Moin,
„Wenn man die
Chinesen mit den Europäern bzgl. ihres Verhaltens gegenüber
Nachbarn und in der Welt vergleichen wollte, hätten erstere
noch erheblichen Nachholbedarf in Sachen Versklavung,
Ausrottung und Unterdrückung der Völker in aller Welt.“
Nun ja, da kann man sicher so einiges zu sagen. So gibt es vermutlich kein Volk auf dieser Erde, das mit soviel Brutalität und Gewalt versucht hat, die eigene Kultur zu zerstören. Der sogenannten „Kulturrevolution“ dürften mehrere Millionen Menschen zum Opfer gefallen sein, entweder indem sie direkt ermordet wurden, oder in Arbeitslagern umkamen oder durch die disatrösen Folgen z.B. für die Landwirtschaft schlichtweg verhungerten. Dass dies nicht zu weltweitem Entsetzen und Aufschrei geführt hat, liegt vermutlich nur daran, dass die Opfer im Wesentlichen Chinesen selbst waren, oder von China besetzte Völker. Wenn China den Tod von Millionen Europäern zu verantworten hätte, sähe die Bewertung Chinas in Europa sicher anders aus.
Um auf das Ursprungsthema zurück zu kommen…was das Verhältnis Tibets zu China angeht, so muss man hier zwischen dem Verhältnis zum kaiserlichen China und dem Verhältnis zum nach-revolutionären China unterscheiden. Zwar mochten sich die Chinesen und Tiber nie sonderlich, aber mit dem kaiserlichen China kam man halbwegs klar und hatte sich mehr oder weniger arrangiert. Um die Jahrhundertwende versuchten ja auch europäische Mächte wie Russland und Groß Britannien ihren Einfluss in Asien auszuweiten. Weder für China, noch für Tibet war es in der Situation einfach, seine Unabhängigkeit zu bewahren. Für Tibet hatte dies letztendlich die Konsequenz, alle Ausländer (einschließlich der Chinesen) aus dem Land zu werfen und sich nach allen Seiten hin abzuschotten, was letztendlich auch dazu führte, dass Tibet bei dem Überfall durch China ziemlich isoliert dastand und Hilferufe an europäische Regierungen unbeachtet verhallten.
Würde ich das heutige China als friedfertig bezeichnen? Nein. Mit Sicherheit nicht. China versucht auf allen Gebieten aggressiv seine Interessen zu vertreten, sei es wirtschaftlich oder militärisch. Wer die Militäraufmärsche in China kürzlich zu den Jubelfeiern gesehen hat, dem dürfte kaum wohl in der Haut geworden sein, wobei immer noch fraglich ist, ob dadurch nun ausländische Mächte beeindruckt werden sollten, oder ob dies nicht auch eine Demonstration der Stärke nach Innen, gezielt auf die eigene Opposition war. Zudem geht man davon aus, dass China hinter den sogenannten „Maoistischen Rebellen“ steht, die für Terror und Destabilisierung in den Nachbarländern Chinas wie Nepal und Indien sorgen und somit auch immer ein Mittel darstellen, auf diese Länder Druck auszuüben. Wo man militärisch nichts ausrichten kann, wird versucht, der wirtschaftliche Hebel anzusetzen, z.B. auch auf Deutschland, wie man immer sehr gut beobachten kann, wenn die Chinesen versuchen, Deutschland vorzuschreiben, wer den Dalai Lama empfangen darf, ob Deutschland Uiguren aufnehmen darf, wer bei Veranstaltungen wie der Buchmesse in Frankfurt auftreten darf usw.
Mir persönlich gefällt das überhaupt nicht, da ich hier auch unsere demokratischen Werte (und politische Souveränität) aktuell und ganz konkret in Gefahr sehe, und ich bin jedenfalls froh, dass sehr viel Land zwischen Deutschland und China liegt und dass es in Deutschland vermutlich keine Bodenschätze gibt, die für China interessant sein könnten.
Gruß
Marion