Tipp für Dostojewski

Hallo,

ich habe schon seit mehr als 10 Jahren Dostojewski auf meiner Liste von Büchern, die ich lesen möchte, aber bisher habe ich noch nichts von ihm gelesen.

Ich verspreche mir von seiner Lektüre gute Unterhaltung und kluge psychologische Gedanken und Beobachtungen.

Welches seiner Werke ist bei diesen Erwartungen am ehesten zu empfehlen? Gibt es ein nach allgemeiner Auffassung bestes?

Was sind eure subjektiven Meinungen? Oder gibt es, so wie bei anderen Künstlern auch, DAS große Werk, wie z.B. bei Beethoven die Neunte oder bei Schubert die Unvollendete?

Ich glaube, Schuld und Sühne würde mich nicht so ansprechen, aber Der Spieler und Der Idiot klingen interessant.

Viele Grüße, Tychi

Hallo Tychi,

nach meinem Dafürhalten sind alle sehr gut. „Der Spieler“ ist aber m.E. eine besonders gute Wahl zum Einstieg: Die Psychologie sämtlicher Akteure wird dem Leser gekonnt nahegebracht.
Wenn Du aber noch nicht an den Schreibstil der russischen Klassiker gewöhnt bist, könnte es Dir etwas schwerfallen, voranzukommen. Aber „der Spieler“ ist ja ein Kurzroman, und so kannst Du Dich auf jeden Fall „durchkämpfen“, um die wirklich spannende Handlung komplett zu verfolgen. Wenn Dir der Schreibstil dann zusagt (oder Du Dich daran gewöhnt hast), kannst Du ja noch längere Romane lesen.
Da Du nach DEM Standardwerk von Dostojewski fragst: Das ist sicher das von Dir bereits ausgeschlossene „Schuld und Sühne“.

Liebe Grüße
Immo

hi, die klassiker sind sicher wie vom vorredner erwähnt „schuld und sühne“, in der neueren, sehr empfohlenen übersetzung „verbrechen und strafe“, außerdem aber auch „die brüder karamasow“.

„der spieler“ ist auch unglaublich gut, und kürzer. als dostojewski-fan mag ich eigentlich alles von ihm. würde auch noch „die dämonen“ empfehlen, aber nicht als ersten titel.

ich denke, man findet entweder schnell rein oder gar nicht, also könntest du ruhig auch mit einem der beiden ersten oben genannten titel anfangen. „der idiot“ ist auch wundervoll, „die erniedrigten und beleidigten“ ebenfalls, aber letztes würde ich auch nicht als einen der ersten titel lesen vielleicht.

denke, ich würde mit „schuld und sühne“(verbrechen und strafe) oder den brüdern karamasow beginnen… es sei denn, der umfang ist abschreckend. aber wenn man ihn liebt, verschlingt man dostojewski.

viele grüße, florian

Hi, Tychi,

neben all dem schon genannten Lesenswerten könntest du dir auch zum Einstieg Dostojewskis Novellen „vornehmen“ - z.B. „Helle (Weiße) Nächte“ - eine - wenn man so will - „einfache“ Liebesgeschichte, sehr russisch - für manche wohl langatmig, aber (für mich) mit einem unwiderstehlichen Sog.

Ebenfalls als Einstieg wäre „Der Großinquisitor“ möglich - das ist ein Kapitel aus den Brüdern Karamasow, das durchaus auch alleine gelesen werden kann.

Beide Vorschläge findest du auch im Projekt Gutenberg, wenn du vor dem Kauf reinlesen willst:

http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=456&kapitel=1#…
http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=455&kapitel=36…

mfg. a_f