Tonabnehmer auf Konzertgitarre befestigen

Hallo zusammen,

wie befestigt man am besten so einen kleinen runden Tonabnehmer auf einer Konzertgitarre?

Bei meinem war z.B. so klebende Knete und ein doppelseitiges Klebepad dabei. Ich hab’s erstmal mit der Knete versucht, aber da war der Sound extrem miserabel und leise. Naja, habe ich mir gedacht, alles oder nichts und habe dieses Klebepad ausprobiert. Zunächst war ich positiv überrascht. Sehr guter Sound, ordentlicher Pegel.

Aber nach einiger Zeit (2-3 Monate) war das Teil stumm. Ich denke mal, da haben sich Luftbläßchen oder so gebildet. Naja, ich dachte erst, es wäre kaputt und hab’s dann ganz vorsichtig wieder entfernt. Gar nicht mal so einfach. Naja, aber wenn man’s mit der Hand draufhält, ist der Sound nach wie vor in Ordnung.

Hat vielleicht jemand einen Tipp, wie man den Tonabnehmer entweder dauherhaft gut, oder noch besser wiederabnehmbar, aber trotzdem mit gutem Klang befestigt?

eloso

Hallo eloso,

ich hatte solche Teile vor langer Zeit auch mal. Die Knete kann man getrost vergessen, doppelseitiges Klebeband bringt nur kurz Abhilfe und alles Andere, was du in Form irgendwelcher Klebebänder etc. versuchen wirst, wird im Dauergebrauch auch scheitern, es sei denn, dir macht eine optisch völlig entstellte Gitarre nichts aus und mögliche Lackschäden durch die Klebstoffe sind dir auch egal u.s.w.

Ich hatte meine Mikros (hatte in der Anfangszeit mehrere davon) auf den Gitarren mit Unmengen des ultraklebstarken Leukoplasts aus der Apotheke festgeklebt. Das hät zwar eine Zeit lang, aber du kannst dir vorstellen, wie das ausgesehen hat. :smile: Und das Lack litt leider sehr darunter. In meinem jugendlichen Leichtsinn war mir das aber egal. Am sinnvollsten wäre wohl (theoretisch) die Befestigung mit Klammern, aber sowas scheint’s nicht zu geben bzw. ist scheinbar nicht vorgesehen. Die Aufklebmikros sind eine Notlösung und werden wahrscheinlich immer nur eine Notlösung für den kleinen Geldbeutel bleiben. (meine subjektive Ansicht)

Lieben Gruß
Huttatta

Hi Huttatta,

ja, leichte Lackschäden hat meine Gitarre dadurch jetzt auch schon bekommen.

Ich hatte auch mal so einen Tonabnehmer, den man mit einer Klammer ins Schalloch hängen konnte. Das Problem ist nur, dass man entweder nur die hohen oder nur die tiefen Saiten hört, je nachdem ob man das Gerät oben oder unten ansteckt. Mittig anstecken geht nicht, da das Teil zu dick ist, um unter die Saiten zu passen.

Was schlägst Du nun als Lösung vor? Ich habe keine Lust noch mehr Geld aus dem Fenster zu werfen bzw. meine Gitarre vollkommen zu ruinieren. Ich bin allerdings nur Hobbymusiker, dh. die Kosten sollten sich schon noch in Grenzen halten.

Gruß
eloso

Hallo eloso,

Was schlägst Du nun als Lösung vor? Ich habe keine Lust noch
mehr Geld aus dem Fenster zu werfen bzw. meine Gitarre
vollkommen zu ruinieren. Ich bin allerdings nur Hobbymusiker,
dh. die Kosten sollten sich schon noch in Grenzen halten.

bei Konzertgitarren sind, wie bei den meisten anderen akustischen Gitarren, Piezo-Tonabnehmer geeignet. Diese sind flexible, ca. 2 mm dicke Drähte, welche unter das Stegplättchen in die Stegfurche eingelegt werden, sofern dieses entfernbar ist. Dies erfolgt vom Gitarreninneren durch eine kleine (ca.) 2mm-Bohrung an einem Ende der Stegnut. Das macht dem Steg und der Gitarre nichts aus. Das Übertragungsspektrum ist sehr gut. Jedoch muss vom Stegplättchen (besser: einem Ersatzstegplättchen) auf der Unterseite etwa die Breite des Pickups heruntergefeilt werden, da es ja sonst zu hoch aus der Nut herausragt und sich so die Saitenlage verschlechtert. Alternativ muss der Boden der Nut entsprechend eingefurcht werden. Dabei ist darauf zu achten, dass halbwegs gleichmäßig geschiegt und keine größeren Hubbel oder Kuhlen entstehen (erforder etwas Geschick), weil sonst der Anpressdruck auf den Pickup unregelmäßig ist. So kann es passieren, dass einzelne Saiten stärker oder schwächer übertragen werden. Nachteil dieses Pickups ist, dass Golpes (Schläge auf die Decke, wie sie beispielsweise beim Flamenco häufig vorkommen) schlecht oder gar nicht übertragen werden. Wenn du also Flamenco spielen oder andere perkussive Techniken am Gitarrenkorpus anwenden willst, sind die Piezos nicht gut geeignet.

Da bei Konzertgitarren Magnetpickups ausscheiden, kommt noch ein Mikrofon in Frage. Da gibt’s eben die Kontaktmikrofone. Evtl. - so fällt mir gerade ein - wäre es möglich, sich eine kleine Spange anzufertigen und das Ding von innen mit kleinen Holzschrauben am Bracing festzumachen. Das ist dann aber schon sehr abenteuerlich. Des Weiteren gibt’s noch freie Mikrofone, die in den Gitarrenkorpus eingebaut werden oder von außen am Schallloch befestigt werden und somit alles (auch das Klopfen und andere am Korpus erzeugte Geräusche) in ziemlich guter Qualität aufnehmen.

Letztlich gibt es auch Hybridsysteme, die beides besitzen, also den Stegpiezo und das Mikro. Das ist natürlich das non plus ultra. Leider sind diese Systeme nicht gerade billig.

Bei den Piezos wird am Zargen an dem Gitarrenpol, wo sich der Gurtknopf üblicherweise befindet, und der innen fast immer durch einen starken Holzblock verstärkt ist, ein größeres Loch gebohrt (Durchmesser ca. 1 bis 1,5 cm, genau weiß ich’s jetzt nicht mehr). durch welches die Pickups mit der daran befestigten, zigarrenförmigen Elektronik eingeführt werden. Das zigarrenförmige Teil wird dann an diesem Lock von innen gekontert und schaut dann in Form eines Gurtknopfes aus der Gitarre heraus, in dessen Achse sich die Klinkenbuchse befindet. Man sieht also von außen gar nichts. Es sieht aus, wie ein gewöhnlicher Gurtknopf und wird selbstverständlich auch als Solcher benutzt. Bei aktiven Systemen wird der Batteriehalter ganz einfach (herausnehmbar, Klettverschluss) an einer angeklebten Klett-Unterplatte befestigt.

Ich selbst besitze das aktive Piezo-System von Highlander und bin damit sehr zufrieden. (Ich zog es vor, an der Stegeinlage zu feilen, anstatt die Nut tieferzulegen, da hier Fehler einfach durch eine neue Stegeinlage korrigiert werden können und dies keinen so entgültigen Eingriff am Instrument bedeutet. Ich kann dieses System wie alle anderen Produkte von Highlander nur empfehlen.

Die Preise liegen abhängig von der Qualität und Verarbeitung irgendwo zwischen ca. 70,- und 300,- EUR.

Tipp: Es braucht nicht unbedingt eine Regelungsmöglichkeit vorhanden sein. Manche mögen zwar aus irgendeinem Grund viele Knöpfe (es gibt Teile, wo am Stegknopf noch ein Kästchen mit Knöpfen hängt), ich aber nicht. :smile: Zumindest nicht an der Gitarre. Die meisten Systeme übertragen den Frequenzbereich nahezu linear, so dass die Klangregelung gut auch am Verstärker erfolgen kann. Ein Lautstärke-Potie kann sinnvoll sein, ist aber IMHO auch nicht unbedingt ein Muss. Also beim Kauf nicht auf viele Knöpfe achten, sondern lieber einfach bloß auf den Klang (sofern ein Test möglich ist).

Links:
http://highlanderpickups.com/
http://www.thomann.de/de/tonabnehmer_fuer_akustikgit…
http://www.aampselectricguitarstore.com/fishman_pick…
http://www.shadow-electronics.com/start.html
… und andere - einfach mal den Google fragen :smile:

LG
Huttatta

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Hallo Huttatta,

vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Da ich hauptsächlich Klassik spiele, also kein Flamenco, hören sich diese Piezo-Systeme sehr vielversprechend an. Da werde ich mich mal genauer umschauen und meinen „Knopf“ dann entsorgen.

Also nochmals besten Dank.

eloso