Wenn ich mir die Daten der Titus-Bode-Reihe ansehe, bin ich immer verwirrt, denn ich erkenne keine große Abweichung zum tatsächlichen Abstand der Sonne. Ich würde, zur Verdeutlichung, gerne einmal die Abweichung in Kilometer sehen.
GFruß, Alexander
Hallo,
die Titus-Bode-Reihe sollte rein theoretisch beschreiben, wie die Planeten in einem Sonnensystem angeordnet sein müssen. Laut Titus-Bode-Regel müssen die Planeten also bestimmte Umlaufbahnen um die Sonnen habenm deren Abstände wie folgt sind:
Die mittlere Spalte gibt den Titus-Bode-Abstand in km an, die rechte Spalte gibt die Abweichung von der tatsächlichen Entfernung an.
Planet…T-B-Abstand (km)…Abweichung (km)
Merkur…59,84 Mio…1,94 Mio
Venus…104,72 Mio…3,44 Mio
Erde…149,60 Mio…0,00 Mio
Mars…239,36 Mio…11,97 Mio
Jupiter…777,92 Mio…0,50 Mio
Saturn…1496,00 Mio…69,25 Mio
Uranus…2932,16 Mio…61,15 Mio
Neptun…5804,48 Mio…1306,16 Mio
Pluto…11549,12 Mio…5642,66 Mio
Also wie du siehst, ist die Abweichung bei den inneren Planeten noch relativ gering, bei den äußeren Planeten werden sie sehr groß.
Allerdings muss ich dich darauf hinweisen, dass die Titus-Bode-Regel keine wissenschaftliche Gültigkeit hat. Kein ernsthafter Astronom hält diese Regel für eine physikalische Gesetzmäßigkeit. Die Tatsache, dass in der Formel nicht einmal die Masse der Planeten auftaucht, zeugt eigentlich davon, dass die Formel keine Gesetzmäßigkeit ist, denn die Masse spielt sicherlich eine Rolle, wie sich die Planeten anordnen.
Die Regel ist nicht mehr als eine Zahlenspielerei, wo man nach einem mathematischen Weg gesucht hat, die schon bekannten Abstände der Planeten durch eine einfache Formel auszudrücken. Nur mit Physik hat es im Prinzip gar nichts zu tun.
Und allgemeingültig ist sie schon gleich 3x nicht, denn die Formel versagt kläglich an den Planetensystemen, die man z.B. um andere Sterne gefunden hat und die komplett anders angeordnet sind, als unser Sonnensystem. Bei fast allen Planetensystemen sind nämlich die großen Gasriesen sehr nahe am Zentralgestirn, während sie bei uns weit draußen sind. Unser Sonnensystem scheint also eher die Ausnahme als der Regelfall im Universum sein.
Also nicht allzuviel erwarten von dieser Formel…
mfg
deconstruct
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Salut,
Allerdings muss ich dich darauf hinweisen, dass die
Titus-Bode-Regel keine wissenschaftliche Gültigkeit hat. Kein
ernsthafter Astronom hält diese Regel für eine physikalische
Gesetzmäßigkeit. Die Tatsache, dass in der Formel nicht einmal
die Masse der Planeten auftaucht, zeugt eigentlich davon, dass
die Formel keine Gesetzmäßigkeit ist, denn die Masse spielt
sicherlich eine Rolle, wie sich die Planeten anordnen.Die Regel ist nicht mehr als eine Zahlenspielerei, wo man nach
einem mathematischen Weg gesucht hat, die schon bekannten
Abstände der Planeten durch eine einfache Formel auszudrücken.
Nur mit Physik hat es im Prinzip gar nichts zu tun.
Meine ich auch.
Und allgemeingültig ist sie schon gleich 3x nicht, denn die
Formel versagt kläglich an den Planetensystemen, die man z.B.
um andere Sterne gefunden hat und die komplett anders
angeordnet sind, als unser Sonnensystem. Bei fast allen
Planetensystemen sind nämlich die großen Gasriesen sehr nahe
am Zentralgestirn, während sie bei uns weit draußen sind.
Wegen dieser Tatsache dürften andere Bahnen, die in solchen Systemen die Titus-Bode-Regel erfüllen außerhalb der inneren „Hot Jupiters“ kaum möglich sein (also die Plätze 2,3,4 im Titus-Bode-Diagramm wären gravitativ instabile Bahnen).
Unser Sonnensystem scheint also eher die Ausnahme als der
Regelfall im Universum sein.
Wohl wahr. Jedoch muß man Acht geben: die Suche findet bevorzugt just solche Systeme wie sie bis jetzt veröffentlicht sind einfach auf Grund der Methodik (große Planeten auf engen Bahnen werden mit Radialgeschwindigkeiten eher gefunden).
Also nicht allzuviel erwarten von dieser Formel…
Dem stimme ich zu.
Weihnachtliche Grüße,
Ingo
Jetzt habe ich zum ersten Mal einre wirklich überzeugende Antwort auf die Frage nach Titus/Bode-Reihe und der Realität. Aber trotzdem hat diese Theorie etwas gebracht: nämlich die Entdeckung des Asteroidengürtels.
Ich grüße die Runde herzlich und ich wünsche ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr.
Alexander
Unser Sonnensystem scheint also eher die Ausnahme als der
Regelfall im Universum sein.Wohl wahr. Jedoch muß man Acht geben: die Suche findet
bevorzugt just solche Systeme wie sie bis jetzt veröffentlicht
sind einfach auf Grund der Methodik (große Planeten auf engen
Bahnen werden mit Radialgeschwindigkeiten eher gefunden).
Da hast du natürlich recht, da eben schwere Planeten die eng um das Zentralgestirn kreisen, viel besser zu beobachtende Effekte hervorrufen, als ein Planet, mit größerem Abstand zum Stern.
Aber einige der gefunden Planeten entsprechen auch z.B. unserem Jupiter. Der Planet, der z.B. um HD72659 gefunden wurde (http://exoplanets.org/esp/hd72659/hd72659.shtml), hat in etwa 3 Jupitermassen und ist mit 4,5 AE auch ungefähr soweit vom Stern entfernt wie dieser. Also man ist durchaus in der Lage, Jupiter-ähnliche Planeten in relativ großem Abstand zum Stern zu entdecken. Da dies aber eben sehr selten ist, denke ich trotzdem, dass unser Sonnensystem nicht der Regelfall ist.
Übrigens zeigen dass auch Computersimulationen, wo man versucht hat, die Entstehung eines Sonnensystems nachzuspielen. Bei diesen Simulationen ordnen sich die großen Gasplaneten fast immer in ganz engen Bahnen um den Stern an.
mfg
deconstruct
Da hast du natürlich recht, da eben schwere Planeten die eng
um das Zentralgestirn kreisen, viel besser zu beobachtende
Effekte hervorrufen, als ein Planet, mit größerem Abstand zum
Stern.
Aber einige der gefunden Planeten entsprechen auch z.B.
unserem Jupiter. Der Planet, der z.B. um HD72659 gefunden
wurde (http://exoplanets.org/esp/hd72659/hd72659.shtml), hat
in etwa 3 Jupitermassen und ist mit 4,5 AE auch ungefähr
soweit vom Stern entfernt wie dieser. Also man ist durchaus in
der Lage, Jupiter-ähnliche Planeten in relativ großem Abstand
Ja - aber gerade so: Jupiter braucht gut 11 Jahre für einen Umlauf. Um einen Planeten zu entdecken muß man mindestens die halbe Umlaufzeit Beobachtungspunkte haben. Man mißt aber erst seit etwa '95, so daß es gerade erst möglich wird - und dann kommen die Planeten mit ihren Radialgeschwindigkeiten auch sehr schnell in die Größenordnung der Meßgenauigkeit von 3m/s.
zum Stern zu entdecken. Da dies aber eben sehr selten ist,
denke ich trotzdem, dass unser Sonnensystem nicht der
Regelfall ist.
Das läßt sagen.
Übrigens zeigen dass auch Computersimulationen, wo man
versucht hat, die Entstehung eines Sonnensystems
nachzuspielen. Bei diesen Simulationen ordnen sich die großen
Gasplaneten fast immer in ganz engen Bahnen um den Stern an.
Nun, da muß man vorsichtig sein. Die Planetensystementstehung ist alles andere als verstanden. Es gibt Prozesse, die die Planeten inwärts und andere, die sie auswärts wandern lassen.
Inwärts wirkt vor allem die Reibung und der damit verbundene Bahndrehimpulsverlust und auswärts u. U. die gravitative Wirkung der durch die Protoplaneten hervorgerufenen Dichtewellen im protoplanetarem Nebel.
Von zuhause kann ich über Weihnachten jetzt aber gerade keine guten Referenzen liefern.
Im Zweifel: http://www.arxiv.org und im astro-ph nach „planet formation“ im Titel suchen.
Viele Grüße,
Ingo
Ja - aber gerade so: Jupiter braucht gut 11 Jahre für einen
Umlauf. Um einen Planeten zu entdecken muß man mindestens die
halbe Umlaufzeit Beobachtungspunkte haben. Man mißt aber erst
seit etwa '95, so daß es gerade erst möglich wird - und dann
kommen die Planeten mit ihren Radialgeschwindigkeiten auch
sehr schnell in die Größenordnung der Meßgenauigkeit von 3m/s.
Hmm, das ist ein Punkt den ich so noch nicht überdacht habe. Das
könnte natürlich auch ein Grund sein, wieso mehr schwere, nahe
Planeten gefunden wurden.
Übrigens zeigen dass auch Computersimulationen, wo man
versucht hat, die Entstehung eines Sonnensystems
nachzuspielen. Bei diesen Simulationen ordnen sich die großen
Gasplaneten fast immer in ganz engen Bahnen um den Stern an.Nun, da muß man vorsichtig sein. Die Planetensystementstehung
ist alles andere als verstanden. Es gibt Prozesse, die die
Planeten inwärts und andere, die sie auswärts wandern lassen.
Eine Simulation heisst natürlich nicht, dass dies so ist. Aber
zumindest mit unserem bisherigen Wissen ergeben die Simulationen das.
Vielleicht ist das Ergebnis der Simulation anders, wenn wir mal die
Planetenentstehung besser verstehen. Ich wollte die Simulation ja nur
als Indiz anführen, nicht als etwas was Beweiskraft hat.
Inwärts wirkt vor allem die Reibung und der damit verbundene
Bahndrehimpulsverlust und auswärts u. U. die gravitative
Wirkung der durch die Protoplaneten hervorgerufenen
Dichtewellen im protoplanetarem Nebel.
Afaik ist die größte treibende Kraft nach aussen die sehr starken
Sonnenwinde die ein junger Stern in den Raum bläßt. Muss ich mal
nochmal nachlesen, bin jetzt grad zu faul, danach zu suchen 
Ich wünsch jetzt auch erstmal Frohe Weihnachten,
deconstruct
Ja - aber gerade so: Jupiter braucht gut 11 Jahre für einen
Umlauf. Um einen Planeten zu entdecken muß man mindestens die
halbe Umlaufzeit Beobachtungspunkte haben. Man mißt aber erst
seit etwa '95, so daß es gerade erst möglich wird - und dann
kommen die Planeten mit ihren Radialgeschwindigkeiten auch
sehr schnell in die Größenordnung der Meßgenauigkeit von 3m/s.Hmm, das ist ein Punkt den ich so noch nicht überdacht habe.
Das
könnte natürlich auch ein Grund sein, wieso mehr schwere, nahe
Planeten gefunden wurden.
Das ist ganz klar (zumindest auch) ein Auswahleffekt - Planeten von Erdgröße auf Erdbahnen kann man schlichtweg nicht nachweisen mit heutigen Methoden.
Es bleibt auf Darwin oder Kepler zu hoffen, die wesentlich genauer arbeiten können sollen.
Übrigens zeigen dass auch Computersimulationen, wo man
versucht hat, die Entstehung eines Sonnensystems
nachzuspielen. Bei diesen Simulationen ordnen sich die großen
Gasplaneten fast immer in ganz engen Bahnen um den Stern an.Nun, da muß man vorsichtig sein. Die Planetensystementstehung
ist alles andere als verstanden. Es gibt Prozesse, die die
Planeten inwärts und andere, die sie auswärts wandern lassen.Eine Simulation heisst natürlich nicht, dass dies so ist. Aber
zumindest mit unserem bisherigen Wissen ergeben die
Simulationen das.
Vielleicht ist das Ergebnis der Simulation anders, wenn wir
mal die
Planetenentstehung besser verstehen. Ich wollte die Simulation
ja nur
als Indiz anführen, nicht als etwas was Beweiskraft hat.
Klar, das hatte ich auch so nicht verstanden. Nur kommt es beim Schreiben solcher Simulationen immer darauf an, was man alles in sie hineinsteckt, sprich welche Prozesse alle berücksichtigt werden. Und da fängt genau das Problem an: es ist nicht wirklich klar und bekannt, was alles eine wesentliche Rolle spielt - und um wirklich alles und in 3D zu rechnen wird es auch mit den heutigen Computern haarig bis kaum möglich - und dann vergißt man doch etwas, einfach, weil man nicht dran denkt, daß dieses oder jenes einen Einfluß haben kann.
Welche Prozesse als dominierend angesehen werden hängt noch zu größeren Teilen vom Autor des entsprechenden Artikels ab, den man gerade liest.
(Langsam fange ich an zu begreifen *was* da alles eine Rolle spielen kann: ich schreibe meine Diplomarbeit über experimentelle Untersuchungen der Eigenschaften bzw. des Verhaltens solcher astrophysikalischen Aerosole (protoplanetare Scheiben sind ja genau das) - und die verhalten sich nicht immer so wie man sich das gemeinhin überlegt)
Inwärts wirkt vor allem die Reibung und der damit verbundene
Bahndrehimpulsverlust und auswärts u. U. die gravitative
Wirkung der durch die Protoplaneten hervorgerufenen
Dichtewellen im protoplanetarem Nebel.Afaik ist die größte treibende Kraft nach aussen die sehr
starken
Sonnenwinde die ein junger Stern in den Raum bläßt. Muss ich
mal
nochmal nachlesen, bin jetzt grad zu faul, danach zu suchen
Meines Erachtens sind diese weniger als eine treibende Kraft, die Planeten nach außen treiben als daß diese im Endeffekt durch ihren Druck die Staubscheibe „wegpusten“ und somit die Zeitskala für die Planetenentstehung definieren - wenn der Stern über die TTauri-Phase hinaus ist, dann hat er auch seine Scheibe verloren und die Planetenentstehung muß beendet sein.
Ich wünsch jetzt auch erstmal Frohe Weihnachten,
Jou, ebenso,
Ingo