Tomaten ausgeizen

Hai, Pflanzologen,

man muß (die meisten) Tomatenpflanzen ja ausgeizen, damit „genug Kraft für die Früchte bleibt“.

Geizt man nicht aus, dann erntet man tatsächlich weniger - aber warum eigentlich?

Müsste nicht mehr Blattmasse zu mehr Photosynthese und damit zu mehr Wachtumspower für die Früchte führen?

fragt
Sibylle

Hallo Sibylle,

das Problem dabei ist, das die Energie ohne „angeizen“ in die Blätter geht und nicht in die Frucht. Bzw. ist das Verhältnis einfach zu schlecht für einen besseren Ertrag.

Hallo Sibylle,

das Problem dabei ist, das die Energie ohne „angeizen“ in die
Blätter geht und nicht in die Frucht. Bzw. ist das Verhältnis
einfach zu schlecht für einen besseren Ertrag.

Hallo,

vielleicht kommt noch eine „Panikreaktion“ dazu. Ganz unwissenschaftlich formuliert, die Tomate denkt sich, Mann geht’s mir dieses Jahr schlecht und bildet daher mehr Samen = Früchte. Sowas ist ja auch von vielen Bäumen bekannt, die bei Trockenstress übermässig viel Samen bilden usw.

Gruss Reinhard

Hi,

vielleicht kommt noch eine „Panikreaktion“ dazu.

es handelt sich um Kulturpflanzen, die nur überleben, weil Züchter sie verkaufen können. Ob das „Ausgeizen“ hierbei irgendeine ürsprüngliche Bedeutung hat - egal, solange dies der Käufer erledigt.

Unromantischen Gruß, Zoelomat

Hai, Reinhard,

Notblüte - hmmm - bei Wiki steht, daß eine Notblüte durch Stickstoffmangel ausgelöst wird, gedüngt wurden alle gleich…

…andererseits ist es durchaus so, daß die ausgegeizten Pflanzen eher jämmerlich aussehen (abgesehen vom reichen und wohlschmeckenden Ertrag), während die nicht-ausgegeizten prächtige Pflanzen sind, aber aus nicht ganz so vielen Blüten wenige Früchte produzieren.
Auch das ältere Laub sieht bei bei den in Ruhe gelassenen Pflanzen fitter und grüner aus.

Gruß
Sibylle

Hi Sibylle,

zum Verfahren des Ausgeizens siehe eventuell:

http://gaertnerblog.de/blog/2006/gartenglossar-tomat…

Müsste nicht mehr Blattmasse zu mehr Photosynthese und damit
zu mehr Wachtumspower für die Früchte führen?

Meine Meinung ist:
Die Tomate (Lycopersicon esculentum) benötigt zum Wachstum viel Wärme [Schmeil/Seybold: „Lehrbuch der Botanik“ I. Band, Verlag Quelle & Meyer, Leipzig (1940) S. 212: „Das einjährige Gewächs braucht zum Gedeihen neben fruchtbaren Boden viel Wärme“].

Nehmen wir an, daß das Wasserangebot konstant ist, so fällt bei Vergrößerung der Blattmasse und bei viel Wärme, weniger Wasser für die Frucht ab.
Die Frucht der Tomate besitzt einen hohen Wassergehalt von ca. 94 % bezogen auf das Frischgewicht [nach Müller/Müller: „Geheimnisse der Pflanzenwelt“ Urania Verlag (1994) S. 73].
Die Größe der Frucht ist der Pflanze wahrscheinlich gleichgültig, da die Anzahl der Samen davon nicht abhängt.
Der Mensch hat gerne große Früchte und reduziert mit Hilfe des Ausgeizens künstlich die Sproß- und Blattmassen-Bildung und damit auch den Wasserverlust.
Die verbliebenen Blätter müssen im Sonnenlicht (primär) Saccharose bilden. Wohin damit? In die Bildung von Blättern/Sproß kann sie nicht gehen, der Mensch versperrrt durch das Ausgeizen laufend diesen Weg.
Die Saccharose wandert in die Wurzel und in die Frucht.
In der Frucht wird sie u.a. in weitere Zucker und in Hemicellulose/Cellulose umgewandelt. Speziell die Zucker ziehen zu ihrer Verdünnung osmotisch einen Teil des vorhandenen Wassers an und vergrößern wunschgemäß die Frucht.

Falls du dich über das Thema weiter informieren möchtest, rufe bei der: „Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan“ an. Da gibt es sicher Reihenversuche zum Thema: Tomatengröße/Wasserangebot/Ausgeizen (Blatt- bzw. Sproß-Masse).

antwortet
watergolf

Hai, Watergolf,

zum Verfahren des Ausgeizens siehe eventuell:

zu spät… :wink:
totzdem ein guter Link

Nehmen wir an, daß das Wasserangebot konstant ist, so fällt
bei Vergrößerung der Blattmasse und bei viel Wärme, weniger
Wasser für die Frucht ab.

Ich gieß meine Pflanzen nach Bedarf - die nicht-Ausgegeizten haben einen höheren Wasserbedarf, der aber gedeckt wird.

Der Mensch hat gerne große Früchte und reduziert mit Hilfe des
Ausgeizens künstlich die Sproß- und Blattmassen-Bildung und
damit auch den Wasserverlust.

Ich habe lieber leckere als große Tomaten - nur die Größe der einzelnen Früchte unterscheidet sich ja kaum, es sind weniger.

Die Saccharose wandert in die Wurzel und in die Frucht.
In der Frucht wird sie u.a. in weitere Zucker und in
Hemicellulose/Cellulose umgewandelt.

Das könnte hinkommen - die ausgegeizten Pflanzen produzieren nicht nur mehr, sondern auch aromatischere Früchte. Aber dennoch bleibt für mich etwas rätselhaft: mehr Blattmasse müsste doch auch mehr Saccharose produzieren?!

Falls du dich über das Thema weiter informieren möchtest, rufe
bei der: „Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan“ an.
Da gibt es sicher Reihenversuche zum Thema:
Tomatengröße/Wasserangebot/Ausgeizen (Blatt- bzw.
Sproß-Masse).

Das werde ich wohl mal tun

Danke
Sibylle

Hai Sibylle,

nicht nur mehr, sondern auch aromatischere Früchte. Aber
dennoch bleibt für mich etwas rätselhaft: mehr Blattmasse
müsste doch auch mehr Saccharose produzieren?!

Das hast du sehr genau erkannt. Mehr Blattmasse produziert tatsächlich mehr Saccharose.
Wenn du es bis hierher geschafft hast, was ist da für dich noch rätselhaft?

Gruß

watergolf

Hai, Watergolf,

Das hast du sehr genau erkannt. Mehr Blattmasse produziert
tatsächlich mehr Saccharose.
Wenn du es bis hierher geschafft hast, was ist da für dich
noch rätselhaft?

Na, daß dieses mehr an Saccharose nicht zu mehr, sondern zu weniger Ertrag führt…

Gruß
Sibylle

Hai Sibylle,

Na, daß dieses mehr an Saccharose nicht zu mehr, sondern zu
weniger Ertrag führt…

Wir betrachten alles zu sehr vom Gesichtspunkt des Menschen aus.
Dir – und den Züchtern - soll die Tomate den Gefallen tun, wenn schon mehr Blattmasse dann auch mehr und größere Früchte zu erzeugen.
In der von uns in Zucht genommenen Tomate steckt immer noch viel Wildform mit ihren beerenartigen Früchten.
Man sollte sich zur Beantwortung deiner Frage – warum mehr Blattmasse nicht automatisch zu mehr Ertrag führt - die Wildform ansehen.

Wahrscheinlich setzt sie die synthetisierte Saccharose bevorzugt als Baustoff für den Stengel und die Blätter ein, um ans Licht zu kommen, bzw. bei seitlicher Ausbreitung, um ihre Konkurrenten zu unterdrücken. Die einzelnen, liegenden Äste können bis zu 4 Meter lang werden.

Dabei wird viel Saccharose als Cellulose für das Dickenwachstum der Zellwand, Zellteilung, Zellvergrößerung, Differenzierung usw. gebunden.
Auch wird sicher Blattmasse vorgehalten um Verluste durch tierische (Miniermotte), pilzliche- und bakterielle- Schädlinge auszugleichen.

Eines Tages wird obiges, züchterische Ziel, wenig Blattmasse, viel Ertrag erreicht sein.

Dann werden deine Enkel im Archiv bei www nachsehen und fragen, warum die Oma denn Tomaten „ausgegeizt“ hat.

Grüße

watergolf

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