Tod im Buddhismus

Ich muss ein Referat über Buddhismus halten.
Das meiste haben ich schon, es fehlt uns nur noch eine Frage, nämlich welche Bedeutung dem Friedhof im Buddhismus zukommt.
Ich haben schon das komplette Internet (natürlich nicht das GANZE) durchforstet und auch die Lexika. Nix.
Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Danke schon mal ich voraus.

Moin,

Das meiste haben ich schon, es fehlt uns nur noch eine Frage,
nämlich welche Bedeutung dem Friedhof im Buddhismus zukommt.
Ich haben schon das komplette Internet (natürlich nicht das
GANZE) durchforstet und auch die Lexika. Nix.

Kein Wunder, dass du nichts finden konntest :smile:
Im Buddhismus hat der Friedhof keine besondere Bedeutung. Die Handhabung der körperlichen Überreste erfolgt im Allgemeinen nach landesüblichen Gepflogenheiten, die sich aber auch zwischen mehrheitlich buddhistischen Ländern zu sehr unterscheiden, als dass man tatsächlich von einer allgemein buddhistischen Bestattungskultur sprechen könnte.

Gruß
Marion

Friedhof und Meditation
Hi Marion.

Im Buddhismus hat der Friedhof keine besondere Bedeutung.

Indirekt schon. Nämlich als Stätte der Meditation über die Vergänglichkeit.

Hier zwei zufällig gefundene Quellen (nicht so übermäßig expertenhaft), die das bestätigen, was mir ohnehin aus der Literatur bekannt ist:

http://www.ciao.de/Buddhismus__Test_2098715

Zitat:

„Deshalb ist für buddhistische Mönche die Erinnerung des Todes von großer Bedeutung. Sie werden angewiesen, sich auf einem Friedhof oder in einem Grab niederzulassen und über die Asche der Körper, die verbrannt worden sind, und über die Leichen, die dort in verschiedenen Stadien des Verfalls liegen, nachzudenken.“

http://religion.orf.at/projekt02/news/0301/ne030115_…

Zitat:

„Nichtsdestotrotz ortet Kronika ein Bedürfnis der buddhistischen Gemeinschaft in Österreich, nach einem eigenen Friedhof. „Viele meinen, wenn ich als Buddhist lebe, dann will ich auch als solcher begraben werden“, so der Generalsekretär. Der eigene Bereich am Zentralfriedhof soll es den Mitgliedern der Religion auch erlauben, ungestört ihre eigenen Bestattungszeremonien abzuhalten. „Der Friedhof soll auch ein Platz zum Meditieren sein“, meinte Kronika.“

Gruß

Horst

Moin,

Im Buddhismus hat der Friedhof keine besondere Bedeutung.

Indirekt schon. Nämlich als Stätte der Meditation über die
Vergänglichkeit.

Man kann auch im Schlachthof, vor einem Komposthaufen oder angesichts von alten Familienphotos über Tod und Vergänglichkeit kontemplieren. Dennoch würde ich nicht davon Reden, dass Schlachthöfe, Komposthaufen oder Familienphotos eine besondere Bedeutung für den Buddhismus haben, sondern dass Kontemplation über Tod und Vergänglichkeit eine besondere Bedeutung im Buddhismus hat.

"Nichtsdestotrotz ortet Kronika ein Bedürfnis der
buddhistischen Gemeinschaft in Österreich, nach einem eigenen
Friedhof.

Mir scheint, dass hier eher die europäische Friedhofskultur eine Rolle spielt, in der eben auch europäische Buddhisten sozialisiert wurden, und weniger der Buddhismus an sich. Ein ganz wichtiger Punkt wäre für mich die Ungestörtheit, bestimmte Rituale abzuhalten (die häufig aus den Kulturen entlehnt sind, deren Tradition ein europäischer Buddhist folgt), ohne das ansonsten vermutlich eher christliche geprägte Friedhofsumfeld zu stören. Die Art der dort geplanten Anlage scheint auch vollständig der Kreativität der Planer zu entspringen und zeigt somit auch, dass es eben keine allgemeine Friehofskultur im Buddhismus oder in Europa bislang gibt.

Gruß
Marion

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populäres Missverständnis
Hallo Horst,

http://www.ciao.de/Buddhismus__Test_2098715

das ist in der Tat nicht „übermäßig expertenhaft“. Das hier:

Sie werden angewiesen, sich auf einem
Friedhof oder in einem Grab niederzulassen

ist sogar kompletter Stuss. Die kanonische Grundlage dieser Meditation findet sich im Maha-Satipatthana-Sutta (DN 22) und dort ist von einem „als ob“ die Rede:

O Mönche: als sähe der Mönch einen Körper, auf das Leichenfeld geworfen, einen Tag nach dem Tode, zwei Tage nach dem Tode oder drei Tage nach dem Tode, aufgedunsen, verfärbt und verfaulend. Da wendet er es auf eben diesen (seinen eigenen) Körper an: „Auch dieser Körper ist so geartet, so beschaffen, wird dem nicht entgehen!“

Dies ist die erste der sog. 9 Leichenfeld-Betrachtungen, diese wiederum stellen eine von 6 traditionellen Sati-Übungen in Bezug auf den Körper dar. Die Körperbetrachtungen wiederum sind nur einer der vier Pfeiler der Achtsamkeit (sati), hinzu kommen Gefühlsbetrachtungen, Geistbetrachtungen und Betrachtungen der Geistobjekte. Dies so ausführlich nur, um den tatsächlichen Stellenwert der Leichenfeld-Betrachtung etwas zu verdeutlichen. Dass diese spezielle Übung manchmal von jemandem zur Unterstützung auch auf einem Friedhof durchgeführt wird, mag vorkommen - Regel ist es nicht und schon gar nicht wird man als Möch oder Laie generell dazu „angewiesen“.

Dass ‚sati‘ nichts mit „nachdenken“ zu tun hat und auch von „Asche“ im Zusammenhang mit dieser Übung nicht die Rede ist (Kremierung ist allerdings die wohl häufigste Bestattungsart bei Buddhisten) sei nur am Rande erwähnt.

Das ganze wird wohl nur deswegen so gerne und in einem Ausmaß, das seiner tatsächlichen Bedeutung unangemessen ist, kolportiert, weil es in westlichen Ohren so schön morbide klingt.

Da wir gerade beim Morbiden sind: buddhistische Mönchsgewänder wurden ursprünglich auch aus Tuchresten gefertigt, in die Leichen eingewickelt waren und die an Verbrennungsplätzen zururückblieben und dort gesammelt wurden. Die Lumpen wurden gründlich gewaschen, einheitlich gefärbt und zusammengenäht. Auch das hat mit Bestattungsbräuchen eher nur am Rande zu tun - zumal diese Praxis im Laufe der Zeit außer Gebrauch kam.

Freundliche Grüße,
Ralf

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