Tiere nur auf der Südhalbkugel?

Hallo,

bis vor Kurzem dachte ich, die Pinguine nur auf der Südhalbkugel und Eisbären im Norden wären die einzigen Beispiele für Tiere, die nur auf einer Hälfte vorkommen.

Jetzt hab ich von Stummelfüßern gelesen, dass es bei denen auch so ist.

Gibts da einen Fachausdruck für „Nur auf einer Hälfte vorkommend?“

Gruss, Marco

Hallo!

Es gibt einen Fachausdruck für „nur in einem bestimmten Gebiet vorkommend“: endemisch. Pinguine sind für die Südhalbkugel endemisch. Seit Wallace wird die Erde in bestimmte Areale eingeteilt, deren Faunen sich deutlich von einander unterscheiden. Die „Holarktis“ ist z. B. Nordamerika, Europa und der Norden Asiens. Dort kommen z. B. Bären und Hirsche vor, die es in den anderen tiergeografischen Regionen nicht gibt.

Ein Überbegriff für „Nur auf der Nordhalbkugel vorkommend“ wäre dann ungefähr „holarktisch“ (auch wenn es Südasien ausschließt). Für die Südhalbkugel ist das schwieriger, weil beispielsweise die australische Fauna mit der afrotropischen Fauna wenig gemeinsam haben.

Eine Übersicht findest Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Biogeographie#Die_gro.C…

Michael

Hallöchen!

bis vor Kurzem dachte ich, die Pinguine nur auf der
Südhalbkugel und Eisbären im Norden wären die einzigen
Beispiele für Tiere, die nur auf einer Hälfte vorkommen.

Es gibt sehr viele Tiere, die nur im Süden vorkommen, im Norden aber nicht. Guck dich auf dem Australischen Kontinent mal um… fast alles was es dort gibt, gibt es nirgendwo anders.
Du hast eventuell einen denkfehler drin.
Du redest von Pinguinen, was ja eine ganze Tierordnung bedrifft, aber du redest vom Eisbär, was eine spezielle Art ist.
Es gibt unglaublich viele Arten, die nur auf gewissen Inseln oder nur in den Tropen oder nur in bestimmten Klimazonen vorkommen. Weltweite Verbreitung ist wohl weniger üblich (obwohl es da auch genug Arten gibt) als ein begrenztes Verbreitungsgebiet.
Also dass der Eisbär nur aufd er Nordhalbkugel zu finden ist, ist nichts außergewöhnliches.
Um den Eisbären mit den nur im süden beheimadeten Pinguinen zu vergleichen, müsstest du auf die gleiche Ebene im Stammbaum gehen… und das würde bedeuten, dass du den Eisbären nur als Teil der Ordnung der Carnivoren (also der Raubtiere) betrachten müsstest… und schon wirkt das viel weniger spektakulär, denn Raubtiere gibts ja quasi überall, abgesehen von Landraubtieren im australischen Bereich (ist ja wie gesagt eine Sonderstellung der ganze Kontinent).

lieben gruß
Aj

PS: du solltest dir unbedingt mal Australien und viele Inseln näher anschauen auf der Suche nach dort endemischen (also ganz einzigartigen, nur dort vorkommenden) Tierarten und -ordnungen…

Hallo!

Zwar hast Du recht, aber wenn schon, dann sollten wir es richtig machen:

Die Pinguine bilden die Familie der Spheniscidae und gehören zu der Ordnung der … tja, da wird’s schwieig. Wikipedia sagt einerseits, dass die Spheniscidae die einzige Familie in der Ordnung der Spenisciformes bilden, andererseits sagt Tante Wiki, dass die Vögel (Aves) eine Untergruppe der Klasse der Sauropsida sind.

Rein hierarchisch kommt unter der Klasse die Ordnung, also wären die Vögel eine Ordnung. Nun können aber in einer Ordnung nicht andere Ordnungen gehören, so dass man sich mit Hilfsbegriffen wie „Unterklasse“ oder „Überordnung“ behelfen muss.

Ich finde daher, dass es logischer wäre, die Vögel als Ordnung zu bezeichnen und die Pinguine als Familie.

Wenn man das macht, dann darf man die Pinguine nicht mit der Ordnung der Landraubtieren vergleichen (was Du getan hast), sondern mit der Familie der Ursidae, der (Groß-)bären. Und jetzt kommt’s: Die Ursidae sind tatsächlich für die Holarktische Region endemisch. (Die Ausnahme bildet der Brillenbär, aber der passt sowieso in kein Schema).

Michael

Hallo Michael,

Rein hierarchisch kommt unter der Klasse die Ordnung, also
wären die Vögel eine Ordnung. Nun können aber in einer Ordnung
nicht andere Ordnungen gehören, so dass man sich mit
Hilfsbegriffen wie „Unterklasse“ oder „Überordnung“ behelfen
muss.

Diese Hilfsbegriffe sind aber genauso legitim wie die anderen Kategorien.
Die Einteilung in Reich-Abteilung-Stamm-Klasse-Ordnung-Familie-Gattung stammt noch aus einer Zeit, als die Systematik noch klarer erschien. Niemand konnte die Entwicklung damals schon vorausahnen. Außerdem wurden von Haus aus für Fälle, in denen diese Kategorien nicht ausreichend sind, Über-, Unter- und Zwischengruppen eingeführt.
Wie gesagt, war damals noch nicht absehbar, daß das System sich so stark unsymmetrisch entwickeln konnte.

Ich finde daher, dass es logischer wäre, die Vögel als Ordnung
zu bezeichnen und die Pinguine als Familie.

Das ist Ansichtssache.
Letztenendes dient die Kategorisierung nur dazu, die stammesgeschichtliche Verwandtschaft der Gruppen übersichtlicher zu machen. Das ist äquivalent zu dem Bestreben, die Übersicht in „moderne“ Kladen zu pressen (Kladistik). Auf welcher Rangstufe die Taxa dabei kursieren, ist eigentlich egal, solange die relative Stellung zueinander gleich bleibt.

Die Vögel einfach als Ordnung zu nehmen, ist nicht möglich, da ja die zugehörige Ordnung die Echsenbecken-Dinosaurier sind (Saurischia). Da muß also noch daran etwas geschraubt werden.

Wenn man das macht, dann darf man die Pinguine nicht mit der
Ordnung der Landraubtieren vergleichen (was Du getan hast),
sondern mit der Familie der Ursidae, der (Groß-)bären. Und
jetzt kommt’s: Die Ursidae sind tatsächlich für die
Holarktische Region endemisch. (Die Ausnahme bildet der
Brillenbär, aber der passt sowieso in kein Schema).

siehe oben

schöne Grüße
Peter

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Hallo und volle Zustimmung!

Da sieht man mal, wie kompliziert das Ganze ist, und wie obsolet nach und nach die althergebrachten Begriffe aus der Linneschen Systematik werden. Aber irgendeinen Anhaltspunkt braucht man, um sich im Gestrüpp des „Tree of Life“ zurecht zu finden.

Letztendlich wollte ich nur sagen, dass es ein wenig unfair ist, alle Landraubtiere vom Wiesel bis zum Sibirischen Tiger in einen Topf zu stecken, der auch nicht größer ist als der Topf der Pinguine.

Michael