Hallo Tom881236,
woher
wahrscheinlich aus mündlichen Traditionen, indem auswendiggelernte oder wenigstens allgemein bekannte Texte zitiert wurden. So wurden bereits in den frühen Konzilien die bekanntesten Schriften der Bibel mit ihren Anfangswörtern erwähnt.
Ja, es darf sogar damit gerechnet werden, dass die Zitation des Psalms 22 in der Passion („Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen“) bereits ein solches Anfangswort-Zitat ist. Falls es stimmt, hat der Evangelist also angedeutet, Jesus habe den Psalm 22 rezitiert. Es kann aber noch weiter zurückverfolgt werden: Die Psalmen selber sprechen in ihren jeweiligen Titeln die Melodien an, nach denen sie zu singen seien (z. B. „zu singen nach…“). Dann erscheinen die ersten Wörter eines Liedes als Liedname.
Es ist also in gewissem Mass seit der Abfassung der Psalmen (in der Septuaginta, also ca. 250 v. Chr.) eine gängige Praxis.
wann
Auf Stufe Papst setzte sich das wohl am deutlichsten ab 1740 durch, mit der ersten Enzyklika. Vorher hatte man päpstliche Bullen, die einen Obertitel trugen, ein Proömium, das den Autor nannte. Allerdings war es bereits seit dem Mittelalter üblich, unter Theologen päpstliche Bullen ebenso wie andere Dokumente bei ihren Anfangswörtern zu zitieren, um sie einfacher auseinanderzuhalten, da ihre eigentlichen Überschriften allzu ähnlich lauteten. Die Enzyklika trägt zwar ebenfalls ein Proömium, es wird aber kaum je darauf Bezug genommen, weil man bei der Zitation des Anfanges leichter weiss, um welchen Inhalt es geht.
Gruss,
Mike