Titel von x von und zu

Was für ein Unterschied gibt es zwischen den adeligen titeln „von“ (J. W. von Goethe) und „von und zu“ (Vincenz, Prinz von und zu Liechtenstein, Franz Graf Czernin von und zu Chudenitz)? Danke!

Was für ein Unterschied gibt es zwischen den adeligen titeln
„von“ (J. W. von Goethe) und „von und zu“ (Vincenz, Prinz von
und zu Liechtenstein, Franz Graf Czernin von und zu
Chudenitz)? Danke!

Graf von Pumpernickel (nur als Beispiel) ist ein Graf aus einer Familie, deren Stammsitz der Ort Pumpernickel ist. Eine spezielle Form davon ist allerdings auch Adel ohne Lehen, z.B. „von der Trenck“, d.h. ein Adelsprädikat ohne Landlehen das sich z.B., auf einen Fluß, Bach, Berg oder so etwas beziehen kann und keinen Stammsitz darstellt, aber erster Titel ist.
Der Baron von Pumpernickel und zu Schwarzbrot stammt aus einer Familie mit erstem Titel in Pumpernickel wo die Burschen dann auch den Stammsitz hatten und hat zusätzlich einen Titel auf ein Lehen (oder einen zweiten lehenslosen Titel bezogen auf den Ort Schwarzbrot).
Was nun häufig passierte, war, dass eine Familie ein größeres Lehen bekam das ihr altes beinhaltete oder ein benachbartes Lehen zusätzlich. Oder wenn Lehen gar den gleichen Namen hatten. Der Baron von Unter-Tupfingen wurde auch noch Baron von Ober-Tupfingen. Diese Titel wurden in der Tat manchmal lang und so entstanden zusammenziehungen. Unser Baron von Unter-Tupfingen und zu Ober-Tupfingen wurde deshalb zum Baron von und zu Tupfingen. „Von und zu“ ist also immer so etwas wie eine sprachliche Abkürzung die normalerweise auf einen Adligen mit mehreren Lehen hindeutet. Wer natürlich viele Lehen hatte, dem half das auch nichts mehr und der benutzte meist nur den höchsten oder ehrenvollsten Titel und kehrte zum „von“ zurück. Z.B. Friedrich von Preussen. Wobei je nach speziellen geschichtlichen Vorkommnissen auch noch das „von“ durch ein „in“ ersetzt werden konnte oder ein „in“ hinzugefügt werden konnte. Z.B. der erwähnte Friedrich, der auch nach dem siebenjährigen Krieg als Friedrich „von und in“ Preussen zeichnete.

Ich hoffe, das hilft. Natürlich ist dieses Thema jetzt nicht auf das Mittelalter beschrünkt, tatsächlich sind die meisten dieser Hinzufügungen und Zusammenziehungen erst sehr viel später entstanden.

Frohe Weihnachte
Peter

Danke sehr! Noch eine Frage dazu: Ich bin ein Ausländer (Tscheche) und verstehe das „zu“ (und eigentlich auch das „in“) in diesem Zusammenhang nicht. Hat es also die selbe Bedeutung wie „von“ (bzw. drück eine niedriegere/höhere Stufe desselbens aus)? (Auf Englisch wäre das alles „of“ („Charles, Prince of Wales“)?)

Und noch eine Sache, die mir dazu einfiel: „van der“ und „van den“ in den niederländischen Namen (wie „Johannes Diderik van der Waals“, „Ferdi Van Den Haute“) ist das selbe wie das deutsche „von“ („zu/in“), nur damit, dass die Niederländer einfach den bestimmten Artikel benutzen?

Gute Frage. Schicke mir doch bitte die Antwort, falls Du sie findest. Vielen Dank!

J. Bartsch

Was für ein Unterschied gibt es zwischen den adeligen titeln
„von“ (J. W. von Goethe) und „von und zu“ (Vincenz, Prinz von
und zu Liechtenstein, Franz Graf Czernin von und zu
Chudenitz)? Danke!

Dank

Hallo,

zuerst einmal die Holländer:

„van“ ist das gleiche wie das deutsche „von“
„van der“ ist das Äquivalent des deutschen „von der“, also meistens lehensloser Titel bezogen euf einen Fluß oder Bach. Das „in“ gibt es nicht in Holländischen Titel oder zumindest habe ich es noch nie gesehen (aber Holland wurde auch erst so um 1648 ein eigenes Land und liegt daher ein Bisschen spät für mich).

Das deutsche „in“ ist im Grunde das gleiche Wort wie das englische „in“. Herrscher oder königliche Prinzen fügten es gelegentlich dem Titel hinzu oder benutzten es statt des „von“ um eine Verbundenheit mit ihrem Volk zu dokumentieren. Dafür gibt es meines Wissens keinen Präzedenzfall im englischen Adel, es wäre also alles „of“.
So, ich hoffe das klärt das, weil ich jetzt weg vom Rechner bin.

Peter

HalloSuny,

die Bezeichnung „von“ war einst nicht nur ein Adelsprädikat, sondern bezog sich auch auf die Herkunft bzw. Herkunftsort „Normalsterblicher :wink:“. Bei späteren Adelserhebungen wurde einfach ein „von“ vor den ursprünglichen Nachnamen gestellt - bei Goethe war das übrigens der Fall.

Das Prädikat „zu“ bezieht sich auf den Stammsitz (z.B. Burg, Schloss, Gutshof oder sonstiger Territorialbesitz), welcher sich im Familienbesitz befand oder befindet.

Herzliche Grüße,
Ilo-Ali

Was für ein Unterschied gibt es zwischen den adeligen titeln
„von“ (J. W. von Goethe) und „von und zu“ (Vincenz, Prinz von
und zu Liechtenstein, Franz Graf Czernin von und zu
Chudenitz)? Danke!

Hallo suny,

so weit ich weiß gibt das „von“ nur an, dass diese Person adelig ist.
Während „zu“ den Besitz des Adeligen angibt.
Also in deinen Beispiele: J.W. von Goethe (nur Adelstitel)
Vincenz, Prinz von und zu Liechtenstein (nicht nur ein Adelstitel sondern auch Besitzter von Liechtenstein)

Was für ein Unterschied gibt es zwischen den adeligen titeln
„von“ (J. W. von Goethe) und „von und zu“ (Vincenz, Prinz von
und zu Liechtenstein, Franz Graf Czernin von und zu
Chudenitz)? Danke!

Was für ein Unterschied gibt es zwischen den adeligen titeln
„von“ (J. W. von Goethe) und „von und zu“ (Vincenz, Prinz von
und zu Liechtenstein, Franz Graf Czernin von und zu
Chudenitz)? Danke!

Hallo,
da mußte ich selber erst einmal suchen. Hier bin ich fündig geworden:

http://de.etc.sprache.deutsch.narkive.com/tCiQ8VVo/a…

So richtig weiß das offenbar keiner. Tut mir leid.

Hallo suny,
zitiere der Einfachheithalber Wikipedia:

Mit der Zeit blieben viele Namen erhalten, aber der Sitz der Familie änderte sich. So deutet das Adelspartikel „zu“ im Gegensatz zu „von“ an, dass die Familie zum Zeitpunkt der Namensverfestigung (also spätestens durch die Weimarer Reichsgesetzgebung) noch im Besitz der namensgebenden Stätte (meist der mittelalterlichen Burg) war, wie zum Beispiel die Fürsten von und zu Liechtenstein. Darüber hinaus wurde „zu“ als Prädikat vor allem von standesherrlichen Fürsten geführt, die mit der Mediatisierung in den Jahren 1803/1806 nicht die fürstliche Würde, aber die hiermit verbundene hoheitliche Territorialgewalt verloren hatten; dadurch waren sie von jenen Fürsten zu unterscheiden, die auch nach 1815 weiterregierten und das Prädikat „von“ führten.

MfG

Sepp