Hab mir sein Kapitel Drittes Reich nochmal durchgelesen und will mal kurz auf Deine Kritikpunkte eingehen:
Hi!
Der Text, auf den du hinweist, ist eine journalistische
Arbeit, keine wissenschaftliche. Es ist eine gutgemeinte
Meinung, mit den Argumenten wie
„Durch seinen auch in den obengenannten Interviews von ihm
selbst mehrfach erwähnten starken Hang zum Mediterranen (auch
dadurch, daß seine Großmutter Italienerin und seine Mutter
Halb-Slawin war) sowie seine Vorliebe für Komponisten wie
Albéniz und Respighi erweist sich der gegenüber Marx
gelegentlich erhobene Vorwurf des übertriebenen Patriotismus
als gegenstandslos und unbegründet.“
Das klingt nicht besonders sauber.
Also ich finde nicht, daß das unsauber klingt. Wenn Du diese Aussage nicht so aus dem Kontext herausreißt, sondern es im Kontext des gesamten Kapitels Drittes Reich betrachtest, ist diese Aussage nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern nur ein weiteres Argument, mit dem gezeigt werden soll, daß Marx weder Ausländerhasser noch Rassist gewesen sein kann.
Der andere Text wie
„Auch Künstler wie Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler, Hans
Pfitzner, Walter Gieseking oder Oskar Sala wurden schon mit
dem NS-Regime in Verbindung gebracht. Dies hatte von Fall zu
Fall unterschiedliche Ursachen.“
ist in diesem Zusammenhang auch kein aktuelles Wort. Diese
Liste stimmt in der Form nicht. Die Position von jedem hier
erwähnten Musiker war eine besondere, und sie heute zu
relativieren um nur zu verzeihen, wäre einseitig. Da war genug
schlimmes, und darüber verliert der Autor der Josef-Marx-Seite
kein Wort.
Warum sollte der Autor, der eine Webseite über Joseph Marx im Dritten Reich gemacht hat, ausführlich auf Komponistenschicksale anderer eingehen und Einzelheiten über die Fehler von damaligen Künstler oder die Greueltaten des Naziregimes aufzählen? Es war doch wohl klar und deutlich sein Ziel, die Argumente auf das Leben von Marx zu beschränken, auch wenn er oben schreibt, daß sich einige der Aussagen auch auf andere Künstler jener Zeit übertragen lassen. Ich finde ganz und gar nicht, daß der Autor der Website damit irgendetwas „verzeiht“. Ich finde, da hast Du was gewaltig mißverstanden und tust ihm ganz schön Unrecht.
Pro et Contra werden auf solch eine Weise nicht aufgeklärt.
Die Seite ist für diejenige zu empfehlen, die sich für den
Josef Marx interessieren, nicht aber für die „Komponisten im
Dritten Reich“.
Nein. Meiner Meinung nach hat der Autor trotzdem recht, wenn er sagt, daß sich einige seiner Feststellungen auch auf andere Künstler aus der Nazizeit übertragen lassen. Hast Du nicht gelesen, wie er das berühmte Buch von Fred Prieberg (Musik im NS-Staat) zitiert, wonach einer ganzen Menge Künstlern Geld bezahlt wurde? Findet Du wirklich, daß der Autor an solchen Stellen das Thema unbedingt hätte erweitern müssen? Ich denke, das hätte den Rahmen seines Kapitels über Marx und das Dritte Reich auf jeden Fall gesprengt. Aus diesen Gründen bleibe ich dabei und sage weiterhin, daß die Seite sorgfältig recherchiert ist. Hast Du nicht gelesen, daß er mit zahlreichen Freunden und Kollegen von Marx gesprochen hat? Er beruft sich also immer wieder auch auf Zeitzeugen, und das sind glaubhafte Argumente, wie ich finde.
Donovan