Tomaten-Blüten im Haus: Bestäuben? Wenn ja, wie?

Hallo, wegen Fehlplanung blühen meine vorgezogenen Tomatenpflanzen jetzt im Wohnzimmer (55 Tage nach Aussaat). Nach draußen stellen kann ich sie erst Mitte, Ende Mai (wirklich, nicht verhandelbar).

Muss ich beim Bestäuben der Blüten im Wohnzimmer nachhelfen? Einige Webseiten sagen: ja – Blüten

  • mit E-Zahnbürste betrillern,
  • mit Pinsel streicheln oder
  • durchschütteln.

Ich habe weder E-Zahnbürste noch Pinsel.

Welche konkreten Erfahrungen habt Ihr schon gemacht?

Danke!

PS. Letztes Jahr haben meine Tomatenpflanzen aus derselben Samentüte erst draußen geblüht und reich getragen.

https://www.gartenjournal.net/tomaten-bestaeuben
https://www.tomaten-welt.de/wissenswertes/faq/wer-bestaeubt-eigentlich-die-tomaten/

Einen Pinsel kann man sich schnell besorgen und es geht auch ohne relativ viel Aufwand.

Oder Du lässt durch ein offenes Fenster ein paar Hummeln rein und ihnen die Arbeit machen :wink:

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Früh rausstellen und am Abend wieder rein, ist einfacher.

Ich keine, mein Mann macht das immer mit dem Pinsel. Manchmal auch schütteln.

dem? nicht seinen?

Sorry konnte nicht anders :innocent:

Hallo zusammen, Danke für den Input bis jetzt.

Tagsüber rausstellen ist in der konkreten Situation schwierig und die Pflanzen könnten unterwegs knicken - leider, sonst würde ich sie gern rausstellen.

Paar Hummeln reinlassen - ja, und dann ganz langsam einen Cognac im WoZi genießen, oder🤔? (Paar Mücken sind da, aber die reißen wohl nichts an der Tomatenblüte.)

Hallo,

obwohl ich im Garten sehr viele Hummeln und Bienen habe, sehe ich die eigentlich nie an den Tomatenblüten. Ich vermute daher, dass etwas Wind und/oder Schütteln reichen dürfte.
Andererseits: wenn die Tomaten früher blühen, als eingeplant, ist ja auch nicht schlimm, wenn jetzt noch keine Tomaten angesetzt werden. So hätten die Pflanzen mehr Energie zum Wachsen bis es raus geht.

Gruß,
Paran

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Servus,

ja - Tomaten sind technisch auf Selbstbestäubung eingerichtet und kommen prima ohne Insekten klar. Sie zeigen übrigens auch kaum Leistungseinbußen bei dabei unvermeidlich entstehenden Inzuchtlinien, samenechte Sorten kann man mühelos aus eigenem Saatgut nachbauen.

Schöne Grüße

MM

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Ohne äußere Einflüsse wie z.B. Wind o.ä.?
Das wird wohl eher schwierig werden …
@Henrik_Meier hat in seiner Frage schon einen entscheidenden Link gesetzt (vor allem der Zweite)

Hummeln erkennen bereits beim Vorbeifliegen, ob genug Blütenstaub in der Blüte vorhanden ist, ev. haben sie die Tomatenblüten schon längst abgeräumt.

PS: Auch Hummeln sind Bienen :wink:

Eine leichte Bewegung ist notwendig, um die Pollen aus den hängenden oberen Blüten zu schütteln, aber die kann man ohne weiteres von Hand erzeugen, man braucht keinen Hilti dafür oder sowas. Sie sind leicht genug, um nicht gradeaus zu Boden zu fallen, schweben eher im „Herbstlaub-Modus“, und kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit bei einer der unteren Blüten auf der Narbe an.

Schöne Grüße

MM

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Hallo Aprilfisch, Tom, Paran, Danke für neuesten Input.

Klar ist wohl, dass die Tomaten nicht auf Insekten angewiesen sind, wohl aber auf etwas Mechanik wie Wind oder E-Zahnbürste.

Vor Monaten hatte ich gelesen, man soll Ringelblumen zu den Tomaten pflanzen, weil das mehr Insekten herlocke, die dann auch die Tomatenblüten besuchen und so zu mehr Tomaten führen. Aber jetzt scheinen die Ringelblumen doch nicht so wichtig, außer man will Insekten haben, um an den Tomatenblüten zu wackeln.

Servus,

für

genügt es, wenn man mal ordentlich mit dem Fuß aufstampft. Weniger ruppige Charaktere streichen mal sanft mit der Hand durch die Kultur, das langt.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

Bienen interessieren sich nicht für den Blütenstaub sprich die Pollen der Pflanze. Bienen wollen Nektar, die Pollen bekommen sie ungewollt dazu.
Tomaten brauchen keine Bienen, ergo investieren sie nicht in Nektar. In Pollen allerdings schon.

Gruß,
Paran

Ich kann das nicht begreifen. Wieso verbreitet man derartige Fehlinformationen? Als ob Pollen aus Luft und Liebe bestünden.

Natürlich sind Pollen für Bienen und andere Insekten nahrhaft. Andernfalls würde das ganze Konzept doch nicht seit 200 Mio. Jahren funktionieren.

Tomaten (Sektion) – Wikipedia

Unfassbar, wirklich. Was läuft hier so falsch und warum alles?

Hallo Christian,

ist in Zusammenhang mit diesem Thread in verschiedene Teile aufzugliedern:

Daß Bienen sich nicht für Pollen interessieren, ist schlicht unterlassene Beobachtung - Erdhummeln und Honigbienen transportieren eingesammelten Pollen besonders auffällig außenbords, es ist relativ schwierig, das noch nie gesehen zu haben.

Die verbreitete, aber verkehrte Vorstellung, Nektar diene der Ernährung der Königin und der Brut, während Pollen für das Wachs zum Bau der Waben benutzt würde, stammt von der Beobachtung, dass die Gelbfärbung von Blütenpollen und Bienenwachs miteinander zu tun haben (in der Tat ist der Farbstoff derselbe). Sozusagen nach der Regel „knapp daneben ist auch vorbei“.

Zuletzt ist die Ausschließlichkeit, mit der ausgerechnet für Solanum Lycopersicum die Bestäubung durch Bienen bei Wikipedia postuliert wird, eine eher grob geschnitzte Vereinfachung. Es gibt bei den Solanaceen schon welche, die Blüten ohne Nektar bilden, aber auf Insekten angewiesen sind - auch an den aufwendig gestalteten Blüten zu erkennen u.a. bei Solanum melongena, etwas zurückhaltender Capsicum. Aber Tomaten brauchen keine Insekten - das hat sie zur Treibhauskultur par excellence prädestiniert: Man kann unter der Folie bzw. im Treibhaus eine Atmosphäre schaffen, die kein Insekt lange überlebt, ohne dass das die Bestäubung der Tomatenblüten behinderte.

Unterm Strich allerdings - und das ist wohl das, worum es Dir vor allem geht: Hörensagen, Bauchgefühl und gelegentliche Beobachtung ersetzt keine Kenntnis von Sachverhalten. Schade drum.

Schöne Grüße

MM

Was sie aber zumindest brauchen, ist jemand, der rüttelt und schüttelt?
Zugegeben: Über das Bestäubungsritual der Tomatenpflanzen hab ich mich nie groß informiert; mir war nur bekannt, dass für Glashaustomaten eine Hummelzuchtindustrie entstanden ist - was zur Folge hatte, das sich z.b. die Dunkle Erdhummel sich invasiv in Südamerika ausgebreitet hat, was drastische Folgen für die dortigen Hummelarten hat(te).

Jane Fonda dürfte das um 1980 auch beobachtet haben, zumindest mich erinnert das immer sehr stark an ihre Legwarmer :slight_smile:

Und überhaupt: Endlich sind in den letzten zwei Wochen die Hummeln in unserem Garten aufgetaucht. Die Erdhummel hat sich sehr lange Zeit gelassen, die Stein- und Ackerhummel sind diese Woche gefolgt …

Das Wort „Windbestäubung“ hab ich in diesem Thread draußen gelassen, weil das schon für andere reserviert ist, die ausschließlich mit Wind arbeiten - aber in der Tat reichen sehr leichte Bewegungen bei Tomaten für die Bestäubung aus.

Was ich über Treibhauskultur von Tomaten und Insekten weiß, ist nicht mehr so taufrisch, stammt aus der zweiten Hälfte der 1980er Jahre, als ich Gelegenheit hatte, die damals in Goldgräberstimmung aus dem Sand gestampften Folienkulturen bei Roquetas de Mar und Motril anzuschauen: Dort gab es mehrmals im Jahr „Bienenmärkte“, auf denen Imker aus den Alpujarras Bienenvölker verkauften, die zur Bestäubung in die Plastik-„Invanaderos“ gehängt wurden und dort immerhin so lange überlebten, wie man sie brauchte, bis die jeweilige Kultur abgeblüht war. Für Tomaten und Buschbohnen wurden keine zugekauften Bienen eingesetzt, für Gurken, Paprika und Auberginen aber schon.

Diese Praxis widerspricht sich mit dem, was Du von Südamerika berichtest; erklärbar wäre das vielleicht mit unterschiedlichen Graden der Intensität der Produktion, den andalusischen Goldgräbern genügte es vielleicht, wenn zwei Drittel bis drei Viertel der Blüten bestäubt waren?

Ja, sie sind recht spät dran dieses Jahr - da scheint irgendwas temperaturgesteuert abzulaufen.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

sorry, das war mir nicht bekannt, habe ich auf den von mir besuchten Wikiseiten auch so nicht gefunden.
Also Danke für die Information, mal wieder was dazu gelernt.

„Unfassbar, wirklich. Was läuft hier so falsch und warum alles?“

Diese Reaktion finde ich allerdings ein wenig übertrieben, man kann doch sachlich bleiben.

Gruß,
Paran

Hallo,

nun ja, ich stutzte ob Deines Beitrages, zweifelte, kramte in meinen Erinnerungen, schaute schnell nach, ob ich zurecht stutzte, und gelangte ohne langes Suchen auf der von mir verlinkten Seite.

Da hast Du völlig recht, nur handelt es sich nicht um ein isoliertes Ereignis. Es ist nicht das erste mal, daß Du voller Inbrunst eine falsche Behauptung in den Raum stellst. Und es ist ja nun auch nicht so, daß die Frage da seit zwei Wochen stand und andere Antworten nicht zu erwarten waren, so daß man sich denken müßte „hey, bevor gar keiner antwortet, haue ich lieber mal mein Hörsensagenwissen raus“. Aber ja: das nächste mal werde ich mich bemühen, höflicher auf Fehler hinzuweisen.

Gruß
C.

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„Unfassbar, wirklich. Was läuft hier so falsch und warum alles?“

Diese Reaktion finde ich allerdings ein wenig übertrieben, man kann doch sachlich bleiben.


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