Tissue engineering und so

Hallo!
Ich übersetze einen Roman, dessen Hauptperson in einer Firma arbeitet, die sich mit s.o. befasst. Sie produziert In-Vitro-Gewebemodelle als Ersatz für Tierversuche: „tissue constructs of human buccal (oral) cells, ocular cells, epidermal cells und ectocervico-vaginal cells“. Nach meiner Recherche (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) sind das Zellen der Mundschleimhaut, des Auges, der Haut und Zellen vom Muttermund (plus Vagina oder wie?) Aber wie würde der Fachmann das bezeichnen? Sind das dann bukkale Zellen, okulare Zellen etc.? Ist mit „ocular“ womöglich nur die Hornhaut des Auges gemeint?
Wer kennt sich aus mit sowas oder hat eine entsprechende Webseite gefunden, die ich nicht entdeckt habe?
Gruß
Eva

Es ist immer wieder beeindruckend, wie sehr du dich da reinhängst!
Zur eigentlichen Frage; Ich kann dir da nur sehr bedingt weiterhelfen. Speziell Tissue engeneering bin ich ein paar Mal in den letzten Jahren in unterschiedlichen Zusammenhängen begegnet. Es gehört zu den Bereichen, wo ich unheimlich verblüfft bin, was sich da tut. Und es tut sich viel und schnell. Das heißt im Zweifel auch; je nachdem, wann der Autor deines Buchs in Sprache x recherchiert hat und das Buch in Deutschland im Handel steht, hat sich das Rad schon spürbar weitergedreht, Es dürfte also im Detail auch eine gewisse Abweichung schon alleine dadurch unvermeidbar sein,

Das, was ich hier von mir gebe, ist auch viel durch Meinung geprägt vor dem Hintergrund dieses Interesse geleiteten rudimentären Wissens. Mir ist nicht bekannt, dass es eine sinnvolle Übersetzung für den Begriff Tissue Engineering gibt. Manche Begriffe werden allenfalls erklärend übersetzt, bleiben dann aber als Fachbegriff ansonsten erhalten. Gewebezüchtung / Züchtung von Gewebe kann man also erklären, ansonsten würde ich beim Fachbegriff bleiben.
Was den Rest angeht, ist mir nicht ganz genau klar, ob du verstehen und was genau du übersetzen willst. Den Begriff der Okularzellen bspw. Würde ich in der „Halbübersetzung“ verwenden. Darunter fallen in dem Kontext meines Wissens nach diverse Zellen des Okularen Systems. Ein Freund von mir ist Betroffener einer sehr seltenen Augenerkrankung. Da war wohl erst kürzlich ein Kongress auf Island. Städte, die er genannt hat, die sich damit beschäftigen, sind Tübingen, Würzburg, Strassburg.
Ansonsten meine ich, dass auch das Klinikum in Aachen in dem Bereich munter unterwegs ist. Dort bin ich dem Thema im Zusasmmenhang mit der dortigen Vebrennungschirurgie begegnet, die seit langen Jahren ziemlich weit oben mitspielt. Dort geht es wohl primär um Hautzellen. (Auge ist rein medizinisch logisch vorstellbar, weil mit Verbrennungen gewisse Nähe besteht, ich weiß aber nicht, ob die das da machen!)

Manche Begriffe sind so halb übersetzt leidlich gebräuchlich. Man könnte wohl genauso von Hautzellen wie von epidermalen Zellen reden. Beides findet sich in Schriften, die in die allgemeine Öffentlichkeit gehen. Von Augenzellen würde man wohl eher nicht reden, sondern da eher Okulare Zelle sagen.

Wenn es darüber hinaus geht, kann ich dir nur empfehlen, dich mal mit einem Lehrstuhl in Verbindung zu setzen, die daran forschen. Aus Erfahrung mit anderen Themenstellungen heraus kenne ich da eigentlich nur positive Erfahrungen. Ich bin mir sicher, dass man dort lieber jemanden hat, der sich erkundigt, als jemanden, der einfach losschreibt. Wobei ich die besten Erfahrungen mit einem Telefonat gemacht habe, wenn man auch etwas erklärt haben will. Ansonsten eine nette Mail. Ohne den Eindruck zu erwecken, dass man sich eine halbe wissenschaftliche Abhandlung erschnorrt :wink:

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Vielleicht noch ein Gedanke, den aber wirklich dann Leute beantworten müssen, die richtig drin sind,
Meine Berührungspunkte mit dem Thema waren immer im Einstieg um ein bestimmtes Fachgebiet. Also eben Auge oder über die Verbrennungschirurgie. Letztere macht neben Haut auch bspw, Knochen und Fettgewebe mit dieser Technik, weil das im Rahmen der Behandlung von Verbrennungsopfern gebraucht wird.
Die von dir genannte Liste finde ich jetzt sehr weit gefächert. Kenne mich aber so weit nicht mit den Zelltypen aus. Theoretisch vorstellbar wäre für mich, dass eine solche Bandbreite für eine einzelne Firma völlig unrealistisch ist, zumindest zum heutigen Stand. Unrealistisch im Sinne von finanzierbar. Aber da gibt es ja noch den Aspekt literarischer Freiheit und die Frage, wann das spielt.

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Hi Eva,

vorweg ich bin kein Arzt aber medizinisch interessiert :slight_smile: und ich hätte buccal cells ist mit bukkalen Zellen m.E. übersetzt - oral cells wäre der Oberbegriff, dort gibt es auch noch labial cells

Mit ocular cells (Okular Zellen) ist mit Sicherheit das ganze Auge gemeint, weil bei der Gewebe- (bzw. Zellen)anzucht verschiedene Gebwebearten gezüchtet werden (sollen) - Hornhautanzucht gibt es schon, aber Linse (Lens), Netzhaut (Retina) und Glaskörpergewebe sind auch schon im Gepräch bzw. in Arbeit.

Mit epidermis cells sind dageben nicht Hautzellen im Allgemeinen sondern nur die der Oberhaut (Epidermis) gemeint. Es gibt dann auch noch die Dermis (Lederhaut) und die Subcutis (Unterhaut). Wenn im Text Epidermis steht, kannst du direkt den Begriff Epidermis verwenden - das ist auch im Deutschen Sprachgebrauch korrekt.

Ecto Cervico-vaginal cells sind die Zellen am Übergang von der Vagina in den Muttermund (im Muttermund und damit von der Lage her ohne Vaginalzellen, wären es endo cervico cells

Hope that helps

hex

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da fehlte doch was …

und damit von der Lage her ggf mit Vaginalzellen - direkt in der Cervix also definitiv ohne Vaginalzellen, wären es endo cervico cells

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an euch, Hexerl und ast®einer!
Eure Beiträge geben mir die Sicherheit, nicht völligen Unsinn hinzuschreiben. Aus meiner Recherche weiß ich, dass in vielen Bereichen die englischen Bezeichnungen unübersetzt verwendet werden und die lasse ich dann auch so stehen.

off topic (weil asteiner meint, ich knie mich immer so rein :slight_smile: ): Habe grade eine Übersetzung fertig, deren Autor ein Faible für die Kolonialarchitektur in Nordamerika hat und das natürlich in den Roman einfließen lässt. Habe ich also grade da recherchiert und jetzt ist es Tissue-engineering. Der nächste Roman, der auf mich wartet, ist im Stil von Stephen King verfasst. Man muss flexibel sein
Gruß
Eva

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Auf den Roman bin ich schon gespannt :smiley: und würde ihn dann auch gern lesen :sunglasses:

Ich finde das toll so viele unterschiedliche Themen :smiley: in welchem anderen Beruf hat man das schon in dieser Ausprägung

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