Tötung in den Religionen

Hallo,

Was wäre, wenn wir bei jedem Schweinebraten das Schwein selbst
töten müssten, würdest Du es tun?

Die Supermerkt Fleischtheken sind eine sehr neue Erfindung. Unsere Vorfahren mußten seit zig-tausenden Jahren Tiere töten und essen um selbst zu überleben. Und wenn du ein Schwein brauchst um zu überleben, fragst du nicht, ob du es töten würdest, sondern wie du es am sichersten und schnellsten töten kannst.

Mir geht es also - wie Du siehst - um die innere Haltung beim
Töten.

Wenn man nicht im Überfluß lebt ist die innere Haltung Dankbarkeit darüber, daß man auch an diesem Tage zu essen hatte. Und aus dieser Dankbarkeit heraus ergibt sich eine sehr hohe Achtung vor jeglicher Kreatur, was sich darin äußert nur zu nehmen was zum Leben notwendig ist. Die Naturvölker leben noch heute nach dieser Maxime.

Gruß Steffi

BS"D

der Umstand ist mir bekannt. Aber ich denke, daß auch ein
Tiermorden stattfindet.

Nach Sicht der Tora kann man alleine Menschen ermorden. Dieses hat mit dem Unterschied zwischen Mensch und Tier zu tun. Wenn du diesen Unterschied aufhebst, dann bewegst du dich von der Tora weg, welche deutlich davor warnt, dieses zu tun. Denn dadurch wird nicht das Tier auf eine moralisch höhere Ebene gehoben, sondern der Mensch auf die Ebene des Tieres herabgesunken.

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BS"D

woraus entnimmst Du, daß es nur Menschen gilt?

Das ergibt sich aus der Wurzel des Wortes und der hebräischen Grammatik einerseits und dem Inhalt der Tora andererseits, welche hier deutlich unterscheidet und „morden“ nie auf Tiere anwendet.

Ich bin der Meinung daß auch Tiere aus niederen Beweggründen
ermordet werden. Denke nur an Profit…

Das ist alles richtig, nur ist ein Mord nach der Tora anders definiert. Diese Trennung hier aufzuheben macht im weiteren auch keinen Sinn, da dann die Grenzen und auch die Moral anfangen zu verschwinden. Darum trennt die Tora hier auch deutlich, ohne dabei zu vergessen, dass auch Tiere zu achten sind und Gefühle und eine Seele haben. Du kannst dich also auch hier gegen Grausamkeit stellen, ohne gleich den Mord an Menschen zu entwerten.

BS"D

Mir geht es also - wie Du siehst - um die innere Haltung beim
Töten.

Warum suchst du dann den Umweg über die Tora über deine eigenen Wortbedeutungen nach hier? Das ginge auch direkter, da auch die Tora sich dazu äussert, ohne dabei die ganze Grammatik zu verbiegen. Auch hier ist das Töten von Tieren aus Ausweg gesehen, als „Notlösung“ an unsere eigene Erdverbundenheit. Aus diesem Grund sollte uns das genau bewusst sein und es ist uns nach der Tora alleine erlaubt Tiere als Nahrung zu töten. Jede andere Tötung von Tieren ist nach der Tora verboten. Und auch das Töten aufgrund von Nahrungserwerb ist stark eingeschränkt, da uns beim Töten wie auch beim Essen immer klar sein soll, dass es sich hierbei um ein Lebewesen handelt(e), das leidet und eine Seele hat.

Ansonsten, ja, ich habe schon Tiere getötet, wie wohl jeder hier auf der Liste (und sei es nur die Mücke an der Wand) und ja, ich leide dabei mit.

sorry dass ich mich einmische…

…aber über diesen Satz habe ich so gelacht, dass ich ihn einfach nochmal zitieren muss. Hunde und Katzen. Von ihren Ehemännern und Frauen umgebracht? Oder, da es ja Ihren heißt, von MEINEN (oder Werners?) Exehemännern oder Frauen? Da tun sich Abgründe auf, die Tiermord fast übersteigen.

Korinthenkackergrüße von Sonja, die (damit wenigstens irgendwas zum Thema passt) keine Tiere mit Absicht tötet, auch keine Mücken.

wie oft schon wurden die Hunde oder Katzen von

Ihren Ex-Ehemännern oder Frauen aus Eifersucht ermordet?

Hi Werner,

Nicht daß ich wüßte. Wo steht das? In 2. Mo. 20.13 steht
לא תרצח.

Mag sein, dass Du mit Deiner Vermutung bezüglich Mikhael recht
hast, ich (und sicher viele andere) sind des Hebräischen
jedoch nicht mächtig. Würde mich daher interessieren wie es
korrekt übesetzt werden müsste.

Es war ja schon vorher von Elimelech erklärt worden, daß es „du sollst nicht morden“ heißt. D.h. widerrechtliches Töten - gemessen an dem umfangreichen Gebots- und Verbotskatalog in den mosaischen Büchern. Das war auch schon vor der Übersetzung Martin Bubers immer schon klar.

Da Mikhael das ansich ja auch wußte, habe ich mir eine leicht ironische Formulierung erlaubt.

Im Übrigen gibt es ja inzwischen oben einen eigenen Thread zu dem Thema.

Gruß

Metapher

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Hallo Mikhael,
im Buddhismus kennt man bestimmte Gruppen von Gelübden, die man auf sich nimmt.

Zunächst zum Theravada, also dem Buddhismus, wie er in Sri Lanka und Südostasien heimisch ist.

Allgemein verbindlich für alle, die sich als Buddhisten verstehen, ist eine Gruppe von fünf moralischen Regeln, idR pancasila (‚fünf Sittlichkeiten‘) genannt. Die korrekte Bezeichnung für diese Regeln ist sikkhapada, etwa „Stufen der Übung“. Es handelt sich also nicht um ‚Gebote‘, sondern um Verhaltensweisen, in denen man sich übt - und bei denen es folgerichtig auch unterschiedliche Grade der ‚Geübtheit‘ gibt.

Die erste dieser Regeln lautet (in der Formulierung als Gelübde):
Panatipata veramani sikkhapadam samadiyami - etwa:
„Ich nehme die Übung auf mich, mich des Tötens zu enthalten.“

Dies wird allgemein so verstanden, dass damit auch das Töten von Tieren gemeint ist. Dies erhellt u.a. auch daraus, dass der Aspekt „Rechter Lebenserwerb“ des achtfachen edlen Pfades so ausgelegt wird, dass u.a. der Beruf des Schlachters diesem Aspekt buddhistischer Praxis widerspricht.

Andere Gruppierungen von Regeln (dasa-sila, 10 Sittlichkeiten, und attha-sila, acht Sittlichkeiten) ergänzen diese fünf Regeln um weitere fünf (bei Novizen und Mönchen) auf 10 oder um drei (für Laien an vier Tagen im Monat) auf 8, wobei bei letzterer Gruppierung die siebte und achte Regel des 10er-Satzes zu einer zusammengefasst werden - es wird also lediglich die 10. der Mönchsregeln nicht beachtet (kein Kontakt mit Geld oder Edelmetallen). In jedem Fall ist und bleibt die Regel des Nicht-Tötens die erste und wichtigste.

Das bedeutet freilich keine Verpflichtung zum Vegetarismus (auch wenn dieser bei Mönchen die Regel ist). Tiere zu essen, die von Anderen (z.B. einem muslimischen Schlachter) getötet wurden, wird allgemein als akzeptabel angesehen. Mönche sind sogar dazu verpflichtet, das ihnen gespendete Essen zu verzehren, auch wenn es Fleisch enthält. Dazu gehört allerdings als Voraussetzung, dass sie weder aus eigener Kenntnis noch durch Mitteilung durch andere wissen, dass das Tier speziell für sie geschlachtet wurde. Selbst eine begründete Vermutung, dass dies so ist, erfordert (oder erlaubt) schon die Ablehnung. Natürlich darf bei der Essensspende erst recht nicht speziell um Fleisch gebeten werden.

Im Mahayana-Buddhismus ist dies sehr ähnlich, doch kommen hier noch die sog. Bodhisattva-Gelöbnisse hinzu, die sowohl von Mönchen als auch von Laien abgelegt werden können (nicht müssen, versteht sich). Die tibetische Tradition der Bodhisattva-Gelübde ist sehr komplex und mir nicht in den Einzelheiten bekannt. Die ostasiatische Tradition folgt im Allgemeinen dem Mahayana-Brahmajala-Sutra mit 10 Haupt- und 48 Nebengelübden. Das erste Hauptgelübde lautet:

_Ein Schüler des Erwachten [Buddha] soll nicht selbst töten, Andere ermutigen, zu töten, durch förderliche Mittel töten*, Töten loben, sich als Zeuge am Töten erfreuen oder durch Beschwörungen oder üble Mantras töten.

Er darf nicht die Ursachen, Bedingungen, Methoden oder das Karma des Tötens schaffen und soll nicht absichtlich irgendein Lebewesen töten.

Als ein Schüler des Erwachten sollte er den Geist des Mitgefühls und kindlichen Respekts nähren und sich stetig um geeignete Mittel bemühen, alle Wesen zu retten und zu schützen. Wenn er stattdessen darin versagt, sich selbst zu zügeln und ohne Gnade fühlende Wesen tötet, so begeht er ein Parajika-Vergehen**._

Anmerkungen:
*Töten mit ‚förderlichen Mitteln‘ bedeutet, Anderen das Töten von Wesen zu erleichtern. Darunter fällt z.B. die Teilnahme als Treiber an einer Treibjagd - aber auch etwa der Transport von Schweinen zum Schlachthof.

**Ein Parajika-Vergehen führt automatisch zum Ausschluss aus der Gemeinschaft der Schüler Buddhas.

Ergänzend zu diesem ersten Hauptgelübde tritt hier noch das dritte Nebengelübde, das strikte vegetarische Ernährung vorschreibt. Die Empfehlung vegetarischer Ernährung findet sich auch in anderen Mahayana-Sutren, insbesondere im Lankavatara-Sutra, das diesem Thema ein ganzes Kapitel widmet.

In manchen Mahayana-Traditionen (z.B. im Soto-Zen) gibt es eigene Formulierungen der Bodhisattva-Gelübde, die sich im Geist jedoch nicht von denen des Brahmajala-Sutra unterscheiden.

Um Missverständnisse zu vermeiden, möchte ich noch klarstellen, dass all die genannten Regeln und Gelübde nicht mit den Mönchsregeln identisch sind - sie sind (bis auf die Bodhisattva-Gelübde) jedoch in ihnen mit enthalten. Der Regelkanon umfasst für Mönche 227 und für Nonnen 311 Einzelregeln (Theravada-Tradition) bzw. 253 und 364 (Mulasarvastivada-Tradition in Tibet und Mongolei) oder 250 und 348 Einzelregeln (Dharmaguptaka-Tradition in Ostasien). In den sog. Kamakura-Schulen des japanischen Buddhismus (Tendai, Shin, Nichiren, Zen …) wurden diese Vinaya-Regeln allerdings völlig durch die Bodhisattva-Gelübde sowie spezielle Klosterregeln (shingi) ersetzt.

Freundliche Grüße,
Ralf

Tötung im Buddhismus

Moin,

Als ein Schüler des Erwachten sollte er den Geist des
Mitgefühls und kindlichen Respekts nähren und sich stetig um
geeignete Mittel bemühen, alle Wesen zu retten und zu
schützen.

Um dies mal mit ein paar Beispielen zu verdeutlichen: Es geht hier also nicht nur darum, nicht aktiv und absichtlich Lebewesen zu töten, sondern auch darum zu vermeiden, dass dies z.B. „unbeabsichtigt“ geschieht. Zum Beispiel kann man schon mal darauf achten, dass man beim Spaziergang keine Schnecken oder Käfer zertritt, dass man keine Lebensräume von Lebewesen zerstört, dass man landwirtschaftliche Produkte kauft, die ohne Anwendung von Pestiziden hergestellt wurden. Wenn man sich dies zu Herzen nimmt, dann wird man automatisch mit der Zeit „achtsamer“, macht sich Gedanken über Umweltschutz, Artenvielfalt usw.

Ein Lehrer von mir brachte mal das Beispiel, dass es sicher löblich wäre, ein Tier z.B. vorm Schlachten zu bewahren oder eine Krötenwanderung zu bewachen, aber wieviel Verdienst sammelt dann erst einer an, der z.B. einen alten gammeligen Wollteppich vor der Verbrennung bewahrt, und damit unzähligen Kleinstlebewesen (Milben etc.) das Leben rettet :smile:

Wie weit hier jeder einzelne gehen möchte, muss er natürlich selbst entscheiden, darum wird ein entsprechendes Gelübte ja auch als Übungsweg angesehen. Ein „Du sollst nicht Töten“ als Gebot wäre in diesem Sinne auch gar nicht praktikabel, denn wir töten ständig Lebewesen, egal wie achtsam wir auch sein mögen.

Wer speziell an Gelübten im tibetischen Buddhismus interesse hat, der mag nochmal nachfragen. Das würde in diesem Kontext zu weit führen.

Gruß
Marion