Tipps zum Trampen in Deutschland

Hallo,
ich habe mir mal in den Kopf gesetzt, im nächsten Sommer zwei Wochen durch Deutschland zu trampen und Bekannte in der ganzen Republik auf diesem Weg zu besuchen. Da ich allerdings auch mal Tramper über 6 Stunden an ein und der selben Stelle hab warten sehen, frage ich mich, ob es generelle Tipps zum erfolgreichen Trampen gibt und welche Strecken eher tramperfreundlich bzw. weniger zum Trampen geeignet sind.
Liebe Grüße von Markus.

Hi Markus,

den besten Erfolg hat man, wenn man das Trampen weiterentwickelt, und nicht mehr bloß mit der Geste „dem Daumen“ an der Straße steht. Stattdessen, und da kann man auch einiges draus lernen, weil man sich selbst überwinden muss, habe ich mich immer an Tankstellen gestellt, und Leute gefragt. Allerdings nicht sofort, „können Sie mich mitnehmen?“, sondern „Und wo fahren Sie denn heute hin?“, die Frage kann man nämlich nicht mit einem Nein beantworten, und es wäre sehr unhöflich nichts zu sagen. Dann wird man vielleicht auch mal brüsk zurückgewiesen, aber es klappt erstaunlich gut. An deine 6 Stunden kommt auf jedenfall längst nicht ran.
Viele Grüße und Erfolg,
Helio

Hi,

erst einmal Gratulation zu der Entscheidung!
Trampen ist einfach geil, bringt eine
Menge Erfahrung und mir ist jedenfalls noch
nicht annähernd was komisches/gefährliches
passiert.

Wichtig ist generell die Strecke zu kennen.
In Zeiten von Google Maps kein Problem mehr.

Die besten Ausgangspunkte zum Trampen sind
Raststätten/Tankstellen direkt an Autobahnen
oder am Zubringer. Denn so ist die Chance
schon mal bei 100%, dass sie in deine Richtung fahren!

Generell bringt sich an den Straßenrand stellen
nicht so viel wie aktiv die Leute an den
Tankstellen anzusprechen. Nein sagen fällt schwerer
als einfach an dir vorbei zu fahren!
Außerdem kannst DU dir dann deinen Fahrer aussuchen
und Rostlauben vermeiden.

Wenn du am Straßenrand stehst solltest du auffällig
angezogen sein, roter Pulli, zB, bei schlechtem Wetter
wirklich eine lumineszierende Jacke wie sie im Auto
mittlerweile Pflicht in vielen Ländern (Italien) ist.

hier hab ich auch noch links für dich zum einlesen:
http://trampen.veitkuehne.de/
http://www.travelblogging.de/trampen/

Gepflegtes Äußeres und „nicht stinken“ sollte
selbstverständlich sein, wenn du willst, dass dich
jemand mitnimmt.

Falls noch Fragen sind, einfach mailen
Gruß
Martin

Hey Markus,

ich hatte immer am meisten Erfolg wenn ich Leute beim Tanken an Raststätten angesprochen hab. Sobald der Rüssel drin is, kann man freundlich fragen, ob sie einen „ein Stück mitnehmen können“. Das ist besser als „Fahren Sie nach XY und könnten mich vielleicht mitnehmen“, weil hier das „Nein“ zu einfach ist.

Grüße
Jens

Hallo Markus,

Trampen ist natürlich etwas anstrengender als (eigenes) Auto, Bus oder Bahn, ganz einfach weil man nicht genau planen kann wielange es dauert sein Ziel zu erreichen und weil man dem Wetter mehr ausgesetzt ist solange man nicht mitgenommen wird.

meine Erfahrungen:

-vom Studienort nach Hause 320 km bin ich in 2 Jahren etwa 10 - 15 mal getrampt in durchschnittlich 4-5 Stunden - ca 4000 km
-2mal nach Frankreich und zurück und im Land mind. 4000 km
3 mal nach Holland und zurück mind 2000 km
1 mal nach England und Irland und zurück mind. 3000 km (Fähre bezahlt)
sonstige kurze Strecken mind. 1000 km

Grundsätzlich empfehle ich wettergerechte Klamotten und Schuhe und ein halbwegs passables Auftreten: sauber, nicht riechend, freundlich

Wer Dich mitnehmen will sollte es einfach haben: Autofahrer sollten Dich im Allgemeinen frühzeitig und gut sehen können und in Deiner Nähe möglichst ungefährdet halten können. Ungefährdet meint zum einen hinsichtlich der Verkehrssituation, andererseits hat ein Fahrer Angst, mit Dir Fremden alleine zu sein - aus seiner Sich könntest Du ihn ja mit Gewalt ausrauben wollen. Drum such Dir gut beleuchtete Standorte:
Positivbeispiele: Bushaltestelle, helle Kreuzung, unter Laternen
Negativbeispiele: Autobahnauffahrt, Bundes- oder Landstrasse bei Nacht, einsamer Rastplatz

Zum Mitgenommen werden:
1.
Für längere Strecken wähle ich grundsätzlich die Autobahn und beim Autobahntrampen verlasse ich niemals, wirklich ABSOLUT NIEMALS die Rasthöfe. Bei der Abfahrt lasse ich mich dorthin bringen von einem Freund oder ich starte an einer Tankstelle in der Stadt meines aktuellen Aufenthalts wo man nochmal volltankt bevor man auf die Autobahn fährt. Raststellen und Tankstelle haben sämtliche Vorteile und keine Nachteile: Dort kann Dein Mitnehmer halten und hat keine Angst alleine mit Dir zu sein Du hast Unterstand bei schlechtem Wetter, Klo und Sanitär, Gastro, Telefon,…

Ich habe auch oft probiert, an Rasthöfen an der Ausfahrt mit einem Pappschild zu stehen und mache es nicht mehr. (trotzdem sollte man 1-3 frische Eddings dabei haben - Pappe findet sich schon immer irgendwie).
2.
Ich bevorzuge, genau an der Tankstelle (des Rasthofs) zu bleiben und meine Mitfahrer anzuquatschen ob Sie in die Richtung hin fahren wo ich auch hinwill und ob sie mich mitnehmen können. Das klappt am Besten, aber es hat was von Betteln. D.h. man holt sich viele Körbe und fühlt sich nach spätestens 3 Körben ganz schön schlecht. Das kostet mentale Kraft und die kann man effizienter einsetzen: Leute die mit Familie oder als Paar unterwegs sind kannst Du Dir sparen. Brummifahrer haben auch keinen Bock - ausserdem sind die mir persönlich unheimlich. Ich bin geduldig und quatsche Geschäftsreisende an. Das sind meistens Männer die alleine Reisen. Die langweilen sich und haben keine Angst um Ihre Freundin oder Kinder oder auf deren schlechte Stimmung weil ein Fremder in deren Auto hockt. Die Chance, von Geschäftsreisenden mitgenommen zu werden ist mindestens 10mal so groß wie vom ganzen Rest zusammen. Dabei kannst Du ruhig auch Fahrer teurer Autos ansprechen - die waren auch mal jung und erinnern sich gerne - und die fahren schnell!

Wenn Du einen Mitnehmer gefunden hast
an Raststätten von Autobahnen findest Du grundsätzlich Pläne aller Raststääten in D… Falls jemand ein sinnvolles Stück in Deine Richtung fährt solltest Du gleich vereinbaren, dass er Dich am letzte Rasthof vor der Abzweigung rauslässt oder an „Deiner“ Abfahrt - aber NIEMALS an einem Autobahnkreuz (da versauerst Du bis Dich die Autobahnpolizei aufgabelt und zu sich mitnimmt - sehr blöd weil auch noch verboten). Der letzte Rasthof vor Deiner Ausfahrt ist auch schlecht weil dort keiner hält der zu Deinem Ziel weiter will. Es kann auch mal vorkommen, dass ein Mitnehmer Dich direkt bis vor die Haustüre fährt. Dabei kannst Du ihm helfen, wenn Du Dein Ziel kennst, auch ein schlechter Ausrduck eines Stadtplans ist besser als nichts und hilft Dir in jedem Fall. Aber es ist immer gut, wenn ein Mitfahrer einen wenigstens am Bahnhof oder sowas ablädt.

sonstige Anmerkungen
Wer mal 2-4 Kilometer zu laufen bereit ist, ist im Vorteil vom Start und zu Ziel. Alternativ kann man natürlich Bus fahren, falls (noch bzw. dahin) welche fahren.
Ausfahrten von Rasthöfen auf Autbahnen sind doofe Plätze, auch wenn dort manchmal dir Tramper Schlange stehen (habe ich selber schon mitgmeacht). Das bringst eigentlich nur wenn Du ne gutaussehende Frau bist… denn mal ehrlich - wer will schon anhalten, wo man gerade wieder Reiseschwung aufnimmt wegen nem Tramper.
Falls man Doch mal versucht, Paare oder Familien anzuquatschen, (weil keine alleinstehenden männlichen Geschäftsreisenden vorbeikommen) dann lieber junge Hippies als spiessige Rentner. Absagen können erstaunlich unangenehm sein und mit Deinem schlechten Gefühl im Bauch und auf Deinem Gesicht wird Dich der nächste auch nicht mitnehmen.
Ich habe auch schon mal die eine oder andere Nacht auf nem Rasthof verbracht und bin nicht weggekommen (England - schlechtes Pflaster für Tramper), aber ich war gottfro, dass ich an nem Rasthof geblieben war, weil da gabs frischen Kaffe und Essen und Licht und überhaupt ist eine lange Wartezeit dort viel besser zu ertragen als am Strassenrand im Dunkeln.

Psychologisch:
Etliche Mitnehmer sagten mir, dass sie eigentlich keinen mitnehmen würden, aber weil ich sie ansprach und sie die Chance hatten, zu merken, dass ich ganz harmlos wirke hätten sie mich halt doch mitgenommen – drum bevorzuge ich Tankstellen vor Aussfahrten.
Beim Trampen lernt man Leute kennen - hockt mit Wildfremden stundenlang eng beieinander und hat eine Weile lang ein gemeinsames Ziel - das verbindet emotional denn daraus sind TEAMS gebaut. Gern werden dabei auch Adresse ausgetauscht. Meiner Erfahrung nach meldet sich nie jemand - weder Du noch der/die - jemals wieder. Macht aber nix - man ist „on the road“ - begnet sich, geht gemeinsam ein Stück und tauscht sich dabei aus. Das kann auch tief gehen. Dann geht man wieder getrennte Wege - und hat anderes im Sinn. Das hat durchaus was. IC hdenke, wenn man nicht zu komfortabel reist, dann bringt man wenn man wieder daheim ist, sich selber mit - ein Stückschen anders als vor der Abreise - ich wünsche Dir eine Gute Reise und hoffe, DDir etwas hilfreiches geschreibselt zu haben.

Offen für Deine Rückfragen und dankbar für irgendeine Reaktion von Dir

Udo

Hallo,

die anderen haben ja schon das meißte dazu geschrieben.
Von mir vielleicht nur nch zum Thema Psychologie:
Ich hab mich immer ordentlich gekleidet, Haare gewaschen und mich rasiert. Hat mir immer geholfen.

Wenn es dunkel ist beim Trampen immer so stellen, dass du / dein Gesicht hell zu sehen ist. Und freundlich solltest du schauen - am besten lächeln :smile:))))

Gruß

Konni

Hallo,

ich habe mir mal in den Kopf gesetzt, im nächsten Sommer zwei
Wochen durch Deutschland zu trampen und Bekannte in der ganzen
Republik auf diesem Weg zu besuchen. Da ich allerdings auch
mal Tramper über 6 Stunden an ein und der selben Stelle hab
warten sehen, frage ich mich, ob es generelle Tipps zum
erfolgreichen Trampen gibt und welche Strecken eher
tramperfreundlich bzw. weniger zum Trampen geeignet sind.
Liebe Grüße von Markus.