der rechte Umgang mit Dämonen
Hi Andy
es wird über nicht so soviel Aberglaube verbreitet wie über die Frage, was Aberglaube eigentlich sei 
Das „aber“ ist eine andere Form von „über“. Und mit _Über_glaube wurde das lat. superstitio übersetzt. Damit waren Glaubensinhalte und Handlungsweisen gemeint, die zum Christentum Bekehrte aus ihren früheren religiösen Vorstellungen herübergerettet hatten, deren Sinn sie aber nicht mehr verstanden. Dieser Über(gebliebene)Glaube war dann oft mit den Glaubensinhalten der neuen Hauptreligion nicht mehr so ganz vereinbar und wurde daher als „Beiglaube“ behandelt - in dieser Bedeutung wird heute das Wort „Aberglaube“ verwendet.
Der Witz an dieser Sache ist, daß gerade in der christlichen rituellen Zeremonie, Mythologie und Dämonologie (dies beides als Sammlung von Mythen und Dämonenvorstellungen verstanden - nicht als gleichnamige Wissenschaften), nur ganz wenig zu finden ist, das man als originär christlich (oder auch jüdisch) identifizieren könnte. Fast alles rein Kultische ist aus denjenigen Kulten entnommen (in verwandelter Form natürlich), denen sich das Christentum (meist gewaltsam) überlagerte.
Man braucht sich nur mal genau die Fassage eine franz. Kathedrale anzuschauen, um das zu erkennen. Z.B. die „Teufel“, die der Welt den nackten Arsch entgegenstrecken…
Das hier und im vorigen diesbezüglichen Thread Angesprochene bezieht sich auf Dämonenvorstellungen und auf den Umgang mit ihnen.
Sofern im Christentum Dämonen angenommen werden (und das hat mit Fundamentalismus nicht die Bohne zu tun - es ist rein religionshistorisch zu erklären), wird mit ihnen natürlich auch „angemessen“ umgegangen. Es gehört zu den Grundregeln des Umgangs mit solchen „Gestalten“ in allen Völkern und Religionen, daß es zwei grundverschiedene Techniken der Bewältigung oder Abwehr von schädlichen Dmämonen gibt:
Das ist
- die Spiegelungs- oder Analog-Magie
- hier tut man dasselbe wie der Dämon und verjagt ihn dadurch
- die Komplementär- oder Kontrast-Magie
. hier tut man das Gegenteil wie der Dämon und verjagt ihn dadurch
Beides erfordert - so die magischen Vorstellungen - enmtsprechende psychische Fähigkeiten dessen, der die Praktiken ausführt.
Vieles von solchen Techniken ist nun eben auch in den nichtreligiös verstandenen Alltag übergegangen.
Ein Beispiel davon ist das erwähnte „toi toi toi“:
Es ist eine Literarisierung einer eigentlich lautlichen Geste (so was wie „hm“ oder „pah“ oder „tz tz tz“), in diesem Fall des Spuckens : Das „dreimal über die Schulter Spucken“ ist eine Technim der Dämonenabwehr. Der „Bespuckte“ wird damit immunisiert.
Der oder das so Geschützte kann auch eine Situation sein, nicht nur eine Person. Daher hat es sich besonders im Theater erhalten. Aus der Theatersprache kommt nämlich auch das Wort „toi toi toi“. Die Schauspielerei ist übrigens voll von sochen Überresten der Dämonenabwehr: So darf man z.B. hinter den Kulissen nicht flöten und strneg verboten ist es, private Kleidungssstücke oder Gegenstände auf der Bühne als Requisite zu verwenden … 
„Hals- und Beinbruch“ ist ein typischer Spruch der Analog-Magie: Man „wünscht“ paradoxerweise das, was die schadenwollenden Dämonen tun wollen und verhindert deren Tätigkeit damit.
Grüße
Metapher