hattest
(die ich daran nicht finden konnte und kann), trotz dieser intensiven
Selbsterfahrung seither nicht einmal mehr angesehen hast.
Hmmm-hmmm-hmmm.
Du wirst doch dort nicht die so verführerischen wie
verhängnisträchtigen diamonds vermuten, die du hier oben in
den Titel gepackt hast ? :wink:)

Das hat mich motiviert, mir die Seiten jenes „LSR-Projekts“ mal
genauer anzusehen, und ich fand sie - im Gegensatz zu dir - im
allgemeinen von hohem Niveau - wenn auch nicht unbedingt im Sinne
der universitären Philosophie - und vor allem thematisch
interessant.

Aus meiner Sicht ist die Stilisierung einer „universitären
Philosophie“ im Gegensatz zu einer nicht-universitären nicht
sinnvoll. Allenfalls könnte man - und ich formuliere das auch
gerne so - von einer außerakademischen Philosophie sprechen.
Diese ist dann aber in Abhängigkeit von der akademischen zu
denken bzw. als deren Ergänzung, nicht als deren Gegensatz.

Das wäre ein eigenes Thema.
Ich wollte hier aber gar nichts stilisieren, nur sagen, dass ich das
Niveau der vielleicht 10 Artikel, die ich auf jenen Seiten gelesen
habe, überraschend hoch fand, wenngleich nicht auf übliche Weise nach
akademischen, auch nicht nach „extraakademischen“ Massstäben. Sie
sind durchaus, wie ja auch die Selbstcharakterisierung lautet, in
einem nicht ohne weiteres erklärbaren Sinn „paraphilosophisch“ und -
für mich jedenfalls - eine geistige Herausforderung.

Grüsse
Nescio

Hallo Nescio,

Du erschienst mir alarmiert, dein Schreiben kam mir vor wie Notwehr,
Abwehr einer Bedrohung durch „extreme“ und vielleicht deshalb auch
für den gereiften Philosophen doch noch verführerische (?) Ideen.

als Erklärung (nicht etwa als Rechtfertigung, denn mein Verhalten damals ist nicht zu rechtfertigen, sondern war schlicht unverschämt) hatte ich ja schon darauf hingewiesen, dass ich mich erinnere, kurz zuvor gerade einen Thread mit einem User F. (den ich jetzt nicht ins Boot holen möchte) geführt zu haben, der mich wohl so auf die Palme brachte, dass ich in diesem Augenblick gedacht habe (aber unbewusst), dass „das“ jetzt nicht auch noch sein muss.

Es ging in dem genannten vorhergehenden Thread sicher (ich habe ihn jetzt nicht rausgesucht, bin mir aber recht sicher) um Diamatfragen, und da ich einerseits den Diamat ablehne, dann aber auch noch zusätzlich gegen die Auslegung des Diamat durch User F. mich wenden musste, und zusätzlich vermutlich noch Angriffe von User F. gegen mich abwehren musste, kann ich mir vorstellen, dass ich genug hatte von aus meiner Sicht abstrusen Themen. Wenn es aber so war und das zu dem Ausbruch geführt hat, dann war es unbewusst wie gesagt.

Bewusst meine ich den von mir geschriebenen Text als gar nicht so beleidigend empfunden zu haben, wie er in der Tat war und gewirkt hat. Ich wollte also ursprünglich gar nicht gegen den Poster schreiben. Die Formulierung ergab sich daraus, dass ich auf den Seiten, die ich kurz vorher von dem Projekt gelesen hatte, recht häufig Kaufangebote für die Bücher des dazugehörigen Verlages gelesen hatte (oder gemeint hatte, es gelesen zu haben). Das empfand ich als Diskrepanz zum Auftreten der Seite als unkommerziell.

Als dritter Punkt kam hinzu, dass ich die Aufklärung-Antiaufklärungsdebatte - heute jedenfalls - für überholt halte. So wie die Kirche nach Goethes Mephisto einen großem Magen hat, hat ihn auch die Aufklärung :smile: . Das Vertrauen in ihre Leistung gehört zu ihrem Selbstverständnis. Aber jede scheinbare Antiaufklärung ist in dieser Hinsicht selbst auch genauso Aufklärung wie die Aufklärung selbst. Das war sozusagen der dritte Punkt, der mich wurmte, dass es immer die gleichen Fragen sind, die nicht hinreichend durchdacht, sondern immer nur als Wadenbeißerfragen verstanden werden.

Aber wie gesagt: Ich will meine Reaktion nicht beschönigen, nur erklären.

Du hast dich entschuldigt und schienst mir
erleichtert, so um eine seriöse sachliche Stellungnahme
herumgekommen zu sein.

Das mag sein und zwar höchstwahrscheinlich aus dem gerade zuletzt eben genannten Grund. Dennoch habe ich das nicht wirklich bewusst gemacht. Die Entschuldigung war insofern zwingend, und ich sehe darin auch kein Problem, denn Fehler kann jeder machen - Hauptsache ist nur, dass man es dann auch einsieht.

Jetzt schriebst du, dass du dir die Seiten des „LSR-Projekts“,
die du damals ebenfalls mit allerlei schlechten Eigenschaften belegt
hattest (die ich daran nicht finden konnte und kann), trotz dieser
intensiven Selbsterfahrung seither nicht einmal mehr angesehen hast.
Hmmm-hmmm-hmmm.

Naja, ich hatte als letzten Akt des Stückes die Dissertation von Müschenich gelesen, die die Problematik von Reich ausführlich beschreibt. Leider - aus meiner Sicht - zieht sie nicht die richtige Konsequenz, aber darüber kann man streiten oder einfach auch anderer Meinung sein. Außerdem - das hatte ich glaube ich schon gesagt - fand ich vor kurzem einen weitere Rehabilitierungsversuch bezüglich Lamettrie, den ich aber auch noch nicht gelesen habe, sondern ich habe nur die Rezension dieses Buches in der „Information Philosophie“ gelesen.

Du wirst doch dort nicht die so verführerischen wie
verhängnisträchtigen diamonds vermuten, die du hier
oben in den Titel gepackt hast ? :wink:)

Nein, mit ziemlicher Sicherheit nicht. :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

Du erschienst mir alarmiert, dein Schreiben kam mir vor wie
Notwehr,
Abwehr einer Bedrohung durch „extreme“ und vielleicht deshalb auch
für den gereiften Philosophen doch noch verführerische (?) Ideen.

als Erklärung (nicht etwa als Rechtfertigung, denn mein
Verhalten damals ist nicht zu rechtfertigen, sondern war
schlicht unverschämt) hatte ich ja schon darauf hingewiesen,
dass ich mich erinnere, kurz zuvor gerade einen Thread mit
einem User F…

Hattest du. Aber die Erklärung, die ich mir - aufgrund meiner
Einschätzung der Stellung jener „Extremisten“ - zurecht gelegt habe,
erscheint mir plausibler. Aber das ist ja egal. Natürlich brauchst du
dich hier nicht zu rechtfertigen. Unsere Diskussion hat sich halt so
entwickelt. Und du hast zuletzt ausdrücklich gefragt, was an deiner
Reaktion mich beeindruckt hat. Ich bin dir ja dankbar, dass du mich
so auf sehr interessante Seiten gelockt hast, die ich vielleicht
sonst nie besucht hätte. Wer will, kann ja den thread
nachlesen und sich selbst ein Bild machen.

dass ich
auf den Seiten, die ich kurz vorher von dem Projekt gelesen
hatte, recht häufig Kaufangebote für die Bücher des
dazugehörigen Verlages gelesen hatte (oder gemeint hatte, es
gelesen zu haben). Das empfand ich als Diskrepanz zum
Auftreten der Seite als unkommerziell.

Das - und auch deine weiteren Charakterisierungen der Seite - habe
ich schon damals nicht nachvollziehen können.

Als dritter Punkt kam hinzu, dass ich die
Aufklärung-Antiaufklärungsdebatte - heute jedenfalls - für
überholt halte. …
Aber jede scheinbare Antiaufklärung ist in dieser Hinsicht
selbst auch genauso Aufklärung wie die Aufklärung selbst. Das
war sozusagen der dritte Punkt, der mich wurmte, dass es immer
die gleichen Fragen sind, die nicht hinreichend durchdacht,
sondern immer nur als Wadenbeißerfragen verstanden werden.

Die Artikel der Seite erscheinen mir nicht als Anti, sondern als
Versuch oder Ansätze einer Aufklärung über (das kümmerliche Resultat
der) Aufklärung, aber eben nicht defaitistisch wie die von dir damals
genannten Horkheimer/Adorno.

Jetzt schriebst du, dass du dir die Seiten des „LSR-Projekts“,
die du damals ebenfalls mit allerlei schlechten Eigenschaften
belegt
hattest (die ich daran nicht finden konnte und kann), trotz dieser
intensiven Selbsterfahrung seither nicht einmal mehr angesehen
hast.
Hmmm-hmmm-hmmm.

Naja, ich hatte als letzten Akt des Stückes die Dissertation
von Müschenich gelesen, die die Problematik von Reich
ausführlich beschreibt.

Ich kenne nur deren Titel, der auf eine eher medizingeschichtliche
Würdigung hindeutet (M. ist ja auch Dr.med.).

…fand ich vor kurzem einen
weitere Rehabilitierungsversuch bezüglich Lamettrie, den ich
aber auch noch nicht gelesen habe, sondern ich habe nur die
Rezension dieses Buches in der „Information Philosophie“ gelesen.

Interessiert mich. Kannst du mir Heft und Seite nennen ?
Ist es der Roman „Der Augenblick der Liebe“ von Martin Walser, der
diesen Sommer herauskam ? Darin ist Lamettrie prominent.

Grüsse
Nescio

Hallo Nescio,

die Dissertation von Müschenich

Ich kenne nur deren Titel, der auf eine eher
medizingeschichtliche Würdigung hindeutet (M. ist ja auch Dr.med.).

das stimmt, die Arbei ist auch interessant, weil sie einen guten Überblick gibt. Meine Kritik ist eher, dass alle Absurditäten Reichs und die Reaktionen darauf angesprochen werden, aber immer (bzw. fast immer) Reich doch Recht gegeben wird.

Rehabilitierungsversuch bezüglich Lamettrie
Rezension dieses Buches in der „Information Philosophie“ gelesen.

Interessiert mich. Kannst du mir Heft und Seite nennen ?

Es handelt sich um das Buch von Ursula Pia Jauch mit dem Titel „Jenseits der Maschine“, eine Habilitationsarbeit von fast 600 Seiten (München 1998). Die genannte Rezension findet sich in der „Information Philosophie“ 5/2002, S. 56-61

Kurz angesprochen auch im LSR-Projekt:
http://www.lsr-projekt.de/lm85ff.html

Ist es der Roman „Der Augenblick der Liebe“ von Martin Walser,
der diesen Sommer herauskam ? Darin ist Lamettrie prominent.

Schönen Dank für den Hinweis. Das kenne ich noch nicht.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

die Dissertation von Müschenich…

Ich kenne nur deren Titel, der auf eine eher
medizingeschichtliche Würdigung hindeutet (M. ist ja auch Dr.med.).

das stimmt, die Arbei ist auch interessant, weil sie einen
guten Überblick gibt. Meine Kritik ist eher, dass alle
Absurditäten Reichs und die Reaktionen darauf angesprochen
werden, aber immer (bzw. fast immer) Reich doch Recht gegeben wird.

Das macht Laska, der wohl einzige Autor auf den LSR-Seiten, aber
nicht. Seine Reich-Abteilung beginnt mit dem Titel „Reich - ohne
Marx, Freud, Orgon“.
Frage ist: Was bleibt dann ? Laska will zeigen, dass das alles,
Reichs Affiliationen mit Freud, Marx und „science“, den bewegten
Zeitläuften anzulastende palimpsestartige Schichten sind, nach deren
Abtrag der „wahre Reich“ bleibt, der radikal aufklärerische Antipode
des opportunistischen und im 20.Jh. wirkungsmächtigsten Aufklärers
Freud, als der Reich sich nicht einmal selbst erkannt hat.

Rehabilitierungsversuch bezüglich Lamettrie
Rezension dieses Buches in der „Information Philosophie“ gelesen.

Interessiert mich. Kannst du mir Heft und Seite nennen ?

Es handelt sich um das Buch von Ursula Pia Jauch mit dem Titel
„Jenseits der Maschine“, eine Habilitationsarbeit von fast 600
Seiten (München 1998). Die genannte Rezension findet sich in
der „Information Philosophie“ 5/2002, S. 56-61

Danke. Werde bei Gelegenheit mal reinschauen.

Ist es der Roman „Der Augenblick der Liebe“ von Martin Walser,
der diesen Sommer herauskam ? Darin ist Lamettrie prominent.

Schönen Dank für den Hinweis. Das kenne ich noch nicht.

Dein Hinweis

Kurz angesprochen auch im LSR-Projekt:
http://www.lsr-projekt.de/lm85ff.html

führt übrigens u.a. zum Link zu einer Rezension des Walser-Buches
von LSR-Laska, in der er - nebenbei - die Jauch’sche Rehabilitation
La Mettries als scheinhaft und oberflächlich abtut.

Grüsse
Nescio

Hallo Nescio,

aber immer (bzw. fast immer) Reich doch Recht gegeben wird.

Das macht Laska, der wohl einzige Autor auf den LSR-Seiten,
aber nicht. Seine Reich-Abteilung beginnt mit dem Titel „Reich -
ohne Marx, Freud, Orgon“.
Frage ist: Was bleibt dann ? Laska will zeigen, dass das alles,
Reichs Affiliationen mit Freud, Marx und „science“, den bewegten
Zeitläuften anzulastende palimpsestartige Schichten sind, nach
deren Abtrag der „wahre Reich“ bleibt, der radikal aufklärerische
Antipode des opportunistischen und im 20.Jh. wirkungsmächtigsten
Aufklärers Freud, als der Reich sich nicht einmal selbst erkannt hat.

Für mich klingt das ein wenig so, als sei es Opportunismus, nur eben als Antiopportunismus :smile: , also dass der Reich, der übrigbleibt, jemand ist, der davon ausgeht, dass es nur besser werden kann, also dass jede (!) Änderung, gleichgültig welche, besser ist als der Status quo. Aber das kann er eigentlich unmöglich gemeint haben, denke ich; und wenn er es meinte, dann ist das kaum systematisch ernst zu nehmen. Heute würde man so jemanden vielleicht nicht „Antiopportunist“, sondern eher „Querulant“ nennen.

Jauch

Danke. Werde bei Gelegenheit mal reinschauen.

Ich habe es selbst noch nicht gelesen, kenne nur die Rezension. Es ist übrigens eine Züricher Habil.

Dein Hinweis

Kurz angesprochen auch im LSR-Projekt:
http://www.lsr-projekt.de/lm85ff.html

führt übrigens u.a. zum Link zu einer Rezension des
Walser-Buches von LSR-Laska, in der er - nebenbei - die Jauch’sche
Rehabilitation La Mettries als scheinhaft und oberflächlich abtut.

Ich werde mir die Seite in der Tat wohl mal etwas genauer ansehen müssen. Sie scheint auch ein neues Aussehen bekommen zu haben, denn ich finde sie jetzt, wo ich kurz hineingezappt habe, um den Link zu holen, nicht mehr so ganz unästhetisch. :smile: Allerdings kann ich das erst im neuen Jahr tun, aber das ist ja immer noch früh genug.

Herzliche Grüße

Thomas Miller