Tiefziehen von 0,3 mm Kunststofffolie

liebe Experten,
ich möchte etwas tiefziehen:

Ich müsste das Material (z.B. 0,3mm Hart-PVC oder Polypropylen) in eine Form tiefziehen.
Wie die herzustellende Struktur aussehen soll: es wird eine „waschbrettartige“ Struktur benötigt, Höhendifferenz ca. 3mm, dazu noch einige schmale Stege, 1,5mm tief. Die gesamte Fläche bleibt in der Ebene. Fläche etwa DIN A4 bis DIN A3.

Wenn ich solch eine dünne Folie im Backofen erwärmen würde,hätte ich bestimmt keine Zeit, diese herauszunehmen und über eine Form mit Vakuumsanschluss zu positionieren, die Wärmekapazität von so dünnem Kunststoff ist so gering, dass das Material schon beim herausnehmen zu stark abkühlt.
Also blieben mir nur:

die Form mit Vakuum-Anschluss nach ganz unten,
einen Zentimeter darüber die Folie,
dann eine Heizung von oben,

wie auch immer geartet, dass ist die große Frage, heisse Metallplatte oder Infrarot???

Für Kommentare jeglicher Art bin ich dankbar!

viele Grüße Schwipp

Hallo Schwipp
Welches Material wirklich? Das ist wichtig für die Arbeitstemperatur.
Wie oft soll das gemacht werden, Serie oder Einzelfertigung? Das bestimmt die Werkzeuge/Maschinen/Vorrichtungen.
Wie genau soll die Form auf beiden Seiten abgebildet werden? Das bestimmt den Preis der Werkzeuge.
Ist die Form unique oder kann das gerollt werden?
Ist schon eine erwähnte Form mit Vakuumanschluss vorhanden? Das entscheidet über den zu treibenden Aufwand.
Wie groß darf die Schwächung durch punktuelle Wanddickenminderung sein? Daraus resultiert die Beheizungs- und Belastungsart art.
Nach den hier gefragten Angaben könnte ich detaillierte Angaben liefern.
Prinzipiell sind Vakuum Verfahren hierfür nicht so geeignet, wenn die Form nicht beheizt wird.
Das Matrizen Verfahren mit Vorwärmung und kalt nachziehen scheint mir angebrachter.

Gruß
Rochus

Guten Tag Rochus,

vielen Dank für die Antwort!
Ich dachte an 0,3 mm PVC oder Polypropylen, die bekommt man nämlich im Handel 50 - 100 Blatt Din A3 beziehungsweise DIN A4 für 20 € - als Deckblatt - Versteifungen für Aktenordner.

Ich sehe aus einer Antwort, es öffnet sich ein Kosmos von Detailfragen.

Da ich aber keine kommerzielle Lösung suche, sondern auf der Suche nach Informationen für Selbermacher bin, bin ich hier wahrscheinlich mit den Kreis der Angesprochenen über das Ziel hinaus geschossen.

Mehr als 30 bis 100 Stück will ich auch nicht formen. Und wenn eine Formung fünf bis 10 Minuten dauert, wäre mir das auch egal. Bin Rentner.

Ich habe mir nun erstmal ein Infrarot - Thermometer bestellt.
Ich dachte, man könnte zum Beispiel eine Gipsform oder eine etwas stabilere faserverstärkte Giessmasse nehmen, damit Negativ herstellen aus einer Holzform, daraus wieder ein Positiv,
und diese beiden Formen gegebenenfalls auf einem Ceranfeld heizen, dazwischen die Folie legen, gegebenenfalls obendrauf eine schwere Aluplatte mit Bügeleisen.

Oder alles in einen Backofen schieben.

Ob das überhaupt ein irgendwie geeigneter Ansatz sein kann,
ich weiß es nicht.

Sorry, dass ich Deine Zeit beansprucht habe, aber es geht mir um eine Lösung Marke Eigenbau, so wie es die Modellbauer auch machen.

Für weitere Anregungen bin ich aber sehr dankbar.

Dennoch viele Grüße Schwipp

Hallo

Ich habe folgenden Tip:
Es gibt nur wenige Kunststoffe, die sich gut tiefziehen lassen, und dazu werden sie zumeist vorgewärmt.

Um eine Struktur in PVC oder PP in Miniserie zu prägen, habe ich folgende Idee:
Es gibt eine wasserlösliche keramische Abformmasse bei R&G (eine Kunststoffirma). Daraus ließen sich Platten fertigen, welche das gewünschte Profil enthalten.
Man könnte dazu diese Abformmasse in Silikonmatten gießen, welche selbst eine Abformung darstellen, aber selbst nicht sofort verloren gehen.
Dazu muß man sich etwas mit Abformmassen und Trennmitteln beschäftigen, die es bei R&G gibt.
Es gibt natürlich auch noch andere Anbieter, aber diesen habe ich in Erinnerung.
Die Platten aus der Abformmasse lassen sich mit Folie dazwischen stapeln und das ganze dann in den Backofen legen.
Der Backofen muß natürlich eine passende Temperaturregelung bieten, und wenn man Pech hat, stinkt er danach.
Und man könnte noch für Abstand in Folienstärke zwischen den Platten sorgen.
Am Schluss kann man die Abformmasse mit Wasser auflösen.
Soll es nichts von R&G oder ähnlicher Firma sein, könnte man (Magnesium)zement(oder anderen) nehmen, und ihn nachher in Säure auflösen.(ist natürlich etwas Sauerei aber ginge auch)

Eine andere Möglichkeit wäre, das ganze mit Silikonmassen(als Matten) zu machen. Silikongummi läßt sich abtrennen, die Temperaturbeständigkeit ist dabei aber wichtig und die Trennbarkeit kann ich auch so nicht beurteilen.
Vielleicht noch Bleche zwischenlegen, wegen der Formbeständigkeit.

Eine Methode mit Vakuum könnte ähnlich aussehen, wie es sie beim Laminieren gibt. Die Form (aus Metall oder Keramik, möglichst glatt) müsste aber für jedes einzelne Teil einmal aufheizen und dann wieder abkühlen.

Ich selbst würde es vorziehen, eine mit z.B. löslichem Trennmittel versehene Form mit Epoxid oder dicken Lackschichten zu lackieren.

Irgendetwas davon sollte funktionieren.

MfG
Matthias

lieber Matthias,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort!
Sehe ich es richtig: Du bist der Meinung, das jede Form nur genau einmal benutzt werden kann?
Weil der Kunststoff mit der Form verklebt beim Erwärmen?
Daran dachte ich noch nicht, weil die Modellbauer, die in null-Komma-nichts ihre Modellbauteile mit Vakuum tiefziehen, das heißt genau genommen über ein Positiv stülpen, gar keine Haftungsprobleme haben. Der geformte Kunststoffteile löst sich problemlos, vermutlich, weil der Kunststoff während des Abformens durch den Vakuumssog augenblicklich erkaltet und dann im Moment der Berührung schon nicht mehr klebrig ist.
Oder sehe ich das falsch?
viele Grüße Schwipp

Nachtrag:
Hier sehe ich eine keramische Giessmasse, die bis über 1260° temperaturbeständig ist :
http://www.polytec-pt.de/ger/default_4486.asp

Schrumpfung kleiner 0,5%

hier
http://www.rp-net.de/rapid_prozesskette_folgetechnol…
lese ich, dass Gips bis 1200° temperaturbeständig ist:

Zitat“:smiley:as RP-Bauteil wird beim Gipsguß als Dauermodell verwendet. Gipsguß besitzt eine sehr hohe Abbildungsqualität. Das RP-Teil muß entweder in zwei Hälften gefertigt oder später geteilt werden. Die einzelnen Formhälften werden dann durch Abformen der RP-Hälften mit Gips erzeugt. Vor der Abformung müssen noch entsprechende Guß- und Entlüftungskanäle dem RP-Modell mit den üblichen konventionellen Methoden hinzugefügt werden. Zum Abguß werden die beiden Gipshälften zusammengefügt. Die Gipsform wird als verlorene Form verwendet und nach dem Abguß zerstört. Für den Abguß können Gießharze und Wachse eingesetzt werden.
Da Gips nur eine Temperaturbeständigkeit von 1200 Grad Celsius aufweist,
ist nur die Verarbeitung niedrig schmelzender Metalle möglich
.“

Das stimmt, dass habe ich vor 40 Jahren schon mal ganz ohne Internet gemacht: in eine Gipsform flüssiges Zinn gegossen, das ich im Heizungskessel geschmolzen hatte. Das Ganze war dann ein Gegengewicht für mein Spiegelfernrohr, parallaktische Montierung. Allerdings war der Gips nicht ganz trocken, so dass die Oberfläche des gegossenen Zinns leichte Eindrücke von Dampfblasen zu sehen waren.

Hallo nochmal

Wenn Du genau liest, findest Du, es gibt Formen, die lassen sich nur einmal benutzen, und welche, die mehrfach gehen.
Mehrfach lassen sich zum Beispiel weiche Silikonformen mit Trennmittel und Kunststoff beschichten.
Weiche Formen nimmt man, wenn das Abgeformte hart ist.

MfG

Aha!
Danke für diese Hinweise.
Wie siehst Du es denn nun: könnte man 0,3 mm dicke hart-PVC-Folie zwischen einer harten positiv- und negativ-Form aus Gips im Backofen (wir nehmen mal an er sei sehr genau Temperatur-geregelt) formen, ohne die Form hinterher zerstören zu müssen?

Tja, ich würde sagen, das hängt davon ab, ob das PVC bei der Erwärmung umformbar wird, bevor es anfängt zu kleben.
Es gibt auch besondere Trennmittel, die ich aber nicht kenne. Könnte Silikonöl bei sein.
Versuch macht kluch und viel Spass noch.
MfG
Matthias

Hallo Schwipp
Nach dem Auswerten des Threads empfehle ich folgendes Verfahren, wenn keine allzu großen Anforderungen an die Oberflächengüte einer Seite gestellt werden:
Folie auf eine nicht gut leitende Form ( Holz, Kunststoff, Gips) auflegen und fixieren.
Mit Warmluft erwärmen und mit einer Bürstenplatte andrücken.
Die Bürstenplatte kannst du aus abgeschnittenen Malerquasten zusammenbauen.
Du kannst es auch mit Anrollen versuchen.
Alternativ geht natürlich auch das Vakuum Verfahren, dabei muß aber jede „Tasche“ eine Bohrung haben.
Den Unterdruck kannst du eventuell mit dem Staubsauger herstellen.

Gruß
Rochus

Vielen Dank Rochus,

das wäre natürlich am Einfachsten.

Eine rauhe Oberfläche ist keinen Fall ein Nachteil.
Liegt Deine Empfehlung eine Erfahrung zu Grunde, kennst Du jemanden, der dass so gemacht hat, oder gibt einen Link?

Gruß Schwipp

Hallo Schwipp
Das nennt man glaube ich Kissenpressen, und wird und wurde häufiger schon gemacht.
Einen Link habe ich nicht, aber das ist doch schnell ausprobiert. Eine Form musst du so oder so bauen.

Gruß
Rochus